Diese Auswahlfelder vor dem Verfassen eines Textes machen mich nervös. Ich kann es nie hundertprozentig beantworten, insofern ich nicht schon vorgearbeitet habe. Haha. Faule Leute tun sowas nicht - und ich bin eine loyale Anhängerin. Das mit dem Müßiggang wird radikal durchgezogen.
Wer weiß, ob das hier eine Kurzgeschichte wird.
Wenn nicht, tut es mir leid eure Erwartungen enttäuscht zu haben.
Erwartungen...
Ich mag sie nicht. Sie bauen Druck auf und ganz sicher nicht verleiten sie mich dazu, besser zu arbeiten.
"Du schaffst deine Deadlines durchschnittlich einen Fingerbreit vor Schluss? Super! Mit unserer neuen Methode wirst du dich über doppelte Effizienz freuen können.
Von nun an stellt sich dein Vorgesetzter hinter dich, in der Hand eine Lederpeitsche. Wenn er ausholt, fehlen ihm exakt 20 Meter um in der Lage zu sein, dir starke Schmerzen zuzufügen. Für jede vergangene Minute wird ein Hieb getätigt, jeweils einen halben Meter näher an deinem Stuhl als vorher. Der Arbeitsplatz darf erst verlassen werden, wenn die Aufgabe zur Zufriedenheit aller Beteiligten erfüllt wurde." Wem soll sowas helfen? Masochismus lässt sich auch anders ausleben. Aber um Leistungssteigerung geht es hier nicht. Vertrauen ist das Stichwort.
"Ich kenne dich. Ich weiß, wer du bist. Jeden Morgen stellst du mir eine Tasse Kaffee auf den Tisch. Diesmal hast du es vergessen. Ich bin enttäuscht." ...von dir. Nicht wahr?
Ja genau, du hast mich durchschaut Kellie. Nun kennst du all meine Schwächen, wegen einer blöden Tasse brauner Brühe pro Tag. Das merkwürdige ist, dass du das wirklich glaubst. Innerlich, ohne es zu realisieren. Weil ich zweimal an dich gedacht habe, als ich an der Kaffeemaschine gefuhrwerkt habe, bin ich nun dazu verdammt, ein und dasselbe zu wiederholen. So lange, bis es mir egal ist, dass du dich urplötzlich auf mich verlässt. Klar, die Aufgabe ist trivial, doch das Prinzip ist es ganz und gar nicht. Wir schätzen uns gegenseitig ein und denken, wir könnten sagen, wie wir uns verhalten werden. Einmal Kaffee geholt, zweimal, dreimal,... Es ist dieselbe Situation und obendrauf dieselbe Person. A ist gleich A. Da ist kein Grund für dich, von deinen Gewohnheiten abzuweichen, also kann man wohl bei derselben Ausgangslage das gleiche Ergebnis erwarten. So wird aus einer Gewohnheit ein Verhalten. Wieso auch nicht?
"Lisa holt mir immer Kaffee. Sie ist so nett. Sicher wird sie dir auch einen mitbringen, wo sie doch so zuvorkommend ist."
Bin ich das? Jedenfalls schleppe ich von nun an morgends acht Starbucksbecher mit mir zur Arbeit. Karamellmachiatos mit einer halben Zimtlatte obendrauf, fettarmer Sahnehaube, Süßstoff und einigen Würfeln Eis in der Mitte, liegen leider außerhalb der Möglichkeiten unserer Kaffeemaschine. Wo ich doch in der Nähe des Ladens wohne, macht es keinen großen Umweg und ich bin doch "so lieb." Es liegt in meiner Natur, hilfsbereit zu sein. Bernd hat das behauptet. Er kennt mich. Er weiß wer ich bin. Und wenn ich dann mal keinen Bock habe früher aufzustehen, um einer Warteschlange aus dem Weg zu gehen, in der ich nichtmals stünde, wenn ich keine fremden Getränke auftreiben müsste, ist das eine beunruhigende Persönlichkeitsänderung. Falscher Umgang, vermutlich. An chronischer Übermüdung könnte es nie liegen, iwo, jeder weiß doch, ich wohne nicht weit weg. Mein allmorgendliches Lächeln beweist, dass ich immer durchschlafe und das bleibt so.
Das hat mir auch Olaf gesagt und er kennt mich.
"Dein Lächeln ist so bezaubernd. Du bist eine Frohnatur, unser kleiner Sonnenschein! Ohne dein Lächeln am Morgen kann keiner von uns wirklich durchstarten. Gut, dass du nie traurig bist."
Eigentlich bin ich ein Morgenmuffel, aber er hat so niedergeschlagen gewirkt, dass ich mir einen freundlichen Ausdruck abgerungen habe, um es nicht schlimmer zu machen. Tja, jetzt guckt er mich jedes Mal so erwartungsvoll an wenn ich im Büro ankomme.
"Mensch Lisa, hat sich dein Freund von dir getrennt, oder wieso bist du so miesepetrig unterwegs? So bist du doch nicht!"
Einmal in meinem Leben wäre ich es gerne, nur ein Mal. Doch nicht ich zu sein, hat Auswirkungen und ich bin erwachsen. Ich werde nicht so einfach von der Leine gelassen, wenn ich es verbocke, so zu sein, wie ich sein soll- wie ich bin. Ohne Erklärung läuft da nichts.
"Bei meinen Kopfschmerzen wäre mir das viel lieber. Verzeih, aber meine Freundlichkeit macht heute eine Ruhepause." Das Lächeln bleibt jedoch bestehen. So ist das bei netten Menschen.
Trauer kann ich nicht empfinden, wenn ich nicht die anderen enttäuschen will. Sowas tun nette Leute nicht.
Trotzdem bin ich es, immer häufiger. Ich kann nicht mehr. Dieser erwartungsvolle Blick lässt nichts zu, außer es weiter zu können, dabei geht es einfach nicht mehr. Es geht nicht.
Er soll aufhören mir zu vertrauen, doch auch das funktioniert nicht.
Olaf ist vertrauenswürdig.
Ich hasse Erwartungen.