Festessen und ein Rendezvous
Als wir aus dem Zug stiegen, zog ich die frische, intensiv duftende Luft der lauen Sommernacht in meine Lungen. Ja, seit Neuestem wusste ich wie befreiend es sein konnte tief einzuatmen. Auf dem von Fackeln und Laternen beschienen Bahnsteig von Hogsmeade herrschte das übliche Gedränge der kleinen, wuseligen Erstklässler, die wie aufgescheuchte Hühner durch die Gegend liefen. Sie steuerten auf Hagrid zu, der wie ein Leuchtturm aus der Masse herausragte und ihnen den Weg mit seinem Ausruf „Erstklässler zu mir“ wies!
Dies alles in mich aufnehmend, stieg ich gedankenverloren aus dem Zug und folgte den anderen zu den auf uns wartenden, schwarzen Kutschen, die uns ins Schloss fahren würden. Ich stockte, denn die seit Jahren für mich pferdelosen Kutschen waren auf einmal nicht mehr pferdelos, sondern wurden von Wesen gezogen. Ja, von einem pferdeähnlichen Wesen gezogen. Die schwarze glänzende Haut spannte sich direkt über ihren Knochen, wodurch sich ihr ganzes Skelett abzeichnete. die erstaunlichen lederartigen Flügel erinnerten mich an die von Fledermäusen. Aber am meisten faszinierte mich der knochige Kopf, hatte dieser doch eher die Ähnlichkeit mit einem echsenähnlichen Drachenkopf. Die weißen pupillenlosen Augen sahen leer und gespenstisch aus.
Ich wusste genau was für Wesen das vor mir waren, hatte alles über sie aus dem Buch „magische, gefährliche Geschöpfe“ gelesen.
Dies hier waren Thestrale, die nur für die Menschen sichtbar wurden die den Tot gesehen hatten, aufgrund dieser Eigenart galten diese Tiere als gefährlich und unheimlich, auch aßen sie Fleisch, aber ich muss sagen, sie hatten eine faszinierende Ausstrahlung und sie schienen sehr zahm. Ich versuchte mir meine Überraschung über diese unerwartete Erkenntnis nicht anmerken zu lassen, aber ich durfte beobachten, wie dies Harry nicht gelang. Er starrte auf die Thestrale, als wären sie Geister. Mein Mitleid hielt sich für ihn gerade in Grenzen, denn würde er einmal in sein Schulbuch blicken, hätte er gewusst, dass er nicht halluzinierte, sondern, dass dies ganz einfach halt eben Thestrale waren, nicht mehr und nicht weniger, keine Einbildung auf jeden Fall. Jetzt bestätigte ihm auch noch Luna, die schon in der Kutsche saß auf ihre eigene verträumte Art, dass er nicht phantasierte, sondern das auch sie in der Lage war diese Wesen zu sehen, aber sie machte dies so weggetreten, dass Harry und Ron mitleidige Blicke austauschten und zu sehen war, dass sie sehr an Luna zweifelten.
Ich verdrehte meine Augen, denn ich durfte mir nicht anmerken lassen, dass ich die Tiere auf einmal sehen konnte, da dann logischerweise die Frage aufkommen würde was in den Ferien passiert war, da ja erst jemand vor deinen Augen krepieren musste, damit man dazu in der Lage war diese Wesen wahrzunehmen, ein Teufelskreis. So saßen wir alle in der Kutsche und näherten uns Hogwarts, das hoch über uns thronte und sich vor dem sternenklaren Himmel als Silhouette abzeichnete. Es war ein prächtiges, altes, beeindruckendes Schloss. Der weiche Schein von abertausenden von Fackeln und Kerzen leuchtete einladend aus den verglasten Fenstern und vermittelten eine unwirkliche, romantische Atmosphäre. Als die Kutsche ruckelnd hielt, reihten wir uns in den unablässigen Strom von Schülern ein, die in die Große Halle drängten.
Es war immer wieder überwältigend, nach den Ferien das wuchtige Portal zu durchschreiten und die steinerne Vorhalle zu durchqueren, um dann durch die zwei großen Flügeltüren in die Große Halle einzutreten, welche durch ihre verzauberte Decke das Wetter widerspiegelte und dadurch eine sehr stimmungsvolle, mystische Atmosphäre entstand.
Ich ließ mich von diesem wohligen Gefühl gefangen nehmen. Zielstrebig hielten wir auf den Gryffindortisch zu. Dort versuchte ich mich so zu setzen, dass ich den Slytherintisch sowie den vor uns allen auf einem Podest thronenden Lehrertisch im Auge behalten konnte. Als endlich alle Zweit- bis Siebtklässler ihre Plätze eingenommen hatten und schlussendlich mehr oder weniger Ruhe einkehrte, öffneten sich noch einmal die Flügeltüren und ließen McGonagall und die wirklich winzig erscheinenden Erstklässler ein. Diese schritten nervös den langen Mittelgang entlang, um sich dann dem alten, sprechenden Hut zu stellen und von diesem mit großem Zinnober in eines der vier Häuser von Hogwarts eingeteilt zu werden. Während sich diese Prozedur in die Länge zog, schaute ich neugierig umher und nahm einen am Slytherintisch, wie einen König thronenden Malfoy wahr. Dieser blickte mir einmal direkt in die Augen und wie mir schien trat ein amüsierter Zug in seine. Ich erwiderte diesen stummen Schlagabtausch mit einem Lächeln. Es war zu lustig, ich tauschte mich mit Draco in der Großen Halle aus, wer hätte das jemals gedacht.
Als ich bei meiner Begutachtung beim Lehrertisch ankam, konnte ich dank Ritas Exposés Dolores Umbridge in ihrem schrecklichen rosafarbenen, biederen Kostüm mit einem passenden rosa Hut auf dem grau-braunen mit kurzen, grauen Locken bewachsenen Hinterkopf ausmachen. Sie wirkte wie eine kleine Kröte, eine wahrlich unsympathische Frau. Sie hatte ein wabbeliges Gesicht mit leicht hervorquellenden, runden, blauen Glubschaugen und einen breiten, schlaffen Mund. Ihr krötenhafter Kopf ging fast ohne Hals direkt in ihren auffällig kleinen, rundlichen Körper über. Diese Frau war klein und feist, an ihren unruhig auf der Tischplatte trommelnden, dicken Wurstfingerchen hatte sie viele, kitschige Ringe. Doch jetzt hatte sie Professor Dumbledore unterbrochen und nun begann sie, ihre eigene Rede zu schmettern!
Diese präsentierte sie uns in einer hohen, gekünstelten Kleinmädchenstimme, denn alles was sie nun so zuckrig, süß vortrug war alles andere als unschuldig oder gar schön. Wow, das war doch interessant, genau das was Rita gesagt hatte. Fudge und das Ministerium wollten jetzt voll in Hogwarts mitmischen. Diese Erkenntnis oder auch Offenbarung ging an Harry und Ron wieder mal so was von vorbei, so dass ich ihnen eine kurze Zusammenfassung geben musste. Das war ja klar gewesen und ich warnte sie inbrünstig, sich vor ihr in Acht zu nehmen. Auch Professor Snape schien nach dieser Rede eher missgelaunt, so wie er die Mundwinkel nach unten verzog, aber er schaute mir einmal auffordernd in die Augen, ob ich auch ja nicht unsere Verabredung vergessen hätte, was ich ihm mit einem sachten Nicken auch zu verstehen gab. Mir tat nach dieser anstrengenden Nacht und der endlosen Zugfahrt wirklich alles weh, aber ich durfte mein Treffen mit Snape nicht verschieben!
Wie gut, dass als nun endlich das Essen beendet war, die einzige Aufgabe der Vertrauensschüler war, die Erstklässler und alle anderen Gryffindors in unser neues Passwort einzuweihen und ihnen den Weg zu zeigen. Im Gemeinschaftsraum, der dominierend in den Farben des Hauses in Rot und Gold gehalten war, konnte ich mit den Twins einen schnellen Austausch zu Wege bekommen.
„Haben die Karte! Harry will sie erst in ein paar Tagen wieder haben“, flüstere mir Fred vertraulich ins
Ohr.
„Auf euch ist verlass, sehr gut, ich hab jetzt noch einen Termin“, wisperte ich leise, was mir einen skeptischen Blick von George einbrachte.
„Wir sind erst seit ein paar Stunden in Hogwarts und du hast schon irgendwelche Techtelmechtel?“, stichelte Fred und grinste sehr frech.
„Ahaha, ja hab ich! Ihr könnt ja aufpassen, dass sie mich nicht suchen?“, fragte ich vorsichtig.
„Geht klar und sei schön brav“, kicherten sie wie blöde, denn dass ich ihrer Ansicht nach nichts Gutes im Sinn hatte, schienen sie vorauszusetzen. So wie es aussah, freuten sie sich wieder in Hogwarts zu sein und der Tyrannei ihrer Mutter entkommen zu sein. Und so schlich ich aus unserem Gryffindorturm, aus dem siebten Stock, hinunter in die düsteren Kerker. Es war schon fast zehn und so wirkte das Schloss in seiner grauen, steinigen Atmosphäre auf den ein oder anderen bestimmt unheimlich. Ich fühlte mich aber sehr wohl, so alleine durch die Korridore zu schleichen, das Einzige was ich nicht so toll fand war, dass der Weg dann doch arg lang war. Als ich den Zugang zu den Kerkern hinter mir ließ und immer tiefer hinabstieg, nahm die Kälte zu, da es hier immer leicht frisch war und so setzte ich zügig meinen Weg zu den Räumlichkeiten meines Professors fort, aber ich war vorsichtig, da ich mich hier auf Slytherin Gebiet befand und mir somit nicht jeder Wohlgesonnen wäre. Ich stand schließlich vor einem Bild, das einen schlechtgelaunten Ritter zeigte. Das passte irgendwie, dachte ich bei mir, als ich auch schon meinen Mut zusammennahm und harsch klopfte. Ich mochte mit ihm geschlafen haben, aber das wusste er ja nicht.
Die Tür schwang nach innen auf und offenbarte das private Büro des Professors, das spartanisch, um nicht zu sagen minimal, eingerichtet war, sprich ein Schreibtisch an der hinteren Wand, ein die gesamte Fläche einnehmendes Bücherregal und eine Tür, die höchstwahrscheinlich in sein eigenes Labor führte. Ich konnte ihn nicht sehen, aber er schien mich erwartet zu haben, sonst hätte sich die Tür nicht geöffnet und so tat ich wagemutig in die Höhle des Löwen. Nein, halt. Falsch, in die Höhle der Schlange, korrigierte ich mich selbst. Ich ging auf den Schreibtisch zu und blickte auf die akribische Ordnung, bis ich vor Schreck herumfuhr, da sich ein Teil der Bücherwand bewegte und eine bisher nicht sichtbare Tür offenbarte, aus der die schwarzgewandete Person meines Professors erschien.
„Miss Granger, kommen Sie?“, fragte er schnarrend und zog sich in die dahinterliegende Dunkelheit zurück. Wie bitte, ich würde in das Heiligste von Snape dürfen, seine privaten Räumlichkeiten betreten? Da würde ich mich nicht zweimal bitten lassen, denn ich war sehr gespannt, wie er lebte. Und so trat ich flott auf die Öffnung zu. Mir offenbarte sich ein gemütliches, großzügiges Wohnzimmer, das einen großen Kamin hatte. Darum stand eine einladende Ledercouch in grün, was sonst, zwei Sessel und man sah kein Fitzelchen Stein, da alle Wände mit Regalen vom Boden bis zur Decke mit Büchern gefüllt waren. Wow, ich denke hier könnte ich einige Zeit glücklich verbringen.
„Professor!“, kam es höflich von mir, währenddessen hatte er in seinem Sessel schwungvoll Platz genommen. Er trug keinen Umhang, zeigt sich heimelig leger. Er deutete wortlos auf die Couch. Der Aufforderung kam ich sofort nach und sank darauf nieder, denn der weite Weg war nicht spurlos an mir und meiner Verletzung vorbeigegangen und ich war etwas atemlos. Er hatte vor sich ein Glas Rotwein stehen und sah mich taxierend an. Auch wenn ich mich an die Geschehnisse in der Blackbibliothek nicht mehr zu hundert Prozent erinnern konnte, so kam es mir vor, als wäre für ihn das Ganze noch nicht abgeschlossen, aber um dieses Gespräch zu umgehen, war ich echt zu müde. Der Tag hatte an meinen Kräften gezehrt und sollte er mir halt Fragen stellen, ich musste sie ja nicht beantworten und meine Mauer, die meinen Geist schütze, stand wie eine eins.
„Möchten Sie auch ein Glas?“, kam die unerwartete, forsche Einladung von Snape.
„Ja gerne!“, ich versuchte jegliche Überraschtheit zu überspielen und ganz cool zu wirken, aber dass mir mein Professor anbot mit ihm etwas zu trinken, überrumpelte mich schon. Ich meine, ich verdankte dem Mann viel, sehr viel! Nur etwas so Lapidares wie mein Leben. Er schwang seinen Stab mit einer eleganten Bewegung und schon hatte ich ein Glas in der Hand, dann erhob er seines auffordernd. Ich hob es an, prostete ihm vorsichtig zu und trank. Ich muss sagen, der Geschmack des Professors war gut, ein edler Tropfen, somit leckte ich den letzten Tropfen von meinen Lippen und war mir dabei der mich ständig belauernden Augen des Professors deutlich bewusst. Er hielt sich sehr gerade, nur seine dunklen Augen in seinem blassen Gesicht huschten immer umher und beobachteten jede meiner Bewegungen.
„Haben Sie mir noch etwas zu erzählen?“, legte so typisch seinen Kopf schief und fokussierte mich genau. Mhm… unter Anbetracht dessen, dass das Geschehen gestern in der Bibliothek etwas neblig in meinen Gedanken war, im krassen Gegenzug zu dem was sich in der Gasse abgespielt hatte und mir leider immer noch sehr lebendig vor Augen stand, sah ich ihn nun fragend an, da ich wirklich nicht genau wusste was er erzählt haben wollte. Und so stöhnte er dann auch leidend auf.
„Zu den Geschehnissen, was Sie mit Ihren beiden Angreifern getan haben?“, forderte er genauer aber auch etwas ungeduldiger.
„Ah, so tja, wie ich Ihnen schon gesagt habe wurde Derrick mit einem Obliviate von mir bedacht … ja genau…“, und nahm nochmal gierig einen Schluck von dem leckeren Tropfen, da meine Kehle plötzlich sehr trocken geworden war.
„Dass dies aber ein alles umfassender, gedächtnislöschender Obliviate war und ihm falsche Erinnerungen an ein nicht existierendes Leben gegeben wurden, hatten Sie vergessen zu erwähnen, Miss Granger!“, meinte er verächtlich schnaubend und schaute mir böse in die Augen. Doch davon ließ ich mich ja so was von nicht beeindrucken. Sollte ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Pah, da musste noch viel passieren, der Scheißkerl hatte es nicht anders verdient.
„Was wollen Sie damit andeuten, Sir? Ja, wenn Sie es so ausführlich wünschen, dann ja, genau so ist es abgelaufen, und bevor Sie fragen warum, erstens war oder besser bin ich stinksauer und hab dies als perfekte Strafe gesehen. Ein Death Eater, der denkt er sei ein Muggel, wahrlich zum Schreien! Und zweitens es war eine gute Übung und Übungsmaterial um das es nicht schade wäre, das ist selten…“, meinte ich kalt. Zum Abschluss trank ich nochmal einen beruhigenden Schluck und betrachtete danach das glitzernde Rot des Weines im Schein des Kaminfeuers, da ich ihn nicht ansehen wollte.
„Chrmm tja, wahrlich überraschend, dann bleibt mir wohl nichts anderes, als Ihnen zu Ihrem gelungen Obliviate zu gratulieren!“, sagte er mit spitzer Stimme und sah mich ungerührt an. Das passte ihm alles so gar nicht, so steif wie er auf seinem heimischen Sessel saß. Dass er mich aber hier empfing erstaunte mich. Ich hatte zwar nicht den Mut zu fragen, aber ich vermutete mal stark, dass ich die erste Schülerin war, die dieses Heiligtum betreten durfte, bis auf Malfoy Junior natürlich. Sollte ich mich geehrt fühlen?
„Professor, was blieb mir denn anderes übrig? Ich musste ihm die Erinnerung an mich nehmen. Was glauben Sie hätten Fudge und das Ministerium mit mir und einer Leiche gemacht? So schnell hätte ich gar nicht Askaban sprechen können, da hätten sie mich dort schon hin abgeschoben, so… wie Sirius!“, bekannte ich nun doch leise wispernd.
„Wo Sie recht haben, Miss Granger, ich zeige mich nur erstaunt, da mir keine Fünftklässlerin bekannt ist, die einen vollumfänglichen Obliviate ausführen kann“, brummte er nicht erfreut und sein Ton war dabei sehr misslaunig. War das ein Kompliment gewesen? Oh, über solches Lob von dieser Stelle würde ich mich immer freuen, da so etwas nie vorkam, nahm ich es gerne an. Aber darauf mit Dank zu reagieren, wäre bei Snape absolut falsch gewesen, dann wäre er nur verschnupft, also nahm ich es lediglich hin und warf ihm einen Blick zu, das war alles.
„Seit wann können Sie verbotenerweise Portschlüssel erschaffen?“, forderte er weiter und setzte sein Verhör fort! Schrecklich, war der Mann pedantisch, war ja nicht auszuhalten, der musste echt alles wissen.
„Seit den Ferien, Sir. Ich dachte mir, ist auch schon egal, hier eine Leiche, dort der Obliviate, dann kann ich Fudge doch gleich mal ein bisschen Schocken und versuchen seine rosarote Brille zu verschieben und schicke ihm die beiden auf direktem Weg“, dabei kicherte ich gehässig auf, da ich dies als immer noch originell empfand. Auch Snape erhob jetzt sein Glas und prostete mir erneut zu und nickte bedächtig.
„In der Tat, diese Einschätzung ist richtig. Nur, dass Sie bereit sind so weit zu gehen, entzieht sich meinem Verständnis. Warum tun Sie das alles, Miss Granger?“, belauerte mich wie eine Wildkatze auf dem Sprung.
„Durch eine Gasse gehen, wie das normale Menschen tun? Zauber üben und lernen weil ich das schon immer getan habe, oder was meinen Sie, Sir?“, hielt ich dagegen.
„Ich bin nicht so doof wie der Hund. Was treibt Sie wirklich an und glauben Sie mir, Sie wissen gar nicht auf was Sie sich einlassen, dafür sind Sie viel zu jung. Hören Sie auf so lange Sie noch können! Glauben Sie mir, das ist kein Leben, für niemanden! Das wollen Sie nicht, Sie haben Freunde, Familie alles!“, versuchte er mir eindringlich klarzumachen und er erstaunte mich. Sorgte er sich etwas? Er brachte seine Argumente richtig überzeugend rüber, aber ich wusste auf was ich mich einließ. Diese Seite hatte mich schon immer angezogen und die letzten Geschehnisse hatten mir gezeigt, dass ich sehr wohl mit allem was ich würde tun müssen zurecht kam. Wenn man so wollte, hatte ich gestern die letzte Bestätigung erhalten, dass ich zu wirklich allem in der Lage war. Und seine anderen Argumente entkräftete ich in Gedanken auch, denn in nicht einmal einem Jahr hätte ich keine Eltern mehr, wäre Waise. Wenn er wüsste, dass ich dies selbst in die Wege leitete, würde er, ja, was würde er dann tun? Vor meinen Augen einen Herzinfarkt bekommen? Und Freunde, da hatte ich nicht viele, Harry und die Twins, aber die Twins unterstützen mich und Harry, eines Tages vielleicht, wir würden sehen, ich war mir da nicht sicher.
„Bilden Sie sich nicht ein, dass Sie alles Wissen, Professor!“, zischte ich böse.
„Und glauben Sie mir, ich gebe mich keinen Illusionen hin. Ich bin wahrlich kein Kind mehr!“, hatte mich dabei sehr steif aufgerichtet. „Und ich hasse es mich zu rechtfertigen!“
Ich versuchte aber meine Gleichgültigkeit wiederzufinden, denn sonst wäre ich ein leichtes Opfer, wenn man eins in Snapes Gegenwart nicht haben durfte, waren es Gefühle, Gefühle die überschwappten. Er hatte meinen gemäßigten Gefühlsausbruch stumm und vollkommen gleichgültig über sich ergehen lassen. Er war wirklich genial im unterdrücken jedweder Gefühle, wenn ich ihn denn nur als Lehrer gewinnen könnte, aber dieser Blauäugigkeit wollte ich mich nicht hingeben, da er mir ja gerade gesagt hatte was er von dem hielt was ich tat.
„Nun denn, wieder beruhigt?“, kam es sehr spöttisch von ihm, während er mich mit der gehobenen Augenbraue begutachtete.
„Würden Sie sich nun ausziehen!“, bat er weniger als dass er es denn befahl. Mit diesem abrupten Themenwechsel dachte er wohl mich kalt zu erwischen, aber nicht mit mir, schließlich war ich hierher gekommen weil er meine Wunden ansehen wollte, aber ich wusste, dass er es jetzt so forderte sollte mich demütigen. Was es wahrscheinlich auch tun würde, wenn ich es denn so sehen würde, was ich aber nicht tat, dafür war mir der Professor schon zu nah gekommen! Geistig Zunge raus gestreckt, was er aber nicht erfahren würde.
„Wie Sie wünschen, Sir!“, kam es süßlich von mir. Ich erhob mich und begann als erstes meinen Schal ganz bewusst langsam und lasziv von meinem Hals zu wickeln, bis ich diesen auf die Couch schweben ließ, dann wandte ich mich meinem Schulumhang zu, den ich langsam von den Schultern gleiten ließ und ebenso auf die Couch warf. Nun blickte ich interessiert auf. Die Lage, in der wir uns gerade befanden war mehr als zweideutig und ich denke dem Professor entging dies auch nicht, so wie er die Hände in die Armlehnen seines Sessels krallte, so dass die Finger leicht weiß wurden. Ich, seine Schülerin, legte in den Privaträumen meines Tränkeprofessors eben einen Strip erster Klasse hin. Was jeder denken würde, der auf einmal eintreten würde, war klar.
Ich versuchte es richtig verführerisch zu machen, da ich ihn für vorher ärgern wollte. Mein Kleid ließ ich dann auch sachte von meinen Schultern gleiten und es kam schließlich an meiner Hüfte zum Liegen. So stand ich in dem schummerigen Licht der Kerkerwohnung. Mein halbentblätterter Körper wurde vom schmeichelnden Schein des Feuers beschienen. Der Professor saß immer noch sehr starr in seinem Sessel, behielt aber seine gewöhnliche, gleichgültige Maske bei. Seine Selbstbeherrschung war wirklich wie immer zu bewundern. Da er keinen Muskel rührte, ging ich nun langsam auf ihn zu.
„Miss Granger, was gedenken Sie hier zu tun?“, zischte er in seiner öligen Stimme gefährlich.
„Nichts Sir, ich komme nur zu Ihnen, dass Sie sich meine Verletzungen aus der Nähe anschauen können“, meinte ich nüchtern und stoppte jetzt vor seinem Sitz, beugte mich vor und konnte seine obsidianfarbenen Augen beobachten, wie sie jeden Zentimeter meine Haut scannten.
Dieser Blick ging einem eiskalt den Rücken runter. Ich konnte eine wohlige Gänsehaut unter diesem intensiven Blick nicht verbergen, wollte ich aber auch nicht. Als ich tief genug war, reckte ich ihm meinen Hals provokant entgegen, damit er die Quetschungen begutachten konnte. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren wie er darüber strich. Die ganze Atmosphäre war spannungsgeladen. Bis jetzt war kein Wort mehr gefallen, aber nun hob er erschreckend langsam seine Hand und als seine Fingerspitzen sachte meinen Hals berührten, war es, als würde ein Funke überspringen. Seine tiefschwarzen Augen leuchteten auf, ein Glimmen war ihn ihnen zu sehen und ich musste ein Schnurren unterdrücken. Er brach diesen nebulösen Zustand, richtete sich bestimmt auf und rief mit einem Zauber einen Tiegel zu sich, den er in der Luft auffing und dann mir mit sanften Bewegungen die Salbe auf meinem Hals verrieb. Ich schloss dabei genüsslich die Augen, denn ich genoss es wirklich so versorgt zu werden. Es vermittelte mir ein gutes Gefühl nicht allein zu sein, auch wenn er es nicht gut hieß was ich tat.
Auf einmal spürte ich zu meinem Leidwesen, wie die streichelnde Bewegung endete. Dass Snape so sanft sein konnte, würde mir keiner glauben. Somit erwachte ich wieder aus meiner Trance und riss die Augen auf und starrte ihn an. Ich wurde mit einem höhnisch verachtenden Ausdruck belohnt, aber damit konnte ich leben, nur um ihn zu ärgern rang ich mir ein verführerisches Lächeln als Antwort ab. Dann richtete ich mich auf und wandte ihm meinen Rücken zu. Bisher war kein weiteres Wort zwischen uns gefallen. Auch hier arbeitete er sich akribisch vorwärts und ich ließ alles über mich ergehen, bis er mir ein Pflaster aufklebte, wobei ich mir sicher war, dass ich seine Berührungen nicht so schnell vergessen würde.
„Bis morgen Abend dürfte alles verheilt sein, dann können Sie es entfernen!“, gab er leise von sich und ich konnte hören, wie er sich wieder in seinen Sessel lehnte. Ich richtete mich wieder vollends auf. Das tat gut, wie wunderbar, auf Muggelart hätte ich wochenlang an dieser Geschichte laboriert. So nah ich immer noch bei ihm stand, drehte ich mich nun zu ihm um, um ihm einen guten Blick auf mich zu geben und zog mir nun mein Kleid wieder hinauf. Erst dann trat ich zurück und setzte mich wieder und nahm mein Glas auf, um einen Schluck zu trinken.
„Danke Professor, ohne Ihre tatkräftige Hilfe hätte ich das alles nicht so schadlos überstanden, sollten Sie jemals…mhmh….einen Wunsch haben, scheuen Sie sich nicht ihn mir zu sagen!“, bot ich rechtschaffend an und schenkte ihm dankbar ein Lächeln. Er zog typisch snapelike die Braue hoch. „Miss Granger, was wollen Sie anbieten?“, klang er durchwegs zweideutig und ich konnte fühlen, wie es zu meinem Erstaunen zwischen meinen Beinen unerwarteter Weise zu kribbeln begann, als ich seinen tiefen Bariton hörte.
„Was immer Sie wünschen, Sir?“, schnurrte ich sinnlich, mir der Doppeldeutigkeit durchaus bewusst.
„Was bilden Sie sich überhaupt ein? … vergessen Sie eines nicht, Sie sind jetzt wieder in Hogwarts, dies ist mein Territorium! Und hier gibt es keinen Black, der Sie vor mir schützen kann!“, meinte er erzürnt über mein provokantes Angebot, dabei knurrte er tief auf und saß aber immer noch entspannt mit überschlagenen Beinen da. Och, wie süß, dachte er, er könnte mir damit Angst einjagen?
„Natürlich Sir, ich würde nie wagen Ihnen… auf Ihrem… Territorium zu nahe zu treten. Und keine Angst, egal wo wir uns befinden, werde ich mich nie von Sirius beschützen lassen, das brauche ich nicht“, wehrte ich ab.
„Ach, unsere taffe Miss Granger nicht wahr?“, sah er mich zynisch an. Er lächelte wirklich böse, ich erhob mich jetzt und nahm noch meinen Schal auf, den ich umschlang und den Umhang, den ich mir anzog, dann wandte ich mich der im Bücherregal versteckten Tür zu.
„Ich denke, ich werde dann aufbrechen. Ich hoffe dies hier können wir mal wiederholen, denn ich denke, wir könnten uns auf vielen Gebieten helfen! Nun, die Sperrstunde hat schon begonnen, nicht dass Sie mich noch bestrafen, Sir!“, bot ich ihm verlockend an und erntete eine skeptisch erhobenen Braue.
„Möchten Sie denn von mir bestraft werden?“, nahm er sofort meine Aussage auf und seine Augen glommen bösartig auf. Ich antwortete mit einen Schulterzucken. Als ich an der Tür angekommen war, wandte ich mich endgültig um und sah ihn immer noch entspannt dasitzen, als ich noch eine Frage an ihn richtete.
„Professor, eine Frage noch, was soll man von Draco Malfoy halten?“ So schnell konnte ich gar nicht schauen, wie er wie ein geölter, schwarzer Blitz auf mich zuschoss und mich an die hinter mir liegenden Bücher knallte und so zwischen sich und dem Regal einkeilte. Ich keuchte überrascht auf und verzog mein Gesicht schmerzhaft, da meine Verletzung sofort wieder pochte. Seine Hände umklammerten meine Schultern grob und sein Gesicht war meinem bedrohlich nahe. Seine Augen bohrten sich unheilverkündend in meine. Ich war unsicher, denn in diesem Moment fühlte ich so etwas wie Angst oder Sorge, ja ein bisschen.
„Lassen Sie die Finger von diesem Jungen, ziehen Sie ihn nicht in Ihre Spielchen mit hinein!“, zischte er wie eine Schlange und musterte mich mit einem drohenden Blick.
„Oh, Angst um Ihren kleinen Liebling, wie kommen Sie darauf ich könnte ihn in Spielchen mit hineinziehen?“, kam es frech von mir, aber auch absolut unbeeindruckt, worauf er mit den Kiefern über meine Anmaßung mahlte. Ich würde ihm ganz sicher nicht zeigen, dass sein Handeln mich
irgendwie tangierte.
„Ach, bitte Miss Granger, wie ich darauf komme? Bitte, wenn Sie sich so nach ihm erkundigen, zeigen Sie Ihr Interesse!“, hauchte er eisig.
„Und das stört Sie, Professor?“, meinte ich keck, was in der momentanen Situation, in der ich mich befand, vielleicht etwas wagemutig war. Er stieß darauf auch ein tiefes Grollen aus, fasste mir brutal in mein Haar und zog meinen Kopf zurück, dann drückte er nun grob seinen Mund auf meinen. Ich erwiderte den Kuss ebenfalls, wodurch er schnell wild wurde. Nie hätte ich gedacht, dass Snape so küssen konnte. Er stellte Sirius bei Weitem in den Schatten, denn er küsste mich mit einer alles verzehrenden Leidenschaft, nicht sanft, oh nein, aber intensiv. Und schon wieder bedauerte ich es, dass er Minna nicht geküsst hatte! Nach langer Zeit lösten wir uns schwer atmend voneinander und er starrte mich aus glänzenden Augen an.
„Gehen Sie nun ins Bett und tun Sie nichts dummes, Miss Granger, und vergessen Sie nicht, ich behalte Sie im Auge!“, hauchte er rau. Ich wäre zwar gerne weiter gegangen, aber ich wusste, das würde nichts bringen. Entweder es ging von ihm aus, oder nicht und so nickte ich nur. Es war besser so, also ging ich. Man konnte seinem inneren Kampf direkt zusehen, wie er mit sich rang mich nicht zu packen und in sein Bett zu zerren, da er schwer schluckend zurück trat und mich somit freigab. Die Tür öffnete er mit einer Handbewegung und ließ mich vorbeigehen. Es hatte soeben seine Moral gesiegt. Als ich aus seiner privaten Bürotür trat, atmete ich erstmals tief ein, dass ihn die Frage nach Draco so würde explodieren lassen, hätte ich nicht erwartet. Die Kerker von Hogwarts waren wirklich eine dunkle, feuchte und kalte Angelegenheit, die eine ganz eigene Gefährlichkeit ausstrahlten, da man sich hier auf Slytheringebiet befand. So aber lehnte ich noch an der Holztür und sammelte mich, rang meine Erregung nieder und strich über meine von dem Kuss gereizten Lippen, als mich ein Räuspern aufschrecken ließ.
„Na Mudblood, ich hab schon gedacht, du wirst bei ihm übernachten“, kam die spöttische Stimme von Draco, den ich jetzt im diffusen Licht der Kerkerfackeln erkennen konnte, wie er lässig an der steinernen Wand lehnte.
„Und entsetzt, Pureblood?“, ich hatte mein Erstaunen schnell überwunden.
„Auf den Mund gefallen bist du wahrlich nicht, auch wenn deine Lippen anscheinend eine Kollision hatten“, lächelte er laut auf. „ Komm mit!“, forderte er und stieß sich von der Wand ab, wedelte herrisch mit seiner Hand und bedeutete mir ihm zu folgen, was ich brav wie ich war tat.