Es heißt "Ein gebranntes Kind scheut das Feuer".
Verbrennungsopfer meiden das Feuer, traumatisiert verziehen sie sich in die Dunkelheit. Menschen werden gemieden, denn sie tragen ihr Traumata auf ihrer Haut, für jeden sichtbar. Doch was ist mit denen von uns, deren Verbrennungen nicht offenliegen, sondern tief in unserer Seele verborgen sind. Niemand soll es sehen, vernarbte Haut, vernarbte Seele . . .
Ich bin nicht schwach!
Wir, wir werden zu den gebrannten Kindern, the burned children.
Eigentlich soll der Begriff "Ein gebranntes Kind scheut das Feuer" nur bedeuten, dass wer einmal einen Schaden erlitten hat, jetzt besonders achtsam ist. Als hätte man sich an kaputten Glas geschnitten und daraus gelernt hat.
Doch unsere Wunden, sie gehen so viel tiefer.
Vergessen, vergessen was mal war, vergessen wer man ist. Egal was man macht, man hat eine Narbe auf der Seele. Schreit, schreit immer dann, wenn man es vergessen hat, ein ewiges Memento. Erinnerung von Qual. Hass steigt auf. Hass darauf, dass man zugelassen hat, dass die Vergangenheit einen einholt. Hass darauf, dass man schwach ist.
Warum kann ich nicht stärker sein?
Warum musste mir dies alles passieren?
Warum muss mir alles so schwer fallen?
Warum kann ich nicht normal sein?
Alles meine Schuld.
Warum muss ich für das Verhalten anderer büßen?
Dieser Schmerz kann einen ausfüllen, man spürt nichts anderes mehr. Ist es nicht ironisch, dass die Ursache, menschliche Nähe, gleichzeitig die Heilung ist. Der Prozess der Heilung zerreißt einem den Verstand und das alles nur für ein paar Minuten Stille, Stille im Sturm der eigenen Gefühle.
Trotz allem sollte nie vergessen, dass man ein gebranntes Kind ist, denn von uns gibt es viele!
Wir sind nicht allein!
Auch du nicht!