Seit meinem kleinen Liebesgeständnis ist nun sehr viel Zeit vergangen. Wir gehen mittlerweile schon viel entspannter mit einander um, was mich wirklich freut. Wir haben englisch. Im Klassenraum herrscht Totenstille. Das tut es immer, wenn Frau Adams unterrichtet. Ich bearbeite die Aufgaben, die sie uns gibt mit einer ganz anderen Betrachtung, so auch jetzt. Plötzlich ruft sie meinen Namen und bittet mich, nach vorne zu kommen. Lea beobachtet mir grinsend und macht Handzeichen in Form eines Herzens. Ich lächle und gehe schüchtern nach vorne. Direkt vor ihr mache ich Halt und sehe sie an. Die Hände habe ich locker in die Hosentasche gesteckt, um cool zu wirken.
„Jasmin lädt dich herzlich zu ihren Geburtstag ein.“, richtet sie mir aus. Ich brauche ein paar Sekunden, um zu realisieren, was sie da gesagt hatte, dennoch glaube ich ihr nicht, grinse und sage; „Ja,ja..., witzig, Frau Adams.“. Emilia Adams lacht wahnsinnig elegant auf. Ein paar Augenpaare richten sich auf uns und ich werde stolz. Sie versichert mir, dass es kein Scherz war. „Trotzdem liegt es natürlich in deiner Hand, was du letztendlich machst. Wenn du ablehnst, ist das auch okay.“, fügt sie hinzu, als sie merkt, dass ich nicht so richtig weiß, was ich sagen kann.
„Ich komme nur,“, entgegne ich schließlich, „wenn das für Sie wirklich in Ordnung ist.“. Sie grinst, als wäre mein Einwand wirklich so belustigend. Sie wirkt, als wolle sie mich wirklich dabei haben und ich unterdrücke nur mit Mühe meine Freude. „Ja, Julia, das wäre für mich in Ordnung...“, sagt sie ganz dezent. „Cool. Dann freue ich mich, aber soll ich irgendetwas mitbringen?“, frage ich locker. Sie schüttelt den Kopf und wendet sich ihren Klausuren zu. Das macht sie mittlerweile oft, wenn wir reden. Wir reden ständig, aber nur, so lange, wie sie es möchte. Ich spüre, dass sie in die Gespräche mit mir einfach nicht zu viel Wichtigkeit reinlegen möchte. Das ist okay. Ich bin eine Schülerin. Immerhin redet sie noch mit mir, nachdem ich auf so unromantische Weise alles gestanden habe. Ich mustere sie noch einige Sekunden. Sie geht mit der Hand durch ihre Haare, damit sie ihr nicht im Gesicht liegen. Sie sitzen komplett gerade und ihre Beine sind überschlagen. Ihr Kopf ist leicht geneigt und sie schaut starr auf die Aufgaben. Ohne aufzusehen, fragt sie: „Ist noch was?“, was mir viel mehr sagen sollte, dass ich mich wieder setzen soll. Erst jetzt merke ich, wie doof es rüber kommen muss, dass ich einfach nur neben ihr stehe und sie anstarre. Ich möchte noch etwas sagen!
„Viel Spaß, beim Korrigieren, Süße!“, sage ich und ärgere mich direkt wieder. Schnell setze ich mich auf meinen Platz, aber sie mustert mich.
Die Tage vergehen wie im Flug und endlich ist der große Geburtstag da! Ich freue mich vermutlich mehr, als sie. Von Schuldgefühlen geplagt, dass ich jetzt gar kein Geschenk habe, bewege ich mich auf die Haustür zu. Nervosität macht sich in mir breit und doch bewegt sich mein zitternder Finger mehr auf die Klingel zu. Es vibriert. Nun gibt es kein Zurück mehr. Ich erklimme die Treppenstufen und sehe die drei Frauen dort stehen.
„Hallo, Jasmin! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich wollte eigentlich ein Geschenk mitbringen, aber Frau Adams hatte gesagt, das müsste nicht sein und dann war ich mir unsicher und wusste nicht, was Sie haben möchten. Also tut mir leid... Und....“, weiter komme ich nicht, denn sie hält mir den Mund zu: „Entspann dich, Julia! Wieso bist du denn so nervös?“. Ich lache nervös auf und trete von einem Bein auf das andere.
„Das.... Das bin ich immer, wenn Frau Adams in meiner Nähe ist. Sie macht mich einfach nervös. Ich will es einfach nicht vermasseln und habe das Gefühl, es mit jedem Wort zu zerstören.“, gestehe ich. Die Frauen lachen. Ich sehe zu Frau Adams. Sie ist so schön! Sie lacht dezent, aber nicht gestellt. Eher, wie ein kleines Kind. Ich stelle mir plötzlich vor, wie es wäre, sie zu küssen. Unsere Lippen würden sich ganz vorsichtig berühren. Sie würden sich schön weich anfühlen und sie würde mit ihrer Zunge in meinem Mund spielen. Und...
„Also erstmal, Julia, machst du gar nichts kaputt! Trotzdem ist es süß, wie du davon sprichst. Aber heute Abend vergisst du die Nervosität einfach mal, ja?“, entgegnet Emilia Adams. Ich nicke betäubt und bemerke: „Sie haben wieder mein Lieblingskleid an!“
„Komm erstmal rein, ja?“, schlägt mir meine Klassenlehrerin vor. Ich betrete die Wohnung. Alles ist groß und hell.
„Coole Wohnung.“, bemerke ich. Jasmin lächelt nur und zeigt mir dann die Wohnung. Wir setzen uns auf die Couch. Einige Sekunden herrscht Stille im Raum.
„Weißt du, was mir gerade in den Sinn kommt, Julia?“, fragt sie mich und wartet auf eine Antwort. Ich schüttle nur gespannt den Kopf und schlürfe an der Cola, die sie mir gegeben hatte. „Du hattest beim letzten Mal, glaube ich erwähnt, du würdest gerne mal wieder so richtig durchgekitzelt werden.“, denkt sie laut.
„Das habe ich gesagt, als ich leicht angetrunken war und, als Sie mir damit gedroht haben, meinen Eltern das mit Frau Adams zu sagen, wenn ich Ihnen nicht mein Fetisch sage. Also das ist jetzt echt nicht fair.“ Die drei Mädels lachen. Wieder.
„Trotzdem. Leg dich hin. Wir machen das jetzt!“, schlägt Jasmin vor. Jetzt lache ich und mache keine Anstalten, ihnen zu gehorchen. Frau Adams grinst und flüstert: „Komm schon, Julia.“. Ich sehe sie unglaubwürdig an. Sie möchte es auch! Ich glaube es nicht, aber ich lege mich tatsächlich vor ihnen auf die Couch. Hannah Adams steigt auf die Couch und lässt sich dann ganz gemächlich auf meinem Körper nieder. „Wo findest du es denn besonders erregend?“, neckt sie mich. Ich verdrehe genervt die Augen und sie lacht nur noch mehr. Ganz sanft zieht sie das Oberteil höher, sodass mein Körper freiliegt. Nun beginnt sie ganz langsam, an meinen Seiten entlang zu kitzeln. An den Seiten, am Bauchnabel, an den Rippen und Achseln. Gekonnt krault sie meinen Oberkörper. Ich habe das Gefühl, ihre Hände sind überall. Ich lache immer heftiger und verliere komplett die Selbstbeherrschung. Nun steigen auch Vanessa und Jasmin mit ein. Ich sterbe innerlich und versuche immer mehr, mich gegen die Berührungen zu wehren. Plötzlich klingelt es und die drei hören auf. Mein ganzer Körper ist mit Schweißflecken überzogen. Mein Haare liegen in meinem Gesicht und meine Augen sind geschlossen. Ich atme tief ein und aus und versuche, mich zu erholen. Jasmin öffnet die Tür und eine vierte Frau betritt den Raum. Sie sieht erschrocken zu mir rüber und fragt sofort: „Gott... Was habt ihr denn mit dem armen Kind gemacht.“, die drei lachen und sie lässt davon ab. Ich frage leise: „Darf ich wieder aufstehen, Frau Adams?“. Sie nickt nur. Ich stehe auf und sehe die Frau an. Sie ist vielleicht dreißig oder Ende zwanzig, wesentlich größer, als meine Klassenlehrerin. Sie sieht geschafft aus. Kommt sie gerade erst von der Arbeit? Ich frage mich, was sie arbeitet. Vielleicht ist sie Ärztin. Ich möchte frage, aber ich zügle mich. Die Frau holt ein Geschenk hervor und sagt: „Happy Birthday, Jasmin!“. Und spricht den Namen englisch aus. Ich bemerke, dass er sich so wesentlich sexyier anhört und muss lächeln. Der schlimme Teil des Abends hat nun sein Ende genommen, nun kommt der ganz, ganz schlimme Teil. Okay, nein! Wir bekommen alle ein Glas Rotwein, lassen uns auf der Couch nieder und quatschen. Über alles uns jedes. Jasmin geht mit ihrem Finger an den Rand des Glases lang und fragt mich: „Sag mal, Julia, wenn du Selbstbefriedigung machst, denkst du dann auch an Emilia?“. Ich sehe zu meiner Klassenlehrerin rüber, die nur wenige Zentimeter von mir entfernt sitzt und sich ein Lachen verkneift. Eigentlich macht es mich wütend, dass Jasmin das so ins Lustige zieht. Trotzdem würde es nicht bringen, sich dagegen zu wehren, weshalb ich nur sage: „Aber selbstverständlich“. Obwohl deutlich zu erkennen war, das in dem Satz mehr Ironie steckte, als ich dieses sprachliche Mittel, wie unsere Deutschlehrerin immer zu sagen wagt, sonst nutze, macht mir das darauf folgende Lachen beinahe Angst. War das Verunsicherung ihrerseits?
Oder ist sie genervt??