Christina nahm sich ein Taxi und ließ sich nach Tiefgraben fahren. Allerdings nicht bis zur Wohnung. Sie ließ sich in der Nachbarschaft absetzen und lief zu ihrer Wohnung. Sie räumte alle persönlichen Sachen, die Kleidungsstücke und ein paar andere Dinge in ihre Koffer. Sie hatte eine schnelle Abreise von Anfang an geplant gehabt, weshalb es ihr möglich war noch in der selben Nacht mit ihrem kleinen Fiat zu Verschwinden! Sie legte der Huberin noch ein paar hundert € auf den Tisch und verließ das Mondseeland genauso Sang- und Klanglos, wie sie es ein paar Wochen zuvor heimgesucht hatte. Ihre Kleider warf sie noch in der Nacht in einen Altkleiderbehälter bei einem Supermarkt in St.Lorenz, den nie jemand mit ihr in Verbindung bringen würde, den kleinen Fiat stellte sie in Eugendorf auf den Kundenparkplatz eines Möbelhauses. Dort verlor sich ihre Spur. Sonja Tremer hatte aufgehört, zu existieren, Christina kehrte zurück in ihre Designerwohnung in einem Salzburger Nobelviertel. Die Selbstmordkandidatin vom Schafberg war von der Bildfläche verschwunden...
Der Fischer Michl brachte die Aufnahmen von der Baustelle morgens zum Vorstand, der sofort eine Anzeige bei der Bezirkshauptmannschaft und bei der Naturschutzbehörde veranlasste. Wie Sepp vorausgesagt hatte wurden die Beamten in dieser Causa ungewöhnlich schnell tätig...
Harald Muhr wurde von unbändigem Zorn heimgesucht und stellte sich vor den Beamten mit dem Bleistift!
"Und jetzt zu ihnen, sie gottverdammtes Arschloch! Sie nehmen jetzt diesen Stift noch einmal zur Hand und schreiben mir ihre Dienstnummer darauf und dann haben sie fünf Sekunden Zeit, dieses Gebäude zu verlassen, ohne von mir in den Arsch getreten zu werden! Haben sie das verstanden oder müssen sie ihren Kollegen dazu befragen?!"
"Was erlauben sie ..."
"Nein! Was erlauben SIE sich! Verlassen sie sofort dieses Gebäude! Und ich scheiße auf Gefahr im Verzug! Sie können ihr Betragen und ihre Scheiß-Dienstnummer noch heute im Internet abfragen! Abmarsch sie Arschloch! und zwar sofort! Verschwinden sie und tun sie ihre Arbeit. Versuchen sie mal meiner Mutter zu erklären, was sie sich eben geleistet haben, sie Kretin!"
Dann wandte er sich an den Kollegen:
"Sorgen sie dafür, dass sich ihr unfähiger Kollege nicht wieder hier blicken lässt! Ich weiß mich sehr wohl zu benehmen, aber die Uniform, die mich dazu bringt mir so etwas gefallen zu lassen, die gibt es noch nicht! Raus mit euch! Alle beide! Und zwar sofort!"
Die beiden Beamten, die gewohnt waren, durch ihr forsches Verhalten kaum auf Widerstand zu stoßen, waren beide völlig perplex. Sie verließen den Schauplatz und stiegen heftig diskutierend in den Streifenwagen... Der Zettel hatte keinen Durchdruck gezeigt und Harald hatte durchaus das Recht gehabt, die beiden raus zu schmeißen.
Aber seine Reaktion kam nicht alleine wegen des Zorns zustande... Er hatte nämlich bemerkt, dass der Papierkorb noch mehr Zettel enthielt, die er jetzt sofort vernichtete. Angefangene, nicht vollendete Abschiedsbriefe! Als die beiden Beamten auf dem Weg zur Wache auf diese Idee kamen, war es dann längst zu spät und bei Ankunft auf der Wache wurden sie bereits direkt zum Chef durchgewunken. Harald ließ das auf keinen Fall auf sich beruhen und verlangte eine Entschuldigung. Keiner der Beamten hatte noch Lust, in diesem Fall länger nachzuforschen. Sollte die Versicherung eben Zahlen. War doch nicht ihr Problem...