Ich bat Selina, mit Mel in der Klinik zu bleiben, und immer einen Security vor dem jeweiligen Zimmer zu postieren, in dem sie sich befanden. Danach zog ich mich um. Seit ich bei Georg auf der Straße gekniet hatte, war ich nicht mehr salonfähig. Ich nahm auch einen Jogginganzug mit, den George eventuell anziehen konnte und fuhr ins Krankenhaus, um mich über seinen Zustand zu informieren. Die arme Maria focht einen inneren Konflikt aus, weil sie ihren Georg nicht allein lassen wollte und ihre Arbeit auch nicht vernachlässigen. Schon aus diesem Grund war ich persönlich ins Krankenhaus gefahren, um Maria zu signalisieren, dass Georgs Genesung auch für Selina und mich jetzt Priorität hatte.
"Aber Melina braucht doch ein warmes Essen!" - "Maria, sie isst heute vielleicht nicht so gut, wie gewohnt, aber sie wird mit Selina in der Klinik bleiben und kriegt dort auch ein warmes Mittagessen. Hab ich alles schon geregelt." Georg war noch in der "Röhre". "Und sie müssen ja auch was essen, Michael!" - "Wir gehen dann gemeinsam essen Maria! Wenn wir Glück haben sogar mit Georg." - "Aber..." - "Jetzt warten wir mal ab. Falls Georg nach Hause darf, gehen wir auf dem Heimweg zusammen essen, Maria" Tatsächlich stellte man fest, dass Georgs Knie nur geprellt war, was zwar sehr schmerzhaft ist, aber keine bleibenden Schäden hinterlässt. Auch am Rücken und an den Armen wies er vom Fallen ein paar Plessuren auf, aber nachdem er meinen Jogger, eine Schiene und zwei Krückstöcke erhalten hatte, durfte ich ihn mitnehmen. Ich war mit dem Range Rover gekommen. Als ich Georg in den Wagen half und ihm die Krücken reichte, schüttelte Maria leicht den Kopf. Als ich ihr dann auch noch die Autotür öffnete und aufhielt, sagte sie. "Ach Michael! Als ob sie unser Chauffeur wären. Das ist mir direkt peinlich..." - "Aber Maria, das ist doch selbstverständlich!" - "Nein, das ist es nicht! Dass sie sich persönlich Zeit nehmen und uns behandeln als wären wir die Herrschaften, ist nicht selbstverständlich, wo sie ohnehin schon genug zu tun haben!" Ich startete den Motor und fuhr los. "Da muss man Prioritäten setzen, Maria. Das Wichtigste zuerst! Im Moment ist das Georgs Wohlergehen" - "Jetzt muss ich auch einmal was loswerden Michael!" meldete sich nun auch Georg zu Wort. "Selina hat es uns damals versprochen. Und sie hat Recht behalten: Sie sind wirklich ein guter König. Sie bekleiden Martin Bückers Amt mit Würde, Michael! Er wäre stolz auf sie!" - "Danke Georg!" Ich bog zu einer mir bekannten Wirtschaft ab. Maria sah mich zweifelnd von der Seite an. "Keine Angst, Maria! Hier kocht man zwar nicht ganz so gut wie sie, aber durchaus nicht schlecht." Es war ein Gutbürgerliches Gasthaus, wo man wirklich gut und bodenständig essen konnte. Ich half Georg wieder beim Aussteigen und ging mit den beiden zu Tisch. "Das ist sehr anständig von ihnen, Michael, Dankeschön!" - "Aber Maria! Sie beide gehören doch zur Familie. Es ist ist doch nicht nur ihr Dienstverhältnis, dass uns verbindet. Sie tun ihre Arbeit mit so viel Liebe und tun so viel mehr, als eigentlich verlangt wäre. Und sie tun es nicht, des Geldes wegen, Sie spüren ebenfalls diese freundschaftliche Verbundenheit. Georg und mich verbindet seit unserem ersten Zusammentreffen so etwas wie gegenseitiger Respekt. Wir sind Freunde geworden. Ihr Wohlergehen hat für Sel und mich höchste Priorität, so wie sie sich um uns kümmern! Für jeden kommt einmal der Tag, an dem er ein Wenig von dem zurückgeben kann, was er an liebevoller Betreuung erfahren hat. Heute ist meiner." Wir bestellten. Lustiger Weise schlossen sich die beiden meiner Wahl an und bestellten ebenfalls eine Knoblauchcremesuppe, ein Cordon Bleu von der Pute mit Petersilienkartoffeln und einen gemischten Salat. "Selina wird mich heute nicht mehr küssen." murmelte ich und Maria lächelte. "Selina liebt sie über alles, Michael! Ein Bisschen Knoblauch wird sie nicht lange auf Distanz halten." Wir speisten vorzüglich und Maria versprach mir, ebenfalls einmal solche Cordons für uns zuzubereiten. Da die Kinik auf dem Heimweg lag, fuhr ich auch dort kurz vorbei. Ich rief Selina kurz an, die zu uns auf den Parkplatz kam. Nach dem kleinen Küsschen verzog sie das Gesicht. "Michael! Hast du rohen Knoblauch verspeist?" dann aber wendete sie sich Georg zu. Sie fragte ihn ein paar Dinge, machte sich ein Bild von der Verletzung und schien mit der Diagnose aus dem Krankenhaus zufrieden. "Sie dürfen eine Weile nicht arbeiten, Georg." - "Aber Selina! Wie stellen sie sich das vor?" - "Machen sie sich keine Sorgen, Georg! Das geht schon irgendwie..."
Max kam auf uns zu. "Michael, der Audi ist auf eine Privatdetektei zugelassen. Der Wagen wurde inzwischen als gestohlen gemeldet!" - "Wer's glaubt, wird selig!" - "Hallo Georg, ich hoffe es geht ihnen schon besser!" sagte Max und wieder zu mir gewandt: "Ich glaub es auch nicht Michael, aber sowas ist schwierig zu beweisen. In der "anderen Sache" warte ich noch auf die Ergebnisse. Sie könnte aber auch mit dem Vorfall von heute Vormittag in Zusammenhang stehen..."