»Wir sind so weit Ron.«
Angesprochener kniete vor dem jungen Hund, knetete dessen Ohren und wippte lächelnd dessen Kopf von der einen zur andern Seite. Kayden wusste nunmehr, dass dieser auf den Namen Less hörte und scheinbar diesen, wenn nicht alle dieser drei Männer kannte. Er machte keinerlei Anstalten mehr und ließ das Spiel munter über sich ergehen, schnappte sogar manchmal nach der Hand Rons, die er ihm immer wieder rechtzeitig entzog.
»Nun Gut Less. Pass mir auf deine neuen Freunde auf, hörst du?«
Wie als habe er verstanden, hob er sein rechtes Pfötchen und legte es dem Schattenjäger auf sein Knie - dieser lachte. Als er sich sodann erhob, streichelte er ihm noch über den Kopf und sah zu Kayden.
»Wir brechen auf.«
Angesprochener war dermaßen auf seinen Bruder und Less konzentriert, dass er nicht mitbekam, wie einer der wohl gefährlichsten Männer des Landes verschwand und wie aus Geisterhand fünf gesattelte Pferde herbeiführte. Er glaubte auch, nicht einmal ihre typischen Laute vernommen zu haben, und ertappte sich dabei erschrocken zu wirken.
Der Mann, der auf den Namen Ron hörte, lachte erneut und klopfte ihm auf die Schulter. »Nichts für ungut. Du bist Jung und darfst Dinge übersehen, die anderen zum Verhängnis werden würden. Dennoch, deine Sinne fürs Wesentliche sind ungewöhnlich.«
Er sah auf und in seinen Augen spiegelte sich Unmut. »Wo ist mein Onkel?«
»Bei deinen Eltern und danach auf dem Weg nach Holmfirth.« Er bemerkte seine kippende Stimmung und lenkte ein. Er kniete abermals nieder und sah ihm mit festem Griff auf dessen Schultern in die Augen. »Du wirst sie wieder sehen ... alle. Gesund und munter.« Wann, hingegen, sprach er bewusst nicht aus.
»Woher kommst du, Ron?«
Dessen Mundwinkel zuckten, hatte er mit jeder Frage gerechnet, nicht jedoch mit dieser simplen. Er atmete sichtlich beschwert aus und senkte den Kopf. »Mein Heimatland ist Tostana und Ron, so wie mich meine Freunde nennen, ist die Abkürzung für Rondal. Ihr Zwei dürft mich gern Ron rufen. Ich lebte einst mit meiner Frau und meinem Jüngsten fernab von Damerel. Jenes Landes, welches man unter anderem ›Land der Körperlosen‹ nennt.« Er stockte für geschlagene drei Atemzüge, bevor er fortfuhr. »Mein Sohn wäre jetzt wohl in deinem Alter.«
Kayden neigte den Kopf. »Wäre?«
Der Schattenjäger nickte und in seiner Stimme vermengten sich Trauer und Wut. »Ich weiß nicht ob meine Liebsten noch Leben.«
Wie unter einem Peitschenhieb zuckte Rondal unter der unvorhergesehenen Berührung des Jungen zusammen. Es war jedoch nur seine kindliche Rechte, die auf seiner Schulter ruhte und er spürte etwas. Etwas das er nicht in Worte zu kleiden vermochte. Es war ein Gefühl, dessen Ursprung dem Herzen entsprang und sich über den Magen und den gesamten Körper ausbreitete.
»Dann lass uns aufbrechen und es herausfinden.« Dieses Kind klang bestimmt, selbstsicher und es schwelgte wieder dieses gewisse Etwas in seiner Stimme. »Nicht heute, nicht Morgen, aber sobald der Tag gekommen ist.«