27°. Leichter Wind. Nur vereinzelt wird die Stille dieses Sommertages durch das Zwitschern der sich neckenden Vögel unterbrochen. Eine Katze liegt träge auf dem frisch gemähten Rasen, ihren Schwanz halb in der Luft, launisch dessen Spitze kringelnd. Ab und zu starrt Sie den Vögeln hinterher.
Schritte. Ich blicke von meinem Buch auf. Eine junge Frau nähert sich. Sie schiebt einen Kinderwagen. Ein schönen, alten Kinderwagen. Mit diesen großen luftbereiften Rädern, deren silberne Speichen so schön in der Sonne glänzen, und deren Weißwandreifen einen Hauch längst vergangener Eleganz verströmen.
Wo sich üblicherweise schrillfarbene, kantig-praktische Taschen aus Polyäthylen tummeln, ist nichts, außer herrlich luftiger Freiraum der den federgelagerten Unterbau des Gefährts umspielt. Chromglänzende lange Beine, mit diesem charakteristischen Bogen, fast wie auf einem Gemälde von Dali. Ein wunderschöner dunkelblauer Stoffbezug, mit weißen Punkten frech verziert, verbirgt das kleine Würmchen vor den Augen des Betrachters. Einzig eine kleine bunte Holzrassel ziert den hochgezogenen Himmel.
Die Frau lächelt. Sie ist klein, zierlich, vielleicht Anfang Zwanzig. Ihr hellblondes Haar trägt sie zu einem Zopf geflochten, ringförmig um Ihrem Kopf drapiert. Sie erinnert mich unwillkürlich ein wenig an Julija Tymoschenko. Ihr Lippenstift wirkt ein wenig wie ein verlorener Farbtupfer in ihrem Gesicht.
Sie trägt ein weißes Sommerkleid. Schlicht, einfach, lediglich ein unauffälliger Saum ziert den Rock, der spielerisch ihre Beine umspielt, während Sie vorübergeht.
Für einen kurzen Moment halte ich den Atem an. Lasse die Szenerie auf mich wirken, genieße die schlichte Schönheit dieses Augenblickes.
Manchmal braucht es nicht viel, um Glücklich zu sein.