Die nächsten drei Wochen verstrichen friedlich und Rúna begann daran zu glauben, dass sie mit dem Leben auf dem Moorseehof glücklich werden konnte. Natürlich galt es, jeden Tag hart zu arbeiten, um die Wünsche Thorsteins und seiner Männer nach einem guten Essen und einem frischen Bier zu erfüllen. Natürlich war das Füttern der Tiere, die auch jetzt schon den Hof besiedelten, obwohl Schafe, Ziegen und Kühe noch auf den Weiden standen, eine Aufgabe, die frühes Aufstehen und hartes Anpacken erforderten. Doch auf eine stille, selbstverständliche Art wurde das, was sie für den Hof tat, auch anerkannt, sei es, dass Thorstein ihr frisches Brot lobte oder das sich Teitr freute, weil die Hühner angeblich besser denn je ihre Eier legten. Ihr Herr ließ ihr bei der Haushaltsführung weitestgehend freie Hand, beschwerte sich auch dann nicht, wenn einmal kein Fleisch auf seinem Teller lag und griff mit zu, wo es am notwendigsten war. So hätte es eine Idylle für die junge Frau sein können und in den ersten zwei Wochen fühlte es sich für Rúna auch so an.
Bald waren es nur noch wenige Tage bis zum Hörmeiteidrfest und sie schmückte auch Thorsteins Haus mit frischen Ähren, Kornblumen und den ersten glänzenden Äpfeln. Sie buk einen dicken Brotzopf und scheuerte den Boden des Haupthauses, bis die hölzernen Dielen glänzten. Dann suchte sie die kleine Grubenhütte auf, in der sie Bier und Met angesetzt hatte und darauf wartete, dass ihr erster Käse reif wurde. Hier kostete sie den gärenden Sud und war mit sich und dem Ergebnis auf ihrer Zunge mehr als zufrieden. Am Thorstag würde sie das erste selbstgebraute Bier servieren können.
Tatsächlich stieß Thorstein am Morgen des Hörmeiteidr mit seinen Männern auf die bevorstehende Ernte an und zeigte sich zufrieden mit Rúnas ersten Brauerfolgen. Doch bald holte er Skinfaxi, den kleinen braunen Hengst, von der Weide, sattelte das Pferd und ritt davon, um mit seinen Freunden in Straumfjorður zu feiern. Rúna blieb mit Teitr zurück und musste sich eingestehen, dass sie sich heimlich auf den Feiertag mit Thorstein gefreut hatte. Dass er den Hof nun verließ, um an einem anderen Ort die Ausgelassenheit und Freude zu suchen, die ihm hier ganz offensichtlich immer noch fehlten, stimmte sie auf eine seltsame Weise traurig.
Der alte Teitr schien ihre seltsame Stimmung zu spüren, denn er legte ihr, als sie Thorstein still hinterher blickte, einen Arm um die Schulter.
"Selbst wenn er hätte bleiben wollen", ließ er Rúna wissen, "wäre ihm das heute nicht möglich gewesen." Erstaunt wandte sich die junge Frau dem Alten zu und ihr fragender Blick sprach Bände.
"Er muss seinem Jarl an einem solchen Tag seine Aufwartung machen. So verlangt es unsere Sitte. Immerhin ist Thorstein als Steuermann der Ragnarsúð ein wichtiger Mann im Stammesrat. Und Hörmeiteidr ist mehr als nur ein Fest. Heute werden sie den Ablauf der Ernte festlegen. Wenn die Schnitter von Hof zu Hof ziehen, muss es dabei gerecht zugehen. Sie bestimmen auch, was die Siedlung benötigt und wie viel davon jeder Hof beitragen muss. Im Gegenzug wird ein Teil der Beute unter den Bauern verteilt."
Aufmerksam hörte Rúna den Ausführungen des alten Mannes zu. Hierin kannte sie sich gar nicht aus. Zwar hatte auch Ári Abgaben leisten müssen, doch diese waren in Münzen und direkt an den König gegangen. Womit der Hofeigner die Steuer erarbeitete, war dem Monarchen dabei egal gewesen. Rúna vermutete, dass Ári sein Gold noch aus den Zeiten der Eroberungen Göttriks besaß und damit seine Verpflichtungen deckte. Vielleicht hatte ihn der König aber auch dank seiner Leistungen von einem Teil der Steuer befreit? Das waren Dinge, worüber ihr ehemaliger Besitzer nie mit ihr gesprochen hatte.
Teitr aber sah in der Struktur ihres Landes kein Geheimnis. Während sie sich zu den Ställen aufmachten, um die Hühner und Schweine zu versorgen, erzählte er Rúna ausführlich, wie sich ihre Siedlung zusammensetzte, wer welche Aufgabe hatte und auch, dass sogar Ragnar Rechenschaft schuldig war, nämlich gegenüber seinem König. Diesem musste er mit Männern und Schiffen zur Seite stehen, so oft er auf Beutezug zu gehen wünschte. Die Schiffe aber, und auch hier berichtete Teitr ihr alles gründlich, waren eine Sache für sich.
Jeder Hof und jede noch so kleine freie Familie hatte zum Bau der Boote beizutragen. War ein neues Boot erst einmal beschlossene Sache, stimmte der Rat ab, wo das dafür erforderliche Holz geschlagen wurde, wo der Bauplatz zu liegen kam, wie viele Ellen Segeltuch zu weben notwendig erschien. Fünf Jahre hatte man allein an der Ragnarsúð gearbeitet, bevor das Boot so im Hafen lag, wie es dies jetzt tat. Auch sie, Rúna, würde wohl im Winter neben Tuch für neue Kleidung an einem Stück Segel weben müssen.
Die Erzählungen des Alten lenkten Rúna erfolgreich von ihrer Enttäuschung ab und schon bald sah Teitr das Lächeln auf ihr Gesicht zurückkehren. Auch ohne Thorsteins Anwesenheit gab es genug für die Sklavin auf dem Hof zu tun. Vier Männer mussten verköstigt werden und auch das Vieh brauchte Fürsorge. So verging Hörmeiteidr und als Thorstein am Nachmittag des folgenden Tages zurückkehrte, war der Alltag auf dem Moorseehof längst wieder eingekehrt. Nur die Schale mit frischen Äpfeln, ein paar Garben über der Tür und ein angefangenes Fass Bier zeugten von dem vergangenen Festtag.
Thorstein aber lag die Erinnerung an den vergangenen Abend schwer im Magen. Dabei hatte der Tag gut angefangen. Der Ablauf der Ernte und die Planung der Abgaben waren schneller als sonst besprochen worden, da Ragnar erst im kommenden Jahr ein neues Boot in Angriff nehmen wollte. In diesem Herbst galt es lediglich, die drei Schiffe instand zu setzen, über die die Siedlung bereits verfügte. Thorstein hatte sich hierzu schon präzise Gedanken gemacht und so waren sie über den Ablauf der Trockenlegung schnell einig geworden. Ragnar war mit ihm und den anderen zufrieden gewesen und dementsprechend gut gelaunt, als sie am Abend im großen Versammlungshaus zusammenkamen. Anlässlich des wichtigen Festes hatte die Völva selbst Hand angelegt und ihr unnachahmliches Bilsenbier gebraut. Mehr als alle anderen hatte davon Rollo Gebrauch gemacht, Ragnars Bruder, der zu allem Überfluss auch noch neben Thorstein Platz genommen hatte.
So sehr dieser Ragnar verehrte, so wenig konnte er dem Bruder des Jarl gerecht werden. Für ihn hatte der Jüngere eine zu berechnende Art, war zu undurchschaubar und ein wenig zu sehr auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Dann wieder schien ihm die Rolle des jüngeren Bruders nicht genug zu sein und Thorstein zweifelte im Stillen ein wenig an der Loyalität des Kriegers gegenüber seinem Anführer.
So kam es, dass zwischen den beiden Männern nur ein eher gezwungenes Gespräch stattfand. Rollo trank mehr, als gut für ihn war und als es auf Mitternacht zuging, war er ebenso angeheitert wie die meisten von Ragnars Männern. Nun aber, unter der zusätzlichen berauschenden Wirkung des Bilsenkrautes, nahmen sie es mit den Sitten nicht mehr so genau. Während sich Ragnar mit Lathgertha noch heimlich davon schlich, winkte sich Rolle ebenso wie manch anderer eine der Sklavinnen zu sich. Ungeachtet der Zuschauer trieb er es dann mit der blonden Schönheit und Thorstein konnte dem lüsternen Keuchen und Knurren seines Tischnachbarn nur entgehen, indem er weitertrank. Irgendwann hatte er die Nase voll und verschwand ins Freie, nur um seinen Rausch dann durch die frische Luft noch mehr zu spüren. Fluchend war er hinunter zum Hafen getorkelt und heute Morgen war er mit schmerzenden Gliedern unter den Brettern des Schiffsanlegers erwacht.
Obwohl der Großteil der Siedlung noch schlief, hatte er sich einen Krug Wasser und ein Stück Brot besorgen können und war dann mit brummendem Schädel auf Skinfaxi nach Hause geritten. Dort war er erst einmal zum Brunnen gegangen und hatte sich einen Eimer Wasser über den schmerzenden Kopf gekippt, bevor er sich gewaschen hatte. Danach ging es ihm besser.
Nun saß er in seinem eigenen Haus, das angenehm ruhig war und wartete darauf, dass Rúna endlich das Essen auf den Tisch brachte. Vorher hatte sie ihm schon ein Horn voll mit schäumendem kühlen Bier gereicht und der Steuermann nippte zufrieden an dem Gebräu, das auch ohne Bilsen sehr schmackhaft war und sah zu, wie seine neue Sklavin zwischen der Kochecke und dem Tisch eifrig hin und her eilte. Dabei blieb ihm genügend Zeit, die junge Frau eingehend zu mustern.
Rúna hatte ihr Haar zu einem dicken Zopf geflochten, um zu vermeiden, dass die Strähnen sie bei ihrer Arbeit störten oder gar Teller oder Braten berührten. Dadurch kam ihr Nacken schön zur Geltung, dessen heller Hautton sich stark von dem dunkelblauen einfachen Kleid abhob, dass sie heute trug. Ihr schlanker Körper zeichnete sich deutlich unter dem Stoff ab, als sie sich geschäftig zu dem Bratenspieß hinab bückte, den sie über das Feuer gehängt hatte. Dabei drückte sie unwillkürlich ihr Gesäß ein wenig in Thorsteins Richtung und mit einem Mal, ohne, dass der Mann irgendetwas dagegen hätte tun können, kam ihm jene Szene von gestern in den Sinn, als Rollos Sklavin mit einem leichten Keuchen auf dessen Mitte Platz genommen hatte.
Doch es war nicht der Bruder des Jarl, dem in den Gedanken des Steuermanns Vergnügen bereitet wurde und das Mädchen war nicht blond, sondern wunderschön nussbraun. Thorstein spürte die Hitze in seine Mitte fahren, als er sich Rúnas feuchten Schoß vorstellte, sich vorstellte, wie er die Hüften der jungen Frau heranziehen und sich in sie schieben würde. Der einsame Mann schluckte trocken und hob das Trinkhorn an die Lippen. Das Mädchen, das ihm nun ein gebratenes Huhn vorsetzte, war nicht Snót. Doch eigentlich würde er auch seine verstorbene Frau nicht betrügen, wenn er denn bei ihr lag. So lang war es schon her, dass er einen warmen Frauenkörper neben sich gespürt hatte …
Thorstein wusste, dass Rúna eigentlich gar keine andere Wahl haben würde, als ihm zu Willen zu sein, wenn er sie denn wollte. Und er wusste auch, dass er nur sein eigenes Gewissen beruhigte, wenn er sich vornahm, sanft mit ihr umzugehen. Doch der vergangene Abend und Rúnas verlockender Anblick hatten sein Blut schon viel zu sehr angeheizt, als dass er jetzt noch viel über sein Tun nachdenken wollte.
Mit dem Blick auf das gesenkte Gesicht des Mädchens aß er, was sie ihm vorgesetzt hatte und sah zu, wie auch sie an dem Flügel knabberte, den sie für sich zurückbehalten hatte. Als sie dann nach ihrem Becher griff und trank, lief ein winziger Wassertropfen an ihrem Kinn herab, tropfte auf ihre Brust und verschwand schließlich unter der straffen Schnürung ihres Oberkleides.
Thorstein keuchte leise auf und nur mühsam gelang es ihm, sich auf das Essen zu konzentrieren. Dann, als die Holzteller endlich geleert waren und Rúna sich erhob, um den Tisch abzuräumen, war seine mühsam aufrecht erhaltene Beherrschung vorbei. Polternd fiel sein Stuhl um, als er ebenfalls aufsprang und stürmisch hinter die erschrockene Rúna trat. Indem er seinen Oberkörper dicht an ihren Rücken presste, klemmte er die junge Frau zwischen sich und dem Tisch beinahe ein. Der warme Duft ihres Haares stieg ihm einladend in die Nase und er wickelte den langen Zopf spielerisch um seine Hand. Vorsichtig zog er ihren Kopf daran ein wenig nach hinten.
"Ich will dich, Rúna!", flüsterte er ihr ins Ohr. "Jetzt sofort!" Dabei rieb er sich bereits verlangend an ihrem Hintern und schlang einen Arm um ihre Hüfte.
Der verlangende Übergriff Thorsteins traf Rúna unvorbereitet. In den ersten Tagen hatte sie noch damit gerechnet, dass ihr Herr sie für sich beanspruchen könne und nachdem sie sich eine Zeitlang mit diesem Gedanken auseinandergesetzt hatte, war es ihr weniger schlimm erschienen als zunächst gedacht. Thorstein war in ihren Augen ein ruhiger, ausgeglichener Mann, ein wenig verschlossen vielleicht, vor dem sie keine Angst hatte. Auch wenn er sie wollte, hatte sie sicher von ihm dabei ebenso wenig zu befürchten wie bisher. Als er sich ihr dann aber nie näherte, hatte sie sich eine Närrin gescholten. Natürlich wollte ein angesehener Krieger wie er eine freie Frau für sein Lager, mit der er Nachkommen zeugen konnte, die seinen Besitz eines Tages übernahmen. Sie konnte dankbar sein, dass er sie, die kleine, unbedeutende Sklavin nicht für sein Vergnügen oder gar das seiner Männer benutzte. Es war besser so, sagte sie sich immer wieder, besser, als mit ihrem Körper den Männern des Hofes dienen zu müssen. Doch ein wenig Enttäuschung spürte sie trotz aller Vernunft, wenn sie daran dachte.
Und nun stand der Krieger hinter ihr und beanspruchte auf eine deutliche Art und Weise sein Recht an ihr.
Rúnas Herz klopfte bis zum Hals, als sie Thorsteins Körper so nah bei sich spürte, seine Hand in ihr Haar gewickelt, sein Flüstern an ihrem Ohr. Er war groß, rau und fordernd und als er sie nun mit dem Gewicht seines Körpers fast schon auf die Tischplatte presste, fühlte sie sich ihm hilflos ausgeliefert. Doch es gab noch ein anderes Gefühl in ihr, das Thorsteins Drängen vorbehaltlos zustimmte. Und so erwiderte sie leicht den Druck, der vom Körper des Mannes ausging und ließ ihre Hüften ein wenig kreisen.
Der warme Körper unter ihm brachte ihn fast um den Verstand. Und als Rúna dann auf sein Flüstern hin eine eindeutige Reaktion zeigte und ihm ein leises "Ja, Thorstein!" antwortete, gab es für den Krieger kein Halten mehr. Hatte er einen Moment lang daran gedacht, sie gleich hier rücklings auf dem Tisch zu nehmen, erschien ihm das schnell nicht mehr genug. Er wollte mehr als nur einen kurzen Moment der Erleichterung. Wenn er das hier schon tat, dann sollte es auch ein ausgiebiger, langer Genuss werden. Doch bevor er Rúna auf sein Lager schaffte, von dem sie sich heute nicht mehr erheben würde, lockerte er die Schnüre ihres Kleides und fuhr spielerisch zu ihren Brüsten. Einen kleinen Vorgeschmack durfte er sich wohl schon einmal holen.
Entschlossen zog er das Oberkleid auseinander und schob dann dessen Träger zusammen mit dem weiten Unterkleid von ihren Schultern. Helle, weiche Haut kam zum Vorschein und Thorstein senkte seine Lippen auf Rúnas Hals, küsste, knabberte und biss leicht in ihren angespannten Nacken. Während er ihren anreizenden, leicht salzigen Geschmack von seinen Lippen leckte, nahmen seine Hände spielerisch ihre kleinen Brüste in Besitz. So schön wie ihr Gesicht war auch ihr ganzer Körper.
Thorstein richtete sich zusammen mit Rúna ein wenig auf, um ihr mehr Platz zu lassen. Als sie sich jedoch weiterhin bei ihm anlehnte und vertrauensvoll ihren Kopf an seine Schulter legte, ließ Thorsteins wilde Gier ein wenig nach und machte anderen Wünschen und Gefühlen Platz. Das hier konnte heute so richtig gut werden!
Mit einem Ruck hob er die erschrocken aufkeuchende Rúna von den Füßen und trug sie ins Hintere des Hauses, wo er sie auf seinem eigenen Lager ablegte und sich dann ohne zu zögern seiner Kleider entledigte. Wohlwollend sah er dabei zu, wie auch die Frau auf seinem Lager ihr Oberkleid auszog. Als sie ein wenig unsicher zu ihm aufsah, ob sie weitermachen solle, übernahm er erneut die Führung, streifte ihr das Untergewand über den Kopf und versank dann mit ihr in den Decken und Fellen. Und als sich ihre weichen Hände auf seine Hüften legten und begannen, ihn vorsichtig zu streicheln, war jeder klare Gedanke für Thorstein vergessen. Bis weit in den späten Abend gab es nur noch Rúna und ihn.