"Ich muss morgen um vier schon aus den Federn, Kleines. Da werd ich heute Abend wohl lieber zu Hause bleiben..."
"Wenn du auf eine Nacht mit mir und ein liebevoll bereitetes Frühstück verzichten willst, Sepp, dann musst du wohl zu Hause bleiben. Da kann ich dich zwar nicht wirklich verstehen, aber du bist ja alt genug, um das selbst zu entscheiden..."
"Im Ernst, Sonja! Ich muss morgen wirklich spätestens um vier Uhr morgens raus, weil ich schon um fünf mit dem Fischer-Michl auf den See rausfahr. Das ist schon ausgemacht. Und dich um halb vier zu verlassen, zu mir heim zu fahren und dich dabei womöglich noch um den Schlaf zu bringen, dann zu Hause einen Kaffee runterzuschütten um dann erst zum Michl zu fahren, halt ich nicht für zielführend!"
"Und was hältst du davon, wenn du dich jetzt erst mal mit deinem Vater unterhältst, später zu mir kommst, mit mir den Abend und auch noch die Nacht genießt und dich um vier Uhr ganz liebevoll wecken und mit einem Frühstück a la Sonja verwöhnen lässt...?"
"Das möcht ich dir nicht antun, Kleines! Das wär wohl wirklich zu viel verlangt!"
"Wenn es darum geht, mir etwas anzutun... Dann liegst du mit zu Hause bleiben richtig! Ich für mein Teil, würde dich lieber verwöhnen, mein Prinz. Und um den Schlaf bringst du mich am ehesten, wenn du mich alleine lässt, heut Abend..."
hauchte sie und zog mit sanftem Griff seinen Kopf zu sich, um ihn ganz zärtlich, auf eine Art zu küssen, die jedem Mann auf der Stelle den Verstand rauben könnte. Dann sah sie ihm noch einmal tief in die Augen, während sie noch immer seinen Nacken streichelte, "Überlegs dir, Süßer! Du kannst kommen, wann immer du willst, mein Schnuckelchen!" Sie deutete einen weiteren Kuss an und biss ihn dabei ganz sanft in die Unterlippe, stieg aber, nach diesem Feuerwerk an Erotik ganz schnell aus und verschwand um die Hausecke...
Hannes Mayerhofer stand indessen noch immer vor Natalies Zimmertür. Seine Schwester war schon immer der wichtigste Mensch in seinem Leben gewesen. Die Worte, die sie ihm durch die Tür entgegen geschmettert hatte trafen ihn hart, hatte er sich doch stets bemüht, sie vor aller Unbill zu schützen. Mutter hatte ihn oft damit aufgezogen, er würde wohl am liebsten einen goldenen Schrein um seine Schwester bauen.
Er hatte es Mutter im Wohnzimmer mitgeteilt und wollte es Natalie alleine beibringen, doch leider hatte sie es mitgekriegt, als sie unbemerkt ins Zimmer gekommen war. Daraufhin lief sie schluchzend in ihr Zimmer. Hannes nahm gar nicht mehr wahr, wie Mutter reagierte. Er lief sofort hinterdrein und kauerte nun vor Natalies Tür. Wie konnte sie nur glauben, Hannes hätte sich Vaters Tod gewünscht! Wobei ihn der Tod seines Vaters weniger berührte, als der Schmerz, den seine Schwester darob empfand...