Hier liege ich nun. Alleine. Ganz Verlassen. Und voller Traurigkeit. Wieder und wieder ist mir das passiert, warum schon wieder? Warum passiert das nur immer mir? Was habe ich verbrochen, dass ich dieses Leid verdiene. Welchem Dämon bin ich begegnet und warum, warum nur, lädt er diesen Fluch auf mich? Ist es mir je vergönnt Glück und Liebe zu empfinden? Allein - Ich bleib zurück.
Woran liegt das bloß? Ich habe doch genug zum Lieb haben. Vielleicht ist das mein Problem? Ich bin zu viel von mir, viel zu viel. Eindeutig. Aber eigentlich bin ich nur groß... Moment, ist es das? Bin ich zu groß? Wer will schon ständig in den Himmel schauen und sich von der Sonne blenden lassen? Oder bin ich zu offen? .... Ja, dass muss es sein! Eindeutig. Natürlich. Warum komme ich nicht gleich darauf? Ich bin offen, nicht nur einfach offen, offen für Alles. Das Altbekannte, das Neue und jede Form des Unbekannten. Mein Interesse an der Welt ist unbegrenzt, da ist man einfach offen. Und wer vertraut schon einer Tür die unverschlossen, offen steht? Nur ein Dieb vielleicht, welcher die Gelegenheit erkennt, eintritt und mit Beute entkommt. Anscheinend ist es das. Ich brauche Ketten, Riegel und Schlösser.
Der letzte Dieb war nicht sehr vorsichtig, er hat Scherben hinterlassen und die komplette Einrichtung zerschlagen. Soll ich das jetzt wieder wegmachen? Warum muss ich eigentlich immer den Schutt beseitigen, den andere hinterlassen? Das ist doch ungerecht! Ich habe nichts verbrochen, keine Einrichtung zertrümmert, verbrannt und geklaut, aber ich bin es der es ersetzen darf. Wie soll das überhaupt funktionieren? Scherben fügen sich nicht zusammen, sie bleiben gebrochen. Wenn ich die Vasen und Schränke klebe, bleiben Narben zurück, das Haus wirkt von außen ganz hübsch, aber in ihm ist alles kaputt, einfach alles.
Immer und immer wieder passiert das. Ich lerne einfach nicht dazu. Schließlich heilt die Zeit ja alle Wunden. Und natürlich sind diese Worte richtig, sonst wäre man nachdem ersten gescheiterten Versuch bereits unfähig es erneut zu versuchen. Versuche über Versuche und ganz ohne Erfolg, dass scheint mein Leben zu sein. Die Einsamkeit heilt die Zeit nicht. Sie bleibt. Egal wie lange man wartet. Sie ist einfach da. Genau wie das Bewusstsein wieder ein Mal alles gegeben zu haben und absolut nichts erhalten zu haben. Naja nicht nichts, ich erhalte wenigstens Kummer, Leid und endlosen Schmerz, aber das ist nicht das was ich wollte. Sowas ist einfach eine Zeitverschwendung. Von Zeit und Liebe. Liebe, was für ein hinterhältiges Wort. Anfangs trägt sie einen in die Wolken, nur um einen von dort aus gehend Boden zu schleudern. Bis man irgendwann in einer Schlucht aufschlägt. Dann hört man sie wieder. Die Stimmen die einem sagen, man soll den Kopf nach oben tragen, sich gewiss sein das Glück und Freude bald mit einem sind und das die Person, welche die Liebe erwidert, bald kommen wird. Man könnte auch bei manchen Personen eine CD aufnehmen und sie immer und immer wieder abspielen, weil das Ergebnis immer wieder die Schlucht, der Canyon ist. Viel zu viele Versuche und kein einziger Erfolg. Wer würde da nicht verzweifeln? Ja verzweifeln. Verzweiflung das ist die letzte Form der Liebe. Das dämonische Schwert, welches immer wieder das Haus wandert und alles zerschneidet und zerschlitzt was ihm vor die Klinge kommt. Und trotzdem versuche ich es immer wieder, ich bin einfach unbelehrbar. Aber das ich ein Trottel bin ist mir ja schon lange bewusst. Allein; immer wieder.
Und das Muster ist doch immer gleich. Ich lerne eine neue Person kennen, denke erst nicht über eine Zukunft nach und dann macht es PENG. Eine Partnerin die mich versteht, der ich mein Vertrauen schenken kann, einfach alles. Ich beginne mich darauf einzulassen. Schüttel die Zweifel ab und öffne meine Türen, lasse sie eintreten. Wenn sie überhaupt eintreten, spielen sie nur mit mir. Bin ich Spielzeug? Nein, nein und nochmals Nein ich bin kein Spielzeug. Aber warum meinen manche Menschen mich so behandeln zu müssen? Mir würde solches Verhalten gar nicht in den Sinn kommen.
Das Ende jeder Strophe ist meine Einsamkeit. Verzweifelt sitze ich für mich, voller Trauer und verlorener Hoffnung. Ich werde de m ganzen müde. So müde, will nur noch schlafen. Einschlafen und das für immer. In meinen Träumen kann ich wenigstens glücklich sein. Wobei... Das ist auch nicht immer der Fall, dann lieber nicht, sonst sehe ich am Ende die dämonischen Gesichter, welche mich hierher brachten. Ich will sie nicht sehen, nicht auch noch im Schlaf leiden. Also einfach nur schlafen ohne je zu träumen. Ich habe keine Lust wieder mich mühsam zu heilen. Es reicht. Dem Zug renne ich nicht mehr hinterher! Ist sowieso völlig sinnlos einem Zug nach zu laufen oder hat schon mal jemand davon gehört, dass jemand einen fahrenden Zug eingeholt hat? Nein natürlich nicht, der Zug ist schneller, immer schneller. Aber vielleicht hat er ja Verspätung? Das haben viele Züge. Endlose Verspätungen. Moment, was soll das? Warum denke ich, er könnte Verspätung haben? Ist das noch so ein letzter Hoffnungskeim in mir? Nein, egal, auch wenn es einer ist, ich bin es leid! Absolut leid! Ich weigere mich - und das für immer! Ich höre auf zu funktionieren und weiter zu machen, als wäre nie etwas passiert. Ich höre auf die Scherben zu kleben. Und ich höre auf für irgendwen zu schlagen! Nie wieder leiden. Himmlischer Gedanke. Aus. Schluß endlich frei! Frei von all dem Leid......
Ich schließe meine Pforten, schließe ab, und gehe ins Wohnzimmer. Das Sofa sollte noch zum Schlafen reichen. Doch bevor ich mich hinlege, bemerke ich, dass um mich herum, ja selbst das zerschlitzte Sofa, wieder zusammen gefunden hat. Was ist passiert? Keine Scherben mehr. Alles ganz. Ich habe doch nichts repariert und schon gar nicht geheilt? Wieso durchflutet mich so ein Glücksgefühl? Was ist hier los? Ich verstehe es nicht.
Eine Stimme erklingt aus einem anderen Zimmer. Ich kenne diese Stimme: Es ist ihre.
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27.06.2016 © Felix Hartmann