Vor genau einem Monat ist meine Mitbewohnerin spurlos verschwunden.
Sämtliche Ermittlungen der Polizei liefen bisher ins Leere.
Feinde hat Megan keine, das würde ich wissen. Sie und ich haben denselben Freundeskreis, der aus lustigen, liebenswürdigen Leuten besteht. Sie ist finanziell stabil und eine engagierte, intelligente Studentin, die ihr Leben soweit immer im Griff gehabt zu haben schien.
Als ihre Mitbewohnerin habe ich viele Gespräche mit den Ermittlern geführt und natürlich alles so wahrheitsgemäß und detailiert, wie es mir möglich war, beantwortet.
Aber da gibt es etwas, das nur ich von Megan weiß, und ich habe das beunruhigende Gefühl, dass diese Sache etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte. Das Problem ist nur, dass mir niemand glauben würde, würde ich darüber berichten.
Viele würden mir sicher raten, mich damit trotzdem an die Polizei zu wenden, denn was nicht hilft, schadet bekanntlich ja auch nicht. Allerdings wäre das hier nicht ganz zutreffend: Was ich über Megan zu erzählen hätte, ist nichts, das man über sich verbreitet haben möchte.
Vielleicht lese ich auch zu viel hinein, weil mir das Gesehene unangenehm ist, und ich es mir erklären möchte? Oder weil ich mir seit einem Monat verzweifelt den Kopf darüber zerbreche, wo sie sein könnte? Und doch, dieses ungute, drängende Gefühl werde ich einfach nicht los.
Ich vermisse meine Freundin sehr, und nach einem Monat Warterei und stetig schrumpfender Hoffnung, habe ich beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
In der hintersten Ecke meines alten, großen Kleiderschranks habe ich eine prall gefüllte Schuhschachtel verstaut. Ich hole sie zum tausendsten Mal in diesen letzten Wochen heraus - dieses Mal jedoch viel entschlossener als zuvor.
Ich fühle, wie Nervosität in mir hochsteigt, aber ich schüttle den Kopf. Ich muss wissen, wo Megan ist. Ich öffne die Schachtel.
Ganz obenauf liegt die Maske. Ich nehme sie in meine zittrigen Finger und Frage mich noch einmal, ob das die richtige Entscheidung ist.