Michael verließ Bertie mit einem unguten Gefühl. Der Anwalt, der einer seiner langjährigsten und treuesten Freunde war, sprühte normal vor Optimismus. Auch hier hatte er schon wieder eine Möglichkeit gefunden, den Schaden von Michael abzuwenden und womöglich auch noch Gewinn daraus zu schlagen. Die eindringliche Warnung jedoch, schockierte Michael, weil er Bertie so nicht kannte. Es musste brandgefährlich sein, eine solche "Lobby" gegen sich zu haben. Natürlich hatte er schon davon gehört, dass Erfinder angeblich von Wirtschaftsmächten Mundtot gemacht oder gar "entsorgt" worden seien. Allerdings hatte er derlei Geschichten für Räuberpistolen gehalten. Verschwörungstheorien, von denen ähnlich viel zu halten war, wie von Entführungen durch Außerirdische oder von Loch Ness, die aber durchaus dazu geeignet waren Bestseller zu füllen und zu Blockbustern verfilmt zu werden. Sollte es wirklich eine reale Bedrohung geben?
Zugegeben, dass Natalie auf ihn angesetzt gewesen war, war wohl nicht von der Hand zu weisen und die unautorisierten Kontobewegungen waren schon beängstigend. Es verlangte schon eine gewisse Macht und kriminelle Energie, so etwas bewerkstelligen zu können. Wer das konnte, musste über extrem gute Kontakte verfügen und solche Kontakte kosten Unsummen. So gesehen war es natürlich naheliegend dass sich hier ein ganzer Wirtschaftszweig finanziell daran beteiligte, einen starken Konkurrenten zu diffamieren.
Michael hatte schon das eine oder andere Mal beim Patentieren mit sonderbaren Problemen zu tun gehabt, die mit Sicherheit manch Anderem nicht gemacht wurden. Allein die Dauer des Prüfvorganges oder das Verlangen nach Einhaltung völlig irrelevanter Verordnungen und Industrienormen. Hier gab es schon manchmal Grund zur Annahme, "Jemand ließe es sich was kosten", Michels Patentantrag besonders "genau" zu prüfen. Verleumdung oder Bedrohung waren ihm bisher aber nie untergekommen und Bertie hatte immer alle Hindernisse umschifft.
Michael saß nun im Auto und verfasste ein SMS an Silvia. "Mittagessen?" Es ging gegen Elf und wenn sie eine Stunde Mittagspause hätte, wäre er mit ihr essen gegangen. Es dauerte keine Minute, bis sein Handy klingelte. "Hallo?" - "Michael, bist du schon zurück?" - "Ja und ich würde gern mit dir Essen gehn. Wie siehts aus, mein Engel?" - "Weißt du was? Ich frage, ob ich um zwölf aufhören kann. Normal arbeite ich freitags bis drei Uhr. Ich ruf dich gleich nochmal an!" - "Gut, Silvie, mach das!" Nach ein paar Minuten rief sie wieder an. Sie konnte um halb zwölf gehen und würde ins Domino kommen, er solle dort auf sie warten. Er fuhr also dorthin und sie kamen fast gleichzeitig an. Silvie fiel ihm vor dem Lokal um den Hals. Sie freute sich riesig über die gelungene Überraschung gemeinsam essen zu gehen. Sie gingen hinein und fanden einen Tisch für Zwei. Das Domino war recht gemütlich eingerichtet. Nachdem die Kellnerin die Bestellung aufgenommen hatte, erzählte Michael von Natalie. "Stell dir vor, was die sich geleistet hat!" Er erzählte ihr alles haarklein und erklärte, dass Bertl ebenfalls der Ansicht war, sie wäre auf ihn angesetzt gewesen. "Das war keine normale Nutte. Und die hat auch nicht auf eigene Rechnung mein Zimmer durchsucht.!" - "Hat sie dir gefallen?" - "Silvie!" - "Ich weiß, dass du mich liebst. Ich frage ja nur ob sie dir gefallen hat!" - "Sie hatte durchaus Klasse. Hätte sie sich nicht mit zuviel Wissen über mein nächstes Patent verraten, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass die "angeheuert" ist!" - "Also hat sie dir gefallen!" - "Sie war bildhübsch, natürlich hat sie mir optisch gut gefallen. Das war ja auch ihre Aufgabe! Aber ich hatte weder so noch so Interesse an ihr, weil ich eben dich liebe! Und ich will auch keine Andere. Ich habe lange genug gebraucht, um dich zu finden. Ich spürte nur Verlangen nach dir!" - "Aber..." - "Ende der Diskussion, Silvie! Warum glaubst du, bin ich bis halb zwei aufgeblieben, um dich beim Frühstück anrufen zu können? Glaubst du wirklich, dass ich das nach einem zehnstündigen Flug für eine andere Frau, als meine Silvie täte? Deine Stimme war es, die ich hören wollte, nur Deine!" - "Oh, Michael, ich liebe dich so sehr..."