(Béilo)
"Vorsicht!" Schrilles Quieken zerriss mir fast die Ohrenfelle und kleine Krallen hatten sich in meinem Gesicht fest gekratzt.
"Was zum Teufel...?" Genervt zog ich das graue Etwas von mir weg. "Gothank? Was bei Hurukalós verfluchtem Angesicht machst du hier im Wald?!"
"Ist das dein Freund?" Káilanba hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt.
"Wenn man so will." murrte ich. "Sein Name ist Gothankirotaniobinorak, kurz Gothank." Der Mauxie gurrte mich glücklich an.
"Anscheinend freut er sich dich zu sehen." lachte die Snift.
"Sei mal still!" fuhr ich ihr über die Schnauze. Ein dumpfes Grummeln tönte aus dem Dickicht. Es klang wie der Brunftschrei eines riesigen Ungetüms. Gothank kletterte meinen Arm entlang und versteckte sich hinter meinem Rücken. Das Geräusch aus dem Unterholz wurde lauter und es raschelte bedrohlich.
"Sag mir bitte, dass das nur Gothanks großer Bruder ist." stammelte Káilanba.
"Angst?" fragte ich.
"Ja." gab sie offen zu.
"Keine Sorge, ich pass auf dich auf."
"Du verstehst mich falsch. Ich habe Angst um dich. Wenn es das ist was ich glaube, dass es ist, werde nicht ich die Gejagte sein."
"So? Was ist es denn deiner Meinung nach?" Doch in diesem Moment brauste mir das Biest schon entgegen. Lange, schwarze, ledrige Flügel, ein dunkelgrüner Schwanz, der in einer Hornspitze endete, spitze Krallen und Zähne, es erhob sich mit seiner gewaltigen Größe vor uns.
"Ein Drachenweibchen." hauchte Káilanba. "Jetzt ist Brutzeit und sie dulden keine Männchen in ihrer Nähe, egal welcher Art sie angehören..."
"Was soll ich machen?" Panik ergriff mich. Die gelben Augen des schönschrecklichen Tieres blitzten mich wütend an.
"Frag nicht so dumm, verschwinde endlich! Ich kümmere mich darum." flüsterte sie.
"Káilanba..." mir blieben die Worte im Hals stecken.
"Geh!" zischte sie. In diesem Augenblick brüllte das Weibchen auf und stürzte auf mich zu. Ich floh...
Die Äste der Bäume zerkratzten mich, bösartig versuchten die Wurzeln mich zu Fall zu bringen. Schließlich stolperte ich und fiel. Gothank der immer noch zitternd an meinem Arm geklammert war, quietschte auf. Eine seltsame Pflanze hatte ihn mit ihren langen grünen Ranken gepackt und hochgehoben.
"Gothank!" Ihn festhaltend richtete ich mich auf und trat gegen das ekelhafte Gewächs. Es öffnete so etwas wie einen Mund aus grellroten Blüten und schnappte seinerseits nach mir. Der Mauxie nutzte die Ablenkung und befreite sich aus der tödlichen Umarmung. Ein Schrei drang gedämpft durch die Bäume zu mir.
"KÁILANBA!" wütend auf meine eigene Feigheit rannte ich zurück zum Kampfplatz. Eine lange Wunde klaffte an der Seite Káilanbas. Sie lag auf dem Boden und rührte sich nicht.
"Nein...NEIN!" Der Drache jedoch war erlegt. Er lag längsseitig aufgeschlitzt im eigenen Blut und atmete nur noch schwach.
Ich rannte zu ihr und kniete mich neben sie.
"Bitte tu mir das nicht an! Ich war doch schon so lang allein. Bleib bei mir." Meine heißen Tränen rannen herunter und tropften auf ihr schönes Gesicht. Sie atmete noch.
"Sei nicht so egoistisch." lächelte sie schwach. "Ich war genauso lang allein wie du. So schnell wirst du mich sicher nicht mehr los." Sie schlug die Augen auf. "Sag mir, Snift Béilo, hast du alles vergessen? Wir sind Katzen und Katzen haben neun Leben. Wir brauchen nur ein klein wenig Hilfe um diese Kraft zu entfesseln..." Ein Hustenanfall schüttelte sie, sie spuckte Blut. Mit einem schlag fiel mir alles wieder ein. Die ûrkait! Wenn ein Snift den Saft des Herzens seines Feindes trinkt, verfügt er über Selbstheilungskräfte!
"Normalerweise verzichte ich auf den zweifelhaften Genuss von Blut, aber im Augenblick ziehe ich ihn dem Tod vor." röchelte sie.
"Gut, ich weiß, was ich tun muss." sagte ich. Der Drache sah mir genau in die Augen als ich vor ihn trat. "Tut mir ja leid, aber ich brauche dein Blut!" Mit diesen Worten rammte ich meine Krallen in den offenen Leib des Drachenweibchens und riss das Herz heraus. Das Tier stöhnte auf und sank leblos zu Boden. "Trink es." Wie eine Schale hielt ich der verletzten Snift eine Schuppe des Ungetüms gefüllt mit Drachenherzblut hin. Langsam zog ich ihr den Schleier vom Gesicht. Mir stockte der Atem, so schön war sie. Als die Schuppe leer war, fiel sie in tiefen Schlaf. Erschöpft fiel ich neben ihr ins Gras und schlief ein.