"Es ist ein ganzer Monat vergangen seit wir Shanora mit diesem... Kind entkommen lassen haben!", empörte Ladira sich.
Church lag völlig gelangweilt von ihrer Predigt auf dem Sofa von Finns Haus, die Beine auf dem wahrscheinlich unverschämt teuren Glastisch abgelegt. Ladira zog eine Braue hoch und Celles, die am Fenster gestanden hatte, blickte auch erwartungsvoll zu ihm.
"Oh!", mit gespielter Überraschung sprang er auf, "Ihr erwartet, dass ich euch antworte! Das wusste ich nicht, entschuldigt! Ich dachte ihr haltet Monologe und übt für jemanden den es interessiert!"
Celles schnappte nach Luft: "Du widerlicher Bastard!" Ladira deutete ihr ruhig zu bleiben, aber Celles schien wie immer nicht in der Lage ihr Temperament zu zügeln. Sie drängelte sich an ihrer Mutter vorbei und kam Church gefährlich nahe.
"Auch wenn du aussiehst wie deine Schwester, ich stehe nicht auf deine plumpe, dümmliche Art!", Church grinst sie an und dachte gar nicht daran zurückzuweichen.
Celles holte aus um ihm, wie so oft, mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Diesmal, dass erste Mal in der Zeit die sie sich kannten, funktionierte es nicht. Ihr Arm wurde, als sie ausholte von schwarzen Fäden umschlossen und ihr schmerzhaft auf den Rücken gefesselt. Chruchs Augen waren von einer unheimlichen Schwärze ausgefüllt worden, langsam näherte er sich ihrem Gesicht.
Dann flüsterte er ihr ins Ohr: "Ich war immer nachsichtig. Aber denk an unsere Begegnung am Friedhof vor all den Jahren. Ich bin stärker als du!" Mit diesen drohenden Worten ließ er sie los, geschockt stolperte sie zurück zu ihrer Mutter.
"Du weißt wo Shanora ist!", warf Ladira ihm jetzt offen vor. Churchs Augen wurden wieder normal, die Schwärze beschränkte sich auf die Pupillen und die Faden hatten sich zurückgezogen.
"Ich weiß einiges, aber ich weiß zum Beispiel nicht wo deine Tochter ist!", Churchs Stimme war von einer ungewohnten Dekadenz durchzogen, "Und warum man mir seit einem halben Jahr verwehrt mit ihr zu sprechen!"
Ladira und Celles starrten gemeinschaftlich auf den Boden.
"Du würdest uns sagen wo Shanora ist, wenn Saphira mit dir spricht?", fragte die Hüterin den Dämon nach einer Weile.
Dieser schüttelte den Kopf: "Nein, ich verrate meine Freunde nicht!"
Celles kniff die Augen zusammen und funkelte ihn wütend an: "Du hast Saphira verraten!" Churchs Blick schien zu eskalieren. Wut, Zorn, Hass, Trauer, das alles floss in Sekunden durch seine Augen.
"Ich habe sie davor beschützt mit euch Vollidioten in diese Sache zu stolpern!", knurrte er dann, "Ihr habt nicht einmal Vanessa in den Griff bekommen ohne das ich und Finn euch dabei helfen mussten!"
Celles wollte ihm nicht zuhören, sie schoss sofort zurück: "Dafür hast du Badria beinahe umgebracht, mit deinem Irren Bruder!"
Church lachte nur verächtlich: "Ihr habt weit mehr irre Verwandtschaft als ich! Außerdem ist dein Vater für meinen und meines Bruders Wahnsinn verantwortlich gewesen! Aber so bin ich nicht! Nachtragend oder gar rachsüchtig wie ihr! Also lasst mich in Ruhe, von mir erfahrt ihr nichts!"
Ladira merkte, dass sie hier auf verlorenem Posten kämpften. "Lass uns verschwinden, er wird uns nicht helfen!", sagte sie zu ihrer Tochter. Diese wollte aber noch einen letzten Satz in den Raum werfen.
"Weißt du Church", sie grinste ihn süffisant an, "ich verstehe jetzt warum Saphira in ihrer Situation nichts von dir wissen möchte!"
Dann verschwanden die beiden. Chruch warf sich entnervt auf das Sofa und verfluchte den Tag, an dem er sich ausgerechnet in jemanden aus dieser Familie verliebt hatte.
"Kann ich etwas für sie tun, Sir?", die Stimme neben ihm riss ihn aus seiner Wut. Schockiert betrachtete er den Sensenmann in seinem lächerlichen Butleroutfit.
"Nein!", Church wedelte mit der Hand und hoffte auf sein Verschwinden.
"Gut, dann bleibt nur noch zu sagen, dass eine schimpfende Rothaarige vor der Türe auf Einlass wartet!", der Sensenmann löste sich auf.
Church betete, dass es sich um Kyra handelte, die Neuigkeiten von Shanora und ihrer Jagd nach den drei Dämonenseelen für Ation hatte. Er erhob sich und schleppte seinen müden Körper zur Türe.
"Endlich, ich dachte schon die verschwinden Scheiße noch mal nie!", fluchte Kyra los.
"Schön, dass du deinen Kadaver hier auch mal wieder anschleppst!", begrüßte Church sie unmotiviert, "Ich hoffe nicht für einen simplen Besuch oder so!"
Kyra verdrehte die Augen: "Kadaver musst gerade du Flickengesicht mich nennen! Nein ich habe eine Nachricht von Finn 2.0 und ihrem Begleiter!"
Chruch schmunzelte, sie hatten den dritten Dämon also gefunden. Nicht einmal ein Monat für drei mächtige Dämonen, die beiden waren ein besseres Team als ihre verstorbenen Vorgänger.
"Hey Moderfresse!", Kyra holte ihn aus seinen lobenden Gedanken, "Sie haben mir die Gefäße des Tricksers und des Alps mitgegeben! Und sie wollen die Verführerin heute Abend kriegen!" Church nahm überrascht die Tasche entgegen die Kyra ihm reichte. Er hatte nicht, damit gerechnet das sie ohne ihn einen der Dämonen fangen würden. Aber er hatte Shanora nicht zum ersten mal unterschätzt.
"Aber sie sollten doch warten!", er warf Kyra einen vielsagenden Blick zu.
"Sie warten aber nicht!", Kyra zuckte mit den Schultern, "Sie und der Junge erinnern mich an dich und Finn!"
Church runzelte die Stirn: "Und das findest du gut?"
Kyra lachte: "Nein, eher bedenklich! Aber euch beide konnte man auch nicht aufhalten!"
In einer schummrigen Bar in St. Gallen in der Schweiz lehnte, gelangweilt über die Tanzfläche blickend, ein blonder junger Mann. Sein Hemd war großzügig aufgeknöpft und hochgekrempelt, dazu trug er Jeans und Turnschuhe. Er nippte immer wieder an seinem Getränk, es schien aber kaum weniger zu werden. Seine dunkelblauen Augen zeigten keine besonderes Interesse an den umliegenden Personen. Seine ganze Haltung signalisierte pure Langeweile.
"Ein Glas Rotwein bitte!", die Stimme einer Frau neben ihm ließ ihn sich umdrehen. Sie hatte seidiges schwarzes Haar und wunderschöne grüne Augen, umrandet von langen Wimpern. Ihre Figur war perfekt, eine Sanduhr, wunderbar betont durch das enge kleine Schwarze, das sie trug. Sie dankte dem Barkeeper und trank einen Schluck Rotwein, dann hefteten ihre Augen sich auf den jungen Mann.
"Ganz alleine hier?", fragte sie interessiert und klimperte mit den Wimpern.
"So wie du!", er grinste und lies ihren Blick über ihren Körper gleiten.
"Ich habe nicht vor alleine zu verschwinden!", schnurrte sie und näherte sich ihm.
"Oh, ich auch nicht, ich warte auf eine schöne Frau, die mir ein Abenteuer anbietet!", gab er zurück und blickte ihr tief in die Augen.
"Also gehen wir?", wollte sie wissen und trank ihr Glas leer.
Er nippte weiter an seinem: "Auf die Toilette oder kannst du mir einen anderen Ort empfehlen für unsere Zusammenkunft?"
Sie lächelte und deutete ihm ihr zu folgen: "Keine Sorge, ich zeige dir einen Ort, wo ich so nett zu dir sein werde. Du wirst ihn nie wieder verlassen wollen!"
Die beiden verließen die Bar und bogen in die nächste Querstraße, wo sie durch ein Loch in einem Maschendrahtzaun stiegen. Die hübsche Frau führte den jungen Mann geradewegs in eine Lagerhalle. Ein eigenartiger Kupfergeruch lag in der Luft.
"Das ist also der Ort, von dem ich nie wieder verschwinden möchte?", ungläubig zog der junge Mann eine Braue hoch. Bevor er aber weiter fragen konnte lagen ihre geradezu perfekten, weichen Lippen auf seinen und zogen ihn in einen intensiven Kuss.
Schnell zog er sie näher und legte seinen Arm auf ihren wohlgeformten Hintern.
"Du gehst aber ganz schön ran!", schnurrte sie ihm lasziv ins Ohr, als sie sich kurz voneinander lösten um durchzuatmen.
"Ich steh darauf wie du an meinen Lippen knabberst!", flüsterte er ihr ins Ohr. Sie grinste, diesmal aber nicht verführerisch, sondern böse. Dann küsste sie ihn wieder, knabberte sanft an seinen Lippen.
"Ist diese widerliche Show dann vorbei?", die Stimme einer Frau risse die beiden aus ihrem wilden Treiben. An der Wand lehnte gelangweilt eine kleine Gestalt mit unordentlich gebundenem Dutt und türkisen Augen.
Sie starrte angewidert auf die Frau im schwarzen Kleid: "Das ist ja widerlich, was du veranstaltest!"
Die Dame im kurzen Schwarzen lachte: "Deine Freundin? Sie kann gerne mitmachen!"
Der junge Mann fuhr sich über die Lippen, als müsste er Dreck davon wischen, dann spuckte er auf den Boden.
"Was wird das hier?", die Verführerin lachte nervös, "Wer seid ihr?"
Der junge Mann begann sich zu verändern, sein Haar wurde Grau und seine Augen nahmen zwei verschiedene Farben an.
"Ich bin überrascht, wie dumm du bist!", Cash grinste den Dämon vor ihm an, "Shanora ist nur angewidert, aber auch froh, dass sie nicht den kürzeren Strohhalm gezogen hat!"
Der Dämon begriff, dass die beiden auf der Jagt nach ihm gewesen waren, er offenbarte seine wahre Gestalt, groß, wabbelig und gehörnt.
"Wie könnt ihr es wagen!", er schoss auf Shanora zu, dann aber verhaarte er kurz vor ihr, "Was habt ihr mit mir gemacht?"
Shanora grinste frech: "Naja, mein Partner und ich haben zuerst dein Versteck hier gefunden. Dann mussten wir nur in den umliegenden Bars fragen ob immer wieder Leute verschwinden würden. Wir erfuhren, dass es immer Menschen waren, die alleine unterwegs waren. Alle wurden von einem schönen Mann oder einer schönen Frau die Rotwein trank angesprochen und verschwanden mit ihr oder ihm. Niemand hat sie je wieder gesehen. Ihre Knochen haben wir hier gefunden, du solltest deinen Müll wegräumen! Alles was wir dann zu tun brauchen war eine Entscheidung zu treffen, wer dein Lockvogel sein würde. Mein Partner hat verloren, er musste also nichts weiter tun, als sich auf die Lauer zu legen. Dabei hat er seine Lippen konsequent mit einem langsam wirkenden Gift benetzt um dich außer Gefecht zu setzen!"
Der Dämon ließ einen lauten Wutschrei los, bevor er zusammenbrach.
Cash trat neben Shanora und richtete das Seelengefäß von Ation auf ihn: "Wie du siehst, wir brauchten dich lebend und wollten einen direkten Kampf vermeiden!"
"Ihr... Du!", der Dämon spuckte seine letzten Worte aus, "Du bist es, den der wiedergekehrte mit den gelben Augen sucht! Deine Familie wartet auf dich, Hannibal Cash! Es ist noch jemand übrig der dir all deine Fragen beantworten kann! Ein direkter Verwandter deiner Mutter, der Wiedergekehrte kann euch zusammen bringen! Eine glückliche Familie wäre das nichts?"
Shanora schluckte, sie wusste, wer von Cash Familie noch übrig war. Sie hatte es ihm nicht gesagt, diese Enttäuschung hatte sie ihm ersparen wollen. Sie hoffte inständig, das Cash nicht weiter darauf eingehen würde. Dieser starrte den Dämon verwirrt an, schien abzuwiegen, ob er ihn etwas fragen sollte. Dann hatte er sich allem Anschein nach entschieden.
Cash verpasste dem wabbeligen Körper des Dämons einen Tritt: "Meine Familie starb wegen diesem gelbäugigen Freak!"
Shanora deutete ihm sich zu beruhigen: "Er will dich verunsichern, hör nicht darauf!"
Beide erschraken als plötzlich ein langsames, sichtlich unbeeindrucktes Klatschen ertönte. Aus dem Schatten trat Church, der sie wütend anfunkelte.
"Church!", Shanora riss Cash das Seelengefäß aus den Händen und überreichte es ihm, "Wir haben es geschafft! Wir haben alle! Ation kann mit, was auch immer er vorhat beginnen!"
Chruchs Augen hefteten sich an Cash: "Das verstehst du unter auf Shanora aufzupassen? Ihr zieht mit einem Dämon so eine Show ab?"
Cash verdrehte die Augen: "Ich hatte alles voll im Griff, also creep mich nicht von der Seite an, Churchie!"
Church schien über seine Ausdrucksweise wirklich angewidert zu sein.
"Das stimmt! Ich war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr!", mischte Shanora sich ein.
"Ach ja?", fauchte Church wütend, "Wenn das Gift eine Sekunde später gewirkt hätte? Was wäre dann gewesen?"
Cash und Shanora starrten jetzt betroffen auf den Boden und schienen darüber nachzudenken.
"Kommt mit!", herrschte Church sie an, "Wir bringen Ation seine verfluchten Gefäße und sehen, was er damit anstellt!"
Kleinlaut folgten die beiden Church nach draußen, wo sie schon von Marbas erwartet wurden.
"Na, wie war die Dämonenjagd?", fragte dieser.
Ein Blick von Church reichte, um ihm das Grinsen aus dem Gesicht zu verbannen: "Ein Portal, kommt sofort!"