Mason
Sie sagte nicht ein einziges Wort zu mir. Wahrscheinlich hatte ich das sogar verdient, jedoch wollte ich es nicht einsehen. Im Moment in dem sie los rannte, war meine erste Intention zum Hotel zurück zu laufen, schließlich hatte ich meine Runde schon hinter mir. Als ich ihr aber dann hinterherblickte, ihren wippenden Zopf sah, die pinke Jacke und die schwarze Hose die ihren Hintern so perfekt umspielte, konnte ich nicht anders und machte mich auf zur nächsten Runde durch den Wald.
Nach 2 Minuten holte ich sie ein. Sie sah mich zunächst verbissen an, sagte aber nichts und gab mir ihr stummes Einverständnis sie zu begleiten. Wir sprachen den ganzen Weg über kein Wort und die Stille war gut. Es war schön gemeinsam schweigen zu können und ich erlangte eine innere Ruhe, nur durch ihre Anwesenheit. Wenn sie in der Nähe war, sah ich die Dinge klarer. Ich fühlte mich wohl, was absolut verrückt klang wenn man bedachte, dass ich sie so gut wie gar nicht kannte und die Dinge, die ich von ihr wusste, hätten eher dazu führen sollen, dass ich mich von ihr fernhielt. Nach einer dreiviertel Stunde beendeten wir die Runde und gingen durch den Hintereingang ins Hotel. Sie blickte mich kurz an, als sie ihre Schlüsselkarte ins Schloss steckte und verschwand dann in ihrem Zimmer. Ich brauchte jetzt dringend eine kalte Dusche.
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Es war ein langer Drehtag außerhalb und als ich am Abend wieder im Hotel ankam, war mir nur noch nach schlafen. Auf dem Weg zu den Aufzügen hörte ich leise Musik, die aus Ava´s Proberaum kam. Wie das Licht die Mücke anzog, zog mich die Erwartung Ava in ihrem engen Sportoutfit tanzen zu sehen, magisch an. Ich wurde nicht enttäuscht.
Sie probte gerade ein paar Figuren und bewegte sich immer wieder zwischen einem Block, der mit Stift auf dem Boden lag und Notizen und Zeichnungen enthielt, dem CD Player an dem sie ein und das selbe Lied immer und immer weder erneut abspielte und der Polestange, an der sie die Figuren ausprobierte hin und her. Ich hätte ihr Stunden lang zusehen können. Als sie vor sich hin fluchend wieder Richtung CD Player ging, kam ich ihr zuvor und drückte die Repeat- Taste. Sie wirkte erschrocken und sah mich sekundenlang an ohne sich nur einmal zu bewegen. Was tat ich hier gerade?
Wie von selbst hoben sich meine Mundwinkel etwas. Das Lied lief nun schon fast eine Minute. Ich deutete mit dem Kopf zur Stange und startete das Lied erneut. Sie brauchte nur einen kurzen Augenblick und dann setzte sie sich in Bewegung und übte die Figur erneut.
Ihre Bewegungen waren so leicht und fließend. Es sah aus, als sei sie schwerelos, doch ich konnte mir vorstellen welche Kraft und Ausdauer es bedurfte, das eigene Körpergewicht an dieser Stange so langsam und kontrolliert zu heben, als würde sie darum herum schweben. Die meiste Zeit schien sie mich völlig auszublenden und sah mich nur dann an, wenn ich das Lied erneut abspielen sollte. Nach fast 2 Stunden, die so schnell wie 2 Minuten vergangen waren, kam Ava zum Player hinüber, stöpselte ihr Handy ein und während John Legend „All of me“ sang, räumte sie ihre Sachen zusammen. Schweigend gingen wir danach zum Aufzug, fuhren in unser Stockwerk und verabschiedeten uns nur mit einem Kopfnicken.
Ich brauchte diese Dosis Ava morgens wie eine Droge und trotz der Massen an Fans vor dem Hotel, fand ich auch in den nächsten Tagen eine Möglichkeit joggen zu gehen. Harry, einer meiner Sicherheitsmänner, wartete in der Früh mit dem Van in der Tiefgarage, wodurch wir unbeobachtet aus dem Hotel und später auch wieder hinein gelangen konnten. Bei der Rezeption hinterließ ich einen Zettel für Ava und tatsächlich kam sie seitdem jeden Morgen um 7.30 Uhr in die Garage, stieg in den Wagen und wir fuhren zum nächstgelegenen Waldstück in dem wir still nebeneinanderher joggten.
Im Proberaum trainierte sie nachmittags mit Katy und arbeitete danach oft bis spät in die Nacht an neuen Schritten und Szenen. Wann immer die Außendreharbeiten es erlaubten abends noch zum Hotel zu fahren, tat ich das, in der Hoffnung, sie in ihrem Proberaum anzutreffen. Der Abend an dem wir es beinahe miteinander getrieben hatten, war nun auf den Tag 2 Wochen her. 14 Tage in denen wir, abgesehen von meiner zugegebenermaßen dürftigen Entschuldigung, kein Wort miteinander gesprochen hatten. Wir verstanden uns auch so und ich begann sie wirklich zu mögen. Ich fühlte mich gut, wenn sie in meiner Nähe war und stellte erschrocken fest, dass sie mir fehlte wenn ich ihr einen Abend nicht beim Tanzen zuschauen konnte. Zugegeben: es war oft eine Qual. Sie bewegte sich so erotisch an dieser Stange, dass ich mir nahezu jeden Abend einen runterholen musste, sobald ich in meinem Zimmer war. Ich konnte nicht leugnen, dass diese Frau mich anmachte wie keine zuvor und jeder Morgen an dem wir zusammen joggten und ich ihre üppigen Brüste unter der Softshelljacke auf und ab wiegen sah, kam mir vor wie ein endloses Vorspiel.
Ich wusste nicht wie lange ich das Ganze noch aushielt. Ich wollte sie so sehr, dass es schmerzte. Andere Frauen hatten jeglichen Reiz auf mich verloren. Wieso musste sie die Eine sein, die mich wirklich interessierte obwohl sie die Einzige sein sollte, die ich hassen müsste.