AVA
Um Punkt 20 Uhr öffnete sich die Türen des Aufzugs mit einem leisen "Ping" und wir traten hinaus auf die Dachterrasse. In einer Nische nahe der Brüstung stand ein kleiner runder, hübsch gedeckter Bistrotisch mit zwei Stühlen. Die Lichterkette, welche sich wie ein Sternenzelt über die Terrasse zog war ebenfalls eingeschalten, jedoch nun mit leicht gedämmtem Licht. Ich ging hinüber zur Brüstung um die Aussicht zu genießen. Mason kam zu mir hinüber und legte von hinten die Arme um mich.
>> Du hast auch heute Nacht nicht vor zu springen, oder? << flüsterte er mir ins Ohr. Ich lächelte in mich hinein.
>> Nein, nicht wenn du mir keinen Grund dazu gibst… <> Hast du das alles wegen mir gemacht? <<
>> Nein, eigentlich lasse ich den Tisch jeden Abend so decken und schaue wen ich abschleppen kann. << Ich drehte mich zu ihm um ihn auf die Brust zu schlagen, doch er hatte mein Vorhaben bereits erahnt und wehrte meine Arme ab. Wir lachten beide und dann wurden wir still. Er sah mich fast verträumt an.
>> Wenn du lächelst leuchten deine Augen heller als jeder dieser Sterne am Himmel. << Er meinte es ernst.
>> Das war aber jetzt kitschig. <<
>> Es war aber die Wahrheit. Du solltest öfter lächeln. <<
>> Dann solltest du mich nicht so oft traurig machen. << Ich lächelte, doch bevor ich mir bewusst war was ich da gesagt hatte, war es zu spät es zurück zu nehmen. Er sah mich kurz an, als habe ich ihm eine Ohrfeige gegeben.
>> Es tut mir Leid, Baby. << Beide Hände an mein Gesicht gelegt, kam er näher und küsste mich so liebevoll wie er es nie zuvor getan hatte.
>> Wirst du mir irgendwann sagen, was ich getan habe, dass es dich so quält nett zu mir zu sein. <<
>> Es quält mich nicht nett zu dir zu sein, Ave. Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich mir in den letzten Tagen gewünscht habe, alles wäre anders. Dabei geht es nicht mal um dich und mich. Es geht darum, dass wir jemand anderem sehr wehtun würden und das kann ich nicht. So sehr ich dich auch will. <<
>> Du hast eine Freundin? << Wie konnte ich dumme Kuh nur denken, ein Mann wie er wäre noch frei.
>> Wäre das das Problem, wäre ich ein glücklicher Mann. << Er blickte in den Himmel.
>> Du Arschloch bist verheiratet? <<
>> Was? Nein…Gott Ava. Es ist nichts in der Art. Pass auf, ich kann dir nur die paar Wochen anbieten in denen wir hier drehen. Glaub mir, ich wünschte es wäre anders. << Er legte die Hand an meine Wange und ich konnte es nicht verhindern, dass eine Träne sich einen Weg über mein Gesicht bahnte und durch seine Hand gestoppt wurde. <<
>> Baby. Bitte weine nicht. Ich…<< Blitze blendeten meine Sicht. Ich konnte nicht zuordnen woher sie kamen, bis Mason wütende Worte ausstieß. Er riss schmerzhaft
>> Komm, wir müssen hier sofort weg. Verdeck dein Gesicht. <<
Die Aufzugtüre öffnete sich und Mason zog mich mit solcher Wucht hinein, dass ich gegen die Wand stieß. Die Blitze waren uns gefolgt und jetzt konnte ich erkennen, dass sie zu der Kamera eines Mannes gehörten. Die Türen schlossen sich. Masons stand an der gegenübergelegenen Wand und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Seine Augen waren geschlossen und er atmete heftig. Die Stille wurde unerträglich.
>> Bist du sauer? <<
Er blickte nicht auf als er antwortete. >> Ja. <<
>> Es war deine Einladung. Du wolltest, dass ich mitkomme. Ich bin dir ja nicht einfach gefolgt, so wie ein durchgeknallter Fan. <<
Er sah auf zu mir und kniff die Augen zusammen.
>> Ava, was redest du da bitte? <<
>> Naja, ich weiß, dass ich nicht in dein Leben passe und man an deiner Seite niemanden wie mich sehen möchte. Ich bin halt….nichts Besonderes. << Okay, jetzt war ich ganz weit unten angekommen. Sollte es jemals einen Oskar für Selbsterniedrigung geben, dann sahen sie hier die Gewinnerin.
Mason bewegte sich auf mich zu und betätigte dann den Halteknopf des Aufzugs neben mir. Dann stemmte er seine Arme rechts und links neben meinen Kopf an die Wand.
>> Was bist du ein dummes Mädchen. << Ich blickte zur Seite. Es war demütigend.
>> Sieh mich an Ave. << Dummer Kopf…obwohl ich nicht wollte, tat ich ihm den Gefallen.
>> Hör mir zu bevor dein Trotzkopf die Entscheidung trifft, wieder eingeschnappt zu sein. Du bist laut, gehässig, so klein, dass ich dich in meine Westentasche stecken könnte, frech und ein Dickschädel. <<
>> Oh spielen wir jetzt „Ich knalle dem anderen jede Menge Beleidigungen an den Kopf, denn dann fällt mir auch so eine…<< Mason stoppte meine Hasstirade mit einem hungrigen Kuss. Seine Zunge kitzelte meine Lippen und forderte die meine zu einem heißen Tanz heraus. Er stand so nah vor mir, dass ich seine Erregung an meinem Bauch spüren konnte. Ich keuchte auf.
>> Weib. Kann man dich nicht anders davon abhalten einem nicht ins Wort zu fallen? Was ich eigentlich sagen wollte ist: Du bist all das was ich gerade gesagt habe, aber du bist auch wahnsinnig talentiert, hast ein Lächeln für das jede Hollywoodschönheit töten würde, einen Körper der mich nachts vor Verlangen nicht schlafen lässt und du bist klug. Du bist etwas verdammt Besonderes. Wenn ich irgendwie könnte, ich würde dich behalten und nie wieder gehen lassen. <<
Wieder standen mir die Tränen in den Augen.
>> Wieso kannst du es nicht? <
>> Ja? << bellte er in die Anlage.
>> Mr. Scott mein Name ist Herold. Ich sehe sie über die Videoanlage des Aufzuges. Sie haben den Halteknopf betätigt. Ist alles in Ordnung bei Ihnen? <<
>> JA. War wohl ein Versehen. <<
>> Okay Sir, ich setze den Aufzug dann jetzt wieder in Gang. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend. <<
Der Aufzug ruckelte kurz und setze sich dann wieder in Gang.
Mason atmete hörbar aus und stellte sich neben mich. Eine Antwort war nicht mehr zu erwarten. Der Moment war vorbei.
Die Türen öffneten sich auf unserem Stockwerk und wir stiegen aus. Schweigend gingen wir den Flur entlang. Als wir bei meiner Zimmertüre ankamen, öffnete ich sie, doch anstelle hineinzugehen, blieb ich auf der Türschwelle stehen und drehte mich zu Mason um, der scheinbar vorhatte mit hineinzukommen.
>> Ich denke das ist keine gute Idee. Du wolltest heute Abend eine Antwort von mir erhalten. Also… Ich kann das nicht. <<
>> Was genau kannst du nicht? <<
>> Ich kann das hier nicht mit dir bis zum Ende der Dreharbeiten durchziehen. Es ging schon viel zu weit Mason. Ich kenne deine Gründe nicht und du hast klar gemacht, dass ich sie auch nicht erfahren werde. Du bist das größte Arschloch das ich kenne. << Ich atmete schlotternd ein da die Tränen mich zu überwältigen drohten. Mason machte einen Schritt auf mich zu, doch ich stoppte ihn. >> Nicht. << Er blieb wie angewurzelt stehen und sah mich durchdringlich an.
>> Also, obwohl du ein Mistkerl bist, empfinde ich etwas für dich. Ich hab versucht es zu verdrängen, aber es geht nicht. Ich weiß es ist dumm von mir, aber ich denke Tag und Nacht an dich und es fällt mir jetzt schon unendlich schwer das hier zu beenden. Ich weiß nicht wie ich das verkraften soll wenn das noch ein paar Wochen so weiter geht. <<
>> Ava. << Er war sichtlich überfordert mit der Situation. Er war wohl Zurückweisung nicht gewohnt.
>> Bitte. Es ist mein Fehler und du hast dich wirklich ins Zeug gelegt ein Ekel zu sein. Jede andere wäre wohl nicht so blöd gewesen sich in dich zu verlieben, aber…<< Was hatte ich da gerade gesagt. Verlieben??? Der Schwinger von Jamie muss doch etwas zu heftig für meinen Kopf gewesen sein.
Als Mason Luft holte um etwas zu sagen, unterbrach ich ihn sofort. Er hätte mir jetzt mit einem Satz den Todesstoß geben können.
>> Vergiss das. Wenn es bei all dem Hass und Ärger mir gegenüber einen kleinen Funken in dir gibt, der mich nur ein kleines bisschen mag, dann akzeptierst du meine Meinung bitte. Ich bin nicht stark genug dich immer wieder abzuweisen. Wenn du mir das Herz nicht ganz brechen möchtest, dann geh jetzt bitte. <<
Er war sauer und hin und her gerissen. Ich konnte den inneren Kampf in seinen Augen erkennen und dann sah ich etwas, dass aussah wie Bedauern. Er schlug mit der Faust gegen den Türrahmen.
>> Wenn das dein Wunsch ist. << brachte er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich zuckte aufgrund seines Gefühlsausbruchs zusammen. Er drehte sich um und kramte in seiner Tasche nach der Zimmerkarte um seine Türe zu öffnen. Als er in seinem Zimmer verschwand und die Türe laut zuknallte bemerkte ich, es war zu spät. Mein Herz hatte Risse davongetragen.
Ich schloss meine Türe, sank innen an ihr herunter auf den Boden und ließ meinen Tränen freien Lauf.