"Beeil dich Beth", ruft Kaya aus dem Flur heraus. Ich rolle nur mit den Augen. Koffer packen geht nun einmal nicht so schnell. Luke hat uns nach dem Besuch bei den Oros zurück zu meiner Wohnung gefahren, damit ich meine Sachen packen kann, denn auf der Fahrt zurück nach Manhattan, haben wir nach langer Diskussion mit Luke und Jackson, der zu meiner Überraschung ebenfalls dagegen war, beschlossen auf die lange Suche nach den Kronen zu gehen. Auf die Idee brachte uns eigentlich der Anführer der Oros Valentin. Er sagte, dass man mit den Kronen ein Tor zur Vergangenheit erschaffen kann, um entweder die Verwandlung in ein übernatürliches Wesen rückgängig zu machen oder um einen geliebten Menschen zurück zu holen. Im Auto habe ich dann einen Gedanken laut ausgesprochen und Kaya hat meine Idee ausgebaut. Ihr genauer Wortlaut war:"Wie wäre es wenn wir, sobald wir alle Kronen zusammen haben, den Dämonenprinzen und Lilith einfach in ganz normale Menschen verwandeln?" Matt und ich fanden die Idee sehr gut, aber Jackson hat sofort abgewunken. Auch Luke war strikt dagegen, doch als ich sagte, dass ich sowieso gehe, egal ob ich die Erlaubnis habe oder nicht, waren beide restlos überzeugt, doch Lukes Bedingung war, dass Jackson mich bei gefährlichen Situationen immer beschützen muss und dass ich mich immer beschützen lassen muss. Widerwillig habe ich dann zugestimmt und auch Jackson schien damit halbwegs zufrieden zu sein. Dann waren wir zurück zu meiner Wohnung gefahren, damit Jackson, Matt und ich unsere Sachen holen können.
Jetzt stehe ich in meiner Wohnung und überlege, was ich unbedingt einpacken muss, während Kaya mich weiter drängt. Sie hatte sich dazu entschlossen im Flur zu warten und bereute ihre Entscheidung nun sichtlich. Ich seufze und gehe in mein Zimmer.
Dort angekommen sehe ich mich traurig um. Werde ich jemals hierher zurück kehren oder werde dieses Zimmer nie wieder sehen? Ich weiß es nicht, hoffe aber auf das Beste. Ich bücke mich, um unter mein Bett zu schauen. Darunter befindet sich ein großer schwarzer Rollkoffer. Ich strecke meine Hand unters Bett und greife nach dem Koffer. Dann ziehe ich ihn vorsichtig hervor und öffne ihn. Diesen Koffer verwende ich immer wenn ich auf Reisen bin und er war mir bis jetzt immer ein treuer Freund. Was soll ich einpacken? Ich schaue mich aufmerksam um. Ich weiß auf jeden Fall schon was ich am meisten vermissen werde. Mein Bett!
Als nächstes öffne ich meinen Schrank und stopfe ein meine Kleidung hinein. Ein paar T-Shirts, Jeans, Turnschuhe, Pullover, Unterwäsche und auch eine dünne Jacken. Dann schließe ich den Schrank wieder und lasse mich auf mein Bett fallen. Das ist vielleicht das erste Mal, dass ich das tun kann.
Nach einigen Minuten schaffe ich es mich wieder von meinem weichen Bett zu lösen. Ich greife nach meinem Lieblings Kissen und meinem Kuscheltier, das ich seit meiner Geburt in meiner Heimatstadt Seattle immer bei mir trage. Ich weiß dass es kindisch ist, aber dieses Kuscheltier ist ein letzter Überrest meines alten Lebens. Ich packe die beiden Gegenstände ebenfalls in den Koffer und will ihn gerade schließen, doch dann öffne ich ihn doch wieder, um ein paar meine Schulbücher ein zu packen. Ich weiß, dass viele Teenager in meinem Alter nicht gerne zur Schule gehen, bei mir ist das aber nicht so. Ich gehe gerne zur Schule und habe auch keine Probleme mit dem Lernen oder den ganze Hausaufgaben. Außerdem wäre es eine Verschwendung die Bücher nicht ein zu packen, da ich sie extra kaufen musste. Dann verschließe ich den Koffer und rolle ihn aus meinem Zimmer. Dann knipse ich das Licht aus.
Dann renne ich doch wieder zurück, um das alte Tagebuch meiner Mutter aus einer Schublade zu kramen. In den Monaten nach dem Tod meiner Mutter, habe ich jeden Abend darin gelesen. Mein Vater weiß nicht, dass ich es habe. Ich glaube er weiß nicht einmal, dass ich von seiner Existenz weiß. Ich öffne dich Schublade und schiebe die Socken unter denen ich das Tagebuch versteckt habe zur Seite. Darunter kommt der rote Einband des Buches zum Vorschein. Auf dem Einband ist ein schwarzes Symbol abgedruckt, dass ich jedoch nicht kenne. Ich nehme es heraus und wiege es in den Händen. Es ist echt schön. Dann stecke ich es in meine Jacke. Ich knipse das Licht wieder aus und gehe samt Koffer ins Wohnzimmer.
Dort angekommen bleibe ich stehen und ziehe mein Handy aus der Jackentasche. Ich entsperre es und klicke auf WhatsApp. Dort öffne ich den Chat mit meinem Vater. Dann beginne ich schnell zu tippen.
Ich: Hallo Papa! Ich habe weiß alles. Über Mum und auch über dich. Wie du weißt, lasse ich Dinge nicht gerne auf sich beruhen und bin hartnäckig, wenn es um meine Familie geht. Deshalb muss ich mit unseren Nachbarn Matthew und Jackson und meiner neuen Freundin Kaya für unbestimmte Zeit weg. Such bitte nicht nach mir. Ich werde dich kontaktieren wenn der Moment gerade passend ist, erwarte aber nicht zu viel. Ich hab dich lieb. Deine Beth
Nachdem ich die Nachricht abgeschickt habe, schließe ich WhatsApp wieder und stecke mein Handy in meine Jackentasche. Dann trete ich zu Kaya auf den Flur und schließe die Wohnungstür ab. Sie nimmt mir den Koffer ab und fragt:"Ist alles ok?" Ich wische ein Träne weg, die unbemerkt meine Wange herunter gerollt ist:"Ja, es ist nur schwer das alles erst mal hinter mir zu lassen. Vielleicht werde ich nicht mehr zurück kehren." Kaya nickt betroffen und trägt den Koffer dann die Treppe herunter und zum Auto, in dem Jackson und Matt schon auf uns warten. Das Auto gehört Luke, Jackson sitzt jedoch am Steuer, da Luke nicht mit kommen will.
Unten angekommen packt Matt meinen Koffer in den Kofferraum und hält Kaya und mir die Tür auf. Wir schlüpfen ins Auto und schnallen uns an. Matt geht ums Auto herum und steigt, dann steigt dann ins Auto. Er sitzt auf dem Beifahrersitz und liest eine Landkarte. Ich schaue ihn verwundert an:"Ich dachte ihr wisst nicht, wo die Kronen sind?" Er schüttelt den Kopf:"Wissen wir auch nicht, aber wir wissen, dass der Ort an den wir sie am Ende bringen müssen in Hollywood liegt." Kaya nickt und Jackson startet den Motor. Ich werfe einen letzten Blick auf Haus Numero 700 auf der 5th Avenue. Das war nicht einmal für eine Woche mein Zuhause, aber trotzdem tut es mir leid von hier weg zu gehen. Plötzlich spüre ich mein Handy in meiner Jackentasche vibrieren. Ich nehme es heraus. Jackson hat unterdessen den Motor gestartet und ist los gefahren. Ich habe eine Nachricht von meinem Vater. Blitzschnell öffne ich unseren Chat und lese seine Nachricht.
Papa: Es tut mir leid, dass ich die Sache mit deiner Mutter so lange vor dir verheimlich habe, aber ich hatte Angst, dass du mich hassen könntest, weil ich damals einfach weg gerannt bin. Außerdem hättest du mir sowieso nicht geglaubt. Ich finde es zwar nicht schön dich gehen zu lassen, aber ich merke wie wichtig dir das ist. Ich liebe dich. Dein Papa.
Ich lasse das Handy auf den freien Sitz neben mir fallen. Ich könnte ihn niemals hassen. Wieder laufen mir Tränen über die Wangen, die ich jedoch schnell mit meinem Handrücken weg wische. Dann werfe ich einen aller letzen Blick auf das Haus.