Ich stecke meinen Schlüssel ins Schlüsselloch und drehe ihn herum. Die Tür wird mit einem 'Klick' entriegelt und ich kann eintreten. Es regnet immer noch, doch zum Glück kann ich nicht noch nasser werden. Das Haus ist aus rot-braunem Ziegelstein und es scheinen mehrere Personen darin zu wohnen. Unsere Wohnung liegt im zweiten Stock. Ich blicke mich um. Eine Holztreppe führt nach oben in den zweiten Stock. Im Flur gibt es zwei Wohnungstüren. Der Flur ist in Pastelltönen gestrichen und auch relativ schön eingerichtet. Auch im zweiten Stock sieht es so aus. Unsere Wohnungstür ist die Linke, die etwas weiter an der Tür liegt. Ich weiß nicht wem die andere Wohnung gehört, aber ich denke ich werde es im Laufe der Zeit noch erfahren. Ich gehe zur fremden Tür und lese das Klingelschild. Darauf steht der Familienname 'Jones'. Jones? Ich kannte mal einen Mike Jones. Er ging in meine Klasse, aber ich denke nicht, dass sie verwandt sind. Ich entferne mich wieder von der Tür und mein Blick fällt auf eine Pinnwand mit der Aufschrift 'Schwarzes Brett'. Das ist ja cool. Ich lese die bunten Post-Its, die auf die Pinnwand geklebt wurden. Auf einem Grünen steht:"Am Montag wird der Müll abgeholt, also Mülltonnen raus." Ich muss lächeln. Das ist eine nette Idee. Neben der Pinnwand liegt ein Block Post-Its mit einem Stift und ich reiße einen Klebezettel ab. Dann schreibe ich mit dem schwarzen Stift:"Hallo, liebe Nachbarn. Wir sind neu hier und ich würden uns sehr freuen, wenn wir uns bei Gelegenheit mal kennen lernen würden. Liebe Grüße Beth." Ich mache den Stift zu, klebe den Zettel an die Pinnwand und öffne meine Wohnungstür.
Die Wohnung ist in hellen Tönen gestrichen und die Küche ist bereits aufgebaut, aber der Rest der Wohnung ist noch voller Kartons. Wenn man den Flur verlässt, kommt man in das Wohnzimmer und die daran angrenzende Küche. Im Wohnzimmer stehen ein Sofa, ein Fernseher, ein Schreibtisch mit einem Computer darauf und ein großer Esstisch mit sechs Stühlen, obwohl wir ja eigentlich nur zu zweit sind, aber Papa wollte genug Stühle haben, falls wir mal Besuch bekommen oder seine Kollegen mal zum Abendessen kommen wollen.
Ich gehe in mein neues Zimmer. Die Wände sind lila und der Boden ist aus hellem fast weißem Holz. Ich habe ein großes Bett mit einem ebenfalls lila Bezug und vielen bunten Kissen. Die Matratze ist weich und ich versinke darin, als ich mich hinein sinken lasse, habe ich sofort keine Lust mehr auf zu stehen. Ich nehme meine Tasche, die ich neben mir in die Kissen fallen gelassen habe und krame mein Handy heraus. Dann entsperre ich es und schreibe meinem Vater.
Ich: Hey, Papa. Bitte bring nachher Pizza mit. Ich habe einen Bärenhunger. Welchen Filmen wollen wir uns eigentlich angucken?
Er antwortet nicht sofort, deshalb verlasse ich WhatsApp, gehe auf Snapchat und öffne die Snaps meiner besten Freundin. Darauf ist sie mit ihrem kleinen Hund Cookie zu sehen. Ich vermisse sie echt. Sie heißt Lexie und wohnt in Seattle. Cookie ist echt süß. Ich nehme mein Handy, mache einen Snap mit dem Hunde Filter und schicke ihn an Lexie. Mein Handy macht 'Ping' und ich entsperre es mit einer Fingerbewegung. Ich sehen, dass ich eine Nachricht von meinem Vater habe, weshalb lese was in meiner Benachrichtigungsleiste steht.
Ein Nachricht von 'Papa'.
Papa: Klar bringe ich Pizza mit und was den Film an geht, lasse ich dir freie Wahl.
Ich: Ok, dann suche ich einen Film aus. Bis gleich.
Papa: Ja, bis gleich dann. Ich habe um halb zehn hier Schluss.
Ich sperre mein Handy wieder und werfe einen Blick auf die Wanduhr. Es ist schon neun Uhr. Wie schnell die Zeit wieder verflogen ist. Ich erhebe mich von meinem Bett und schlurfe ins Wohnzimmer, um einen Film aus zu suchen. Ich schlendere zu einem Karton mit der Aufschrift 'DVDs' und beginne unsere Sammlung an Filmklassikern durch zu gehen. Zuerst ergreife ich einen alten Star Wars Film. Den Sechsten um genau zu sein, der er Lieblings Teil meines Vaters ist. Ich lächele bei der Erinnerung an die vielen Weihnachtsfeste an denen ich und Papa die alten Star Wars Filme geschaut habe. Es gab kein Weihnachten ohne sie. Ich lege ihn wieder zurück, schließlich ist erst August und nicht Dezember. Der nächste Film ist ein alter schwarz-weiß Film, den ich noch nie zuvor gesehen habe und der mich auch wenig interessiert. Der dritte Film ist ein Marvel Film und als ich noch einen Blick darauf werfe und den Titel lese, bin ich überzeugt. Es ist mein Lieblings Film. Ich nehme mein Handy in die Hand und schreibe meinem Vater zu welchem Entschluss ich gekommen bin.
Ich: Wir gucken heute Iron Man 2. Wann kommst du wieder?
Papa: Ich muss doch noch etwas länger im Büro bleiben.
Ich: Na gut. Dann bis nachher. Beeil dich.
Ich lege mein Handy wieder zur Seite du gehe in die Küche, da mein Bauch jetzt schon zum dritten Mal knurrt. Dort angekommen werfe ich einen Blick in den Kühlschrank, der zu meinem Entsetzen fast komplett leer ist. Ich hasse diesen Moment, wenn ich fast nichts zu essen im Kühlschrank habe und mir dann irgendwas aus den verbliebenen Sachen, die wir noch haben, zusammen mixen muss. Heute sind es Butter, ein Stück Fleischwurst und eine Packung Joghurt, was wohl daran liegt, dass mein Vater und ich nicht gerade gerne einkaufen gehen wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Anscheinend hat es mein Vater also noch nicht für nötig halten einzukaufen. Ich fülle den Joghurt in eine Glas Schüssel und beginne langsam die Schale aus zu löffeln. Plötzlich klingelt es an der Tür. Ist es mein Vater? Nein, er hat doch einen Schlüssel und muss noch arbeiten. Also kann er es nicht sein. Ich runzele die Stirn und hebe eine Augenbraue. Wer stört meine Ruhe? Es klingelt noch einmal und mit einem Seufzer erhebe ich mich von dem Hocker, auf den ich mich gesetzt hatte. Ich schlurfe zur Tür, setze ein Lächeln auf und öffne sie dann.
Vor der Tür steht ein Junge mit hellbraunen Haaren, rehbraunen Augen und einer dunkelbraunen Mütze auf dem Kopf, die hinten schlaff herunter hängt. Als ich fertig damit bin ihn an zu starren, frage ich unfreundlicher als gewollt:"Was willst du?" "Ich wollte frage, ob ihr vielleicht Butter habt und außerdem wollte ich bei der Gelegenheit noch die neuen Nachbarn kennen lernen, aber wenn es gerade nicht passt, kann ich auch später wieder kommen", sagt er vorsichtig und zugleich erschrocken über meine Kühlheit. Sofort tut es mir leid so gemein gewesen zu sein, denn er scheint ganz nett zu sein und ich sage in einem etwas netteren Tonfall:"Nein, ist schon gut. Wir haben Butter. Komm mit." Ich lasse ihn herein und gehe wieder in Richtung Küche um die Butter für ihn zu hohlen. Er folgt mir und beobachtet mich ganz genau als ich die Butter aus dem Kühlschrank hole und sie ihm reiche, doch mein Wissensdurst muss noch befriedigt werden:"Du wohnst also neben mir?" "Ja, ich wohne Tür an Tür mit dir", antwortet er lächelnd. Ich kaue auf meiner Lippe:"Wohnt hier sonst noch irgendjemand?" "Nein, wir sind die einzigen, aber das finde ich gar nicht so schlimm, außerdem sind die Wohnungen hier ziemlich teuer", antwortet er wieder. Ich frage weiter:"Wohnst du hier alleine? Wie heißt du überhaupt? Wie alt bist du?" Er lacht und beantwortet meinen Fragenschwall:"Zu deiner ersten Frage: Nein, ich wohne nicht alleine hier. Mit in meiner Wohnung wohnen hier noch Luke, der für mich so etwas wie ein Stiefvater oder Onkel ist und Jackson, der genau wie ich sein Schützling ist und den ich um ehrlich zu sein nicht gerade gut leiden kann. Zu deiner zweiten Frage: Ich heiße Matthew Johnson, aber meine Freunde nennen mich Matt und das darfst du ab jetzt auch. Zu deiner letzten Frage: Ich bin 17 Jahre alt. Und du? Wie heißt du? Mit wem wohnst du hier und wie alt bist du?" Wow, er hat mir wirklich viel von sich erzählt, also muss ich jetzt auch auspacken:"Ok, mein Name ist Bethany Andrews und ich bin 16 Jahre alt, werde aber nächsten Monat auch 17. Ich wohne hier mit meinem Vater Peter Andrews, aber er hat gesagt er kommt erst spät abends wieder. Aber ich habe noch zwei letzte Frage: Was meintest du mit Schützling und wer ist dieser Jackson genau?" "Na ja, meine Eltern sind gestorben, als ich noch klein war und ich habe auch sonst keinerlei Verwandtschaft abgesehen von Luke. Er war der beste Freund meines Vaters und deshalb hat mein Vater in sein Testament geschrieben, dass Luke im Falle seines Todes so etwas wie mein Patenonkel wird und mich zu sich holen darf. So ähnlich war es bei Jackson auch. Luke hat ihn so zu sagen adoptiert. Er hat ihn unter einer Brücke komplett allein gefunden und ihn mit zu sich nach Hause genommen und nach einiger Zeit hat er einen Sorgerechtsantrag gestellt und jetzt wohnt er bei uns, aber ich kann ihn nicht ausstehen. Er ist nervig, sarkastisch, provozierend und pervers, aber Luke scheint davon nichts zu wissen und selbst wenn er es weiß scheint es ihn nicht zu stören." Er lachte und beginne ihm zu glauben, dass er Jackson nicht ausstehen kann. Plötzlich klopft jemand laut an die Tür. Ich verdrehe die Augen und gehe zur Tür. Matt sieht mir dabei zu. Ich öffne die Tür und will die Person hinter mir gerade genervt fragen, was sie von mir will, aber ich komme nicht dazu, da die Person mich zur Seite schiebt und schnurr stracks in die Wohnung marschiert. Ich bin empört. Wie kann es diese Person wagen, einfach ohne Erlaubnis in meine Wohnung zu kommen. Ich lasse die Tür zu schwingen und renne empört ins Wohnzimmer um die Person an zu fahrend, die uneingeladen in meine Wohnung kommt. Es ist der Junge, dessen T-Shirt ich mit meinem Cappuccino bekleckert habe. Es ist Jackson White. Mein neuer Nachbar.