Redawend erwachte auf einer Holzplanke. Wie ein rotes Feuer brannte sich ein schmerzhafter, sehr tiefer Schnitt quer über seinen Kopf. Sein Kopf war zwar dick verbunden worden, doch etwas Blut sickerte trotzdem durch und rann ihm über Brauen und Nase, in die Augen, bedeckte sein ohnehin schon getrübtes Blickfeld mit einem roten Schleier. Als er seine Wunde betasten wollte, stellte er fest, dass man seine langen, braunen Haare kurz geschoren hatte und mit einem guten Messer nass rasiert hatte. Er seufzte: „Nich‘ dein Tag.“
Ein Feldscher stand neben ihm und kritzelte etwas auf ein kleines Wachstäfelchen. Geistesabwesend und eindeutig nicht am Schicksal Redawends interessiert, zeigte er auf ein kleines Bündel, dass neben der Pritsche lag. „Da ist deine Habe, Söldner. Dein Herr hat notiert, dass du ihm zwölf Köpfe der verhassten Rushuser Bande hast angeschafft. Das sind zwei mehr als vereinbart. Dein Herr, der gute König Wenzlaf, fragt sich ob du zählen kannst... Kannst du zählen?“, mit einem abschätzigen Blick musterte der Wundartzt den Verwundeten. Dieser nickte nur. Ein Druck wie von tausend Hämmern presste jede Konzentration oder Lust am Gespräch aus seinem Kopf. Ihm wurde jeden Augenblick zum Speien übel und noch immer sah er nur verschwommen. „Ich möchte‘ entschuldig’n Herr, der Eifer der Schlacht. Ich hab mich wohl verzählt.“ Redawend versuchte spöttisch zu lächeln. Es gelang ihm leidlich.
„Dein Herr lässt ausrichten, dass er deinen Einsatz bewundert. Zahlen wird er dir dennoch nur die vereinbarten zwanzig Heringshuser Gulden, und darüber sollst du gefälligst dankbar sein. Des Weiteren sei dir mitgeteilt, dass dir für die Behandlung im Feldlazarett dreißig bawarutische Taler in Rechnung gestellt werden, das entspricht ungefähr zehn Gulden. Da, nimm dein Geld.“, sagte der Feldscher und warf Redawend ein kleines Säckchen mit klirrendem Inhalt zu. Dieser erfühlte das kleine, lederne Bündel und steckte es unter sein ebenfalls ledernes Wams, welches immer noch mit Blut verkrustet war. Der Wundarzt blickte etwas entnervt und unruhig auf Redawend hinab: „Jetzt mach, dass du rauskommst. Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen, du Kroppzeug. Ich brauch die Pritsche sowieso. Mit was für Zeug habt ihr euch da draußen überhaupt geschlagen? Mit rostigen Sägen und Heugabeln?“
Der Söldner hatte sich unter Mühe sein Schwert angelegt und das Geld mit dem Rest seiner Habe in einem Ledernen Beutel verstaut. Als er das Lazarett-Zelt verlies, rief ihm der Feldscher hinterher: „Söldling. Euer Herr lässt euch noch ausrichten, dass ihm bekannt ist, dass ihr drei der verfeindeten Rushuser Waffenknechte entkommen lieset. Er nimmt von der rechtmäßigen Bestrafung abstand, lässt euch aber ausrichten, dass eure Dienste nicht mehr benötigt werden, geschweige denn eure Anwesenheit. Also scher dich zum Teufel, du dreckiger Köter, oder ich zieh dir das Fell über die Ohren.“