Wir sitzen neben einander in der U-Bahn, die uns zu unserem Ziel bringen soll. Rechts und links neben mir sitzen Matt und Kaya. Jackson sitzt etwas weiter abseits, während Rosé ebenfalls neben Kaya sitzt. Wir haben uns dazu entschieden sie mit auf die Mission und danach mit ins Blockhaus im Wald, welches uns im Moment ein wunderbares Zuhause bietet, zu nehmen. Zum Glück trägt sie unauffällige Kleidung. Wenn ich genau hin schaue, fällt mir auf, dass sie viel magerer als bei unserem Besuch im Hauptquartier der Oros ist. Wie lange hat sie wohl schon hier in der U-Bahn gesessen?
In der Bahn riecht es nach vergammeltem Essen und das Geräusch der U-Bahn auf den Schienen ist laut zu hören. Ich fahre nicht oft mit der U-Bahn oder mit dem Zug. Ich schaue mich um. Mein Blick bleibt an einem Bettler, mit verfilztem Haar und zerschlissener Kleidung, hängen. Er sitzt auf dem Boden und ist ein altes Brot. Er tut mir leid, doch ich kann ihm auch nicht helfen. Schließlich dürfen wir nicht auffallen. Ich schaue zu Kaya. Auch ihr scheint der Mann leid zu tun.
Drei Stationen später steigen wir einige Meter vom East River aus. Es ist bereits dunkel, doch die Straßen sind nicht so leer wie erhofft. Wir kommen aus der U-Bahn und treten auf die Straße hinaus. Zwischen den vielen Menschen fallen wir gar nicht auf. Wir! 4 Jugendliche und ein Kind nachts alleine in der Großstadt. Kaya, Matt und Jackson scheinen zu wissen, was nun zu tun ist. Kaya nimmt meine Hand und Matt nimmt Rosé an eine Hand. Dann ziehen sie uns von der Straße weg in eine dunkle Gasse. Als wir in der Gasse sind, beginnen wir zu überlegen, was nun zu tun ist. "Wo ist die Depriverkrone nochmal?", fragt Jackson nach. "In der Kanalisation", sage ich und verziehe das Gesicht. Kaya nickt und verzieht genau wie ich zuvor das Gesicht:"Wieso musstest du mich daran erinnern? Ich habe so gut es geht versucht diese Sache zu vergessen." Jackson lacht. Rosé späht aus der Ecke heraus, um sicher zu gehen, dass keiner sie entdeckt. "Na gut. Dann ab in die Kanalisation", sagt Matt und versucht dabei enthusiastisch zu klingen. Keiner von uns hat besonders viel Lust darauf in die Kanalisation zu klettern, was eigentlich auch ziemlich klar ist. Wer klettert auch freiwillig in die Kanalisation?
Ich seufzte. Dann bücken Jackson und Matt sich. Was tun sie da? Obwohl in die Gasse nur wenig Licht fällt, kann ich alles sehr gut sehen. Matt geht zur Seite und nun kann ich sehen, was sie machen. Die beiden Jungen haben einen Gullideckel an, damit wir hinein klettern können. Ich schaue mich um. Niemand bemerkt uns. Jetzt bin ich ausnahmsweise froh darüber, dass die New Yorker mal wieder nur mit sich selbst beschäftigt sind. Die Beiden legen den Deckel auf den Boden neben dem Einstieg zur Kanalisation. "Okay. Dann rein mit euch", sagt Jackson. Kaya haut ihn fest auf die Schulter:"Du kommst mit da runter." "Aber...", setzt er an. Kaya unterbricht ihn:"Such nicht mal nach einer Ausrede. Du kommst mit runter. Keine Widerrede." Jackson seufzt. Anscheinend merkt er, dass er gegen Kaya keine Chance hat. Im Überreden ist sie einfach einsame Spitze. "Na gut. Wer geht vor?", fragt Matt. "Du", sagt Jackson mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen und stößt ihn in den Schacht. Matt fällt hinein und landet auf dem Boden der Kanalisation. Er liegt im dreckigen Kanalwasser und in Sekundenschnelle ist seine Kleidung nass. Kaya und ich schaue Jackson wütend an. Er lacht:"Ach kommt schon." Kaya kontert:"Nein war es nicht. Wir können dich ja auch da runter werfen. Dann merkst du mal wie doof die Aktion gerade war." Jackson nimmt etwas Abstand von Kaya. Etwa so als hätte er doch etwas Angst, dass Kaya es ernst meint. Ich klettere die Leiter zu Matt hinunter und helfe ihm auf:"Alles okay?" Er versucht seine Kleidung aus zu wringen:"Ja, alles gut. Das bin ich von Jackson schon gewohnt." Ich schaue wütend zu Jackson hinauf. Leider sieht er es nicht. Ich schaue wieder zu Matt, sehe aber aus dem Augenwinkel wie Jackson seine Augen verdreht. Was hatte er nur?
Nun klettern auch Kaya, Rosé und Jackson die Leiter zuuns hinab, sodass wir nun alle unten in der Kanalisation stehen. Bevor wir beginnendie Krone zu suchen, stellen sich Rosé und Kaya wieder zur Leiter und machenmit den Fingern irgendwelche Zeichen in die Luft. Ich weiß nicht was siebedeuten. Schließlich habe ich noch nicht so lange mit den anderen zu tun. Alssie fertig sind, erscheint ein weißlicher Schleier über dem Eingang zurKanalisation. "Was habt ihr gemacht?", frage ich neugierig. Matt legt seineHand auf meine Schulter:"Sie haben einen Schutzbanner über die Kanalisation gelegt.So kann uns kein dunkles Wesen finden." Ich schaue begeistert zu Kaya und Rosé."Ziemlich cool", sage ich anerkennend zu den beiden Mädchen. Rosé lächelt stolz,während Kaya nur dankbar nickt. Wahrscheinlich ist es keine große Sache fürsie. "Können wir weiter gehen?", fragt Jackson, geht an Matt und mir vorbei.Jackson schiebt im vorbeigehen Matts Hand von meiner Schulter und zieht michmit sich. Ich bin total überrumpelt. Was ist heute nur los mit ihm? Die anderenFolgen Jackson und mir. Na ja, auch gut. So machen wir wenigstens etwas Sinnvolles.