Luke verlässt mit Rosé an der Hand das Haus. Er hat sich nach einem Gespräch mit Kaya dazu entschieden das kleine Mädchen mit zu nehmen, um gemeinsam ihre Familie zu suchen.
Ich sehe aus dem Fenster und beobachte die Beiden. Luke verwandelt sich in einen Werwolf und Rosé klettert auf seinen Rücken. Das sieht schon irgendwie komisch aus, doch so sind sie viel schneller. "Ich geh in die Bibliothek", verkündet Kaya und verschwindet im Keller. Matt sitzt auf dem Sofa und isst einen Apfel. Ein Werwolf der gerne Äpfel ist. Das ist schon irgendwie witzig. Er beißt laut ein Stück ab und isst es schmatzend. Ich schaue nach draußen. Es ist so friedlich. Der weißliche Schutzwall umgibt unser Haus und reflektiert das Sonnenlicht leicht.
Ich höre wie Matt von seinem Stuhl auf steht und ebenfalls die Kellertreppe hinab steigt. Nun bin ich mit Jackson, der entspannt auf dem Sofa sitzt, allein. Ich gerade einen Schritt zurück machen, da steht er plötzlich hinter mir. Zwischen uns sind noch höchstens drei Zentimeter Platz. Mein Atem geht hörbar schnell. Ich drehe mich langsam um. Wieso kommt er mir immer wieder so nah? Er schaut mich aus seinen tief grünen Augen an:"Vertraust du mir?" Ich schaue ihn verwirrt an. Gute Frage! Vertraue ich ihm? Nach kurzer Überlegung nicke ich langsam. "Gut." Plötzlich hebt er mich im Brautstyle hoch und läuft mit mir im Supertempo die Treppe hinauf. Ich klammere mich an ihm fest.
Er hält in seinem Zimmer an und ich sehe mich um. Die Wände und der Boden sind dunkel. Es riecht nach Holzpolitur und Zitrone. Jackson trägt mich, nun in normalem Tempo, zu seinem Bett und legt mich dort ab. Ich falle aufs Bett:"Was hast du vor?" Vielleicht sollte ich ihm doch lieber nicht vertrauen. Der Vampir geht zu seinem Schrank. Ich stehe auf. Ohne sich zu mir zu drehen sagt er:"Liegen bleiben!" Ich schaue ihn verwundert an. Es ist echt ziemlich unvorteilhaft, dass er ein Vampir ist. Ich höre nicht auf ihn und lege mich nicht hin. Er kommt zu mir zurück. In der Hand hält er eine kleine Tube. "Bitte setzt dich hin. Ich will dir nur helfen", sagt er nun unerwartet sanft. Da er so lieb fragt, setze ich mich hin. "Was ist das?", ich zeige auf die Tube. Er lächelt:"Eine ganz besondere Creme. Sie wirkt Wunder." "Wie kommst du darauf, dass ich Creme brauche?", frage ich scheinheilig und hoffe einfach, dass er nicht gemerkt hat, dass mein Rücken voller blauer Flecken ist. Er sieht mich vorwurfsvoll an und legt den Kopf schief:"Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich?" Ich zucke mit den Schultern:"Ich weiß nicht, was du meinst." Ich bin leider keine gute Lügnerin, was auch Jackson weiß. Er kommt im Supertempo zu mir und zieht meinen Pullover dort hoch, wo sich die schmerzhaften Flecken befinden:"Und was ist das deiner Meinung nach dann?" Ich schaue schuldbewusst zu Boden. "Ich mag es nicht, wenn man mich anlügt", sagt Jackson ernsthaft enttäuscht. Ich antworte ihm lieber nicht.
Plötzlich spüre ich seine kalten Finger auf meinem Rücken. Ich zucke zusammen. Das schmerzt höllisch. Seine Finger sind voller Creme, die er vorsichtig auf meinem Rücken verteilt. Erst brennt es. Dann lässt der Schmerz, der mich seit der Aktion in der Kanalisation nicht mehr los lässt, auf einmal unerwartet nach. Ich starre Jackson an. Er grinst zufrieden:"Besser?" Ich schnurre wohlig:"Ja. Viel besser." Nun ist es mir ziemlich peinlich, dass ich abhauen wollte:"Danke." Jackson nickt:"Schon gut." Ich genieße seine kalten Finger auf meinem Rücken, mit denen er an meiner Wirbelsäule immer wieder langsam auf und ab fährt. Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen.
"Was macht ihr da?", ich reiße die Augen auf. Matt steht mit großen Augen im Türrahmen. Scheiße. Wieso hat Jackson die Tür nicht zu gemacht? Wir tun zwar nichts falsches, doch das weiß Matt nicht. Hoffentlich interpretiert er da nichts Falsches herein und rennt sofort zu Kaya. Sie würde Jackson wahrscheinlich raus werfen oder noch schlimmeres. Ich schaue zu Jackson. Dieser hat unerklärlicherweise ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen und schaut zu Matt. Ich ziehe meinen Pullover wieder nach unten und stehe auf. Ich bedanke mich nochmal bei Jackson und verlasse dann sein Zimmer. Das war peinlich.