Unter Deck ist es noch kühler als im Hafen. Nun friere ich richtig. Ich komme an mehreren Türen vorbei. Direkt die dritte Tür trägt die Aufschrift "Betreten verboten". Das muss üblicherweise heißen, dass sich hier etwas Wichtiges, Gefährliches oder Geheimes befindet. Ich blicke noch einmal den Gang auf und ab. Auf einmal höre ich Schritte näher kommen. Oh nein, ich muss mich verstecken. Blitzschnell schlüpfe ich in eine schattige Ecke. Momentan sind solche Ecken irgendwie so was wie meine Lieblingsplätze, schließlich muss ich mich in letzter Zeit auch ziemlich oft vor irgendwem verstecken. Ein schwarzgekleideter Mann schreitet mit einem Jungen den Gang entlang. Der Junge scheint etwa in meinem Alter zu sein. Ich kann es leider nicht genau sehen, da er mir den Rücken zu dreht. Sein Haar ist rabenschwarz und seine Haut hell. Er ist viel größer als ich und aus seinen Flügeln sprießen Flügel so schwarz wie sein Haar. Ein Dämon! Wenn das der Dämon ist, der die Krone gekauft hat, wird das ja ein echtes Leichtnis. Der andere Mann hat jedoch auch Flügel. Vielleicht ist er ja der Vater des Jungen. Zu meinem Glück gehen sie weiter und verschwinden in einer Tür am Ende des Ganges. Aus der Tür strömt ein widerlicher Geruch.
Ich warte noch einige Sekunden, bevor ich mich dann aus meinem Versteck wage. Ich darf nicht erwischt werden. Wenn mich jemand findet, war alles um sonst. Ich schlüpfe leise und komplett unbemerkt in den Raum.
Auf den ersten Blick scheint der Raum ein ganz normales Schlafzimmer zu sein, wenn man jedoch genauer hinschaut, läuft einem ein Schauer über den Rücken. Mir wird schlecht. Auf dem dunklen Bett sind mehrere dunkle Blutflecke und auf dem Nachtisch liegt eine Fledermaus. Sie ist kopflos. Ich schaue mich nach dem Kopf um, doch er scheint nirgendwo hier zu sein. Hat der blutrünstige Bewohner dieses Zimmers den Kopf etwa verspeist. Bei der Vorstellung dreht sich mir der Magen um. Ich suche mit den Augen weiter nach der Krone. Der restliche Raum sieht auch nicht besser aus. An einer Wand hängen Waffen, die wohl vom Schwarzmarkt stammen müssen. Ich erkenne einige Pfähle. Einer von ihnen, ein Schwarzer mit einem grauen Muster, ist mit Blut beschmiert. Wurde damit etwa schon ein Vampir getötet. Hoffentlich ereilt Jackson kein ähnliches Schicksal. Daneben hängen Messer und Dolche. Vereinzelte scheinen jedoch nicht aus Metall, sondern aus etwas anderem zu bestehen. Ich strecke langsam meine Hand aus und berühre mit meiner Fingerspitze sachte die Klinge. Eine Sekunde später zucke ich mit schmerz verzehrtem Gesicht zurück. Das brennt! Ich sehe auch einen offenen Beutel mit einem silberig-grauen Pulver darin. Schnell mache ich einige Schritte weg von der Wand und wende mich dem Schrank zu. Vielleicht ist die Krone ja hier. Ich öffne die Türen und beginne den Schrank zu durchsuchen. Innen befinden sich nur mehrere blutige Kleidungsstücke. Langsam bekomme ich echt Angst. Die Warnung von Mr Turner war also wirklich ziemlich angebracht. Ich scheine mich direkt im Zimmer des eindeutig mörderischen Dämons zu befinden, vor dem uns der alte Mann gewarnt hat. Ich durchsuche den Schrank noch einige Minuten. Plötzlich erstarre ich. In einer Jackentasche befindet sich ein Bild. Nicht das Bild ist das Problem, sondern wer darauf zu sehen ist. Ich nehme es und stecke es in meine Jackentasche. Damit werde ich mich später auseinander setzen.
Schnell schließe ich den Schrank wieder und suche weiter. Wo kann das Dingen nur sein? Ich stütze mich auf einen aus der Wand ragenden Stein. Der Stein fällt auf einmal laut zu Boden und ich stürze fast. Ich kann mich gerade noch an der Wand abstützen. Als ich mich wieder gefangen habe, schaue ich in das Loch, in dem zuvor der Stein gesteckt hat. Ein leichtes Schimmern ist aus der Dunkelheit zu erkennen. Ist das vielleicht die Krone? Ich überwinde meine Angst und greife in das Loch.
Im Loch ist es unerwartet warm. Meine Hand bleibt hin und wieder an Spinnenweben hängen. Im Loch ist es dreckig, doch als mein Arm schon fast ganz im Loch steckt, spüre ich etwas Metallenes an meinen Finger. Ich lächele freudig. Das muss die Krone sein. Ich ergreife sie und ziehe meinen Arm mit einem Ruck wieder heraus. Als ich meinen Arm gerade wieder heraus gezogen habe, urplötzlich rast eine scharfe Klinge am Ausgang des Loches herunter und verschließt. Ich zucke zusammen. Hätte ich meinen Arm nur eine Sekunde später wieder heraus gezogen, wäre er jetzt ab. Ich mache große Augen und hoffe, dass Keiner etwas gehört hat. Das ist ja eine lebensgefährliche Falle hier.
Schnell stehe ich vom Boden auf, auf dem ich gesessen habe und gehe zur Tür. Dann öffne sie einen Spalt breit und spähe hinaus. Keiner ist zu sehen. Ich öffne die Tür nun ganz und gehe hinaus. Ich schleiche über den Gang. Als ich fast am Ende des Unterdecks angekommen bin und die Treppe nach oben hinaufsteigen will, vernehme ich die Stimme von einer Person hinter mir:"Stehen geblieben!"