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Nicht ganz zwei Wochen nach der Abschiedsparty und nach dem Bringen zum Flughafen startete auch der Urlaub für Steppi und Julia. Lexi und Eivor hatten die beiden zum Flughafen gefahren und nach einem kurzen Flug landeten sie auch schon in Rom.
Die Stadt war um ein Vielfaches größer als Frankfurt oder Reykjavik und die Straßen waren so viel voller, dass die Fahrt zum Hotel eine Odyssee wurde. Italiener fuhren Auto und Roller, als wären sie von allen guten Geistern verlassen und deshalb waren sie beide froh, heil am Hotel angekommen zu sein. Steppi ließ sich sofort auf das Bett fallen und breitete die Arme aus.
„Endlich wir sind da. Es hat sooo lange gedauert“, jammerte er.
„Stimmt, aber es ist noch eine Weile hell und Abendessen gibt es erst in mehr als zwei Stunden. Lass uns nochmal losgehen.“
Steppi grummelte und drehte sich auf die Seite. „Oh, ich habe so Hunger, ich kann jetzt nicht weg.“
Julia verdrehte die Augen, dann fischte sie eine Packung Studentenfutter aus ihrem Handgepäck.
„Na von mir aus, dann iss dich satt, du kleiner Vielfraß.“
Glücklich lächelnd griff Steppi nach der Packung, die neben ihm auf dem Bett gelandet war und machte sich gierig über die Rosinen-Nuss-Mischung her. Es war kein Abendessen, aber es füllte den Bauch ein wenig.
„Es geht besser“, seufzte Steppi, als die Packung leer war und er tätschelte sich den Bauch.
„Kann ich dich dann noch zu einem Ausflug überreden? Jetzt komm, in Rom gibt es viel zu sehen.“
Julia zog an seiner Arm und Steppi erhob sich vom Bett, um dann Julia in die Arme zu schließen.
„Jetzt ja“, grinste er und drückte sie an sich.
Nachdem sie ihre Sachen zu Ende verstaut hatten und die Schlüssel eingesteckt hatten, machten sie sich zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt. Da sie sich ein Hotel in Zentrumsnähe gesucht hatten, war der Weg zu den großen Sehenswürdigkeiten nicht allzu weit. Weil Julia im Gegensatz zu Steppi Rom schon einmal besucht hatte, hatte sie sich im Kopf schon einen Plan zurecht gelegt, was sie alles besuchen wollten. Zielstrebig führte sie Steppi an den Trevibrunnen.
Auch jetzt noch, wo es gegen Abend ging, war die Innnenstadt brechend voll. Viele Menschen hatten etwas zu Essen in der Hand, einige davon ein Eis. Rund um den Brunnen war die Masse an Besuchern so groß, dass man gerade einmal die Figuren auf dem Brunnen erkennen konnte. Lediglich das Wasserplätschern war zu hören, auch über den Lärm der Erzählenden.
„Steppi, sag mal, hast du Lust auf Eis?“, fragte Julia, während sie ein eisschleckendes Pärchen betrachtete. Da das Eis in Italien besonders gut war, hatte sie große Lust, welches zu essen.
Sie nickte dabei zu einer der Eisdielen, die um den Trevibrunnen herum wie Pilze aus dem Boden schossen.
„Hm. Ja, das ist gut. Aber wir stellen uns lange an, oder? Sehr lang ist die Schlange.“
„Das lässt sich bei gutem Wetter in Rom wohl nicht vermeiden an einem Touristenplatz. Tut mir leid.“
Zufrieden registrierte Julia, dass Steppi sich von ihr Widerstandslos an eine der Eisdielenschlangen ziehen ließ. Er hatte Recht, die Schlangen waren wirklich sehr lang und sie würden anstehen müssen, aber ein Eis an einem so schönen Ort war es Julia wert.
Steppi hingegen war glücklich, wenn er Julia eine Freude machen konnte. Außerdem konnte er nicht leugnen, dass er auch Lust hatte, ein Eis zu essen. Dinge, die in der Saison nicht möglich waren, wollte er im Urlaub wenigstens ein paar Wochen auskosten.
Die Schlange rückte sehr schnell voran, die Verkäufer hatten Übung darin, große Menschenmengen zu bedienen und arbeiteten sehr schnell. Obwohl die Schlange lang war, dauerte das Anstehen gerade mal 20 Minuten, bis Steppi und Julia endlich an der Reihe waren, ihr gewünschtes Eis zu bestellen.
Zufrieden mit jeweils einer Kugel schlängelten sich die beiden wieder aus der kleinen Eisdiele und verschafften sich einen Überblick.
„Am Brunnen man kann vielleicht ein wenig sitzen so wir können genießen das Eis?“, schlug Steppi vor.
„Gute Idee“, stimmte Julia zu. Die beiden kämpften sich durch stauenende, laufende und stehen bleibende Menschen, ergatterten aber schließlich zwei Plätze am Brunnenrand, an den man sich wenigstens lehnen konnte, um die Beine ein wenig zu entlasten. Mit den Wasserspritzern des Brunnenwassers im Nacken war die Hitze gleich viel angenehmer und das Eis kühlte zusätzlich.
Leider war das Eis aber auch ziemlich schnell aufgegessen, bei gutem Wetter war es einfach zu verlockend. Julia stützte sich auf dem Mamor ab und streckte ihr Gesicht der Sonne entgegen. Das großartige Wetter ließ ihren Urlaub gerade besonders schön werden.
Julia zuckte leicht zusammen, als sich etwas warmes und weiches über ihre Hand legte. Ein Blick nach unten bestätigte ihr, dass Steppi gerade seine Hand auf ihre gelegt hatte und sofort beschleunigte sich ihr Herzschlag. Sie traute sich nicht, Steppi in die Augen zu sehen, stattdessen legte sie ihren Kopf an seine Schulter und rückte ihm ein bisschen näher. Steppi lächelte zu Julia hinunter, eigentlich hatte er gehofft, sie jetzt küssen zu können, aber auch die Nähe gefiel ihm gut. Er beobachtete Julia genau, um ihre Reaktion deuten zu können, als er seine Hand von ihrer löste und sie stattdessen um ihre Schultern legte. Sie schien nichts dagegen zu haben, denn Julia rückte noch näher und kuschelte sich enger an ihn. Der Geruch ihrer Haare, den er so lange vermisst hatte, stieg ihm in die Nase und Steppi seufzte glücklich.
Schließlich hob Julia doch den Kopf. Ihr Gesicht zierte ein leichtes Lächeln und Steppi meinte, Tränen in ihren Augenwinkeln glitzern zu sehen.
In ihrem Blick lag trotzdem so viel Wärme, dass Steppi gar nicht anders konnte, als sich zu ihr hinunter zu beugen und sie zu küssen.
Julia war überrascht, aber sie zuckte nicht zurück. Ein Kuss war das, was sie sich in letzter Zeit mehr als alles andere von Steppi gewünscht hatte. Sie hatte es so vermisst, seine Lippen auf ihren zu fühlen, dass die Gefühlsexplosion fast zu viel für sie war.
„Ich liebe dich“, murmelte Steppi in den Kuss und schlang beide Arme um Julia, um sie fest an sich zu drücken.
„Ich liebe dich auch, oh Steppi“, Julia beherrschte sich, aber einige Tränen fanden doch den Weg über ihre Wangen.
„Nicht weinen.“
Steppi wischte die Tränen sanft weg und umarmte Julia fest. Sie lächelte trotzig. Dass sie oft weinte, nervte sie selbst, aber sie konnte es einfach nicht abstellen. Steppi streichelte Julia durch die Haare und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Nicht weinen. Es ist gut.“
Julia lächelte, glücklich, die alte Vertrautheit wiedergefunden zu haben, und presste sich fest in Steppis Umarmung.
„Du Steppi“, murmelte sie schließlich und löste sich ein wenig von ihm, damit er sie besser verstehen konnte. „Was meinst du, sollen wir es nochmal versuchen? Also so richtig offiziell, meine ich. Wir kommen aus dem Urlaub zurück und sind wieder offiziell ein Paar und nicht so halb wie vorher.“
„Wie ist man denn ein Paar halb?“, wunderte sich Steppi amüsiert. Auch wenn Julia sich umständlich ausdrückte, verstand er, was sie meinte und er hatte so gar nichts gegen ihren Vorschlag.
Julia haute sanft gegen seine Brust. „Du weißt, was ich meine, du Doofi. Also, was sagst du?“.
Statt einer Antwort nahm Steppi ihr Gesicht in beide Hände und küsste Julia bewusst zärtlich und langsam. Wäre Julia nicht ohnehin gesessen, hätten ihr wohl die Knie nachgegeben, so weich wurden ihre Beine mit dem Kuss.
„Das heißt ja“, hauchte Steppi, nachdem er den Kuss gelöst hatte, dabei grinste er leicht.
„Dachte ich mir“, hauchte Julia ebenfalls grinsend zurück. „Und ich freue mich sehr darüber.“
Steppi küsste sie noch einmal kurz, dann streckte er sich. Es war mühsam, ständig gebeugt zu sitzen. Er nahm Julias Hand und drückte sie sanft. Zu wissen, dass sie wieder offiziell zusammen waren, dass es ausgesprochen war, füllte eine kleine Glücksblase in ihrem Inneren, die die Laune nach oben katapultierte. Von der Freude energiegeladen stand Julia auf und fasste Steppi an der Hand.
„Steppi, komm! Ich will hier noch ganz viel mit dir sehen, der Tag ist noch so lang! Und wir wollen ja schließlich noch ein bisschen mehr von unserem Urlaub erzählen als das gerade, oder?“.
Wenn Steppi die Wahl gehabt hätte, hätte er sich liebend gerne den ganzen Tag nur noch mit Julia beschäftigt, aber ein winziger, vernünftiger Teil in ihm sagte, dass Julia recht hatte. Immerhin war der Urlaub nicht gerade billig gewesen, da sollte man sight-seeing machen.
„Na gut. Ich komme. Nicht so schnell“, gab er sich geschlagen. Energiegeladen konnte Julia eine Kraft entwickeln, die sogar Steppi durch die Gegend ziehen konnte. „Lass los, ich komme“, bekräftigte er noch einmal.
Julia hörte auf zu ziehen, ließ ihn aber nicht los. Stattdessen verschränkte sie ihre Hand mit seiner und lächelte zu ihm hoch.
„Ich lass dich nicht mehr los, tut mir leid. Lass uns noch zum Kolloseum gehen und danach gehen wir zurück zum Abendessen, einverstanden?“.
„Solange du bist bei mir, es ist mir alles egal“, grinste Steppi und folgte seiner Freundin in einem Schritt Abstand.
Julia lächelte Steppi zu und mäßigte ihren Schritt, um neben ihm gehen zu können. So konnte sie sich an seine Schulter lehnen, während sie liefen.
Rom, die Stadt der Pärchen, hatte auch bei Julia und Steppi voll zugeschlagen.