Nachdem Julias Studium jetzt nach drei Semestern langsam dem Ende zuging und die Hochzeit kurz bevor stand, hatten sich Steppi und sie darauf geeinigt, die Pille auszusetzen und nicht mehr zu verhüten. Da es bis zur tatsächlichen Schwangerschaft oft noch dauerte, rechneten die beiden nicht damit, so schnell Eltern zu werden.
Allerdings hatten Steppi und Julia die Rechnung nicht mit ihrem Nachwuchs gemacht. Glücklicherweise war es kurz vor der Abschlussarbeit und Julia konnte ihr Studium beenden, aber sie war schwanger, ohne wenn und aber.
Im Gegensatz zum ersten Mal freuten sich die werdenden Eltern auf den Nachwuchs, auch wenn er noch nicht geplant war.
Für Steppi war das allerdings nicht die einzige gute Nachricht, er wusste es nur noch nicht. Erst nach dem Training kam Uwe zu ihm und bat um ein vertrauliches Gespräch. Da Steppi ihn immer noch als Kapitän wahrnahm, auch wenn Uwe in wenigen Wochen nicht mehr da sein würde, war sein erster Reflex sich zu fragen, was er falsch gemacht hatte.
"Was ist los, Steppi, du guckst ängstlich?", epmfing Uwe ihn mit einem breiten Grinsen.
"Naja, ich weiß nicht was du willst mit mir reden so ich frage mich was es ist und ob ich etwas falsch gemacht habe."
Uwe lachte herzhaft. Seit bekannt war, dass er nächste Saison in Paris spielen würde, hatten sie noch nicht über seinen Wechsel gesprochen, aber er wollte sich nicht einfach so verabschieden. Er hatte sonst irgendwie das Gefühl, im Schlechten mit Steppi auseinander gegangen zu sein. Und genau so erklärte er es ihm auch.
"Ich wollte einfach mal Zeit mit dir haben, von Positionskollege zu Positionskollege. Aber bei dir war ja auch noch genug los, deshalb hat es bisher nicht geklappt."
"Aber was genau willst du reden?", fragte Steppi, immer noch einigermaßen verwirrt, "ich meine, was für ein Ziel hast du?".
Von der Nachfragerei ein wenig verunsichert tippte Uwe mit der Fußspitze auf dem Boden herum.
"Naja, weißt du, ich weiß es selbst nicht genau. Ich mag dich, aber ich hatte das Gefühl, dass die Rivalität manchmal zu sehr zwischen uns steht. und jetzt wo ich gehe, möchte ich nicht, dass das immer noch so ist. Ja, ich glaube, das ist der Grund ziemlich gut erklärt."
Erstaunt hob Steppi die Augenbrauen. Er hatte nie darüber nachgedacht, wie weit die Konkurrenz mit Uwe gehen würde, aber es stimmte. Sie hatten nie viel privat miteinander gemacht.
Allerdings wusste Steppi nicht richtig, was er erwidern sollte Es ehrte ihn zwar, dass Uwe so viel Wert auf seine Meinung legte, aber richtig damit umgehen fiel ihm schwer.
"Ich, ähm, ich hasse dich nicht weil du darfst spielen und ich nicht. Es ist normal, dass jeder gibt sein Bestes, Uwe. Also wenn du das meinst, es ist nicht so. Vielleicht ich wollte nicht mit dir etwas privat machen weil es mich erinnert daran, dass ich nicht spiele. Aber daran bin nur ich schuld weil ich trainiere nicht hart genug", meinte Steppi schließlich.
Auch ihm war es unangenehm, Uwe in die Augen zu sehen, denn mit einer derart intimen Aussprache hatte er nicht gerechnet.
"Nicht?".
Uwe fiel ein Stein vom Herzen, von dem er vorher gar nicht gewusst hatte, dass er da war.
"Ich habe während der Saisons gar nicht so darüber nachgedacht, aber jetzt wo ich gehe, denke ich viel über uns beide nach."
Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und grinste Steppi zu.
"Aber genug von sowas. Mir geht's jetzt besser. Du machst mir doch keine Schande auf Linksaußen, oder?".
Grinsend schüttelte Steppi den Kopf. "Ich habe es nicht vor. Ich will Meister werden", gab er zurück. Uwe klopfte ihm auf die Schulte. "Genau sowas will ich hören, danke. Mir tut es echt weh, zu gehen, aber ihr werdet das ohne mich auch schon schaukeln. Und ich habe gehört, ihr seid auch schwanger?".
Steppi brauchte einen Moment, um die Information einzuordnen.
"Wie, auch? Sandra ist schwanger?", fragte er schließlich überrascht.
"Jep, auch gerade erst geworden, unsere Kinder dürften relativ gleich auf die Welt kommen."
Steppi lächelte und umarmte Uwe. "Herzlichen Glückwunsch! Wissen es die anderen schon?".
"Nein, von der Mannschaft weiß es noch niemand. Hey Steppi, wenn unsere Kinder gleich alt sind und zusammen Kinder kriegen können, könnten wir Handball-Linksaußen züchten."
In Uwes Lachen musste Steppi einfach einstimmen. Der Gedanke war verrückt, aber wirklich reizvoll. Und wer wusste schon, über was sie in 15 Jahren lachen würden, vielleicht wurde es ja Wirklichkeit?
Gerade kam Nikolai noch dazu, der seine beiden Spieler eine Weile beobachtet hatte. Natürlich wusste er um die Rivalität, aber das Gespräch sah so friedlich aus, dass er nicht eingreifen wollte. Nun siegte aber doch die Neugier.
"Jungs, ist alles in Ordnung bei euch?", fragte er so beiläufig es ihm möglich war.
"Alles super bei uns, keine Sorge, Coach", versicherte Uwe und Steppi nickte bekräftigend. Niko war allerdings noch nicht restlos überzeugt.
"Okay, über was habt ihr so geredet?", fragte er weiter.
Uwe seufzte, er hasste es verhört zu werden, aber er wusste, dass Niko es nur gut meinte.
"Vieles, aber ich habe auch erzählt, dass Sandra schwanger ist. Unsere Kinder werden ungefähr gleich zur Welt kommen."
"Und vielleicht werden wir dann Handball-Linksaußen für die Rhein-Neckar-Löwen züchten", ergänzte Steppi und die beiden begannen wieder zu lachen.
Niko wusste nicht, ob er mitlachen oder seine Spieler für verrückt halten sollte. Er entschied sich dafür, einfach kopfschüttelnd wegzugehen. Streit schienen sie ja nicht zu haben und der Rest war nicht so wichtig als dass er sich darum kümmern müsste.
"Er hält uns für verrückt", kommentierte Uwe den Rückzug seines Trainers und Steppi hob die Schultern.
"Soll er, ist nicht wichtig."
Uwe wurde wieder ernster.
"Steppi, ich bin echt froh, dass nichts zwischen uns ist", meinte er und Steppi starrte ihn so verwirrt an, dass er seine Worte noch einmal überdachte.
"Nein, doch nicht so! Ich meine das, über das wir gerade geredet haben. Manchmal ist das mit dir und der deutschen Sprache wirklich kompliziert, man."
"Sie ist auch nicht so einfach auch wenn ich habe ein gutes Lehrerin zu Hause", verteidigte sich der Isländer tapfer, obwohl er ein wenig gekränkt war, denn seine Deutschkenntnisse hielt er für gut.
Uwe klopfte seinem Gegenüber nochmals auf die Schulter. "Ich weiß, das war auch nicht böse gemeint. Du weißt ja, wie überragend meine Isländischkenntnisse sind, ich darf also nichts sagen. Langsam muss ich dann jetzt auch mal los, Sandra wartet schon auf mich zu Hause. Ich denke mal, wir werden noch viel über unsere Kids reden, was?".
Steppi nickte ihm zum Abschied zu, bevor er sich selbst auf den Heimweg machte.
Julia war bereits zu Hause, der Tag an der Uni war heute wohl nicht so lange gewesen, und begrüßte ihn mit einem Kuss.
"Wie war das Training? Gab es was erzählenswertes?", fragte Julia und die beiden kuschelten sich gemeinsam auf das Sofa.
"Ja, heute schon. Uwe hat mit mir geredet weil er hatte ein schlechtes Gewissen weil er dachte ich mag ihn nicht weil ich selten spielte, und wir haben darüber gesprochen so es geht ihm jetzt wieder gut wenn ich gesagt habe, dass ich ihn mag."
"Ehrlich? Das hätte ich gar nicht gedacht, dass er da so viel drüber nachdenkt. Aber es ist vermutlich gut, dass ihr gesprochen habt, wenn es ich dann auch besser geht. Gibt es noch etwas".
"Ja. Sandra ist schwanger so unsere Kinder, sie kommen ungefähr gleich zur Welt."
Julia konnte nur ein 'wow' hervorbringen. Sie hatte nichts davon mitbekommen, dass die beiden es überhaupt versuchen. Vermutlich lag es daran, dass sie nicht viel miteinander zu tun hatten.
"Ihr zwei habt echt viel gemeinsam", grinste sie schließlich und entlockte damit Steppi ein kurzes Lachen.
"Ja stimmt. Jetzt sag, wie geht es dir? Gibt es was Neues?".
"Nein, eigentlich nicht. Ich war heute nicht so lange an der Uni, mir war zu warm, dann bin ich früher gegangen und wollte hier schreiben, aber hier habe ich immer so wenig Lust. Naja, vom Krümel gibt es nichts, aber ich glaube, der kann auch einfach noch nicht so viel machen, so alt ist der Krümel ja noch gar nicht. Vielleicht sehen wir bei der nächsten Untersuchung in zwei Wochen mehr."
Glücksselig streichelte Steppi Julia über den Bauch.
"Ich hoffe es wir sehen mehr so ich weiß bald, ob ich eine Prinzessin habe oder zwei."
Er küsste Julia zärtlich auf die Lippen, dann küsste er ihren Bauch. Julia kraulte ihm dabei mit beiden Händen durch die Haare, das liebte Steppi. Sie lächelte ebenso glücklich.
"Was hättest du eigentlich lieber?", fragte sie, während sie immer noch durch seine Haare streichelte.
Steppi legte vorsichtig den Kopf auf ihren Bauch, sodass er sie anschauen konnte.
"Ich weiß nicht, ich glaube mir ist egal ob Junge oder Mädchen. Es ist wichtig dass es ist gesund. Und wenn es ist ein Junge es ist mein bester Kumpel und wenn es ist ein Mädchen, es ist meine kleine Prinzessin. Was willst du lieber?".
"Ich denke mir geht es so wie dir. Vielleicht hätte ich lieber ein Mädchen, aber solange das Kind gesund ist, ist es mir genau so egal, denn das ist das allerwichtigste."
Lächelnd küsste Steppi Julia innig.
"Ich liebe dich so", flüsterte er, dann verschloss er ihre Lippen wieder mit einem Kuss.