Ich liege in meinem Bett und denke über die Geschehnisse des Abends nach. Es ist bereits halb elf in der Nacht. Der Himmel ist nachtschwarz, doch es sind keine Sterne am Himmel zu sehen, da die Lichter der Stadt zu hell sind, doch ich kann nicht schlafen. Der Tag war einfach zu merkwürdig. Außerdem bin ich ziemlich aufgeregt, schließlich werde ich am Montag zum ersten Mal meine neue Schule besuchen. Beim Gedanken daran verspüre ich ein mulmiges Gefühl im Magen und bekomme ein wenig Angst. Ich war zwar schon oft 'die Neue', aber es macht mir trotzdem jedes Mal aufs Neue angst. Ich blicke auf mein Handy. Auf dem Display steht: Eine Nachricht von 'Lexie' und eine Nachricht von 'Unbekannt'. Ich öffne den Chat von Lexie, lese ihre Nachricht und antworte ihr.
Lexie: Hey, Beth. Wie ist New York?
Ich: Super, ich war schon im Central Park, bei Star Bucks und habe die neue Wohnung erkundet.
Lexie: Ich bin so neidisch auf dich. Ich wäre jetzt so gerne bei dir. Ich vermisse dich.
Ich: Ich vermisse dich auch, Lexie. Mein Vater hat sich auch direkt mit unseren neuen Nachbarn angefreundet.
Lexie: Und du? Wie findest du die?
Ich: Na ja, geht so.
Lexie: Warum?
Ich: Sie sind zu dritt. Matt, Jackson und Luke. Matt und Luke sind echt nett, aber Jackson geht gar nicht. Er ist so unfreundlich und tut so als wäre er Gott.
Lexie: Stehst du vielleicht auf ihn?
Ich: Nein, er hat so einen scheiß Charakter. Ich stehe nicht auf solche Typen.
Lexie: Doch, tust du. Zum Beispiel Frederico, Zane, Kai und Cole.
Ich: Na gut, du hast recht, aber er ist noch viel schlimmer. Ich kann ihn nicht ausstehen. Ich muss jetzt schlafen. Gute Nacht.
Lexie: Wir früh schläfst du denn? Es ist gerade erst halb neun.
Ich: Ich in einer anderen Zeitzone. Schon vergessen?
Lexie: Ja, sorry. Wie spät ist es bei dir denn?
Ich: Halb elf und deshalb muss ich gleich auch schlafen. Gute Nacht.
Lexie: Ja, gute Nacht. Schreiben wir morgen weiter?
Ich: Ja, Bye.
Lexie: Bye
Ich schließe den Chat von Lexie und öffne die Nachricht von Unbekannt. Wer kann das wohl sein? Kenne ich 'Unbekannt' überhaupt? Woher kennt 'Unbekannt' mich und woher hat 'Unbekannt' meine Nummer? Ich klicke mit einem mulmigen Gefühl auf den Chat und antworte auf die Nachricht.
Unbekannt: Hallo Bethany. Denkst du an mich?
Ich klicke auf das Antwortfeld. Mein Finger fliegen über die Tastatur, als ich die Frage tippe, die mir auf der Zunge brennt.
Ich: Wie soll ich an dich denken, wenn ich nicht weiß wer du bist?
Nach kurzer Zeit antwortet 'Unbekannt' mir und ich sinke noch weiter in meine Kissen hinein.
Unbekannt: Rate doch mal!
Ich: Nein!
Unbekannt: Warum denn nicht, Süße?
Ich: Erstens: Nenn mich nicht Süße. Zweitens: Ich habe einfach keine Lust zu raten. Sag es mir doch einfach.
Unbekannt: Ok, dann rate halt nicht. Du bist echt langweilig. Und zu meiner Identität: Ich bin's Jackson. Dein Nachbar.
Ich ändere seinen Namen von 'Unbekannt' zu 'Jackson' und frage dann weiter.
Ich: Woher hast du meine Nummer?
Jackson: Ich habe halt meine Quellen.
Ich: Jetzt sag schon, Jackson.
Jackson: Ich habe dich gegoogelt und es ist erschreckend, dass es so viel über dich im Internet gibt.
Ich: Meine Handynummer steht im Internet?
Jackson: Nein, ich habe deinen Vater gefragt.
Ich: Ach so, was wolltest du nochmal?
Jackson: Ich wollte fragen auf welche Schule du ab Montag gehst?
Ich: Auf die Browning School.
Jackson: Dann werden wir uns wohl am Montag in der Schule sehen.
Ich: Och ne.
Jackson: Übertreib nicht mit deiner Begeisterung.
Ich: Sorry, aber du bist auch nicht der netteste Nachbar. Ich muss jetzt auch schlafen. Gute Nacht!
Jackson: Träum von mir, ja?
Jackson: Gute Nacht!
Ich sperre mein Handy wieder und lege es neben mein Bett. Dann gehe ich zu meinem Schrank und ziehe mir meinen Lieblingsschlafanzug an. Er besteht aus einem kurzärmligen lilanen T-Shirt und einer weiß-lila karierten Shorts. Betrachte mich im Spiegel und binden meine dunkelbraunen fast schwarzen Haare zu einem Zopf. Mir fällt auf, dass ich mittlerweile doch müde geworden bin. Ein Gähnen huscht mir über die Lippen. Bevor ich die Vorhänge zu schließe, werfe ich einen Blick auf die wunderschön Skyline der Stadt. Dieser Anblick erinnert mich sehr an den Ausblick aus dem Fenster meines Zimmers in Seattle, wo ich fast mein ganzes Leben gewohnt habe. Ich wende meinen Blick ab und schlüpfe schnell ins Bett. Dann decke ich mich mit meiner warmen flauschigen Daunendecke zu und rücke mein Kissen zurecht. Etwa zehn Minuten später falle ich in einen ruhigen Schlaf.
Als ich am nächsten Morgen aufwache ist mein Vater schon weg. Er ist also schon auf der Arbeit. Das kenne ich zum Glück schon. Ich schlage meine Decke zur Seite und öffne die Vorhänge. Die Sonne blendet mich und ich muss meine Augen zusammen kneifen. Nach ein paar Sekunden haben sich meine Augen an das Licht gewöhnt und ich blicke über die wunderschöne Stadt. Es ist atemberaubend und von meinem Fenster aus kann ich das Firmengebäude meines Vaters und den Central Park sehen. Ich betrachte die grünen Baumwipfel und die Menschen, die durch den Park hetzen. Zum Glück habe ich Zeit mich heute einfach mal zu entspannen. Ich mache schnell mein Bett, nehme mein Handy vom hellen Nachttisch und gehe ins Wohnzimmer. Von dort aus gehe ich weiter in die Küche, um mir Frühstück zu machen. Ich öffne den Kühlschrank, doch der ist immer noch so leer wie am Vortag. Ich muss dringen mal wieder einkaufen. Deshalb beschließe ich mir Frühstück besorgen zu gehen. Ich gehe ins Badezimmer, nachdem ich entschieden habe, dass ich in meinem jetzigen Zustand nicht gehen kann, sondern erst Duschen muss. Ich streife meine Kleider ab, öffne meine Haare und steige unter die Dusche. Dann schalte ich das Wasser an. Es ist kalt und erst zittere ich leicht, doch dann wird es wärmer und das Wasser sich wohlig warm auf meiner Haut. Das habe ich gebraucht, um richtig wach zu werden. Es fällt mir immer ziemlich schwer morgens wach zu werden.
Als ich fertig geduscht habe, ziehe ich mir frische Kleidung an und kämme meine Haare gründlich durch. So ist es schon viel besser. Dann stecke ich mir mein Portemonnaie und meinen Haustürschlüssel in die Tasche meiner schwarzen Lederjacke. Als ich endlich fertig bin, verlasse ich gut gelaunt die Wohnung.
In der Nähe unserer Wohnung gibt es ein Café, in dem ich schnell etwas frühstücke. Das Essen schmeckt einfach köstlich. So könnte ich jeden Tag speisen, aber das geht nicht. Schließlich ist es ziemlich teuer jeden Tag essen zu gehen. Es gibt auch einen Supermarkt in der Nähe, in den ich später gehen will, um einzukaufen. Als ich fertig gegessen habe, bringe ich mein Tablett weg und bezahle. Dann gehe ich in den gegenüberliegenden Supermarkt, um endlich etwas einzukaufen.
Am Eingang des Supermarkts nehme ich mir einen Einkaufskorb und stelle meinen Rucksack hinein. Zuerst gehe ich in die Gemüseabteilung. Ich packe etwa fünf Bananen, eine rote Paprika, zwei Gurken und einen Brokkoli, damit wir mal wieder richtig kochen können. Außerdem kaufe ich auch Kartoffeln und Lauch. Dann komme ich zu den Kühltruhen, wo ich einige Tiefkühlgerichte hohlen will, da mein Vater und ich wohl nicht so oft Zeit zu kochen haben werde. Ich öffne die Truhe und beuge mich hinein, um die tief gekühlten Fischstäbchen heraus zu holen, doch mein Arm ist zu kurz und ich versuche mit aller Kraft heran zu kommen. Ich hänge mit dem Bauch auf dem Rand der Truhe. "Kann ich vielleicht helfen?", fragt jemand mit einer Mädchenstimme hinter mir den ich höre kann. Ich klettere aus der Kühltruhe und sehe die Person an:"Ja, bitte. Ich komme nicht an die Fischstäbchen heran." Sie lächelt und beugt sich herunter und legt die Fischstäbchen in meinen Einkaufskorb. Sie hat lange blonde Haare, die ihr lockig über die Schulter fallen und leuchtend grüne Augen. Ihre Beine sind lang und sie ist sehr groß und schlank. Sie trägt ein hell lilanes Kleid, eine weiße Jacke aus weichem Stoff und tiefe offene Schuhe. Ich lächele zurück:"Danke. Ich bin Beth." "Hallo Beth, ich bin Kaya", sagt sie freundlich und folgt mir als ich weiter zur nächsten Abteilung gehe. Wir laufen weiter nebeneinander her und ich packe neben bei noch ein paar Sachen ein. "Also Kaya, wie alt bist du?", frage ich nebenbei und sie antwortet auch direkt, während sie ebenfalls Sachen in ihren Einkaufskorb packt:"Ich bin 17 und du?" "Ich werde nächsten Monat auch 17. Auf welche Schule gehst du?" Eigentlich würde ich sowas keinem fremden Menschen einfach so erzählen, doch irgendwie macht Kaya einen ziemlich vertrauenswürdigen Eindruck auf mich. Deshalb erzähle ich ihr auch Etwas über mich. Sie wird sicher nicht weiter erzählen. "Ich gehe auf die Browning School. Du auch?" "Ja, ich ab Montag auch." "Bist du schon aufgeregt?", fragt sie mich. "Ja, schon etwas, aber ich denke es wird nicht so schlimm", ich lächele verlegen:"Am Wochenende werde will ich auch noch eine kleine Party bei mir feiern, um alle besser kennen zu lernen. Willst du kommen?" "Klar, aber lassen deine Eltern das zu?", fragt sie mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Ja, ich habe keine große Familie. Ich wohne mit meinem Vater alleine auf der 5th Avenue, denn meine Mutter ist gestorben, als ich 14 Jahre alt war und ich habe auch keine Geschwister, deshalb musst ich auch nur ihn fragen und da mein Vater so wieso fast rund um die Uhr in seiner Firma ist, hat er es mir erlaubt", erkläre ich. "Ich bin so neidisch auf dich. Ich habe zwei Schwestern, die leider älter sind und meine Eltern nerven mich manchmal echt, aber ich bin froh sie zu haben. Welche Hausnummer hast du denn?", fragt sie. "700 und du?", frage ich. "Ich wohne in der 60th Straße, aber wenn du mich mal suchen solltest suche einfach direkt im Central Park. Da bin ich immer wenn ich gerade nicht in der Schule bin. Die Natur ist... so etwas wie ein zweites Zuhause für mich. Heißt einer deiner Nachbarn möglicherweise Matthew?", fragt sie mich interessiert. "Ja, er ist mein Nachbar. Woher weißt du das denn?", antworte ich verwirrt. Sie lacht:"Ich gehe mit ihm in eine Klasse. Vielleicht kommst du ja in unsere Klasse." Ich lächele freundlich:"Das wäre schön." Wir sind an der Kasse angekommen und ich lege meine Einkäufe aus Band. Bald bin ich dran und die Kassiererin sagt:"Das macht 47 Dollar." Ich gebe ihr einen 50-Dollar Schein und sie drückt mir einen Kassenbon in die Hand. Einige Sachen packe ich in meinen Rucksack, doch die Sachen, die nicht mehr herein passen, muss ich in eine separate Tüte packen. Am Ausgang verabschiede ich mich von Kaya und schleppe meine Einkäufe nach Hause. Auf dem Nachhauseweg denke ich über meine neue Bekanntschaft nach. Kaya war echt nett zu mir und hat sofort geholfen, als sie gesehen hat, dass ich Hilfe brauchte. Das hätte sicher nicht jeder getan. Hoffentlich sehe ich sie bald mal wieder. Sie hat echtes BFF-Potenzial.
Zu Hause angekommen schließe ich mit einer Hand die Tür auf und stelle die prall gefüllte Tüte im Flur ab. Dann stelle ich auch meinen Rucksack ab, hänge meine Jacke auf, streife meine Schuhe ab und stelle sie ins hölzerne Schuhregal. Ich hebe die Einkäufe wieder auf und laufe in die Küche, um alles möglichst schnell in den Kühlschrank zu räumen. Fünf Minuten später habe ich alles eingeräumt und endlich ist der Kühlschrank wieder komplett voll. Ich habe auch ein Stück Kuchen gekauft, das ich hungrig verschlinge. Eigentlich habe esse ich nicht viele Süßigkeiten, aber Kuchen kann ich einfach nicht widerstehen. Besonders bei Zitronenkuchen mit Marzipanglasur und bei Schokoladenkuchen werde ich schwach. Der Kuchen schmeckt göttlich. Dann schaue ich auf mein Handy. Es ist bereits acht Uhr am Abend. Wie lange war ich denn einkaufen? Ich schreibe meinem Vater eine Nachricht.
Ich: Hey Dad, ich war einkaufen. Soll ich schon mal etwas kochen?
Ich krame die Packung Fischstäbchen aus dem Kühlfach. Mit der Packung in der Hand öffne ich den Backofen und schiebe das Tablett, das ich zuvor mit den Fischstäbchen belegt hab, in den Ofen. Nach etwa einer halben Stunde sind die Fischstäbchen knusprig und braun. In der ganzen Küche riecht es nach Fischstäbchen. Lecker! Das riecht so gut! Ich hole sie schnell aus dem Ofen und packe sie auf zwei Teller. Einen für meine Vater und einen für mich. Es ist schon halb neun. Als ich mich geradezu fragen beginne wann Dad zurück kommt, höre ich wie sicher der Schlüssel im Schloss herum dreht. Mein Vater steht im Flur und lächelt mich an. Ich lächele zurück. Nachdem er seine Jacke und seine Schuhe ausgezogen und seine Tasche auf seinem Schreibtisch abgelegt hat, setzt er sich zu mir an den Tisch und wir beginnen unser Essen zu verputzen. Wir verbringen noch einen ruhigen Abend und ich schlafe früh ein. So lässt es sich Leben. Trotz des schönen Tages, habe ich immer noch Angst vor meinem ersten Schultag hier in New York.