Selbst nach Wochen fühlte sich Jeanne im Schloss immer noch unwohl, obwohl sie es ja fast gewohnt sein musste. Immerhin lebte sie mit ihren Eltern im Adelsviertel der Stadt, was dem Leben im Schloss schon sehr nahe kam.
Das Königspaar konnte selbst keine Kinder bekommen, weswegen sie Jeanne wie ihr eigenes behandelten.
„Jeanne möchtest du, wie deine Eltern eine Kriegerin werden?“, fragte sie ihr neuer Vater, der König.
„Ja! Ich möchte meine Eltern rächen.“
„Das sind harte Worte für ein kleines Mädchen.“
„Es ist mein Wunsch es zu tun.“
Man hatte ihr bereits erzählt, dass es die `Wesen´ gewesen waren, die ihre Eltern umbrachten. Jeanne wollte es nicht glaube, da Frey jetzt genauso dazu gehörte. Aber sie wusste, dass er nicht wie sie ist und so etwas nie machen würde.
Der König nickte und leitete alles in die Wege. Jeanne sollte eine Kriegerin werden.
Mit der Zeit fühlte sich das Mädchen immer wohler. Jeden Tag trainierte sie mit dem Schwert ihrer Mutter. Anfangs war sie noch sehr ungeübt, wenn nicht gar noch schusselig in dem Umgang mit dem Schwert. Doch mit der Zeit wurde sie immer besser.
Die Jahre vergingen…
Jeanne wuchs zu einer schönen jungen Frau heran. Ihr mittlerweile langes rotes Haar, welches sie in der Kindheit immer offen trug, war nun zu einem langen geflochtenen Zopf zurecht gemacht. Im Alltag, wie auch im Training trug sie eine Rüstung mit Schulterplatten und eisernen Handschuhen. Hinten war die Rüstung ein Stück länger als vorne. Dazu trug sie einen Rock, Beinplatten und eiserne Schuhe.
„Fräulein Chevalier zeigt ihr mir die Kunst des Schwertkampfes?“, fragte sie ein kleines Mädchen aus der Stadt.
„Gerne, wenn du größer bist.“
Das kleine Mädchen begann sich zu freuen und lief wieder davon.
Jeanne wurde mittlerweile hoch angesehen, so wie damals ihre Eltern.
„Oh Fräulein Chevalier, was macht ihr so allein in der Stadt?“, fragte sie ein großer hübscher junger Mann.
„Was willst du von mir Ahanu?“, fuhr sie ihn an.
„Nichts, was sollte ich wollen? Lass mich dich begleiten.“
„In Ordnung.“
Ahanu war ebenfalls ein Krieger der Königsfamilie. Vor ein paar Jahren kam er in die Stadt und wollte der Familie dienen, die ihn allerdings ebenfalls wie einen Sohn aufnahm.
Ahanu ist groß und gut gebaut. Er hatte dunkles langes Haar, welches zu einem hohen Zopf gebunden ist. Seine Augen waren braun. Wie auch Jeanne trug in etwa nur eine halbe Rüstung. Seine Beine bekleidete eine schwarze Hose und Stiefel.
Gemeinsam gingen die beiden durch die Straßen. Es war erstaunlich ruhig. Seit langen haben die `Wesen´ außerhalb der Stadt nicht mehr versucht das Königshaus zu stürzen.
„Erstaunlich, dass es mal eine Zeit gab in der alle Wesen friedlich zusammen leben konnte.“, bemerkte Ahanu.
„Vielleicht wird es eine solche Zeit ja wieder geben. Ich möchte ohnehin die `Wesen´ weder verletzen noch sogar töten.“
„Aber sie sind unsere Feinde. Sie wurden verbannt, weil sie gefährlich wurden.“
„Leider...“
„Anderes Thema. Wie alt bist du jetzt eigentlich?“, wollte Ahanu von ihr wissen.
„Ich bin jetzt siebzehn. Wieso fragst du mich das?“
„Es wird langsam Zeit zu heiraten. Findest du nicht auch?“
Ahanu grinste das Mädchen an, wodurch sie genau wusste worauf er hinaus wollte.
„Vergiss es Ahanu. Ich werde dich nicht heiraten.“
„Schade, aber vielleicht kann ich dich ja noch mal umstimmen.“
„Ich glaube eher nicht.“
Ahanu liebte genau dieses unerreichbare an ihr. Er war bereit dafür um ihre Hand zu kämpfen und sie eines Tages als seine Frau bezeichnen zu können. Jedoch Jeanne dachte im Traum nicht einmal daran ihn zu heiraten. Er war für sie einfach wie ein Bruder.
Gemeinsam gingen sie zurück zum Schloss.
„Jeanne, Ahanu! Wir haben einen Maskenball organisiert. Alle sind dazu eingeladen.“, verkündete der König freudig bei ihrer Ankunft.
„Ist das wirklich eine so gute Idee? Immerhin können so die `Wesen´ unbemerkt in das Schloss gelangen.“
„Das hast du schon Recht Ahanu. Aber vielleicht werden sie sich auch ruhig verhalten und wenn nicht sind genug Wachen positioniert. Ihr zwei werdet zwar mit den anderen feiern, aber auch ihr seid da, um einzugreifen.“
„Wann soll der Ball denn stattfinden?“, wollte Jeanne wissen.
„In drei Wochen. Wir müssen noch ein paar Vorbereitungen treffen. Außerdem braucht ihr auch noch Kleidung und Maske.“
Der König lächelte und verschwand dann in seinem Gemach.
„Trag am besten ein Brautkleid, dann können wir gleich vor Ort heiraten.“, sagte Ahanu lachend und mehr im Spaß.
„Träum weiter.“
Jeanne lächelte ihn an und verschwand dann ebenfalls. Sie ging in ihr Schlafgemach. Sie wollte nachsehen, ob sie noch ein passendes Kleid für den Maskenball hat. Aber keines gefiel ihr gut genug, um es anzuziehen. Also beschloss sie kurzerhand die Schneiderin aufzusuchen und ein neues Kleid in Auftrag zu geben. Sie erzählte ihr von ihrer Vorstellung und die Schneiderin stimmte dem zu.
„Ihr habt eine ausgezeichnete Vorstellung Fräulein Chevalier.“
„Schaffst du das denn noch bis zu dem Ball?“
„Natürlich. Ich werde mich sofort an die Arbeit machen.“
„Vielen Dank.“
Die Schneiderin nahm noch alle nötige Maße von Jeanne ab. Danach konnte sie wieder gehen. Ihr fehlte nun nur noch eine Maske, aber sie wusste nicht woher sie eine bekommt. Sie beschloss damit noch ein wenig zu warte. Immerhin war ja noch Zeit dafür.