Sezuna besah sich das Schauspiel neugierig. Es schien, als hätte Kaden doch so etwas wie Freunde. Das war ihr neu. Sie hatte davon nichts gewusst und irgendwie wurde sie ein klein wenig eifersüchtig. Wie gut die beiden sich verstanden! Selbst sie hatte noch einen langen Weg bis dahin.
Ein wenig beschämt löste sich Kaden von ihr und schielte kurz verlegen zu Sezuna, ehe er sich wieder der Frau zuwandte. „Nur ein paar Meinungsverschiedenheiten mit verfeindeten Truppen", beschwichtigte er sie mit einer wegwerfenden Handbewegung und holte tief Luft. „Meine Mätresse braucht eine komplett neue Garderobe."
Das Wort Mätresse ließ Sezuna zusammenzucken, doch sie versteckte es gut. Die weißhaarige Frau richtete nun ihren Blick auf diese und musste grinsen. „Das trifft sich gut. Du bist eine wahrliche Inspirationsquelle. Ich habe so viele Ideen für dich", erklärte sie gut gelaunt und hüpfte auf Sezuna zu.
„Wir kennen uns ja bereits aus der Stadt, aber ich denke ich sollte nochmal deine Maße nehmen. Deine Kurven sind inzwischen viel definierter und wir wollen ja, dass es perfekt sitzt", zwinkerte die Frau ihr zu und drehte sich halbwegs zu Kaden um, der mit verschränkten Armen dastand und sie beide beobachtete. „Hast du gar kein Schamgefühl? Lass dem Mädchen ein wenig Privatsphäre", zischte die Frau in einem nicht ernsten Ton.
Kaden hob lediglich eine Augenbraue und setzte sich provokant auf einen der Sessel, der im Raum stand. „Nein habe ich nicht", lächelte er zuversichtlich.
Die Weißhaarige rollte die Augen und drehte sich zu Sezuna zurück und zupfte an Kadens Hemd, welches sie trug. „Ausziehen bitte."
Die Weißhaarige stemmte die Hände in die Hüfte und blickte Kaden böse an, der nur lächelte. Sezuna hingegen zupfte an dem Oberteil und zog es schließlich kommentarlos aus.
Auch wenn sie sich noch immer so nackt unwohl fühlte, machte es ihr vor dieser Frau und auch vor Kaden nicht mehr allzu viel aus.
Die Frau hatte sie schon einige Male nackt gesehen beim Umziehen, ganz zu schweigen von Kaden. Doch der Gedanke sich vor ihnen beiden auszuziehen und welche Gedanken die Weißhaarige wohl bekommen könnte von ihr und Kaden, bereitete ihr doch Unbehagen.
„Siehst du? Ist doch kein Problem", meinte Kaden dann selbstgefällig und zwinkerte Sezuna zu. Diese wurde ein wenig rot und blickte zu Boden. Sie hoffte nur, dass die Weißhaarige nichts zu den Wunden auf ihrem Rücken sagen würde, die sie noch immer hatte.
Die Weißhaarige schnaubte. „Komm, widmen wir uns deinen Maßen", damit holte sie ein Maßband hervor und wies Sezuna an ihre Arme auszubreiten.
„Seit wann bist du wieder da?", fragte sie nun, während sie nebenbei Sezunas Maße nahm und sich diese notierte.
„Erst seit gestern", antwortete Kaden, ohne den Blick von Sezuna zu nehmen, als wäre die andere Frau gar nicht anwesend. Eine Weile war es still, als sich die Frau erneut Zahlen notierte und den Blick gesenkt hielt.
„Ich habe das von deiner Mutter gehört", murmelte sie leise und mitleidig. „Es tut mir wirklich leid", fügte sie kleinlaut hinzu und wandte sich wieder der Vampirin zu, ohne Kaden anzusehen.
Diese zuckte zusammen, obwohl die Schneiderin ihr gar nicht wehgetan hatte. Nur mit ihren Worten. Und Kaden war wahrscheinlich auch getroffen davon. Sezuna schielte zu ihm und musterte seine Miene. Auch wenn sein Blick noch immer starr auf Sezunas Gesicht gerichtete war, so ging dieser doch ins Leere.
„Das muss es nicht. Sie war alt", seufzte er und senkte nun doch den Blick. Sezuna biss sich auf die Lippen, um nicht zu widersprechen. So alt war sie überhaupt noch nicht gewesen. Selbst für eine Sirene.
Die Weißhaarige schwieg, bis sie zu den Stoffproben griff, die sie mitgebracht hatte. „Gefällt dir dieses Muster?", wollte sie wissen und sprach dabei nicht nur Sezuna, sondern auch Kaden an.
„Als würde ich irgendein Stilempfinden besitzen", lachte Kaden schwach und schüttelte mit gesenktem Blick den Kopf. „Was denkst du?", fragte er und blickte zu Sezuna, da der Stoff auf ihrer Schulter lag, um ihn im Vergleich zu ihrem Teint zu betrachten.
Sezuna wirkte verwirrt. „Ich weiß nicht. Ich lasse lieber die Expertin entscheiden", erklärte sie und blickte zur Schneiderin. Diese rollte die Augen und nahm den Stoff wieder runter.
„Sehr konsequent", scherzte sie und warf Kaden einen Blick über ihre Schulter zu. „Ich denke das grüne Töne deine Haare wunderbar zur Geltung bringen würden, aufgrund des Kontrasts. Bevorzugst du denn irgendwelche besonderen Schnitte?", fragte sie nun und zog ein Stück Papier hervor, auf dem sie sich Notizen machte.
„Nein, ich denke nicht. Ich mag hochgeschlossene Krägen", fügte sie leise hinzu und überlegte. „Und ich mag die Farbe gold-gelb."
Die Schneiderin nickte aufmerksam und notierte sich alles, was Sezuna aufzählte, wenn auch nicht sonderlich viel. Dabei konnte Sezuna einfach nicht anders, als ab und zu, zu Kaden zu schielen, der sie noch immer nachdenklich musterte. „Lieber enge Röcke oder locker geschnitten?", fragte sie weiter.
„Das ist mir egal. Sie sollten aber nicht zu kurz sein", sagte Sezuna und fühlte sich ein wenig unwohl. Sie war es nicht mehr gewohnt so von jemandem gefragt zu werden, was sie mochte, oder nicht mochte. Es war schon lange her, dass sie selbst so viel Entscheidungsfreiheit hatte. Sie hatte nicht einmal im Traum daran gedacht, jemals wieder zu dieser Entscheidungsfreiheit zurück zu gelangen.
„Kannst du ihr auch einige Nachthemden und sowas machen? Davon hat sie auch nichts mehr", fügte Kaden hinzu und lehnte sich gemütlich in seinem Stuhl zurück, um die Füße hochzulegen und Sezuna schelmisch anzugrinsen. Diese blinzelte. Ja Nachthemden.
„Im Grunde habe ich überhaupt nichts mehr zum Anziehen", murmelte die Rothaarige kleinlaut und blickte ein wenig zu Boden.
„Oh", machte die Schneiderin nachdenklich und dann funkelten ihre Augen. „Dann werde ich mich darum kümmern", verkündete sie gut gelaunt.
„Ich kann, denke ich, mit ein wenig Hilfe bis morgen einige Nachthemden fertigstellen und noch eventuell einige Kleider, die ich bereits da habe, einfach umnähen. Als vorübergehende Lösung, bis die richtigen Kleider fertig sind", erklärte die Weißhaarige, während sie ihre Sachen wieder in ihre Tasche packte.
„Ich möchte nicht zu viele Umstände machen", murmelte Sezuna, die sich sichtlich unwohl fühlte. Sie wusste nicht genau was sie davon halten sollte.
„Umso besser ist doch meine Bezahlung", lachte die Frau nur und schüttelte den Kopf. „Ich werde mich gleich an die Arbeit machen, Mylord", fügte sie noch mit einer übertriebenen Verbeugung hinzu und machte sich wieder auf den Weg. Ein wenig unbehaglich blieb Sezuna auf dem kleinen Podest stehen, während Kaden sie noch immer beobachtete.
Sie war noch immer nackt und wusste nicht was sie jetzt tun sollte. Was erwartete man von ihr? Was erwartete Kaden von ihr? Wie würde es generell weiter gehen? Der Harem war für sie kein Ort mehr an dem sie Zeit verbringen konnte, aber was sollte sie stattdessen tun?
Langsam legte der Blonde den Kopf ein wenig schief und klopfte vielsagend auf seinen Schoß, ohne den Blick von der Rothaarigen zu wenden. „Willst du dich nicht zu mir setzen oder weiter da rumstehen?", fragte er schmunzelnd, was er jedoch kaschierte, indem er seine Faust an seinen Lippen abstützte.
Sezuna blinzelte. Sie sollte sich nackt, wie sie war, auf seinen Schoß setzen? War das sein Ernst? Sie zögerte ein wenig, entschied sich dann aber dazu mitzuspielen. Sie trat von dem Podest und lief langsam auf Kaden zu, ehe sie sich breitbeinig auf seine Knie setzte und ihn nun von oben herab in die Augen blickte. Sichtlich überrascht blickte er ihr entgegen, doch er strich ihr dennoch durch das rote Haar und über ihre Wange.
„Seit wann seid Ihr denn so offensiv?", fragte er mit gespielter Formalität und musste grinsen.
„Euer Harem hat einen schlechten Einfluss auf mich", sagte sie und musste ebenfalls ein wenig lächeln. Sie mochte es so zu ihm zu blicken. Es gefiel ihr wirklich gut.
Ihre Worte brachten ihn zu einem leisen Lachen und ließen ihn ein wenig die Augen senkten, um ihre Lippen verlockend zu mustern.
„Na wenn das so ist, sollte ich Euch vielleicht öfter dorthin bringen", flüsterte er nun und kam ihrem Gesicht immer näher. Doch kurz vor ihren Lippen hielt er inne und küsste sie sanft auf die Wange.
Das überraschte Sezuna, denn sie hatte damit gerechnet, dass er sie richtig küssen würde. Aber Kaden hatte andere Pläne. Ihm war klar, dass Sezuna wohl nie zu ihm kommen würde, um nach Sex zu fragen, aber vielleicht war sie wenigstens in der Lage diesen dennoch anzuregen. Sie hatte immerhin schon oft genug bewiesen, was in ihr steckte. Auch wenn er sie ungern so hinhielt, da er auch am liebsten selbst über sie hergefallen wäre. Doch er wollte auch nicht, dass sie das Gefühl hatte, dass er sie nur benutzte, wenn ihm danach war. Als würde sie einfach nur daliegen und es mit sich machen lassen. Es einfach nur hinzunehmen, war nicht gerade die Art von Beziehung, die er mit ihr haben wollte. Er wollte ein Geben und Nehmen. Ein Verstehen und Wohlfühlen. Eben das, was eine Beziehung ausmachte und nicht das, was er normalerweise in den Frauen seines Harems fand. Eine Beziehung, die nur auf Lust aufgebaut war. Etwas, was auf Dauer ermüdend war und stets nach Abwechslung verlangte.
Das hatte auch seine Mutter nie für ihn gewollt... seine Mutter. Nein! Daran wollte er jetzt nicht denken. Dafür war noch genug Zeit und im Moment galt seine höchste Priorität den Attentäter zu finden.
Doch jetzt war Sezuna viel interessanter. Seufzend lehnte er sich wieder zurück und blickte neugierig zu ihr rauf.
Sie saß ein wenig unschlüssig auf seinem Schoß und wusste nicht so recht, was sie jetzt mit der Situation anfangen sollte. Doch während ihr Kopf noch dachte, waren ihre Hände dabei langsam Kadens Brust zu erkunden und ihn durch das Hemd hindurch zu streicheln.
Sie konnte seinen angenehm regen Herzschlag hören, der wohl darauf wartete, dass Sezuna den nächsten Schritt ging. Doch bevor Sezuna irgendwie darüber nachdenken konnte, spürte sie auch schon wie Kadens Hände langsam an ihren Beinen entlang glitten und diese ebenfalls streichelten.