Logbuch von Dr. Dr. Jaseia, Eintrag 12
Wir haben die originale DNA eines Prinzen vom weißen Thron. Damit die Fehlschläge aufhören war es dem Meister ein anliegen, auch wenn Osilia dafür brennen musste. Der störrische Junge wehrt sich zwar gegen alles, was wir mit ihm machen, aber Treplew hat "einen Zugang zu ihm gefunden"! Ein Arm um DNA zu gewinnen, ein Bein damit er nicht mehr so wehrhaft ist. Die Experimente laufen gut, nachdem Projekt Alpha wie auch Projekt Treplew gescheitert sind. Seine Erscheinung ähnelt den Prinzen nicht einmal, darum das Erbmaterial. Der Meister wird mit Finn, also unserer Version davon, sehr zufrieden sein. Niemand wird bei einem kleinen Jungen Verdacht schöpfen.
Logbuch von Dr. Jaseia, Eintrag 43
Die Schreie des Prinzen hallen in meinen Ohren und durch die Firma. Ich habe keine Idee was Treplew ihm antut, aber er bleibt standhaft. Kein Hinweis auf die Pläne der Königsfamilie, und die Zeit wird knapp. Wenn sein Verschwinden publik wird, wird der Austausch von Finn so viel schwieriger, weil besser bewacht wird. Wie viel Folter kann ein Junge ertragen? Das werden wir Dank unserem DNA Spender wohl herausfinden.
Logbuch von Dr. Jaseia, Eintrag 87
Gedankenkontrolle! Der Schlüssel um endlich an die Informationen zu kommen. Der Meister selbst foltert den Prinzen nun seit drei Tagen, er hat wohl was er braucht, hat den kleinen Laborrattenfinn mitgenommen um ihn auszutauschen. Nieder mit dem weißen Thron! Ich habe Treplew gesagt, er könne mit unserem Prinzen machen was er wolle, er scheint Gefallen an seiner Unbeugsamkeit gefunden zu haben. Außerdem schlafe ich besser, wenn Treplew jemanden hat gegen den sich all seine Wut richten kann. Am Ende will er sich sonst noch an mir rächen, für die kleinen Veränderungen, die ich an ihm vornahm.
Logbuch von Dr. Jaseia, Eintrag 102
Er ist entkommen, der Prinz ist entkommen! Treplew kann es sich auch nicht erklären. Anscheinend hat er sich trotz der Felder, die den Gebrauch jeglicher Magie in den Zellen der Firma unterdrücken, einfach durch Treplew bewegt und verschwand. Ein weiterer Rückschlag, auch wenn Treplew sicher ist, dass er den Geist des Prinzen gebrochen hat. Er muss ihn finden...
"In der Vergangenheit zu stöbern bringt bloß Unglück!", Tauril erschrak als Silas neben ihr erschien und ihr die vergilbten Seiten aus der Hand riss.
Dann sah sie zu Finn, der nervös hin und her lief. Die Fußspuren hatten sie in einen großen Raum geführt, voller Scherben und Schutt. Dort hatten sie einfach aufgehört, ohne einen Hinweis wohin ihr Verursacher verschwunden war.
Church wurde auf die beiden Aufmerksam, er hatte sich gerade umgesehen.
"Was ist das?", wollte er wissen und deutete auf das Logbuch.
"Nichts von belangen!", Silas Stimme klang ein wenig drohend, was auch Finn nicht verborgen blieb.
"Egal was es ist", meinte dieser daraufhin, "wir sollten es nicht mitnehmen!"
Cecilia lehnte hinter Tauril an der Wand und zog eine Braue hoch: "Du, Maskenheini, bist wohl wie in Hundekot zutreten, man hat lange was davon, und es ist sehr schwer ihn ganz los zu werden."
Silas lachte: "Man kann mich zu penibel nennen, aber sollte man von einem beinahe in einer Bibliothek wohnenden Vampir nicht ein wenig gesunde Grundintelligenz erwarten können? Einen Funken Verstand? Anscheinend nicht."
Der Mann mit der Maske wusste genau, wie er Cecilia provozieren konnte.
Sie sprintete zu ihm um ihm, das zweite mal an diesem Tag, eine zu verpassen.
Es traf ihn, wie allgemein erwartet, nicht. Cecilia fiel durch ihn hindurch und landete wieder unsanft auf dem Boden.
Der Streit, der nun eigentlich entstanden wäre wurde unterbunden bevor er startete. Ein Klirren ertönte und die Realität vor ihren Augen begann zu zerbrechen. Scherben des Raumes lösten sich auf und schienen einfach zu Staub zu zerfallen.
„Was ist hier los?“, rief Tauril den anderen verunsichert zu.
„Er hat uns in einen aktiven Teil des Weltenrisses geführt!“, Finn klammerte sich an Church, „Hier ist alles Möglich, eine Mischung aller Welten!“
Tauril sah sich um, eine riesige, einem Wal ähnelnde Kreatur flog auf sie zu, das Maul weit aufgerissen.
„Jetzt mach schon etwas!“, schrie sie, und stellte Panisch fest, dass Silas verschwunden war.
„War klar des der Freak und zum Sterben zurücklässt!“ Cecilia wich in ihrem langsamen Fall durch die zerstörte Realität gerade einen Güterzug aus, der auf Schienen durchs Nichts fuhr.
„Pass auch das du nicht als Einzige zurückgelassen wirst!“, knurrte Silas, der im Selben Moment hinter ihr erschienen war.
Finn nickte dem Maskierten zu: „Kannst du uns hier wegbringen? Das, was da auf uns zusteuert, ist ein Leviathan! Keine Ahnung wie wir das Biest erledigen sollen!“
Einen Moment später begann der Fall durch einen Strudel aus Dimensionen. Tauril wurde schlecht und schwindlig. Sie fiel, und dann landete sie auch noch Mitten auf Cecilia, die kurz vor ihr unsanft aufgekommen war. Nur Finn und Church schienen elegant gelandet zu sein.
„Würde es dir etwas ausmachen von mir runter zu gehen!“, fauchte Cecilia, „Ich stehe nicht so auf diese Kuschelnummer!“ Tauril raffte sich schnell auf und sah sich um. Ein Wald, sie standen vor einem Wald. Nadel und Laubbäume reihten sich aneinander, eigenartiger Nebel durchzog den moosigen Boden.
„Wo sind wir?“, Church blickte in den Himmel, die Sonne schien gerade irgendwo unter zu gehen und tauchte ihn in ein buntes Farbenspiel.
„Das ist der Teil des Waldes der 1000 Gefahren den Ladira uns immer verboten hat, etwas ist hier, ich habe es nur nie gefunden!“, Finn schien sich sehr sicher zu sein. Tauril fragte sich, ob der Blonde wohl irgendein Verbot nicht gebrochen hatte. Dann sah sie sich leicht besorgt nach Silas um, sie hatte erwartet, dass er nach einem Dank verlangen würde. Erschrocken stellte sie fest, das er ein paar Meter von ihnen entfernt, mit dem Rücken an einem Baum gelehnt saß. Er atmete schwer und sein schwarzer Mantel wirkte zerschlissen, vor allem am linken Arm. Die Maske hatte einige Risse abgekommen und wirkte brüchig.
Tauril eilte zu ihm und kniete sich hin, um seine Wunden begutachten zu können.
Das Blut, welches unter der Maske hervorkam, machte ihr am meisten Sorgen.
„Lass... mich... alleine...“, keuchte er.
Tauril ignorierte ihn und starrte weiter auf die Teile seines Arms, die freigelegt worden waren.
Kein Blut, keine Haut, keine Knochen.
Nur Metall, der Arm eines Roboters oder etwas ähnlichem.
„Was bist du?“, flüsterte Tauril schockiert und beugte sich über seinen Arm um das Material genauer zu begutachten.
Sie berührte es kurz, es war steinhart und pulsierte eigenartig warm. Dann aber griff sie hindurch und wäre beinahe gegen den Baum gestoßen.
Silas war verschwunden.
„Alles in Ordnung?“, Tauril schrie auf als sie plötzlich Cecilia’s Stimme hinter sich vernahm.
„Ja!“, antwortete sie dann schnell, „Es ist nur... Loki! Es scheint ihm nicht gut zu gehen! Ich denke er ist verletzt.“
Cecilia zog eine Braue hoch und Tauril fürchtete schon zu lange beim Namen gezögert zu haben. Fast hätte sie ihren wahrscheinlich einzigen Freund an die Personen, die ihr, wenn auch zurecht, misstrauten verraten.
„Was er geschafft hat ist undenkbar schwer!“, erklärte sie dann und Tauril entspannte sich wieder, „Vier Personen aus einem Riss an einen bestimmten Ort zu bringen... das zu überleben ist schon eine Kunst!“
Church, der den beiden deutete Finn zu folgen, nickte zustimmend: „Sie hat recht! Er hat alles riskiert um uns zu retten.“
Der Wald schien dichter zu werden, und der Weg immer überwucherter. Keiner schien hier lang zu gehen, niemand war so dumm sich dem alten Friedhof des Walds zu nähern. Die Natur hatte sich das von den Bewohnern Erbaute mit der Zeit immer mehr zurückgeholt und überwuchert.
„Achtung Gefahr!", stand auf einem Schild, ein Zaun sollte wohl verirrte Wanderer davon abhalten weiter in die Richtung vorzudringen.
„Was ist das für ein Ort?", selbst Cecilia war relativ schweigsam angesichts der Lage.
Finn schmunzelte, die gefürchtete Vampirin hatte allem Anschein nach Angst: „Ein Friedhof, der Friedhof der 1000 Gefahren, liegt hinter diesem Zaun! Ich schätze dort war seit guten... Wie lange ist es her, Church? ...niemand mehr!" Tauril blieb neben Cecilia stehen und schauderte, was Finn noch mehr belustigte.
„Und warum bei Anubis müssen wir da jetzt hin?", die Vampirin beobachtete Church als er den Zaun mit einem gekonnten Schlag zerbersten ließ.
„Liegt laut den Aufzeichnungen der alten Hüter, nicht das Portal zum Fegefeuer unter diesem Friedhof?", Finn folgte Church über die Bruchstücke des Zauns, Tauril zögerte kurz, dann kam sie ebenfalls über diese unheimliche Grenze.
„Wir sollten leise sein", war Churchs einzige Antwort auf Taurils frage, er deutete ihnen sich zu beeilen.
Cecilias Blick hing noch einen Moment an dem Schild, dann endlich folgte auch sie den anderen tiefer in den Wald.
Die ersten Grabsteine um einen alten Baum waren schon zu sehen, überwuchert, alt, verlassen.
Ihr Anblick versetzte Tauril einen Stich, sie versuchte sich trotzdem auf ihre Aufgabe zu konzentrieren.
„Was führt euch in meinen Wald", eine düstere Stimme schien vom Wind an ihnen vorbei getragen zu werden. Ihre Herkunft zu bestimmen war unmöglich.
„Habt ihr das gehört?", fragte Cecilia bestürzt und sah sich panisch um.
„Sei nicht so ein Weichei, das ist ein Guhl oder sowas!", erwiderte Finn genervt und sah sich langsam um.
„Deine düsteren schwarzen Augen, all deine Narben und Wunden...", die Stimme kehrte mit einem erneuten Windrauschen zurück, „du bist geflohen um diesem Ort und seinen Erinnerungen zu entkommen, Belial!"
Tauril war nun vollends verstört und sah Church wie ein Mondkalb an. Dieser beschloss das erst einmal zu ignorieren: „Du hast mich also erkannt, dann komm doch raus und lass uns ein wenig plaudern!"
Tauril schrie kurz erschrocken auf als sich mit einem weiteren Windstoß direkt vor ihnen eine schlanke, große Gestalt materialisierte.
Vincent Guren lächelte verächtlich. Seine feurigen Augen wanderten über Tauril, die sofort aus Erfahrung auf den Boden starrte, dann weiter zu Cecilia die ihn wütend fixierte.
"Sie mal einer an, strahlend blaue Augen betrachten uns, ihre edlen, aber irgendwo arroganten, Gesichtszüge und das süffisante Lächeln auf ihren prallen dunkelroten Lippen vollenden das Bild. Sie muss ein Vampir sein!", seine Stimme schnitt in Taurils Seele, die Erinnerungen, wie er Sassy gepfählt hatte, kamen zurück als er Cecilia musterte.
"Du Mistkerl!", schrie diese, "Lass meine Tante frei oder..."
"Oder WAS?", wollte er verächtlich wissen, dann zog er blitzschnell eine Waffe und Schoss auf Cecilia.
Die Kugel ging durch ihre Schulter, fasziniert beobachtete Tauril wie zwar ihre Jacke in fetzen hing, aber ihre Wunde heilte.
"Das hätte ich an deiner Stelle nicht getan!", stellte Church trocken fest, dann stellte er sich vor Finn und deutete Tauril von Cecilia weg zu gehen.
"Was passiert mit ihr?", zischte Tauril ihm zu, als sie neben ihm angekommen war.
Cecilias Arm zuckte als sie eine der Fläschchen nahm, die an ihrem Gürtel befestigt waren. Chruch grinste: "Ich habe das bei Sassy nur knapp überlebt... Ein Blutrausch! Vampire werden schneller, stärker und noch tödlicher!"
Tauril konnte das fast nicht glauben, Cecilia trank das Fläschchen leer und warf es mit einer solchen Wucht gegen einen der Bäume, dass der Stamm zersplitterte.
Vincent beobachtete die Vampirin gelangweilt, dann streckte er die Hand aus.
"Ah!", Cecilia schrie auf und brach zusammen.
"Verdammt, er hat doch etwas um Vampiren zu schaden!", fluchte Church und wollte gerade auf Vincent los gehen als sich jemand vor ihn stellte.
"Nicht!", die junge Frau trug ein schwarzes, viel zu tief ausgeschnittenes Minikleid, "Wir übernehmen das! Einem Guren Einhalt zu gebieten sollte einer Guren überlassen werden, findest du nicht auch, Church?"
Überrascht stellte Tauril fest das Silas diesmal in Begleitung erschienen war.
Die feuerroten Haare erinnerten sie stark an...
"Caja, und Silas!", stellte Vincent fest, "Meine eigene Schülerin will sich gegen mich stellen?"
"Silas?", Finn kniff die Augen zusammen, der Name schien ihm etwas zu sagen.
Silas eilte in der zwischenzeit zu Cecilia und brachte sie zu Finn nach hinten.
"Wir kennen uns nicht, Finn! Cecilia wird wieder, er hat sie verdorren lassen!", erklärte der Maskierte und zog seinen rechten Ärmel hoch, dann schob er seine Maske ein Stück nach oben und biss sich selbst in den Unterarm bis es blutete.
Er hielt die blutende Stelle an Cecilias Mund, instinktiv schlug sie ihre Fangzähne in Silas Arm. Finn hob eine Braue: "Sie wird nicht aufhören, darum trinkt sie aus Flaschen! Sie hat sich nicht im Griff!"
Silas lachte und verschwand einfach.
Tauril wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Vor ihr stand Caja, das Mädchen, mit dem sie aufgewachsen war.
Sie schien gegen Vincent kämpfen zu wollen.