»Wenn du dich nicht der Verrücktheiten erinnern kannst, zu denen dich die Liebe genötigt hatte, hast du in Wahrheit nie geliebt.«
William Shakespeare (1564 - 1616), englischer Dichter, Dramatiker, Schauspieler und Theaterleiter
Von Weitem war bereits das Glockenläuten der Kathedrale von Norwich zu hören und riss Christopher aus seinen Gedanken. Er hatte den Weg in nur zwei Tagen geschafft, was praktisch einem Wunder gleichkam. Natürlich lag Norwich nicht so weit entfernt von London, doch aufgrund der starken Regenfälle waren die Straßen in einem mehr als erbärmlichen Zustand. Einen Teil der Strecke war er gelaufen, doch zwischendurch hatte er ab und an einen Bauern oder Händler überzeugen können, ihn ein Stück mitzunehmen. Vor ein paar Meilen hatte er Glück gehabt und einen Stoffhändler namens John erwischt, der hierher unterwegs war, sodass er seine durchnässten Schuhe wenigstens etwas auf der Ladefläche des Fuhrwerks, auf dem er nun saß, trocknen konnte. Auf seinem Weg waren ihm viele Menschen begegnet, denn London wurde immer gefährlicher. Wer nicht den religiösen Unruhen zum Opfer fiel, weil er sich nicht im rechten Moment für den gerade zum Überleben wichtigen Glauben entschieden hatten, den ereilte die Pest. Die Stadt an der Themse war nicht der einzige Ort, an dem diese furchtbare Krankheit ausgebrochen war, doch in den engen Gassen und durch die vielen Menschen verbreitete sie sich schneller, als man die Toten verbrennen konnte. Christopher seufzte tief. Auch ein paar seiner Bekannten und Kunden hatte es getroffen, wenn auch zum Glück keinen aus seiner Familie, denn die waren schon lange nicht mehr am Leben. Auch um eine Frau musste er sich keine Gedanken machen, denn obwohl er beim weiblichen Geschlecht nicht ganz unbeliebt war und er auch schon einige Beziehungen gehabt hatte, war nie die Richtige dabei gewesen. Dies war auch der Grund, der es ihm ermöglichte, einfach so die Stadt zu verlassen und sich eine neue Heimat auf Zeit zu suchen.
Der Wagen rumpelte durch eines der Stadttore, an dem sie überraschenderweise nicht einmal angehalten wurden. Irgendwie hatte Christopher mit mehr Wachen gerechnet, doch diese lungerten nur an den Seiten herum und sahen mehr als gelangweilt aus. John pfiff auf dem Kutschbock entspannt ein Lied und beruhigte ihn damit. Wahrscheinlich war das hier alles üblich. Der Händler hatte ihm versprochen ihn mit zum Marktplatz zu nehmen und ihm sogar ein paar Herbergen empfohlen, welche in seiner Preisklasse lagen. Geld war eigentlich nicht so richtig sein Problem, da er mit seinem Beruf schnell Kundschaft fand, doch er würde ein geeignetes Zimmer brauchen. Viel Licht und ein Schreibtisch, waren neben einem Bett und einer Waschgelegenheit das absolute Minimum. Wenn es dazu noch einigermaßen sauber gehalten wurde und die Ratten sich nicht die Klinke in die Hand gaben, war er äußerst zufrieden.
Norwich zog an ihnen vorbei und irgendwie hatte Christopher das Gefühl, dass diese Stadt auch nicht viel anders aussah, als die anderen englischen Städte, in denen er bisher gewohnt hatte. Überall sah er enge Gassen, in denen zu viele Menschen unterwegs waren. Die wenigsten Straßen hatten einen festen Belag, vielmehr bestanden meistens nur aus festgetretenem Schlamm, gepaart mit einer Mischung aus menschlichen und tierischen Hinterlassenschaften. Sein Blick wanderte weiter über die Gebäude und bei einigen Geschäften machte er sich bereits im Kopf Notizen. Er musste sich hier bald einen neuen Kundenstamm aufbauen und da waren auch Geschäfte von Interesse.
Abrupt blieb der Wagen stehen und riss Christopher erneut aus seinen Gedanken. Er musste wirklich versuchen, mehr im Hier und Jetzt zu sein, wenn er unterwegs war. Irgendwann würde es ihm noch zum Verhängnis werden, dass er so sich hin träumte und plante. John deutete ohne Worte auf den Platz vor ihnen, der der Mittelpunkt der Stadt zu sein schien. Ein großer Marktplatz mit vielen Ständen und noch mehr Besuchern. Wahrscheinlich nicht der Einzige in Norwich, aber einer der Größeren. Hastig zog Christopher seine Schuhe wieder an, nahm seine beiden Taschen, die seine ganzen Habseligkeiten enthielten und stieg von der Pritsche. Erneut hielt er John eine Münze hin, doch dieser schlug eine Bezahlung lachend aus, tippte sich an den Hut und war schon wenige Augenblicke später im Trubel des Marktes verschwunden. Nun war Christopher allein und ein neuer Lebensabschnitt begann.
Seit seiner Ankunft waren zwei Tage vergangen und die Suche nach einer geeigneten Unterkunft war komplizierter gewesen, als er es erwartet hatte. Natürlich gab es genug Gasthäuser, aber nur wenige erfüllten seine Ansprüche und die, die es taten, waren für ihn nicht erschwinglich. Doch dann hatte er endlich einen Ort gefunden und dieser war sogar noch besser, als es zu erwarten gewesen war. Ein Mann in einer Taverne hatte ihn empfohlen und am Anfang hatte er diesen noch ausgelacht. »The Red Hart Inn« klang nicht nur vom Namen her wie sein weißes Pendant in London, sondern es sah ihm auch zum Verwechseln ähnlich. Im »White Hart« hatte Christopher einige wundervolle Stunden zugebracht, denn der Innenhof wurde regelmäßig als Theater genutzt und er liebte das Theater. Die Kostüme, die Dramatik und vor allem die neuen Stücke. Es gab viele neue Talente und er war bereit, sein Geld dafür auszugeben.
Die Fassade des »Red Hart«, hier in Norwich, ließ nicht erkennen, was sich dahinter befand, doch hatte man es erst einmal in den großzügigen Innenhof geschafft, konnte man die zwei Etagen mit der Galerie deutlich erkennen. Es gab nur wenige Pflanzen, dafür aber einen gepflasterten Platz in der Mitte, auf dem wahrscheinlich die Stücke aufgeführt wurden. Insgesamt war das Gebäude etwas kleiner als sein Gegenstück in London, doch es hatte genau den gleichen Charme. Es war eine clevere Masche der Besitzer, den Namen an das erfolgreiche Gasthaus in London anzulehnen, denn das Theater erfreute sich immer größerer Beliebtheit. Nicht nur bei den Reichen, sondern vor allem bei den normalen Bürgern. Es war eine Möglichkeit, ihrem harten Alltag zu entkommen, und da das Lesen immer noch nicht weit verbreitet war, besonders nicht bei Frauen, brachte das Theater ihnen willkommene Abwechslung.
Christopher hatte sich sofort in das Gebäude verliebt und sich für eines der größeren Eckzimmer entschieden, die gleich an zwei Seiten Fenster hatten, um Licht zum Arbeiten hereinzulassen. Neben einem großen Schreibtisch, den sie ihm extra aus einem der anderen Zimmer hineingeschleppt hatten, gab es noch ein Bett und einen Schrank. Neben der Tür war ein Regal eingelassen und ein einfacher roter Teppich machte alles etwas gemütlicher. Auch hatte er eine Waschschüssel, was ihm sehr gelegen kam, denn er hatte oft Bedarf dafür. Nachdem alles, was er besaß, aus seinen Taschen auf das Regal und in den Schrank verteilt, er sich weitere Kerzenhalter mit seinem Charme erschlichen und mit der näheren Umgebung vertraut gemacht hatte, fühlte er sich schon beinahe wie zuhause. Die Wirtsleute waren freundliche Menschen, solange man sie nicht auf ihren Ideenraub hinwies. Die Wirtin hatte ihn gefragt, woher er wisse, dass sie nicht zuerst da gewesen waren, und Christopher hatte gelacht und sich seine schwarzen Haare hinter das Ohr gestrichen. Es bestand immerhin die theoretische Möglichkeit, dass sie die Wahrheit sagte.
Mit seiner Arbeitstasche unter dem Arm hatte er sich einige Tage nach seiner Ankunft auf dem Weg zu den Verantwortlichen der Stadt gemacht und ebenso bei der Kirche vorgesprochen. Natürlich bei einem protestantischen Geistlichen. Auch Christopher war ursprünglich katholisch gewesen, doch da man ihm das eher aufgezwungen hatte, war es für ihn ein Leichtes, sich der aktuellen Situation anzupassen. Auch wenn die Hetzjagden auf diejenigen, die sich nicht so leicht ändern ließen, ein ungutes Gefühl in ihm auslösten. Er war Briefmaler und es interessierte ihn nicht, für wen die Heiligenbilder waren, welche einen Großteil seines Verdienstes ausmachten. Genauso wenig wie es ihn interessierte, was die Stadtobersten mit seinen gestalteten Urkunden, Fracht- oder Lehnsbriefen taten. So hatte er schnell einige kleinere Aufträge an Land gezogen und arbeitete ansonsten wie gewohnt an Spielkarten. Wenn nichts mehr ging, ließen diese sich noch immer gut in den Tavernen verkaufen.
Nach knapp einem Monat in seiner neuen Heimat kam endlich der Moment, auf den er die ganze Zeit gewartet hatte. Durch das schlechte Wetter waren bisher keine Theatervorstellungen möglich gewesen, dabei hatte er von dem Balkon vor seiner Zimmertür einen exzellenten Blick in den Innenhof. Doch diese Woche hatte er endlich Glück und eine umherziehende Theatergruppe hatte sich in Norwich kurzzeitig niedergelassen. Sie waren noch unbekannt und hatten sich nicht einmal einen Namen gewählt, doch nachdem er sie einige Zeit bei den Vorbereitungen beobachtet hatte, wusste er, dass sie ihre Kunst ernst nahmen. Sie mussten viel Geld und Zeit in die Kostüme und Requisiten gesteckt haben. Die erste Vorstellung war in vier Tagen geplant.
Als Christopher an diesem Tag die Schenke betrat, die zum »Red Hart« gehörte, um zu Abend zu essen, war er sehr zufrieden mit sich. Mit den Meisterbriefen für die verschiedenen Gilden hatte er sich selbst übertroffen. Natürlich hatte er auch viel Arbeit hineingesteckt und obwohl er Silber und Gold nicht verwenden durfte, hatte er es geschafft, es so wirken zu lassen, als wären die stilisierten Ränder aus eben genau diesem. Die Briefe würden ihm genug einbringen, um seine Miete und Unterhalt für einen weiteren Monat zu bezahlen, sodass er endlich die Seele baumeln lassen konnte. Norwich war etwas günstiger, als er es aus London gewohnt war, und besonders Stoffe waren hier zu fast verschwenderischen Preisen zu haben. Dafür war die Stadt schließlich bekannt.
Gut gelaunt ließ er sich auf seinen Stammplatz in der Ecke sinken. Heute Abend war der Gastraum gut besucht. Nicht nur die üblichen Stammgäste, sondern auch Teile der Theatergruppe hatten sich hier eingefunden. Die Wirtin brachte ihm sein übliches Ale und einen Eintopf mit Fleisch, welches wahrscheinlich Hase oder Lamm war, im schlechtesten Fall auch Ratte sein konnte. Seine warme Mahlzeit bezahlte er mit dem Zimmerpreis und so stellte er wenig Fragen. Er hatte schon schlechter gegessen, besser allerdings auch.
Der Abend nahm seinen üblichen Verlauf und Christopher genoss es einfach, zwischen den anderen zu sitzen und den Gesprächen zu lauschen. Er lachte, als sich ein Paar an einigen Tanzschritten versuchte. Dann hörte er allerdings etwas Seltsames. In das Stimmgewirr der Schenke hatte sich eine Stimme geschlichen, die ihm eine Gänsehaut über den ganzen Körper jagte. Eigentlich konnte er nicht genau sagen, woher dieses Gefühl kam, doch die Stimme löste etwas in ihm aus. Es fühlte sich an, als ob ein Seidentuch über seine Haut gezogen wurde, dabei war die Stimme gar nicht laut oder besonders glockenhell, eher dunkel und sinnlich. Christopher war sich seiner Neigung, sich Hals über Kopf in eine Stimme verlieben zu können, zwar bewusst, aber er konnte nicht sagen, woher diese kam. Zu behaupten, dass der Körper oder die inneren Werte einer Frau nicht ebenso sein Interesse erregten, war sicherlich gelogen. Doch nichts zog ihn so an wie eine Stimme, die ihm ein solches Gefühl bescherte. Leider gab es dafür wohl keinen Namen, aber er hatte gelernt, damit zu leben und diesem Gefühl ohne Reue nachzugeben. Aufgeregt versuchte er, den Ursprung dieser Stimme zu finden, was bei den vielen Menschen, die durcheinanderredeten, gar nicht so einfach war.
Es dauerte lange Minuten, bis er sie sah. Die Unbekannte saß auf einer der Bänke am Tisch der Schauspieler mit dem Rücken zu ihm, sodass er nur die langen, rotblonden Haare, die ihr bis zur Hüfte gingen, und das einfache weiße Leinenkleid, welches mit einem goldfarbenen Gürtel zusammengehalten wurde, sehen konnte. Ihr Körper war schlank, aber nicht zierlich, die Rundungen genau an den richtigen Stellen. Seufzend konzentrierte er sich auf sie, ohne zu wissen, was er tun sollte, denn er war noch nie wirklich ein Aufreißer gewesen. Eigentlich steckte tief in ihm eher ein Romantiker und so begnügte er sich vorerst damit, sie aus seiner Ecke heraus anzuhimmeln. Ihm kam der Gedanke, ihr ein Getränk zu spendieren, aber das kam ihm so unheimlich plump vor.
Die Frau lachte und scherzte mit den anderen Schauspielern und Christopher verlor immer mehr die Geduld mit sich selbst. Er wusste, wenn er nicht bald den ersten Schritt machen würde, könnte es zu spät sein. Als die rotblonde Schönheit - er hatte zwar ihr Gesicht noch nicht gesehen, aber die Stimme reichte ihm für diese Einschätzung - sich erhob, um in Richtung Innenhof zu gehen, ergriff er die Chance und folgte ihr. Natürlich kam er sich im ersten Moment merkwürdig dabei vor, doch es würde einfacher sein, sie anzusprechen, wenn sie allein war.
Der Innenhof machte mittlerweile schon beinahe den Eindruck einer Theaterbühne und überall stand etwas herum. Sein Zielobjekt ging geradewegs auf einen der kleineren Wagen zu, in denen die Habseligkeiten der Truppe gelagert wurden, und drehte sich im letzten Moment zu Christopher um. Trotz der spärlichen Beleuchtung konnte dieser deutlich den eisigen Blick sehen.
»Nachdem Ihr mich ewig angestarrt habt, verfolgt Ihr mich nun? Ihr wisst schon, dass ich mit einem Schrei sofort genug Leute hier habe, die Euch das Leben sehr ungemütlich machen können?«
Christopher trat noch einen Schritt näher und blieb dann mit leicht erhobenen Händen stehen. Das Objekt seiner Begierde hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und sah ihn herausfordernd an. Nicht nur eine wunderschöne Stimme, egal wie kühl diese klang, sondern auch Temperament. Ihr Gesicht war ebenmäßig, fast etwas zu sehr, was auf viel Schminke hindeutete. Nun, wer mit Schaustellern unterwegs war, blieb davon wohl nicht verschont. Es dauerte einen Moment, bis Christopher bemerkte, dass er sie einfach weiter anstarrte, ohne ein Wort herauszubringen, und er nahm seinen ganzen Mut zusammen.
»Ich will Euch nichts tun. Ich war nur neugierig.«
»Neugier, Geschwätzigkeit, Eitelkeit sind von der gleichen Art. In jedem Lande, zu jeder Zeit sind sie mit Dummheit gepaart,« rezitierte sie mit einem Lächeln im Gesicht. »Also, seid Ihr dumm?«
Christopher dachte einen Moment nach, bevor er langsam nickte. »Wenn Ihr meine Neugier nach Eurer Person als Dummheit betrachtet, ja, dann bin ich dumm.«
»Nun, Herr Dummkopf, dann dürft Ihr mich Amber nennen.«
Die nächsten zwei Tage vergingen für Christopher wie im Traum. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten mit Amber, schien sie ihm gegenüber langsam offener zu werden. Er hatte ihr mehrfach Komplimente zu ihrer Stimme gemacht, was sie deutlich irritierte, aber trotzdem mit einem Lächeln annahm. Oft saßen sie einfach gemeinsam am Rande des Innenhofs oder zogen sich an einen Ort in der Nähe zurück. Die anderen Schauspieler beobachteten seine Versuche, ihr näherzukommen, mit einem Grinsen und manch derben Sprüchen. Christopher tat sein Bestes, sie zu ignorieren, während Amber ihnen auf sehr deutliche Weise mitteilte, was sie von ihren Kumpanen hielt.
Am Nachmittag vor der ersten Vorstellung im »Red Hart« klopfte es an Christophers Tür und es überraschte ihn nicht, dass es Amber war. Sie hatte sich in ein einfaches dunkles Kleid gehüllt und trug eine Tasche bei sich.
»Ich habe eine Überraschung für dich, kommst du mit?«
Amber führte ihn in Richtung des Flusses. Der Fußweg war nicht lang, aber Christopher war unglaublich aufgeregt. Egal, wie viele Fragen er stellte, er bekam keine Antwort, nur ein Schmunzeln. Überhaupt hatte Amber wenig über sich preisgegeben. Er wusste weder, was genau sie in der Theatertruppe tat, noch woher sie kam. Sie unterhielten sich meistens über Stücke und Literatur, die Natur oder sein Leben. Auch erste Annäherungsversuche hatte sie höfflich zurückgewiesen, wenn sie auch dabei rot geworden war. Trotzdem verbrachte Amber scheinbar gerne Zeit mit ihm und das gab Christophers Herz Hoffnung. An einem leer stehenden Lagerhaus hielten sie an und Amber deutete wortlos auf eine Leiter, die auf das Dach hinaufführte. Stirnrunzelnd sah er sie an, seufzte und zuckte mit den Schultern, bevor er sich auf den Weg hinauf machte.
»Ich habe diesen Ort entdeckt, als wir in die Stadt kamen,« hörte er sie unter sich auf der Leiter sagen. »Du wirst überrascht sein. Ich wollte damals gar nicht mehr wieder weg.«
Neugierig geworden erklomm er die letzten Stufen und trat vorsichtig auf das Dach. Im ersten Moment fand er es nicht sehr vertrauenswürdig, aber Amber schob ihn einfach weiter. Zu Anfang verstand er nicht gleich, was ihr an diesem Ort so gefiel, aber dann drehte sie ihn in Richtung Stadt zurück und vor ihm lag Norwich ausgebreitet. Er hatte gar nicht gemerkt, dass das Gelände etwas angestiegen war, doch nun lag die Stadt vor ihnen. Die Kathedrale war gut zu sehen und der Fluss schlängelte sich glitzernd mitten durch die Stadt. Es war wirklich ein wundervoller Ausblick.
Amber hatte sich auf die Ziegel gesetzt, welche sich durch die Sonne angenehm warm anfühlten. Schweigend saßen sie einige Zeit nebeneinander und tranken aus der Flasche Rotwein, die sie in ihrer Tasche versteckt gehalten hatte.
»Danke, dass du mir diesen Ort gezeigt hast. Es bedeutet mir viel«, sagte er lächelnd und versuchte ihre Hand zu nehmen, was sie erstmals auch zuließ. Christopher war überrascht, doch nutzte er die Gelegenheit, ihre Finger an seine Lippen zu führen und einen sanften Kuss darauf zu hauchen. Noch nie hatte sie ihn so nahekommen lassen. Auch heute trug sie wieder die Bühnenschminke, was ihn einerseits irritierte, andererseits war es einfach ein Teil von ihr. Aufgrund der Haarfarbe vermutete er darunter Sommersprossen, was ihn lächeln ließ.
»Das ist keine gute Idee, Christopher,« murmelte sie leise. »Du weißt noch nicht alles von mir und wir sind auch nicht lange in der Stadt.«
»Mein Namensvetter, Marlowe, hat dafür doch passende Worte gefunden: Nicht frei sind wir, zu hassen und zu lieben, dem Willen wird's vom Schicksal vorgeschrieben.«
Er konnte in ihrem Gesicht ablesen, wie sehr sie es mochte, wenn er Dichter zitierte oder aus bekannten Theaterstücken Weisheiten zum Besten gab. Es war ihre Verbindung zueinander.
»Das heißt, du hasst mich?«
Christopher schüttelte langsam den Kopf, nahm seinen ganzen Mut zusammen und küsste sie sanft auf die Lippen. Nur hauchzart und zärtlich, nicht fordernd, und trotzdem war es die Erfüllung seiner Träume. Ihre Lippen waren etwas rau, aber sie schmeckten nach Wein und mehr. Amber zog sich nicht gleich zurück, doch bald fühlte er ihre Hand an seiner Wange.
»Das hier ist gefährlich,« begann sie zu flüstern. »Du weißt nicht, worauf du dich einlässt.«
Nein, das wusste Christopher nicht und natürlich war ihm klar, dass sie zum fahrenden Volk gehörte. In ein paar Tagen konnten sie schon wieder woanders sein. Aber auch seine Arbeit war nicht ortsgebunden. Wenn sie es versuchten, würden sie es sicher irgendwie schaffen. Doch im Moment war es wichtiger, ihr zu zeigen, wie sehr er sie mochte. Langsam zog er sie in seine Arme.
»Gib mir eine Chance,« bat er leise.
Amber schwieg und Christopher lauschte dem Glockenläuten, das ihnen anzeigte, dass sie nur noch wenig Zeit hatten, bis sie im »Red Hart« zurück sein mussten.
»Du schaust dir heute unsere Aufführung an, oder?« fragte sie zögernd und Christopher nickte nur. Um nichts auf der Welt wollte er das verpassen.
»Triff mich danach hinter dem Gasthaus, wenn du noch mit mir zusammen sein willst.«
Christopher runzelte die Stirn, aber sie legte ihm nur einen Finger auf die Lippen. Das Zeichen war klar: Keine weiteren Fragen.
Der Innenhof des Gasthauses war am Abend gut besucht. Anders als in London kam es seltener vor, dass eine Theatergruppe in der Stadt war und so war das Interesse an dem Stück groß. Mittlerweile hatte es sich auch herumgesprochen, dass es sich um ein neueres Bühnenspiel des jungen Shakespeares handelte. Christopher hatte schon einige seiner Arbeiten gesehen und freute sich sehr darüber, dass auch kleinere Gruppen nun seinen Namen in die Welt hinaustrugen. Schon früh hatte er sich auf der Galerie, die die Zimmer in den oberen Stockwerken verband, einen guten Platz gesucht. Erst war er versucht gewesen, direkt vor der Bühne zu stehen, doch von oben hatte man einen wesentlich besseren Blick auf die gesamte Szene. Auf einem Plakat hatte er den Namen des Theaterstücks sehen können. »Antony and Cleopatra« versprach viel Drama. Er hatte es noch nicht gesehen, aber davon gehört. Eine Geschichte aus dem antiken Ägypten, in der es um Liebe, Intrigen und große Kämpfe ging.
Es schien ewig zu dauern, bis die Schauspieler die Bühne betraten und die Charaktere, die sie spielten, zum Leben erweckten. Schon nach kurzer Zeit war er völlig in der Handlung gefangen. Christopher musste zwar zugeben, dass sie nicht so gut waren, wie die Gruppen, die er bisher in London gesehen hatte, aber trotzdem gaben sie sich große Mühe. Der Mann, der Octavia spielte, war nicht sehr überzeugend als Frau. Leider kam dies öfter vor, denn Frauen war es ja nicht erlaubt, auf der Bühne zu stehen. Dafür war der Schauspieler, der den Antonius gab, umso besser. Insgesamt genoss Christopher es sehr.
Nach einem kurzen Szenenwechsel von Rom nach Ägypten, bekamen sie nun auch endlich die nächste Hauptfigur zu Gesicht. Kleopatra bewegte sich wie eine Katze auf der Bühne. Ihre weiße Toga, die mit vielen goldenen Ornamenten verziert war, ging bis auf den Boden, ließ aber an den Schultern und Armen viel Haut blicken. Die schwarzen Haare, mit Sicherheit eine Perücke, waren zu einer Hochsteckfrisur arrangiert und gaben ihr ein strenges Aussehen. Am Anfang befand sie sich noch im Schatten und maßregelte den Gesandten aus Rom, welcher ihr von der geplanten Hochzeit ihres geliebten Antonius mit Octavia berichtete, dann trat sie ins helle Licht und schickte den bemitleidenswerten Boten mit einer energischen Geste und lauter Stimme davon.
Die Szene erntete viel Applaus, doch Christopher war wie erstarrt. Sein Blick war fest auf die Gestalt in Weiß gerichtet. Erst als sie die Stimme so erhoben hatte, war ihm bewusst geworden, was ihn so an Kleopatra faszinierte, und nachdem sie ins Licht getreten war, gab es auch keine Zweifel mehr. Christophers Gedanken überschlugen sich. Wie konnte es sein, dass sie dort unten diese Rolle spielte? Wenn man von der Moral absah, war es auch ungesetzlich. Sein Herz schlug wild, als er die Möglichkeiten seiner Entdeckung überdachte. Entweder war sie lasterhaft genug, tatsächlich eine aktive Rolle im Theater zu übernehmen, oder .... Christopher schaffte es nicht sofort, den Gedanken zu Ende zu führen. Mühsam lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Handlung zurück, doch fiel ihm dies zunehmend schwerer. Entweder war seine gerade frisch entflammte Liebe verdorben genug, auf der Bühne eines Theaters zu stehen, oder Amber war keine Frau.
Der Rest des Spiels verging wie im Flug, aber Christopher hätte nicht mehr sagen können, was auf der Bühne passiert war. Erst das Ende nahm er wieder richtig wahr, wenn auch nur deshalb, weil Kleopatra sich nach Antonius Tod mit Hilfe einer giftigen Schlange das Leben nahm. Sein Kopf wusste, dass dort nicht Amber starb, aber sein Herz konnte dies nicht recht begreifen. Um ihn herum sah er ergriffene Gesichter und als klar war, dass dies das traurige Ende des Stückes war, brandete der Applaus los. Die Schauspieler erhoben sich vom Boden der Bühne und alle Anderen kamen ebenfalls nach vorne, um sich feiern zu lassen. Erst jetzt fiel auf, dass die Schauspielergruppe gar nicht so groß war. Christopher wusste, dass eine Person mehrere Rollen übernehmen musste, aber hier schienen sie es fast perfektioniert zu haben. Ein aufwendiges Stück wie dieses mit einer kleinen Truppe zu realisieren, war sagenhaft. Doch war es auch der Grund für den Tabubruch? War dies die Erklärung für Ambers Anwesenheit auf der Bühne? Hoffnung keimte in ihm auf. Vielleicht war sie nur für jemanden eingesprungen.
Ungeduldig wartete er, bis sich der Innenhof etwas geleert hatte, dann ging er in die Taverne, um sich mit einem Schnaps etwas Mut anzutrinken. Amber hatte ihn gebeten sie hinter dem Gasthaus zu treffen. Viele Fragen wirbelten in seinem Kopf herum, aber er konnte auch noch immer ihre Lippen auf den seinen fühlen. Ja, er war verliebt! Egal, wie dumm es klang. Es wurde Zeit herauszufinden, wer hinter der Maskerade steckte. Er straffte seine Haltung und ging über den Hof zu dem kleinen Garten hinter dem Gebäude. Hier gab es außer einigen Obstbäumen und einem kleinen Gemüsegarten nicht viel, daher wurde er außer von den Wirtsleuten kaum besucht.
Amber saß, noch immer in ihrem Kostüm, auf der kleinen Mauer, die den Garten umgab und sah ihm entgegen. Er konnte ihre Erschöpfung sehen und hatte das Bedürfnis, sie auf ein Lager zu betten, damit sie sich ausruhen konnte. Doch noch mehr wollte er Antworten und die bekam er nur von ihr. Lächelnd sah sie ihm entgegen, wenn auch deutlich Anspannung in ihrem Gesicht lag.
»Danke, dass du gekommen bist,« brachte sie hervor, als Christopher sich neben sie setzte. »Ich hatte etwas Angst, dass du unser Treffen ausschlagen würdest, nachdem du mich auf der Bühne gesehen hast.«
»Nun, es war schon ein ziemlicher Schock für mich,« gab dieser langsam nickend zu. »Es hat viele Fragen aufgeworfen, auf die ich mir nun Antworten erhoffe.«
Amber war anzusehen, dass sie nervös wurde. Eine Eigenschaft, die sie bisher nicht an den Tag gelegt hatte.
»Was hast du gedacht, als du mich gesehen hast, Christopher?«
»Willst du die Wahrheit auf diese Frage hören?«
Amber schien, einen Moment zu überlegen, bevor sie nickte. »Ja, das möchte ich. Es wird Zeit, dass sie ans Licht kommt.«
»Ist diese Wahrheit, dass du dich auf der Bühne darbietest, wie eine Dirne beschauen lässt und damit gegen Moral, Anstand, die Kirche und das Gesetz handelst oder das sich unter der Maske aus Schminke und Tuch ein Mann verbirgt?«
Christopher sah Amber bei diesen Worten direkt in die grünen Augen. Nicht nur sein Blick auch seine Stimme war kühl. Besonders beim letzten Teil konnte man das Zittern deutlich heraushören. Er wusste nicht, ob er wütend oder traurig war, dass sie ihn an der Nase herumgeführt hatte.
»Was wäre das kleinere Übel?« flüsterte Amber und wandte den Blick ab. »Kannst du eher mit einer lasterhaften Frau leben oder mit einem tugendhaften Mann?« Amber hob den Kopf und fügte noch leiser hinzu: »Oder mit keinem von beiden?«
Christopher hatte die Hände zu Fäusten geballt. Er wusste einfach nicht wohin mit ihnen. Er würde Amber nicht wehtun, egal wie sehr er sich gerade getäuscht fühlte, doch eine Antwort auf ihre Frage war schwer zu geben.
»Falls du ein Mann bist, warum läufst du dann abseits der Bühne in einem Kleid herum?«
Amber legte den Kopf schief, als müsse sie darüber nachdenken. »Vielleicht weil ich immer meine neuen Rollen und Kleider teste, bevor ich mich als Frau auf die Bühne wage? Um zu sehen, wie ich wirke?«
Weiterhin blieb er Amber eine Antwort schuldig.
Hatte Christopher sich gerade nur eingebildet, dass die Stimme, die er so faszinierend fand, etwas tiefer geworden war?
»Liebst du mich? Also das, was du bisher von mir gesehen hast?«
Christopher sah sie an. Schon wieder eine Frage, die er lieber nicht beantworten wollte.
»Warst das denn wirklich du?« Nun klang seine Stimme kühl, wenn auch deutlich verletzt und er sah, wie Amber zusammenzuckte.
»Ja und nein.«
»Was ist das für eine unsinnige Antwort?« polterte er.
»Du gibst ja auch keine Antworten auf meine Fragen!« gab sie bissig zurück.
Christopher seufzte. So kamen sie nicht weiter.
»Sag mir, wer du bist,« bat er nun etwas ruhiger.
Amber biss sich auf die Unterlippe und löste die Perücke von ihrem Kopf. Zum Vorschein kamen die bernsteinfarbenen Haare, die ihn schon von Anfang an beeindruckt hatten, doch sie waren deutlich kürzer. Danach griff sie nach einem Tuch, der bisher neben ihr gelegen hatte, und begann die Schminke von ihrem Gesicht zu wischen. Christopher hatte sich nicht getäuscht, darunter befanden sich tatsächlich Sommersprossen. Und noch etwas Anderes: Bartstoppeln.
»Eigentlich ist mein Name Ambrose.«
Christopher war geflüchtet. Stolz war er nicht, Amber, nein Ambrose einfach sitzengelassen zu haben, doch dieser Moment war einfach zu viel für ihn gewesen. Er brauchte einen klaren Kopf, um zu verstehen, was geschehen war. Er war nicht unbedingt sehr gläubig oder sehr gesetzestreu - manchmal hatte er schon Dinge gefälscht, wenn es sich ergeben hatte - aber konnte er einen Mann lieben? Abgesehen von seinen Gefühlen, die ihm niemand verbieten konnte, stand Sodomie unter Strafe.
Keuchend ließ Christopher sich auf seine Bettstatt fallen und starrte an die Decke. Seine Gedanken kreisten, während er versuchte, sein Herz zu befragen. Nur leider hatte dieses keine Chance gegen seinen Kopf. Bisher war ihm noch niemand so sehr unter die Haut gegangen wie sie … er es tat. Wie sonst konnte er erklären, dass er so wütend geworden war? Normalerweise war er eher ein ruhiger Mensch.
Als es irgendwann zaghaft klopfte, konnte er nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war. Eigentlich wollte er niemanden sehen.
»Wer ist da?«
Statt einer Antwort öffnete sich die Tür und Ambrose schlüpfte zu ihm herein. Es bestand kein Zweifel daran, dass sie ... er es war. Zwar hatte er Kleopatras Kleid gegen eine Hose und ein einfaches Leinenhemd getauscht und seine Füße steckten nicht mehr in Sandalen, sondern in festen Stiefeln, doch Christopher erkannte in dem Mann seine Amber.
»Ich wollte, dass du mich einmal so siehst, wie ich wirklich bin.«
Christopher gab einen grunzenden Laut von sich, der vielleicht belustigt klang.
»Nachdem du mich an der Nase herumgeführt hast? Warum hast du mir nicht reinen Wein eingeschenkt?«
Ambrose kam näher und ließ sich auf die Bettkante sinken.
»Weil ich deine Aufmerksamkeit genossen habe? Am Anfang war es ein Spiel, es hat Spaß gemacht zu sehen, dass meine Schauspielkunst so überzeugend war. Doch mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich dich wirklich mag. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mehrfach überlegt, dir zu sagen, wer ich bin. Aber ich hatte Angst, dass zu verlieren, was sich zwischen uns entwickelt hatte. Ich habe versucht, dich auf Abstand zu halten, aber auf dem Dach ist es mir nicht mehr gelungen.«
Christopher starrte weiter an seine Zimmerdecke, während er antwortete.
»Wie viel von dem, was ich kennengelernt habe, warst du?«
Ambrose sah nachdenklich zu ihm herunter. »Alles, bis auf mein Äußeres.«
»Du hast mich getäuscht und dir meine Zuneigung erschlichen.«
Ambrose legte ihm eine Hand an die Wange und zwang Christopher, ihn anzusehen.
»Zuneigung oder Liebe kann man nicht erschleichen. Wie hast du Marlowe so schön zitiert? Nicht frei sind wir, zu hassen und zu lieben, dem Willen wird's vom Schicksal vorgeschrieben?«
Christopher verdrehte die Augen.
»Ich weiß nicht, ob ich das kann … mit einem Mann.«
»Ich kann es dir zeigen. Es ist gar nicht so anders. Liebe macht da keine Unterschiede.«
Christopher sah Ambrose nun das erste Mal richtig an und küsste vorsichtig die Hand, die eben noch an seiner Wange gelegen hatte. »Das klingt bei dir so einfach.«
»Das kann es sein,« flüsterte dieser zurück.
»Gib mir Zeit,« bat Christopher und Ambrose nickte seufzend, bevor er wortlos das Zimmer verließ.
Die Tage vergingen, ohne das Christopher Ambrose wirklich aufgesucht hatte. Ab und an hatte dieser seine Nähe oder während der Vorstellungen seinen Blick gesucht, doch ihm weitestgehend die Bedenkzeit gegeben, die er sich erbeten hatte. Christopher wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb, sich zu entscheiden, ob er einen Mann so lieben konnte wie eine Frau. Er vergötterte Amber, doch konnte er auch das Gleiche bei Ambrose empfinden? Für morgen war die Abreise der Schauspieler geplant. Manchmal wünschte er sich, dass er irgendwo noch gute Freunde oder Geschwister hätte, die er um Rat fragen könnte. Doch so war er mit dieser Entscheidung ganz allein.
Die letzte Vorstellung neigte sich dem Ende entgegen und Ambrose, oder besser Kleopatra, ging ein letztes Mal in den Freitod. Diese Szene schmerzte Christopher immer wieder, egal wie oft er sie gesehen hatte. War dies nicht ein klares Zeichen, dass er ihn nicht verlieren wollte?
Noch am gleichen Abend traf er seine Entscheidung und nachdem er in Windeseile einige Dinge geklärt hatte, war es diesmal er der Ambrose in den Garten bat. Er wollte ihn nicht länger warten lassen und es war bereits kurz vor Mitternacht.
»Lass mich einfach reden und sag erst einmal nichts,« bat er Ambrose und dieser nickte nervös.
»Ich werde nicht lange um den heißen Brei herum reden. Dies ist keine einfache Sache für mich, aber ich habe bereits mit eurem Brotherrn gesprochen und er ist bereit, mich anzustellen oder mitzunehmen. Dafür werde ich alle eure Plakate und Handzettel anfertigen. Ich habe keine Ahnung, wohin mich diese Reise führt, aber ich möchte den Mann hinter der Maske kennenlernen, Ambrose.«
Es war das erste Mal, dass er diesen Namen ausgesprochen hatte und es klang deutlich holpriger als Amber, doch er würde sich daran gewöhnen müssen. Ambrose sah ihn mit großen Augen an, bevor er sich vorsichtig vorbeugte, um Christopher zu küssen, und dieser musste dem Mann in seinen Armen recht geben. Es war absolut kein Unterschied.