Veyed und Less blieben mit der wenigen Habe, die sie mit sich führten, im Zimmer, das mehr einer Kammer glich. Serfem und Kayden hingegen nutzten die Gelegenheit ihrer zerlumpten Kleidung zu entfliehen und gegen bequemere einzutauschen. Um auch im Zwielicht möglichst unerkannt zu bleiben, trugen beide Umhänge mit weiten Kapuzen in einem dunkelbraunen Farbton.
Vor der Eingangstür ›zum Silbereber‹ angekommen, viel ihr Blick auf ein windschiefes und augenscheinlich morsches Brett, dessen schaukelnde Bewegungen lautstark protestierte. Zu besseren Zeiten musste dieses von geschickter Hand geschaffen worden sein. Mit etwas Fantasie ließen sich ein schäumender Humpen und ein detailreicher Eberkopf darauf ausmachen. Heute hingegen zierte das Schild nebst Moder und Schimmel auch Moose. Es hing nur noch an einem verschlissenen wie rostigen Stück Kette und schaukelte träge im fahlen Wind, welcher durch die abseitige Gasse wehte.
»Sicher?« Kayden hob irritiert die Brauen und musterte das verkommene Schild. Dass es sich bei dem Gebäude zweifelsfrei um eine Taverne oder Schenke handeln musste, war an den lautstarken Zurufen nicht zu leugnen. »Hier sind wir richtig?«
Ein Lächeln stahl sich in Serfems Gesicht und er verschränkte die Arme vor der Brust. »Was glaubt der feine Herr, wohin sich unseres Gleichen bemüht, wenn nicht in diese edle Absteige?« Ein Laut, einem Grunzen ähnlich entwich seinem geschlossenen Mund. Kaydens Blick musste Bände gesprochen haben, denn sein Freund schien sich daran zu erheitern. »Was hast du erwartet?«
»Ich weiß nicht, aber ...«, gestand Kayden mit einem Zucken im Mundwinkel und sah betrübt auf das verrottende Schild.
Ehe er sich versah, schob Serfem ihn zur Tür und klopfte ihm auf die Schulter. »Spar dir dein aber. Wo wenn nicht hier? Halte dich an die Absprache und wir können uns bald in unsere Decken wickeln.«
In ihren Umhängen gehüllt, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, betraten sie den Schankraum. Serfem schien in diesen Dingen geübter als sein junger Begleiter und verhielt sich unbeeindruckt. Kaum das sie eintraten, herrschte bedrückende Stille und spürten aller Augen auf sich gerichtet.
Mühelos und desinteressiert schob ein hochgewachsener, breitschultriger Mann einen ähnlich gekleideten offensichtlich Jüngeren zur Seite und zischte unverständliche Worte. Dessen Abstammung konnte dieser den übrigen Anwesenden keinesfalls vorenthalten, auch wenn nur ein Teil des Gesichtes erkennbar unter der Kapuze hervorstach. Die Haut schimmerte selbst im diffusen Licht wie die eines Erfrorenen und verdeutlichte seine thulenische Herkunft. Offensichtlich war er hier der einzige seines Volkes und in vielen Mienen war deutlich abzulesen, was sie von seinem Besuch hielten.
»Wirt, ein Bier.«
Angesprochener zupfte sich einen sauber aussehenden Lappen von der Schulter und wischte sorgfältig die Theke vor seinem Gast. Nicht dass dort etwas zu sehen gewesen wäre, es war Gewohnheit, soweit Kayden urteilen konnte. Der erste Eindruck passte nicht zu dem, was die Schenke von innen darbot. Kein schmierig wirkender Wirt, der in einem verschwitzten Hemd, einer klebrigen Schürze und einem versifften Lappen seine Gäste bediente. Der Mann hinter dem Ausschank war schlank und schlaksig, von unscheinbarer Natur. Sein Blick hingegen mutmaßte einer raschen Auffassungsgabe.
Er behielt den unüblichen Besucher im steten Augenkontakt, unschlüssig, was ein Thulene wohl in seinen Räumlichkeiten zu suchen habe. Von Klarich wussten die Zwei, dass sich in der abgelegenen Schenke nicht allzu oft Blaubluter einfanden. Wachhabende Streifen ja, äußerst selten hingegen jemand mit blassblauer Haut. Oftmals sprachen Einheimische offener, wenn niemand der anderen zu gegen war. Spitzel, die unter Sold der Besetzer standen, erhaschten ohne ihre thulenischen Waffenbrüder ohnehin brauchbarere Erkenntnisse. Sie trugen zu meist auch daran Schuld, dass der alte Adel nahezu vollends ausgelöscht wurde. Nachfahren verhielten sich verdeckt und führten fortan ein Leben mit falschen Namen. Niemand vermochte benennen, ob und wie viele der althergebrachten Familienangehörigen noch gegenwärtig waren.
Die Augen des Wirtes wanderten von Serfem hinüber zu Kayden, den er ebenso aufmerksam musterte, und versuchte sich ein Bild von den beiden zu machen, gar einzuprägen. Bei Zweitem verhielt er sich jedoch auffällig gefälliger. Er nickte aufmunternd und man konnte meinen, dass sich ein verhaltenes Lächeln um seine Mundwinkel schmiegte.
Der ›Falke‹ verzog die selbigen und sah sich offen um. Schüttelte den Kopf, wissentlich, dass zumindest einige Augenpaare auf ihn gerichtet waren. Er suchte nach einem Platz, an welchem er sich setzen, möglichst lauschen und natürlich auch die Räumlichkeit überblicken konnte. Ihm blieben letztlich zwei Alternativen. Einen freien Stuhl angelehnt an einem seitlich platzierten kleinen Tisch nahe einer aufwärtsführenden Treppe und einem Mauervorsprung oder einem vollends unbesetzten Viersitzer gegenüber eines ausgekühlten Kamin.
Der Kleinere stand geschützt im Schatten der Mauer, die vermutlich eine tragende Wand dieses Hauses war, und bot hervorragenden Blick zur Treppe, zum Eingang wie dem gesamten Schankraum. Schade nur, dass der Platz dahinter, an der eigentlichen Hauswand, bereits besetzt war und die dort sitzende Person offenkundig keinen Tischgast willkommen heißen würde. Nur Umrisse desjenigen waren zu erkennen, zu dunkel war es in dieser Ecke. Eine auf jedem Tisch stehende Kerze war auf jenem nicht entzündet, oder absichtlich erloschen.
Kayden entschied sich für den einzig freien und trat entschlossen an einem benachbarten vorbei, an welchem drei Gäste würfelten. Seinen Unmut über den ungehobelten Thulenen nuschelte er mutwillig frei heraus und erntete erheitertes Grinsen. »So ein Trampel.«
Niemand der Anwesenden kannte weder ihn noch seinen Begleiter, noch sollten sie zuvor zusammen gesehen worden sein. Unversehens ließ man ihn gewähren.
Dennoch meinte er die argwöhnischen Blicke der übrigen Gäste sprichwörtlich wahrnehmen zu können und glaubte aus dem Augenwinkel einen verwunderten Glanz in den Augen der dunkel gekleideten Person bemerkt zu haben. Bis auf einen der vier unbesetzten Stühle gewährte ihm keiner der Plätze freie Sicht auf den Schankraum und entschied sich für den hoffentlich Unauffälligsten. Würde er sich auf diesen einen besagten setzen, konnte man unter Umständen Rückschlüsse ziehen. Nahm er hingegen jenen anderen ...
Strategisch vollkommen ungeeignet, aber er war fremd, wollte keinerlei falsche Aufmerksamkeit auf sich lenken und hoffte so zumindest Kleinigkeiten zu erfahren.
**hier
»He. Wasch glaubscht, wasch da tuscht, äh«, lallte jemand, der abseits hockte und aus glasigen Augen dreinblickte. Sein Kopf schwankte von links nach rechts.
Kayden blickte auf, bedacht, nicht zu viel seiner Züge preiszugeben. In Memnach achteten einige darauf sich bedeckt zu halten, um ihre Blicke zu verbergen. Kopfbedeckungen galten nicht als Verbot und bessere Kleidung zu tragen kein Privileg. Eher war es Zeichen eines gewissen Standes und wurde von pöbelnden und Wachgängern weniger behelligt.
Veyed trug sein Herz auf der Zunge und würde selbst für diesen einfachen Anflug ein Gegenargument finden, ohne das es beleidigend klang. Wie froh wäre er, jetzt seinen Bruder neben sich zu wissen. »Mich setzen, wonach sieht das wohl aus?« Seine Worte tönten schnippischer, als er vorhatte zu sein und bereute seine undiplomatische Art.
Sie kamen, um zu lauschen, nicht um sich zu plänkeln. Kylion hatte recht, ging es ihm durch den Kopf. Er müsse unbedingt an seinem Auftreten und Wortschatz arbeiten, auch wenn er vieles mit Charme und Geschicklichkeit aufwog. Seltsam fand er hingegen, dass sein erhabenes Ich nie dann zu Stelle war, wenn er es am dringlichsten brauchte.
War er zwei? Teilte er sich seinen Körper mit jemandem anderen? War dieses andere ich über kurz oder lang kontrollierbar?
»Der Platsch isch nisch für disch. Hau blosch ab du. Wir wollen hier kene Schpitschel.« Der Mann erhob sich, begann orientierungslos zu torkeln und trat einen unbeholfenen Schritt auf den Jungen zu. Dieser wollte sich offenkundig Furcht einflößend geben, aber seine Füße gehorchten ihm nicht und so stolperte er.
Ausgenommen Kayden, Serfem und die im Schatten sitzende Person lachten alle, was dem Trinker zurück zu seinem Platz trieb. Dessen Augen funkelten boshaft und fixierten den ungebetenen Gast.
Eine Tür hinter dem Wirt schwang krachend gegen ein Regal, auf dem es bedenklich begann zu klappern. »So pass doch auf, die Humpen«, raunte dieser.
Bewaffnet mit einem großzügig belegten Brett tänzelte eine junge Frau rückwärtsgehend durch die Tür und warf selbige mit einem Schwung ihrer Hüften zurück ins Schloss. »Was uns deine Humpen einbringen, siehst du ja. Besucher vergraulen sie uns.«
Kayden haderte mit sich. Einerseits wollte er nachsehen, wer dort Partei für ihn ergriff, andererseits gab er sich Mühe Gelassen zu wirken.
»Hab' ich dir Holzkopf nicht schon einmal gesagt, dass du unsere Gäste in Frieden lassen sollst? Wir sind ein anständiges Schankhaus.«
»Isch ja scho jut.« Abwehrend hob er seine trunkenen Hände und wedelte ab. Einen feindseligen Blick, hinüber zu dem jungen Mann, konnte er sich jedoch nicht verkneifen. Was bildete der Bengel sich ein, zu sitzen, deren Platz sich niemand zu bedienen hat?
Serfem entspannte sich und führte sein gereichtes Bier an den Mund. Schmunzelnd hob er den Blick und sah hinüber zu seinem Freund und Schutzbefohlenem, der sich sichtlich Mühe gab, unbeeindruckt dazusitzen. Seinen nunmehr leerer Humpen hielt er in Richtung des Wirtes und sprach im Flüsterton. Dieser hob verwundert die Brauen, wendete den Kopf und nickte ihm lächelnd.
Kaydens linkes Auge zuckte, als er sich abermals mühte, sich unbeeindruckt zu zeigen und zwang sich einen fixen Punkt am Kamin zu betrachten. Die Frau schien hier die Hosen an zu haben, wenn der Säufer so reagierte.
»So ists brav.« Der Stimme nach zu urteilen kam sie näher. »Und ihr? Was ist mit euch?« Gerüche nach frisch aufgeschnittenem Brot verdrängten die gegenwärtigen Ausdünstungen von Schweiß und altem Bier. »Seit wann sind wir Fremden gegenüber ungastlich, auch wenn der eine ein Blauer ist?«
Kayden fühlte Unbehagen, konnte er ihren Blick auf Serfem zwar nicht sehen, aber ausmalen. Er stellte sich vor, wie die Zwei sich einem Blickduell hingaben und sein Freund frech den Humpen hob und ihr ein selbstgefälliges Lächeln schenkte. Verflucht sei der Moment, als er diesen Platz wählte, anstatt jenen, der ihn wenigstens die Sicht zum Ausschank bot.
Selbst nachdem die Gespräche an den Nachbarstischen allmählich wieder erklangen, war von der vorherigen ausgelassenen Laune nichts mehr zu hören geschweige denn zu spüren. Auch wenn er es noch so oft probierte, er würde scheinbar nie diese Gelassenheit verkörpern, wie sie sein Bruder stets vertrat, wurde es ernst oder brenzlig. Seine Gedanken schweiften in die Ferne. Er dachte an Alric und seinem Vater, wie beide ihm immer wieder versuchten zu erklären, wie man seinen Ruhepol, die innere Ruhe fand und für sich nutzte. Verständnislos blickte er drein und seine Mutter nahm ihn sodann in die schützenden Arme.
»Eines Tages würde auch er wissen, was die Großen ihm offenbaren wollen«, hatte sie ihm ins Ohr geflüstert.
Unbewusst wanderte seine linke Hand hinab und suchte, was es nicht zu finden gab. Less war bei Veyed geblieben und bewachte mit ihm ihre wenige Habe.
Ein Gesicht nährte sich seinem Blickfeld und musterte ihn neugierig. Die Lippen verzogen sich zu einem freudigen Schmunzeln und ein sympathisches Grübchen umspielte ihre Mundwinkel. Sie schob ihm einen Teller und einen tönernen Krug hin. »Wen haben wir denn hier, verlaufen?«
Unschlüssig ließ er von der verunstalteten Stirnseite des Kamins ab und erschrak. Was zum Kuckuck hatte ihn nur so fesseln können?
»Hey hey«, sprach die Frau beruhigend und legte ihm beinahe zaghaft eine Hand auf den Arm. »Es wird dir niemand etwas tun, versprochen.« Sie sah über seine Schulter hinweg und funkelte spöttisch. »Auch wenn es hier den einen oder anderen Tollpatsch gibt, der sich für erlaucht hält, weißt du?«
Er bekam kein einziges Wort über seine Lippen, stattdessen nickte er nur. Sein Mundwinkel verzog sich und ein Glitzern stahl sich in seine Augen, was die Maid aufblicken ließ. Leicht zog sie die Stirn kraus, so als habe sie etwas entdeckt, was sie beunruhigte.
Die dunkel verhüllte Person im Schatten rührte sich vernehmlich, machte jedoch keinerlei weiterer Anstalten. Ein gleichmäßiges Aufglimmen und seicht aufsteigende Rauchfahnen quollen aus dieser Richtung. Ein Geruch, nein ein Duft nach Apfel versüßte die Atemluft und mengte sich unter jenem des frischen Brotes.
Der Blick der Schankmaid wurde intensiver und sie schien mehr unterhalb der Kapuze zu entdecken zu wollen, als ihm und Serfem lieb sein dürfte. Es war zu spät die Situation zu korrigieren, nun galt es, das Beste daraus zu machen.»Ich bin neu hier in der Stadt«, versuchte Kayden die neugierig schauende abzulenken.
Sie blinzelte überrascht und der forsche Blick entglitt ihren Zügen. Sie lächelte wieder. »Das dachte ich mir. Woher kommst du, Junge?«
»Ich bin kein Junge mehr«, wollte er ihr widersprechen, besann sich jedoch und hielt den Gedanken für sich. Stattdessen sah er hinab auf den Teller, wo nebst Brot auch etwas beilag, was es vermutlich nur äußerst selten gab. »Zweidrittel für die Obristen und«
»Eindrittel für das Volk«, vervollständigte sie. Wieder berührte ihre Hand seinen Arm. Es konnte täuschen, doch er glaubte, die Gespräche haben sich vertieft und die Lautstärke nahm zu. Vorsichtig wendete er den Blick und erhaschte ein kurzes Nicken von seinem Begleiter.
»Es gibt Regeln«, begann sie flüsternd und setzte sich zu seiner Linken.
Unschlüssig spielte Kayden mit seinem Ring und schluckte. »Was habe ich verkehrt gemacht?«
»Du kleidest dich wie Leute, die es dir sehr Übel nehmen könnten.« Noch bevor er dazu kam aufwarten schüttelte sie den Kopf. »Warte. Hör zu. Es könnte dein Leben verlängern.«
Er nickte und atmete tief durch.
Breide erzählte ihm von Dingen, die er unwissend mit Füssen trat und so unbewusst mit dem Feuer spielte. In Memnach gab es nicht nur die auferzwungenen Regeln der Besetzer, sondern auch einige wenige Übereinkünfte, die die eigentliche Ordnung aufrecht hielten. Nüchtern betrachtet eben jene, die das Fass nicht zum Überlaufen brachten.
Er verhielt sich auffällig und ihm war anzumerken, dass er lieber seinen Hund bei sich wisse. Warum er ihn nicht mitgebracht habe, nahm sie ihm übel und versprach, ihm höchstpersönlich den Hosenboden zu verdreschen, würde er diesen beim nächsten Besuch nicht mitbringen. Ihm huschte ein Schmunzeln über die Züge, als sich Bilder in seinem Kopf formten.
Weshalb der Trunkenbold sich zuvor so benahm, offenbarte sie ihm sogleich. Dieser Tisch sei nur für besondere Gäste, erklärte sie ihm. Wer diese mithin waren, behielt sie für sich. Neue Gesichter stehen für gewöhnlich am Schanktisch und werden vielleicht irgendwann zu einem der umstehenden Plätze eingeladen. Bis dahin jedoch erwarten die Hiesigen, ein Mindestmaß an Respekt. Dass er sich hier so freizügig setzen konnte und nicht behelligt wurde, lag vermutlich an seiner Aufmachung und dessen geschuldet, dass ihn niemand zuzuordnen wusste. Vorsicht wurde in den vergangenen Wochen deutlicher, als allen lieb sei und man hielt fester denn je an dem Wenigen, was man noch besaß.
»Wenn der Tisch nur für Auserwählte gedacht ist, wieso steht er dann hier?«
Breide musterte ihn lange Zeit, bevor sie antwortete. »Hierher verläuft man sich nicht leichtfertig. Die, die es tun, wissen darum. Schnüffelei und zu viele Fragen sind nicht gesund.« Ihre Stimme klang anders als gerade eben, aber er dachte sich nichts dabei. Er betrachtete den noch fast vollen Krug und beobachtete die kleinen Schaumbläschen, die vereinzelt auf dem Bier schwammen. Dem Brot hingegen hatte er zugesprochen. So zumindest der harten Kruste. Das weiche Innere hielt er in der Hand und knetete es gedankenverloren.
Er hatte nicht einmal bemerkt, dass Breide aufgestanden war. »Trink dein Bier in Ruhe aus, nehm deinen blauen Freund und geht. Kommst du wieder, bleib beim Wirt, bis man dich einlädt. Das ist mein Haus und heute stehst du unter meinem Schutz.«
»Meinen Freund?«
»Wage nicht anderes zu behaupten, wenn es nicht der Wahrheit entspricht. Glaube mir, es ist besser.«
Sie wendete sich ab und gab dem Schenk ein Zeichen, dessen Bedeutung sich ihm nicht eröffnete. Vermutlich eines, was mit seiner Person einherging. Sie hatte ihn ausgefragt und bot ihm den einzig möglichen Weg.
Abermals schallte er sich einen Narren, ausgerechnet diesen Sitzplatz gewählt zu haben. Ihm blieb bloß sein Gehör und Gespür. Allein der Blick aus dem Augenwinkel verriet ihm, dass die Pfeife rauchende Person im Schatten weiterhin anwesend war und eindeutig ihn wie alle anderen fest im Augenschein behielt. Kayden vermochte sich vorzustellen, wie eben jene oder jener normalerweise an diesem Tisch zu sitzen pflegte.
Vermutlich würde er zu gegebener Zeit eine Predigt zu hören bekommen, dass er den falschen Platz wählte und welche Konsequenzen diese unbedachte Art mit sich bringen konnte.
Veyed wäre dies gewiss nicht passiert und sollte statt seiner mit Serfem unterwegs sein. Am liebsten wäre er an einem anderen Ort und verspürte wenig Lust sich hier und heute noch Ärger einzuhandeln. Den hatte er wahrlich genug für einen einzigen Tag.