Natalie Hohlmann hatte keine Schwester in Massachusetts, geschweige denn in Boston. Es war von Anfang an geplant gewesen, sich mit Michael am Flughafen ein Taxi zu teilen, weil ihre "Schwester" nicht anwesend sein würde. Allerdings waren die gut informierten Kreise noch nicht auf dem neuesten Stand gewesen und davon ausgegangen, dass Michael nach wie vor Single sei. Natalie hätte sich ganz lässig in den paar Tagen in Boston an ihn rangemacht. Dass Michael überhaupt kein Interesse an dieser schönen Frau zeigte, war untypisch, wusste man doch, dass er ganz sicher Hetero und auch nicht unbedingt ein Kind von Traurigkeit war. Hätte er sich nicht gerade in Silvia verliebt gehabt, hätte ihn nichts davon abgehalten, mit Natalie etwas "anzufangen". Aber da waren zwei Dinge, die dagegen sprachen. Michael war sehr konsequent. Er war als Single nicht unbedingt ein Kostverächter gewesen, ließ aber bei seinen "Bekanntschaften" nie einen Zweifel daran, als Single unabhängig zu sein! Silvia aber hatte den Zustand SINGLE eliminiert. Das mit Silvie sollte eine Beziehung werden und hier verlangte Michaels konsequente Einstellung absolute Treue! Wäre die Beziehung schon älter gewesen, also nicht ein paar Tage sondern fünf Jahre, hätte das nicht den geringsten Unterschied gemacht. Entweder Oder! Er betrachtete sich nun als Silvies Partner und keine noch so schöne Frau hätte auch nur die geringste Chance gehabt. Grund zwei: Er hielt sie für eine Agentin!
Damit hatten Natalies Auftraggeber nicht gerechnet. Ja, es gab tatsächlich Auftraggeber. Man war auf diesen jungen genialen Produktentwickler aufmerksam geworden. In der Branche ging das Gerücht um, dass dieser Mann eine mächtige Entdeckung gemacht habe. Eine Entdeckung, die im Stande wäre, den Großen der Weltwirtschaft, den Ölmultis, Der Brennstoffindustrie ja sogar der Atomernergie den Rang abzulaufen...
Die Mühlen dieser großen und mächtigen Lobby hatten zu mahlen begonnen. Ganz am Anfang stand wie immer ein Wenig Wirtschaftsspionage. Es würde sich zeigen, wie weit der Mahlprozess bei diesem Mann gehen würde. Mit Gewissheit aber, formierte sich zu dieser Zeit einer der mächtigsten Gegner den man haben konnte, gegen einen grundanständigen genialen Mann, der seine Entdeckung eigentlich mehr als Dienst an der Menschheit sah, denn als Einnahmequelle. Und genau das machte ihn für die Lobby noch um ein vielfaches gefährlicher! So intelligent und klug so ein Kopf auch sein mochte, er stellte mit seiner Naivität ein große Gefahr für die Wirtschaft dar.
Die Passagiere wurden gebeten sich anzuschnallen, die Maschine befand sich im Landeanflug auf Boston. Michael freute sich darauf, endlich mal ein paar Schritte machen zu können. Nach der Landung verabschiedete er sich höflich von Natalie, wobei er das Gefühl hatte, sie bald wieder zu sehen. Er war nun davon überzeugt, dass sie Wirtschaftsspionage betrieb. Er wartete auf sein Gepäck und ging anschließend zu den Taxis. Er stieg ein. "Hotel Buckminster, please!" Wie erwartet klopfte Natalie an die Scheibe. "Entschuldigen sie Michael! Ich darf sie doch Michael nennen? Meine Schwester ist nicht aufgetaucht. Fahren sie zufällig an der Beaconstreet vorbei. "Steigen sie ein!" - "Vielen Dank, Michael! "645 Beaconstreet, Buckminster Hotel please!" Michael fand es nicht einmal mehr merkwürdig...