Josef zögerte. Sollte er einfach gehen? Er spürte, dass ihre Tränen echt waren, aber... Wenn er nur gewusst hätte, was an dieser Person nicht stimmte. Sie war die Frau, die er sich immer gewünscht hatte. Aber irgendwas... schien nicht zu stimmen, mit dieser perfekten Partnerin.
Er brachte es nicht fertig, dieses Häufchen Elend hier auf dem Flur stehen zu lassen. Er ging zu ihr zurück. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Er hob sie hoch und trug sie zurück ins Schlafzimmer. Er legte sie auf das Bett und legte sich zu ihr, so dass sie in seinen Armen lag.
"Kleines, ich kann dich sehr wohl gut leiden. Und wenn ich es mir nicht einbilde, dann bin ich auch ziemlich hochgradig verliebt in dich... aber du musst dein Geheimnis bald lüften und ich darf dich bei keiner Lüge mehr erwischen! Weil es dann endgültig aus wäre zwischen uns. Das wäre für mich vielleicht noch schmerzhafter als für dich, ich weiß es nicht! Aber ich tu mir das nicht mehr an, weil ich sonst daran zu Grunde gehe... Und ich weiß, dass wir das beide nicht wollen!"
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Renate sah ihre Tochter ungläubig an. Damit hatte sie nicht gerechnet.
"Natalie, ich konnte es dir nicht sagen! Ich weiß, das hätte ich längst tun müssen, aber du hattest als Einzige ein gutes Verhältnis zu deinem Papa... Zu Hans halt... Ich konnte das doch nicht zerstören mit etwas, dass du sowieso nicht gewollt hättest!"
"Sag, Mama, weiß Karl, dass ich seine Tochter bin?"
"Seit heute." Renate sah ausdruckslos zu Boden.
"Und?"
"Er ist der Ansicht, ich hätte es ihm sagen müssen, damals schon."
"Das hättest du wohl!"
Renate fing an, zu weinen.
"Es tut mir so leid! Ich weiß nicht mehr was richtig und was falsch ist! Ich weiß, es klingt dumm! Aber ich wollte nur das Beste! Für euch beide! Was auch immer ihr jetzt von mir denken mögt, Ich liebe euch beide und es tut mir leid, das ich so versagt habe! Es war nicht leicht mit meinem Mann. Aber nachdem du auf die Welt gekommen bist, Hannes, sah ich gar keine Chance mehr, mich von ihm zu trennen. Was sollte ich denn tun, wenn ich euch beide nicht verlieren wollte?"
"Was sagt Karl dazu?"
"Er ist großartig! Er hat mir verziehen. Er liebt mich immer noch!"
"Und du, Mama? Was ist mit dir? Liebst du ihn denn auch noch?"
"Ich habe ihn immer geliebt! Die ganzen Jahre... Ihr könnt mich steinigen, wenn ihr wollt! Ich habe große Fehler gemacht! Große Fehler! Und es tut mir unsagbar leid! Aber ich bin froh, dass jetzt alles ans Licht gekommen ist! Ich liebe euch über alles! Und ich sehe es ein, wenn ihr mich nicht verstehen könnt... aber ich habe immer versucht, das Beste für euch zu erreichen. Und ich wünsche mir auch noch ein Wenig Glück für mich..."