(Anmerkung: Meine Figur hat übrigens NICHTS mit dem grossen, bekannten hinduistischen Meister Mahavatar Babaji zu tun. Babaji ist einfach ein Ehrentitel den meine Figur sich angeeignet, oder auch von seinen Anhängern erhalten hat. Ich will damit keineswegs Mahavatar Babaji entwürdigen, vor dem ich selbst grosse Hochachtung habe, das finde ich noch wichtig zu sagen! Definiton von Sri und Babaji im allgemeinen Sprachgebrauch, am Ende dieses Textes)
Tja, Papa Sri Babaji, wer war er eigentlich? Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben, denn er war unter vielen Namen bekannt: Heiler, Wundertäter, Guru, Inkarnation des Gottes Krishna usw. Seine Anhängerzahl war beachtlich. Hatte er doch eine ganz besondere Fähigkeit: Er konnte Geldstücke, manchmal sogar Geldscheine, aus dem Nichts heraus materialisieren. Diese verteilte er jeweils auch grosszügig an seine Mitmenschen. Das verschaffte ihm von verschiedenen Seiten, grosse Anerkennung. Aber Papa Babaji war noch mehr als einer der einfach seine übersinnlichen Zaubertricks vorführte. Er war ein Erleuchteter! Daran glaubte er jedenfalls selbst felsenfest und seine Anhänger, natürlich auch. Tausende von Menschen, pilgerten aus allen Herren Ländern zu seinen Materialisations Festivals und waren kurz darauf so von Babajis Wunderkunst angetan, dass sie ihre bisherigen Leben aufgaben, sich in die weiss- goldenen Kutten seines, eigens gegründeten, Ordens warfen und ihm in seinen Ashram folgten.
Dort blieben die meisten dann bis an ihr Lebensende, in treuer Anbetung ihres Gurus und hofften auch nach dem Tod auf ein glückliches Leben, im Schosse seines einst paradiesischen Reiches im Jenseits.
So will ich euch die Geschichte von Papa Sri Babaji erzählen, jedoch nicht wie ihr vermutet seine Lebensgeschichte auf Erden, sondern seine Geschichte im Jenseits! Ja ihr habt richtige gelesen, denn Babaji, der grosse Guru, war tot!
Mit dem, einem Gott gebührenden Prunk, wurde er nach seinem Ableben beigesetzt. In einem gläsernen Sarg, mit goldenem Rahmen, der auf einem dichten Bett von Blumen lag, trug man ihn durch die Stadt, während rituelle Gesänge und Klagelieder ertönten. Viele seiner treuen Anhänger brachen in Tränen aus und berührten noch einmal mit zitternden Händen den Sarg, worin ihr heiliger Guru lag. Ein wahres Trauerspiel, ohne Frage.
«Hallo grosser Meister! Ein wahrlich würdiger Abschied für euch!» Der Geist von Sri Babaji, welcher die Beerdigungsriten aufmerksam verfolgte, um sicher zu gehen, dass auch alles zu seiner Zufriedenheit abgehalten wurde, drehte sich erstaunt nach der Stimme um, die zu ihm sprach. Vor ihm stand ein unbekannter Geist, selbiger trug ebenfalls die Kutte von Babajis Orden. Das wirkte immerhin schon sehr vertrauenseinflössend. Der Geist der zu ihm sprach, hatte schon lange auf den Guru gewartet. Er war es gewesen, der ihm bei all seinen Wundertaten geholfen hatte. Sein Name war Iznogood (ich weiss es hat schon mal einen gegeben, der sehr ähnlich hiess, aber dieser hier war ein anderer Iznogood. Es gibt wohl einige davon). Allerdings sagte er Papa Sri Babaji nicht seinen vollen Namen, sondern stellte sich schlicht als Izzy vor. «Wer bist du, woher kennst du mich?» fragte der Guru. Iznogood machte eine tiefe Verbeugung vor Babaji und sprach: «Ich bin euer Schutzgeist und zugleich euer treuester Diener!» Diener klang immerhin schon gut.
«Okay,» meinte der Guru, «dann geleite mich also in mein jenseitiges Reich! Immerhin muss das doch ziemlich schön sein, bin ich doch eigentlich die Inkarnation des grossen, göttliche Krishna. Werde ich meine Göttergattin Radha bald sehen und hat es auch andere Frauen? Frauen brauche ich unbedingt!» «Natürlich hat es dort auch Frauen. Radha ist zwar gerade nicht da, sie muss sich um wichtige…(re) Angelegenheiten kümmern, aber bestimmt finden wir etwas für euch. Ihr müsst natürlich euer eigenes Reich auch noch etwas gestalten.» «Was meinst du damit?» fragte Papa Babaji etwas ärgerlich.
«Nun ja, es soll ja alles zu eurer Zufriedenheit sein. Ihr müsst nur mit den Fingern schnipsen und schon bekommt ihr alles was ihr euch vorstellst!» «Wirklich alles?!» Der Guru konnte es kaum glauben. «Natürlich! Ihr seid schliesslich ein Gott, nicht wahr?» «Ja natürlich, aber… da gibt es ein Problem: Ich kann nicht schnipsen.» «Ist ja auch nur metaphorisch gemeint!» rief Izzy etwas ungehalten. «Mach einfach… was du am besten kannst. Du hast ja auf Erden auch einige Dinge herbeigezaubert.» «Ist es gut, wenn ich klatsche und die Hände reibe?» «Ja natürlich, einfach wie du… wie ihr wollt, grosser Meister.
Die beiden verliessen nun den Ort der Trauerzeremonie, denn Sri Babaji brannte darauf seine eigenes Reich zu gestalten. Iznogood, brachte ihn in eine schöne Gegend, mit grünen Wiesen, vielen farbigen Blumen und überall liefen heilige, weisse Kühe herum. Das sah doch schon ganz gut aus. Ein Stück entfernt stand ein mächtiges, goldenes Gebäude mit reich verzierten, weissen Marmorsäulen. Es sah etwas aus wie Babajis Ashram, doch noch einiges prunkvoller, so wie er sich das immer vorgestellt hatte. Seine Augen wurden gross und er meinte: «Das ist ja herrlich!» Iznogood verneigte sich tief und meinte unterwürfig: «Es war mir eine Ehre, diesen Ort für euch vorzubereiten.» «Du hast das gemacht?» «Ja, ich dachte, damit ihr euch auch ganz zu Hause fühlen könnt.» Babaji klatschte begeistert in die Hände. «Das hast du wirklich sehr gut gemacht.» «Wie ich bereits sagte, stets euer treuester Diener, Meister!»
«Habe ich schon ein paar Jünger?» «Ja, zwar noch nicht so viele, immerhin sind noch nicht so viele der Gemeinschaft vor euch gestorben, aber es werden immer mehr werden, das könnt ihr mir glauben.» «Das will ich hoffen! Ich brauche einige Jünger und vor allem Jüngerinnen. Ist ja klar!» Izzy nickte zustimmend. «Dann schaut euch doch hier mal etwas um! Ihr könnt natürlich auch Veränderungen vornehmen, oder wie erwähnt, selbst Dinge erschaffen. Übrigens auch Frauen. Einfach nur klatschen und reiben, klatschen und reiben…!»
So also machte sich Papa Sri Babaji sogleich daran und klatschte und rieb seine Hände, was das Zeug hielt, bis seine Welt immer schöner, prunkvoller und vor allem bevölkerter wurde. Die vielen Frauen und sehr wenigen Männer, die er erschuf, waren zwar nicht sonderlich intelligent, aber sie taten immerhin was er ihnen auftrug. Natürlich aber sehnte er sich danach seine treuen Jünger, die ihn einst begleitet hatten, wieder anzutreffen. Drei von ihnen waren schon hier. Sie waren schon etwas älter als er gewesen, als sie ihm anfingen nachzufolgen und waren ihm treu geblieben, bis über den Tod hinaus.
Sie begrüssten ihn herzlich, alle waren sie wieder jung und schön und das gefiel dem Guru natürlich ganz gut. Sri Babaji genoss sein Leben nach dem Tod in vollen Zügen und freute sich sehr, als immer mehr seiner einstigen Jünger hierherkamen, um ihm erneut zu huldigen und ihn zu bewundern, für seine Kunstfertigkeit in der Gestaltung seines ganz eigenen Reiches, von der sie nun alle ein Teil waren.
Die Zeit in der Jenseitswelt verging schnell und so wurde Babajis neuer Ashram immer voller.
Das Reich wurde grösser und grösser, Sri Babaji hatte immer wieder neue Ideen und ging ganz in seiner Aufgabe als Gott auf.
Jahrhunderte vergingen und Babajis Jünger wurden mehrmals wieder auf Erden inkarniert. Dort, so hatte er sie beauftragt, sollten sie die Menschheit sein Wissen weitergeben und seine Geschichte weitererzählen.
Eines Tages jedoch merkte der göttliche Guru, dass immer weniger Jünger zu ihm zurückkehrten. Irgendwie wurde es ihm auch immer langweiliger. Er hatte nun schon so viele Dinge erschaffen und irgendwann war das auch nichts mehr Neues. Die Frauen und Männer die er selbst erschuf, waren irgendwie viel zu dämlich und dass sie immer taten, was er sagte, egal was es war, hatte auch schon lange nicht mehr denselben Reiz. Ausserdem war seine Göttergattin Radha noch immer nicht gekommen, was ihm schon etwas seltsam vorkam, nach so langer Zeit. Wie so einiges hier ihm immer seltsamer vorkam. So ertappte er sich auch oft bei dem Gedanken, dass es doch eigentlich noch mehr hätte tun müssen. Jetzt da immer weniger Jünger da waren, die ihn wahrhaft liebten, fühlte er sich auf einmal einsam und irgendwie nutzlos. So klagte er Iznogood, in den ausgestorbenen Räumlichkeiten seines Ashrams (während seine Stimme von den steinernen Wänden der leeren Räume widerhallte), sein Leid. « Nun ist schon so viel Zeit vergangen und keiner ist mehr zurückgekommen. Mein Ashram leert sich immer mehr, was hat es damit bloss auf sich?» Iznogood meinte: «Entweder sie haben sich zu sehr in den Versuchungen der irdischen Welt verfangen und dich darüber vergessen, oder sie sind einfach treulose Schufte!
Eigentlich wäre es für dich eine gute Zeit, auch nochmals zurück zu gehen und die Menschen erneut auf den richtigen Pfad zu führen. Was meinst du? Wir könnten dein Reich auf der Erde in neuer Pracht erstrahlen lassen. So dass schliesslich noch viel mehr erkennen würden, was für ein grosser Meister du bist!»
Papa Sri Babaji überlegte angestrengt. Irgendwie klang das was Izzy sagte schon reizvoll, andererseits aber, kam ihm das Ganze auch etwas komisch vor. Warum sollte er zurückgehen, er hatte doch das Rad der Wiedergeburt bestimmt schon überwunden, war er doch bereits ein Erleuchteter, ja gar ein Gott? Das sagte er Izzy auch.
Dieser meinte: «Aber stellt dir mal die Möglichkeiten vor, die du hättest! Es hat jetzt viel mehr Menschen auf der Welt. Deine Botschaft würde darum noch einige mehr erreichen. Du könntest ausserdem noch viel einflussreicher werden und dabei könntest du noch so viele Seelen retten. Auch die anderen Götter inkarnieren immer mal wieder in einem neuen Körper, um die Menschen zu führen. Das könntest du auch tun!»
«Aber was hätte ich schlussendlich davon, es geht doch darum das Rad der Wiedergeburt irgendwann zu verlassen? Ich habe nicht das Gefühl, dass ich nochmals auf die Erde will.» «Es wäre aber die beste Entscheidung!» erwiderte Izzy und ein gewisser drängender Unmut, schwang dabei in seiner Stimme mit. «Woher willst du das wissen, schliesslich bin ich ja der Gott hier!» Iznogood entschlüpfte ein prustendes Lachen. Doch er riss sich sogleich wieder zusammen und versuchte eine zustimmende Mine aufzusetzen. Doch Sri Babaji war nicht entgangen, dass er ihn offenbar ausgelacht hatte. «Was soll das? Was erlaubst du dir, mich auszulachen?» Izzy hob sogleich beschwichtigend die Hände und sprach: «Oh ich habe euch nicht ausgelacht, ich musste wohl einfach lachen, weil ihr diese riesige Chance der Wiedergeburt nicht mehr wahrnehmen wollt. Ich hätte euch zu einem ganz neuen Ruhm verholfen!» «Was hätte ich schlussendlich von solchem Ruhm, sind es doch andere Dinge die viel wichtiger sind,» sprach Papa Babaji. «Ich hatte Ruhm, Ansehen, Verehrung und doch fühle ich mich irgendwie seltsam leer. Kaum jemand ist mehr da, der mich wirklich liebt. Nicht mal Radha scheint sich um mich zu kümmern. Manchmal zweifle ich ehrlich gesagt sogar daran, dass ich wirklich Krishna bin.» «Ihr zweifelt an eurer Göttlichkeit?» Izzy setzte eine mitfühlende Mine auf und legte Babaji den Arm um die Schultern. «Kommt mit Meister, wir erschaffen für euch noch ein paar Jungfrauen, die euch unterhalten sollen und vielleicht noch ein paar Fabeltiere mehr, um euer Reich zu schmücken!»
Doch Sri Babaji schüttelte Izzys Hand ab und setzte sich mit bekümmerter Mine auf eine Bank vor seinem Ashram. «Das alles… es kann mich einfach nicht mehr richtig erfreuen, was ist nur mit mir los Izzy?» «Das ist nur eine vorübergehende Phase, ein wenig Ablenkung wird euch guttun!» «Ablenkung hatte ich in den vergangenen Jahrhunderten genug. Ich glaube wirklich, ich sollte mal weitergehen.» «Aber wohin?» «Einfach weg von hier, mal schauen wohin es mich verschlägt. Auf die Erde will ich auf jeden Fall nicht mehr.» «Aber so werdet ihr eurem Auftrag nicht gerecht!» «Meinem Auftrag? Ich muss zuerst mal herausfinden, was dieser Auftrag überhaupt ist.» «Wie ich bereits sagte, zurück zu gehen und eure Botschaft unter die Menschen zu tragen.» «Nein! Das will ich nicht! Lass mich damit bitte in Ruhe Izzy! Ich werde mich auf die Wanderschaft begeben und nach Antworten suchen.»
Iznogoods Antlitz, verdunkelte sich nun auf einmal und kalte Wut lag in seinen Augen als er sagte: «Du willst also einfach abhauen, bei allem was ich für dich getan habe! All das hier verdankst du schliesslich nur mir! Mir verdankst du, dass du so viele Anhänger gewinnen konntest. Nur durch all diesen Materialisations- Hokuspokus, wurden sie überhaupt auf die aufmerksam und haben dich schlussendlich als Gott verehrt, der du nicht mal bist! Du und eine Inkarnation Krishnas? Dass ich nicht lache! Du bist nur ein dummer, naiver Kerl, den ich zu meinem Diener gemacht habe. Ohne mich da wärst du… Nichts!» Die letzten Worte, spukte Izzy förmlich aus.
Papa Sri Babaji war wie vom Donner gerührt, als sein scheinbar treuester Diener so mit ihm sprach. «Aber Izzy ich dachte…» «Nicht Izzy, du Schwachkopf! Ich bin Iznogood klar und ich habe hier das Sagen!» «Nein, das stimmt nicht! Ich werde von hier weggehen, ob es dir passt oder nicht. Jetzt sowieso.» Der einstige Guru wandte Izzy den Rücken zu und ging davon. «Nein! Du wirst hier nicht heil rauskommen! Du gehörst mir!» Iznogood wollte sich auf Babaji stürzen, doch zwischen den beiden erschien auf einmal eine leuchtende Wand, die den bösen Geist daran hinderte zu dem Guru vorzudringen.
Ein jugendlich aussehender Mann mit blauer Haut, lockigen, schwarzen Haaren und einer Flöte in der Hand, erschien auf einmal auf Sri Babajis Seite und dieser erkannte ihn sogleich wieder. «Krishna, du bist das?» Doch der Angesprochene gab keine Antwort, stattdessen stellte er ihm nur folgende Frage: « Papa Sri Babaji, bist du bereit weiter zu gehen?» «Jaja, das bin ich, grosser Krishna!» erwiderte der Angesprochene tief bewegt. «Wird auch langsam Zeit, du hast jetzt wahrlich genug Zeit vergeudet!»
So ging unser Sri Babaji weiter auf seiner Reise und liess den bösen Geist Iznogood und sein altes Leben für immer hinter sich.
Ende
Information:
Babaji (Sanskrit und Hindi) ist die Anrede für einen ‚verehrten Vater', ähnlich dem deutschsprachigen ‚Hochwürden': Mit Baba (Vater) kann jeder Mönch angesprochen werden, die Nachsilbe -ji bedeutet besondere Verehrung.
Shri oder Sri (auch anglisierend Shree, Sanskrit श्री, śrī) ist eine bereits in den indischen Veden vorkommende hoheitsvolle Anrede oder Bezeichnung einer zunächst unbestimmten Gottheit in einem kultisch-religiösen Zusammenhang. (Quelle Wikipedia)