Star störte sich nicht daran, als Nico sich hinter Leonie auf das Pferd schwang. Er spitze lediglich die Ohren. Leonie ritt grundsätzliche ohne Sattel, doch jetzt bemerkte sie, dass Nico so seine Mühe damit hatte, oben zu bleiben. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken, er saß ganz cool. Er wagte es jedoch nicht nach unten zu schauen. Star war schon ein sehr großes Pferd, musste er sich jetzt eingestehen. Langsam setzte Star sich in Bewegung. Sofort verkrampften sich seine Finger an Leonies Seiten, sodass das Mädchen meinte, sie würde noch blaue Flecken bekommen.
„Du bekommst jetzt alles von gestern zurück“, warnte sie ihn vor, als sie an einer großen Wiese angekommen waren.
„Wie denn?“, fragte Nico herablassend. Ihm blieb allerdings keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Star machte einen Satz nach vorne und verfiel schnell in einen so schnellen Galopp, dass es Nico den Atem verschlug. Eine Zeit lang hielt Leonie Star noch zurück, doch das änderte sich ganz schnell, denn Nico presste seine Beine ganz fest an Star um nicht runterzufallen. Star verstand das als einen Befehl, schneller zu werden und gab alles. Leonie lachte, sie liebte diese Geschwindigkeit. Sie fühlte sich frei. Mühelos ließ der Hengst, alle anderen hinter sich und wurde erst langsamer als er den Wald erreichte. Leonie brachte ihn zum Stehen. Sie drehte sich zu Nico um, der aschfahl ihm Gesicht.
„Habe ich dich dazu gebracht, nicht immer der unnahbare Nico zu sein?“, fragte sie schelmisch. Er ließ sie los und glitt von Stars Rücken, er wollte wieder festen Boden unter seinen Füßen. Wut blitzte in seinen Augen auf, doch er fing sich schnell wieder.
„Du bist verrückt, mitsamt deinem Pferd.“ Leonie zuckte mit den Schultern. „Du kannst dir ja ein Fahrrad holen“, schlug sie vor. Langsam näherten sich die andern. „Na, hast du Schiss bekommen?“, reif Jim ihm zu. Nico lachte, beinah hochmütig und schwang sich wieder auf Stars Rücken. Leonie rutschte nach vorne, Eins stand fest, Nico gab sich keine Blöße. Leonie wurde sich plötzlich bewusst, dass sie das gar nicht so sehr störte. Auf irgendeine Art und Weise, mochte sie sein Verhalten. Die Jugendlichen trabten neben einander her. Je länger sie ritten, desto entspannter wurde Nico.
„Ich habe eine Zusage von meiner Uni bekommen“, erzählte Sheona fröhlich. Leonie strahlte: „Das müssen wir feiern.“
„Ach nein, das machen wir grade doch schon“, winkte Sheona ab.
„Außerdem, weiß ich nicht ob jemand heute überhaupt eine Party schmeißt“, gab Gabrielo zu bedenken.
Nico sah verwirrt von einem zum andern. „Das kann doch nicht euer ernst sein? Was ist das hier für ein Kaff!?“ Leonie sah betreten auf ihre Hände. Sie wollte es nicht zugeben, aber Nico hatte Recht. Das hieß natürlich nicht, dass sie Pescara nicht liebte. Es war ihr zu Hause. Hier fühlte sie sich wohl. Hier waren alle Menschen die sie liebte. Aber hier passierte wirklich nichts, man konnte kaum was unternehmen. Wenn man wirklich was machen wollte, als Jugendlicher, musste man in die nächste große Stadt fahren.
„Es ist der schönste Ort auf der Welt“, verteidigte Sheona ihr Dorf. Keiner durfte so über ihre Heimat reden.
„Ne nicht wirklich. Was kann man denn bei euch so machen?“, fragte Nico. „Schwimmen gehen, Shoppen, Reiten und alles was man noch so am Strand machen kann. Wir haben schließlich das Meer“, zählte Sheona auf.
„Das ist so unglaublich viel“, sagte Nico sarkastisch.
„Du bist anscheinend kein Natur-Typ“, meinte Gabrielo. Nico nickte: „Nö, das bin ich wirklich nicht.“ Wenn er daran dachte nicht feiern gehen zu können, bekam er schlechte Laune. Zu Hause war er mit seinen Freunden jeden Samstag in irgendeiner Disco gewesen oder auf einer Party. Nico grinste, als er an seine Freunde dachte.
Jim wandte sich an Leonie: „Hast du dich endlich entschieden, was du machen willst?“
Leonie schüttelte den Kopf. „Nein habe ich mich nicht. Es gibt einfach so viel, was ich ausprobieren möchte.“ Sheona lachte: „Das stimmt. Lehrerin, ist nur ein Beispiel von tausenden.“ Nico stellte sich Leonie als Lehrerin vor. Er musste daran denken, wie sich um ihre kleine Schwester gekümmert hatte. Ja, sie konnte mit Kindern umgehen, aber trotzdem, sie war einfach viel zu fröhlich, für so einen Job.
„Ich zähl mal auf“, sagte Gabrielo grinsend. „Lehrerin, hast du ja schon gesagt. Dann gab es noch Mediendesignerin, Kindergärtnerin, Ärztin, Erzieherin, am liebsten für schwererziehbare.“ Gabrielo stockte. Leonie hielt den Atem an, was würde jetzt für ein Spruch kommen.
„Dann kannst du ja bei mir schon mal üben“, sagte Nico lässig. Leonie atmete wieder aus. Sie hatte schlimmeres erwartet.
„Ey du hast das wichtigste von allem vergessen“, warf Jim ein. „Profi-Jockey“, sagte Sheona lachend.
„Ist das nicht voll schwer? Da muss man doch ein bestimmtes Gewicht halten“, meinte Nico. „55-60 Kilogramm, besser sogar weniger“, sagte Jim. Nico lächelte. Leonie war ziemlich leicht, kein Wunder, dass sie so eine super Figur hatte. „Das größere Problem ist, dass man bei 50 Rennen der Klasse A angetreten sein muss und mindestens auf dem dritten Platz gelandet sein muss“, erzählte Sheona. „Ey, aber mit Star hätte ich eine reale Chance“, warf Leonie ein.
„Er ist doch viel zu nervös, um vor vielen Menschen zu rennen“, widersprach Gabrielo.
„Nein ist er nicht! Euch erträgt er ja auch“, verteidigte Leonie ihr Pferd. Die Jugendlichen lachten. Sie bogen ins Dickicht ab. Nico duckte sich rasch. Es wurde immer unbequemer auf dem Rücken des Pferdes.
„Wie lange sind wir schon unterwegs?“, fragte Nico. Leonie sah auf ihre Armbanduhr. „Gute drei Stunden“, antwortete sie. „Und wie lange noch?“
„Wir sind schon da“, sagte Leonie und sie standen auf einer kleinen Lichtung. Die Sonne glitzerte auf dem Wasser, des Sees, wo man bis zum Grund schauen konnte. Es war wunderschön und vor allem sehr still, man hörte nichts, außer den Atem der Pferde und das leise angenehme Plätschern des Wassers. Leonie dreht sich zu Nico um und lächelte glücklich, als sie das Staunen, das auf seinem Gesicht lag, sah. Wieder hatte er dieses eigenartige Glitzern in seinen dunklen Augen.
„Ich glaube ich bin doch ein Naturmensch“, flüsterte Nico, er wollte diese Stille nicht durchbrechen.
„Das will ich doch hoffen“, sagte Leonie freundlich. Nico kramte schnell sein Handy raus und machte paar Bilder. „Machen wir ein Selfie?“, fragte er. Sheona sah Leonie genervt an. Leonie nickte. „Aber mit dem Pferd, okay?“, schlug Nico vor. Wiederholt nickte Leonie. Nico machte seine Bilder. Die andere Bereiteten schon mal das Picknick vor.
„Nico, darf ich dich um etwas bitten?“, fragte Leonie. Nico zog eine Augenbraue hoch. „Versprich mir, dass du das Handy ausnahmsweise Mal in deiner Tasche lässt.“ Nico zuckte mit den Schultern: „Klar.“ Leonie war erstaunt, dass es ihm anscheinend nichts ausmachte. „Ich kann auch sehr gut ohne mein Handy leben“, sagte Nico, dem die Verwunderung aufgefallen war. Leonie drehte sich zu Star um, damit Nico nicht sah, dass sie rot wurde. Star warf den Kopf hoch.
„Jaja, jetzt sei mal nicht so ungeduldig. Wenn du dich benimmst darfst du zu den anderen“, sagte Leonie streng. Star ließ den Kopf sinken und ging alleine zu einem anderen Baum.
„Jetzt ist er beleidigt“, lachte Nico.
„Ja, ich würde ihm ja auch zu gerne erlauben mit den anderen zu spielen, aber er ist einfach zu wild“, sagte Leonie niedergeschlagen.
„Meinst du nicht, er weiß wie man mit Freunden umgeht?“, fragte Nico. Er wunderte sich über Leonie. Sie sprach vom dem Pferd als wäre es ein kleines Kind. „Er bestimmt, aber sie wissen nicht wie man mit ihm umgeht“, erklärte Leonie. Nico schwieg. Leonie atmete tief durch und sagte fröhlich: „Komm, gehen wir zu den anderen.“ Nico ging ihr hinter her. Irgendwie tat Star ihm leid. Er blickte zurück. Star trottete grade zum Wasser. Leonie setzte sich auf die Decke.
„Oma hat mal wieder gezaubert“, meinte Gabrielo strahlend.
„Wann tut sie das nicht“, sagte Sheona.
„Ey, wir sollten das nicht als selbstverständlich nehmen. Nicht alle haben eine so tolle Oma“, sagte Jim. Alle schwiegen betreten.
„Na dann lass uns rein hauen“, meinte Nico. Sie begannen zu essen.
„Ich habe eben mal gefragt, ob heute irgendwo eine Party stattfindet. Nein, tut es nicht“, erzählte Jim.
Gabrielo grinste: „Lass uns doch bei uns in der Scheune eine machen.“
„Das haben wir echt schon lange nicht mehr gemacht“, meinte Leonie. Jim verzog das Gesicht. „Ich habe keine Ahnung ob Mama, dass erlauben wird.“
„Wenn du sie fragst, dürfen wir eh“, sagte Sheona lachend. Die anderen stimmten mit ein. Jim-Leonardo war irgendwie der Liebling von Anna. Sie würde das niemals zugegeben, da sie beide Kinder liebhatte, aber manchmal fiel es schon sehr auf, dass sie Jim bevorzugte. Oft führte das zu Streitereien unter den Zwillingen, doch genauso oft nutzten die Jugendlichen dieses auch aus.
„Lass uns ins Wasser gehen“, schlug Gabrielo vor. Plötzlich wurde es Leonie Sue unwohl bei dem Gedanken daran, nur im Bikini von Nico gesehen zu werden. Das darf doch jetzt nicht wahr sein, dachte sie. Was stimmt mit mir nicht?!
„Ich will nicht“, sagte sie schließlich. Ihre Freunde sahen sie überrascht an.
„Was ist denn jetzt bei dir kaputt?“, fragte Sheona. Nico grinste dreckig.
„Die hat bestimmt ihre Tage.“ Sheona boxte ihn.
„Du bist ekelhaft!“ Er verdrehte die Augen. Wie konnte man nur so verklemmt sein?! Mädchen hatten das nun mal.
„Willst du echt nicht mitkommen? Du bist doch sonst immer die erste im Wasser“, versuchte Gabrielo sie doch noch zu überreden.
„Ich will heute einfach nicht. Ihr sollt natürlich trotzdem gehen“, forderte sie ihre Freunde auf. Nur weil sie nicht mehr klar denken konnte, wollte sie keine Spielverderberin für die anderen sein.
„Ist das auch wirklich in Ordnung?“, fragte Jim. Lächelnd nickte sie. Sie zwang sich wegzugucken, als Nico seine Klamotten auszog. Was lief bei ihr nur falsch? Was war denn daran so schlimm im Bikini rum zu laufen? Vor allem warum, schämte sie sich grade vor Nico? Sie sah ihm hinter her, als er in das Wasser lief und dabei alle anderen um sich herum nass spritzte. Dass Nico
Muskulös war, war Leonie schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen. Doch jetzt fiel ihr erst recht auf wie perfekt er gebaut war. Er war weder zu stark durchtrainiert, aber auch nicht zu wenig. Was Leonie ganz besonders gefiel, war, dass er breite Schultern hatte. Außerdem fand sie, dass er überhaupt aussah wie ein richtiger Mann und nicht so jungenhaft wie die meisten jungen Männer, die sie kannte.
„Stopp jetzt! Das geht jetzt wirklich zu weit“, schimpfte Leonie sich selbst aus. Um diese Gedanken los zu werden, schloss Leonie die Augen. Doch genau in diesem Moment tauchte vor ihrem inneren Auge, das Bild von Nico auf, wie in Richtung Wasser joggte. Schnell riss sie die Augen wieder auf. Das war eindeutig nicht mehr normal. Sie setzte sich auf und griff nach einer Wasserflasche. Sie beobachtete Freunde und lächelte. Sie mochte die drei wirklich sehr gerne. Sie hatten absolut keine Geheimnisse voreinander und hatten sich einfach von Kindheit auf immer gut verstanden. Nichts wurde mehr ohne diese kleine Clique unternommen. Sheona legte sich neben sie auf ein Strandtuch. “Was ist los mit dir?“, fragte sie. Leonie zuckte mit den Schultern. Sie sah zu wie die Jungs um die Wette schwammen. Insgeheim freute sie sich, als Nico gewann.
„Ey, antwortest du mir auch mal?“, meinte Sheona.
„Ich weiß es nicht. Irgendwie fühlt es sich komisch an im Bikini vor Nico rumzulaufen“, erzählte Leonie.
„Was ist denn bei dir kaputtgegangen? Es war dir doch sonst auch immer egal.“ Sheona runzelte die Stirn.
„Was noch viel schlimmer ist. Ich denke einfach durchgehend über ihn nach. Egal was ich mache, irgendwie schleicht sich Nico immer wieder in meine Gedanken ein“, meinte Leonie. Sheona stöhnte, sie konnte sich nur zu gut vorstellen was mit ihrer Freundin los war. Und das durfte einfach nicht sein! Nicht bei diesem Typen. Und vor allem wie lange kannte sie Nico?! Paar Tage vielleicht. „Schlag ihn dir ganz schnell wieder aus dem Kopf!“, sagte Sheona mit Nachdruck.
Leonie lachte: „Was du da wieder rein interpretierst. Ich will im Moment gar keinen Freund, das weißt du. Ich möchte erst mal herausfinden, was ich für einen Beruf erlernen möchte und dann ganz vielleicht kommt irgendwann ein perfekter Mann angetanzt.“ Nico war perfekt.
„Bitte lass das auch wirklich so kommen. Ihn an deiner Seite würde ich echt nicht aushalten“, meinte Sheona.
Leonie lächelte: „Da mach dir mal keine Sorgen.“
„Ey Sheona, kommt ihr rüber? Wir wollen Volleyball spielen?“, rief Gabrielo den Mädchen zu.
„Wir sind eine Person zu viel“, stellte Sheona fest.
„Ihr braucht bestimmt etwas mehr Unterstützung“, sagte Jim. Sheona sah ihn böse an. Leonie grinste, ihre Freundin, hasste es wenn Jim behauptete, dass sie das schwächere Geschlecht wären.
„Tja dann werde ich wohl zu euch gehen“, meinte Nico schulterzuckend. Leonie sah ihrer Freundin an, dass diese Entscheidung ihr gar nicht gefiel.
„Dann ihr vielleicht mal eine reale Chance gegen uns“, stichelte Gabrielo Sheona an.
„Wir werden euch in Grund und Boden stampfen“, gab das Mädchen ärgerlich zurück.
„Bis wie viele Punkte spielen wir denn?“, fragte Nico.
„Bis 20“, sagte Leonie.
Nico nickte: „Na dann auf ein gutes Spiel.“ Sheona machte den Anschlag. Während des Spieles, wurden Nico und Leonie zu einem immer besseren Team. Leonie machte es richtig Spaß mit ihm zu spielen. Er war richtig gut. Der Ball schlug im Feld der Jungs auf dem Boden auf.
„Haha, was habe ich euch gesagt?! Wir haben euch voll abgezogen“, lachte Sheona. Ihr Team gab sich ein High-Five. Die Jungs verschränkten gespielt böse die Arme.
„Ja aber ihr hattet ja auch einen echten Profi im Team. Spielst du Volleyball?“, fragte Jim. Nico schüttelte den Kopf. „Ich habe mal Basketball gespielt, aber das war´s dann auch schon. Star stupste Leonie freundlich an. Diese umarmte ihn: „Na mein Großer?“ Das Pferd wieherte leise. „Ja du hast voll und ganz Recht, wir haben die Jungs heute voll abgezogen“, erzählte sie dem Pferd. Star warf den Kopf hoch, sodass Leonie ihn loslassen musste.
„Selbst das Pferd macht sich über euch lustig“, grinste Nico. Die Jungs guckten gespielt böse, bevor alle in Gelächter ausbrachen. Verschreckt von diesem plötzlichen Lachen, stieg Star und galoppierte, an das andere Ende der Lichtung. Keiner kümmerte sich um, dass was grade geschehen war, was Nico wirklich wunderte. Jim warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
„Oh wir müssen wirklich los. Unsere Eltern werden sich Sorgen machen, wenn wir im dunkeln noch im Wald sind.“ Die anderen nickten zustimmend.
„Naja bis Star sich wieder beruhigt hat, kann jetzt noch eine Weile dauern“, warf Leonie ein.
„Super“ stöhnte Gabrielo: „Ich werde richtig Ärger bekommen.“
Nico grinste, er hatte die Idee. „Ihr könnt doch schon mal vorreiten. Wir kommen einfach nach.“ Entschieden schüttelte Sheona den Kopf. In gar keinem Fall würde sie Leonie hier alleine mit ihm lassen.
„Das ist wirklich keine so schlechte Idee“, meinte Leonie. Sheona sah sie entsetzt an, doch Leonie ignorierte sie einfach. „Wir können, dann ja schon die Party vorbereiten“, schlug Jim ein.
„Euer Ernst Leute?! Es ist ein Weg von 3 Stunden und bis die dann losreiten, ist es bestimmt schon dunkel. Ich lass euch ganz sicher nicht alleine durch den dunklen Wald reiten!“, bestimmte Sheona wütend.
„Es ist sinnvoller in kleinen Gruppen nach Hause zu reiten“, gab Jim ihr Recht. „Genau deshalb finde ich die Idee von Nico gar nicht so schlecht“, sagte Leonie. Nico grinste, setzte Leonie sich grade wirklich dafür ein, dass sie beide alleine sein konnten. Sheona sah ihre Freundin fragen an, diese nickte.
„Na gut“, gab sie sich geschlagen: „Dann reite ich halt mit den Jungs.“ Schnell packten die fünf die Sachen zusammen und brachte sie zu den Pferden.
„Passt auf euch auf“, sagte Jim Leonardo, als sie endlich losreiten wollten. Leonie nickte. Als sie dann weg waren, fragte Nico: „Wieso habt ihr so viel Angst im Dunkeln im Wald zu sein? Ist doch nur ein Wald.“
Leonie ging langsam in Richtung des Hengstes und erzählte: „Wir hatten hier mal eine Story mit der italienischen Mafia und Viola, das war zwar noch bevor ich auf der Welt war, aber es gibt genügend Zeitungsartikel darüber. Es war wirklich sehr schrecklich. Und auch so hört man sehr oft über Entführungen hier im Wald. Außerdem sind die Tiere in der Nacht mutiger, als am hellen Tage und greifen eher an.“ Nico sah sie geschockt an.
Leonie versuchte ihn zu beschwichtigen: „Mach dir keine Sorgen. Uns ist hier noch nie etwas passiert und auch wenn etwas passieren sollte, Star ist schnell genug, vor allem wenn er es erst mal mit der Angst zu tun bekommt.“
„Du hast ja viel Vertrauen in dieses Pferd.“
Leonie nickte und murmelte: „Und in dich.“ Nico lächelte. Sie vertraute ihm. Leonie war inzwischen bei Star angekommen.
„Wollen wir nicht langsam nach Hause reiten?“, fragte sie ruhig und mit fester Stimme. Das Pferd machte ein paar Schritte rückwärts. „Natürlich wie konnte ich das nur vergessen du willst nie nach Hause. Aber weißt du was, du darfst gleich so schnell laufen wie du möchtest.“ Star hob den Kopf.
„Damit habe ich dich, stimmt´s?“, fragte Leonie lächelnd und hob langsam ihre Hand um sie auf Stars Nüstern zu legen. Das Pferd ließ es zu. „Siehst du so schlimm ist das doch gar nicht“, meinte Leonie und umarmte Star. Nico konnte nicht anders, er musste einfach ein Foto machen. Es sah einfach zu schön aus. Beziehungsweise Leonie, war einfach bildschön.
„Na komm, wir könnten es noch schaffen, bevor es dunkel wird“, forderte sie ihn auf. Nico sah zweifelnd zum Himmel hoch, wo die Sonne ziemlich tief stand. Leonie folgte seinem Blick.
„Wenn du da noch länger stehst, dann schaffen wir es ganz sicher nicht.“ Nico lachte und schwang sie auf den Hengst.
„Na das kannst du sowas von vergessen! Du sitzt nicht vorne!“, bestimmte Leonie. „Ach komm schon“, bettelte Nico.
„Ah ja? Und wer soll Star führen? Du kennst dich hier doch gar nicht aus“, widersprach Leonie.
„Aber, aber Leonie, wenn du noch länger da unten stehst, kommen wir niemals zu Hause an“, sagte Nico frech. Leonie lächelte und gab sich geschlagen.