Donnerstag Abend
Schlechte Musik in meiner Lieblingskneipe. Völlig normal hier, ich erwarte es nicht anders und es würde mich auch verstören wenn es anders wäre. Ich bestelle ein Radler weil ich nichts vertrage und zu Fuß bin.
Immer die gleichen Fressen, auf die Gespräche achte ich nicht.
Stammkneipe ist es nicht nur für mich, Lebensinhalt aber auch nicht. Meine Gedanken sind weit weg, einzelne Bilder versuche ich aufzufangen.
Ich bin traurig und unter Druck. Vor dir lasse ich mir davon nichts anmerken, und hier interessiert sich niemand für mich. Die Lampe aus Schnapsgläsern lenkt mich kurz ab doch schlechter Geschmack kann mich heut nicht fesseln. Wenn es so wäre und ich darüber urteilen müsste könnte ich kaum irgendwo hingehen. Auf den Bildern die an der Wand hängen erkenne ich niemanden. Das geht den Besitzern hundertpro auch so. Wenn man sich Erinnerungen auf dem Flohmarkt kauft, ist damit zu rechnen. Die Pokale auf den Regalen hinterfrage ich nicht, den Gesprächen der Stammis höre ich immer noch nicht zu. Die Gläser werden voll gehalten, Vergnügen und Geschäftigkeit gehen auch hier eine Symbiose ein.
Ich will nicht kommunizieren, das kann man mir ansehen, ich habe genug Zeit um mein Glas in Ruhe zu leeren. Dafür bedanke ich mich unbemerkt und im Inneren. Ich weiß das zu würdigen und kann mich weiter mir selbst widmen.
Die Tür müsste jetzt aufgehen und du eintreten, so in etwa wäre es richtig, in meinem Kopf bist du ja schon. Wie du das immer machst. Immer wenn ich mal Ruhe von dir haben darf schleichst du dich durch einen Hintereingang und schwupp bin ich fast geneigt, schneller zu trinken und mir von selbst noch ein Radler zu bestellen. Jetzt höre ich Phrasen schmettern, es geht um Steuern und Fußball und die Musik ist merklich lauter geworden. Plakativ ist hier alles, einfach, eben das wahre Leben. Wir sind immer noch in den schlechten aktuellen Charts.
Du verhöhnst mich. Das Licht der Kerze lässt mein Radler wie richtiges Bier aussehen. Placebo, ich fühle mich angesoffen und viel gekränkter. Salzstangen und sein Träger durchbrechen kurz meinen Schreibwahn und ich lächle dankend. Ich sehne mich nach unserem neuen Garten, nach Ruhe und Auslauf.
Weil wir auch ohne viele Worte funktionieren schreibe ich alles auf. Die Diskochartmusik kostet mich Kraft und die brauch ich ja noch. Rauchen macht nichts besser aber schafft ein kurzes Break.
Raucherpause eben, Pause vom Leben.