Oberkommissar Frank nährte sich dem zivilen Dienstwagen und gestikulierte ungehalten in sein Mobiltelefon. Seine Miene war ausdruckslos und müde. Die Beifahrertür stand offen und dort wurde von einem bestellten Seelsorger Katrin versorgt. Sie saß vollkommen benommen da und hielt ihr verheultes Gesicht in den Händen. Überall standen Fahrzeuge, Streifenwagen wie auch zivile mit aktivem Blaulicht, welches die mittlerweile eingetretene Nacht erhellte. In dem kleinen Wäldchen, in dem Benjamin verschwand, wurden unzählige Strahler aufgestellt, die diesen taghell ausleuchteten.
»Frau Krause, wie geht es ihnen?«
Angesprochene schniefte und hob den Kopf, um mit heiserer Stimme zu antworten. Bis nach einer gefühlten Ewigkeit die Polizei eintraf, hatte sie unentwegt nach Ben gerufen – nahezu geschrien. »Haben sie ihn gefunden? Er kann doch nicht einfach so weg sein.«
»Genau da liegt unser Problem. Zeugen bestätigen ihre Aussagen, sein KFZ steht nach wie vor am Platz und nichts deutet auf eine Flucht hin.«
»Verflucht, wieso müsst ihr Bullen immer so penetrant labern?«, brummte Katrin.
»Ich darf doch wohl bitten, Frau Krause. Ich kann ihren Unmut verstehen, aber Beleidigungen helfen uns nicht weiter.«
»Herr Oberkommissar, alles, was sie wissen müssen, oder sie jetzt noch fragen könnten, hat die leidende Seele nun schon mehrfach wiederholt. Sagen sie uns etwas, was der armen Frau weiterhilft.«
»Schon gut, sie haben ja Recht, Herr Pfarrer. Die Spusi, also die Spurensicherung, hat das Gebiet weiträumig abgesucht. In der Richtung, aus der Sie wie auch andere Zeugen, dieses ominöse Geräusch vernommen haben wollen, haben wir Fußspuren gefunden. Vermutlich von ihrem Verlobten.«
»Weiter Herr Oberkommissar.«
Katrin richtete ihren Blick flehend zum Pfarrer, der sofort die Seelsorge übernahm, als er von dem Aufruhr erfuhr.
»Nichts weiter. Die Spuren führen zu einer kleinen Senke im Wäldchen, dort drüben.« Der Polizist deutete in die angewiesene Richtung und verharrte kurzweilig. »Es sieht so aus, als sei eine Person, vermutlich ihr Verlobter über eine Wurzel gestolpert und in diese gestürzt.« Er schüttelte tief einatmend den Kopf. »Aber – in diesem Loch ... ist nichts. Weder ihr Zukünftiger noch anderweitig Verwertbares, welches erklären könne, was dort vorgefallen ist.«
»Er muss doch aber dort liegen. Wenn nicht, wo ist er hin? Vielleicht ist er verletzt.« Katrin schluchzte und Tränen liefen über ihre Wangen.
»Sie verstehen nicht. Die Spuren führen nur in diese Senke hinein, aber nicht hinaus. Es gibt keinerlei anderweitige Hinweise. Wir stehen vor einem Rätsel. Wir haben Herrn Lager, Benjamins Vater angerufen. Er müsste bald eintreffen. Er wird sie mit nach Hause nehmen. Tun sie sich den gefallen und fahren sie mit ihm. Sobald wir etwas erfahren, rufe ich sie sofort an – versprochen.«