Tapfer trat Dario näher, fürchtete sich jedoch vor der anstehenden Berührung und ergriff nur zurückhaltend die gebotenen Hände. »Ich bin bereit.«
Os‘tono nickte und schloss die Augen. Er begann zu zelebrieren und spürbar, seine Magie in ihn zu leiten. »Das Geschehene leitet mich, ich kann sehen, was geschah. Ihr fandet das rettende Ufer, ihr wandertet wie aufgetragen zum Brehin. Der Stein, ja sehr gut. Ihr verstecktet ihn und er begann sein Werk, auch wenn anders als geplant. Oh, was ist das? Ihr ändertet eure Gestallt und das während der Eruption. Da liegt also die Ursache für das Problem. Mit der erneuten Wandlung habt ihr sehr viel eurer eigenen Kraft, unwissentlich aber durchaus produktiv, in den Stein geleitet. Dadurch habt ihr euer Erinnerungsvermögen geblockt, aber den Stein deutlich mächtiger gemacht als beabsichtigt.«
Dario sah nicht, was das Wesen zu sehen schien, verstand ebenso wenig die Zusammenhänge und ließ es weiterhin gewähren. »Zwei Kräfte, vereint zu einer Tat. Die meine sollte finden und eure hat sie gerufen. Ich sehe einen Mann, aus einer anderen Welt, aber mit der Behändigkeit eines Schwertmannes. Elm‘emo, mein guter Elm‘emo, die Zeit der Veränderung ist gekommen. Die Aufgabe des Steines ist erfüllt und meine Seelenkraft kehrt zurück. Sobald wir vereint sind, kann ich die Unsrigen aus diesem Leid befreien und alle braven Seelen finden ihren Frieden. Die Invasoren jedoch sollen vergehen. Ich werde den Damm, der eure Konvergenz umschließt, einreißen.«
Dario spürte ein anfängliches zartes Zucken in seinen Erinnerungen, welches an Intensität augenblicklich zunahm. Dann, kurz darauf hatte er das Gefühl sein Bewusstsein zu verlieren. Ein herber und kurzweilig schmerzvoller Ruck raste durch seinen Geist. Ein Gefühl als schlagen zwei Gedankenstränge wild übereinander. Zwei Identitäten, Dario und Elm‘emo, rivalisierten miteinander und verschmolzen letztlich zu einer. Seine angespannte Körperhaltung erschlaffte und er atmete ruhiger. Niedergeschlagen und mit Tränen in den alten Augen flüsterte Dario – Elm‘emo – zu seinem Pretus: »Ich sehe es. Ich weiß, wer ich bin – wer ich war. Ich diene den Menschen und unterstütze sie, wo immer ich dies vermag. Ich werde Benjamin, dem Menschen aus einer anderen Welt, helfen und in seinen Taten ermutigen, wo stets er mich braucht. Wird er jemals in sein altes Leben zurückkehren?«
»Ja, so ist es gut. Kehrt zurück in eure Realität. Diese ist im Begriff zu vergehen. Ich spüre meine Seelenkraft, sie sucht nach mir. Ihr müsst euch eilen, denn Eile ist das Gebot. Zurückkehren kann er nur dann, wenn er überzeugt ist, dass seine Aufgabe ohne Ausnahme erledigt ist. Nur dann mein alter Freund; nur dann kann er zurück in seine eigene Welt.«
Elm‘emos Körper begann zu zucken und leuchtend violette Schlieren durchströmten ihn. Er fühlte sich leicht, so leicht und spürte, wie er hinfort getrieben wurde. Sein Blickfeld trübte sich und wurde Schwarz.
Elm‘emo schlug die Augen auf, wissend seiner Herkunft, wer, beziehungsweise was er war und verkörperte – ein magisch begabtes Wesen, ein Hüter. Der Letzte, welcher auf der Seite der Menschen kämpfte. Vorerst jedoch musste er weiterhin als Dario auftreten, bis zu dem Zeitpunkt, dass seine neuen Gefährten es erfahren durften und die Maskerade ein Ende fand. Vorsicht war geboten und jede falsche Tat konnte das Vorhaben gefährden. Wem durfte er über seine wahre Identität erzählen, wen musste er einweihen? Diese Fragen und viele weiter sollten ihn bis zum Morgengrauen beschäftigen. Der notwendige Schlaf wollte ihn in dieser Nacht nicht wieder besuchen.