Meine Nackenhaare stellten sich auf und mir wurde zum wiederholten Mal schlecht. Nur mit Mühe unterdrückte ich den Würgereflex. Mit Sicherheit war es das Biest von vorhin! Hinter mir ertönte das Tapsen kleiner, schneller Schritte, die immer näher kamen. Verdammt, es schien sich nur tot gestellt zu haben und hatte es jetzt auf mich abgesehen! Ich stolperte nach vorne und begann panisch zu rennen. Meine rechte Hand umklammerte verkrampft mein Handy, das sein grelles Licht ruckartig auf den kargen Untergrund vor mir warf. Pures Adrenalin floss durch meine Adern, als ich in die ungewisse Dunkelheit sprintete. Das laute Schnaufen und Trappeln hinter meinem Rücken, verriet mir, dass ich hartnäckig verfolgt wurde. Schwer atmend versuchte ich meine Geschwindigkeit noch mehr zu steigern. Was war das bloß? In meinem Kopf spukte das Bild eines Monsters mit Klauen, spitzen, gelben Zähnen und vor Wahnsinn glühenden Augen herum. Was passierte, wenn es mich zu fassen bekam? Würde ich aufwachen wie nach einem normalen Traum oder würde das mein Ende sein?! Ich spürte die eiskalte Luft, die mir ins erhitzte, schweißnasse Gesicht schlug, das Brennen in meiner Lunge und wusste, dass es kein normaler Traum war. Das Schnaufen hinter mir wurde lauter und ich umso panischer. Ich riskierte einen Blick zurück, leuchtete in die Richtung des Geräuschs. Der Schein meines Handys streifte zwei große, düstere Augen. Für einen kurzen Moment war ich irritiert und es kam mir so vor, als ob sie menschlich gewesen wären, bevor ich mit Entsetzen feststellte, dass sich nur noch wenige Meter zwischen mir und der Bestie befanden. Ruckartig drehte ich meinen Kopf wieder nach vorne und versuchte verzweifelt noch schneller voraus zu stürmen. Hinter mir weiterhin das Traben schneller Schritte. Wie lange lief ich schon? Mir kam es so vor wie eine kleine Ewigkeit. Mittlerweile war ich vollkommen durchgeschwitzt, ausgelaugt und atemlos. Ich merkte, dass ich bald mit meiner Kraft am Ende war. Tränen der Angst und Verzweiflung rannen mir aus den Augenwinkeln und wurden vom Gegenwind in die Finsternis hinter mir geschleudert, während ich nur mit Mühe weiter rannte. Ich wollte noch nicht sterben! Meine stille Hoffnungslosigkeit wurde von einem lauten Grollen hinter mir quittiert. Es war jetzt ganz nah, höchstens ein Meter zwischen uns. Mir war, als ob ich seinen fauligen Atem schon in meinem Nacken spüren konnte. Ein leises Wimmern entwich meiner Kehle. In so einem Moment war es mir nicht einmal peinlich zu weinen. In meinem Inneren rangen Kampfgeist und Resignation miteinander. Die Mutlosigkeit übernam langsam aber sicher die Oberhand. Meine Beine wurden immer kraftloser und schwächer, meine Schritte zunehmend unsicherer und langsamer, während das bestialische Vieh nicht einmal ansatzweise erschöpft zu sein schien. Die Verzweiflung überschwemmte meinen ganzen Körper. Meine schleppenden Schritte verhedderten sich in einander und ich fiel der Länge nach auf den harten steinigen Boden. Hinter mir ertönte ein zufriedenes Knurren, bevor sich das Ungetüm auf mich stürzte.