Die verschmutzte Karte des Landes vor sich ausgebreitet stand er vornübergebeugt und starrte auf verschmierte Notizen, als einer seiner untergebenen Gouwors näher rückte und seinen stinkenden Atem verbreitete. Geruch nach Verfaultem machte sich breit und angewidert rümpfte er die Nase.
»Berichte«, schalte der abtrünnige Hüter, ohne aufzusehen.
»Haben gefunden, Meister. Müsst selber sehen, nur Rest von ihnen«, berichtete der Legeionenführer unterwürfig.
»Was hat das zu bedeutet, nur Rest. Geh mir aus den Augen, du stotterndes Hornvieh.« Wutentbrannt schritt er an dem noch immer gebeugt Dastehenden vorbei und wandte sich im zu. »Geh voraus und zeig mir den Weg.«
Der Legionenführer sah verdrießlich auf, trottete an ihm vorbei und führte ihn durch den dichten Wald zu einer Erhebung, von der man auf eine lichte Waldstelle blicken konnte. Kleine Aschehügel und verbranntes Holz lagen weiträumig verstreut in der Gegend herum. Einige der Gouwors stocherten mit Stöckern in verkohlten Resten umher, bis einer Fundhaft aufgrunzte und einen schwarzen Fetzen hervorzog.
»Was, im Namen des allmächtigen Lords geht hier vor. Diese abgebrannten Überreste sollen eine Hundertschaft der Patrouille gewesen sein?«
»Ja Meister. Späher berichten, Lager zerstört und alles verbrannt. Boden mit Ästen gestrichelt.« Er zeigte mit einer Klaue auf einen seiner kleineren Artgenossen. »Der da Banner funden.«
»Wer oder was soll eine kampferprobte Patrouille dem Erdboden gleichgemacht haben? Diesem menschlichen Gewürm fehlt es an Mut und Ehre. Ich will wissen, wer das getan hat!«
»Späher haben Spuren von Reitwesen funden. Nur Pferdemenschen sitzen drauf, anstatt zu fressen.«
Der Hüter verzog nachdenklich die fahle Stirn in Falten. »Sollte es möglich sein? Vereinzelt streifen sie durch die Wälder und überfallen kleinere Patrouillen. Wenn sie sich nun doch zusammenschließen, könnte es sein,« sprach er zu sich selbst. Wieder an den Legionenführer gerichtet hob er mahnend den knochigen Finger seiner Rechten. »Geh und setz deine Rotte in Bereitschaft. Verfolgt die Spuren und vernichtet diese Reiter. Ich verlange, dass sie alle sterben.«
Sobald der Legionenführer sich abgewendet hatte, griff der Hüter unter seine Robe und fingerte nach seinem Sprechstein, den er gewohnt zutage förderte. Mit der linken Hand strich er darüber und sprach die Worte der Anrufung. Die durchdrungenen blauen Adern fingen augenblicklich an zu pulsieren und ein dunkles Schimmern umgab den Stein, als die gedrungene Stimme des Brutmeisters aus diesem hervorbrach.
»Was hast du zu berichten, Unwürdiger.«
»Wir haben das Lager der verlorenen Patrouille gefunden, Brutmeister. Es wurde komplett zerstört und die Kadaver dem Feuer überlassen. Sie haben versucht ihre Spuren zu verwischen, sind ihnen aber bereits auf der Fährte.«
»Wie konnte das passieren? Das Land und die Bewohner sind dazu nicht in der Lage. Die vereinzelten Übergriffe sind dafür keinerlei Maßstab. Welche Macht lehnt sich da auf?«
»Brutmeister, unsere Späher haben Hufspuren gefunden. Sie deuten darauf hin, dass die Menschen involviert sind. Ich habe die Rotte in Bewegung versetzt, um den Spuren zu folgen und die gesamten Reiter zu vernichten.«
»Ich erwarte Erfolg in jeglicher Hinsicht, ob die Möglichkeit eines Aufstandes der Menschen besteht oder nicht. Wenn ihr euer gestecktes Ziel erreicht, überdenke ich eine Begnadigung und setze euch erneut als Brutaufseher ein. Ihr wisst, was das bedeutet.«
»Gewiss, Brutmeister. Ich erhalte meine Kompetenzen zurück und werde vom Lord wieder mit der Gabe verbunden.«
»Wenn ihr jedoch scheitert, lasse ich eure Überreste in den Nährschlamm werfen. Enttäuscht mich nicht, Abschaum.«
Damit war das Gespräch beendet, der Stein blieb stumm, die Bewegungen und das Schimmern wurden ruhiger. Das schlieren, welches den Stein umgab, verblasste und der Hüter atmete hörbar erleichtert aus. Befriedigt der nahenden Begnadigung steckte er den Stein zurück in die Innentasche seiner Robe und kehrte zurück zu seinem Unterstand. Unterwegs rieb er seine knochig aschfahlen Hände.