Noch ganz außer Atem kletterte Si'mon aus dem See und griff zu seinem Beinkleid. »Ich schaue nach Erebor und Piwik. Du solltest sehen, dass du für die Reifeprüfung ausgeruht bist.«
»Was meinst du, kann mir jetzt noch passieren?« Ihr Blick viel lüstern auf Si'mon, der nach wie vor nackt am Rand stand. »Wir können es gern wiederholen.«
»Al'riel, so sehr ich mich nach dir sehne. Du bist Arion versprochen, auch wenn du bis dahin tun und lassen kannst, was du möchtest.«
»Arion.« Sie machte keinen Hehl aus ihrer Abscheu und zischte. »Ich liebe dich, nicht ihn.«
Er drehte sich um und ging mit der Hose in der Hand Richtung des Haines Erebors. »Dennoch.«
Piwik erwartete ihn bereits und rannte freudig um den Baum herum. Es war stets ein seltsames Gefühl hierher zu kommen, obwohl es als Verboten galt. Einst stand er in vollkommener Blüte, sobald die kalten Monde vorüber und die warmen Winde übers Land zogen. Seit vielen Jahreswenden blieben diese zum Leidwesen aller jedoch aus. Auch schien das Grün der Blätter nicht mehr so saftig wie zuvor.
Von Erzählungen wusste er, dass dieser Platz in früheren Zeiten wohl belebt war. Etliche Liebespaare trafen sich im Schatten des Baumes und hofften auf die Billigung einer bevorstehenden Geburt. Jene, die keine Kinder gebären konnten, nutzten heimlich und in dunklen Nächten hiesige Nähe, um den Segen des Samens dennoch zu erhalten. So manche gaben an, diesen wahrhaftig erlangt zu haben.
Ly'an erzählte ihm, dass Erebor selbst ihr und ihren Vorfahren Hinweise auf nahende Ereignisse zu Teil werden ließ - so zumindest in der Vergangenheit.
»Si'mon. Hast Du Zeit für mich?«
Verwundert drehte er sich herum und konnte nicht fassen, wer da mit ihm sprach. »Arion. Was willst du denn hier«, gab er kurz angehalten zurück.
»Bitte. Ich war dumm und habe vor langer Zeit dumme Dinge von mir gegeben. Ich bereue meine Worte und bitte um Vergebung, auch wenn ich dies bereits viel eher hätte tun sollen.«
Erstaunt hob er die Brauen, deutete neben sich und setzte sich angelehnt an Erebor nieder. Unsicher blickte Arion sich um, schürte die Lippen und schnaufte. »Warum nicht. Es sollte nicht minder untersagt sein hier zu sitzen, wenn man mit dem Sohn des Oberhauptes in Ruhe ein Gespräch sucht.«
»Wenn schon. Es ist ein absurdes Verbot.« Si'mon ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen, stets darauf gefasst eine Überraschung zu erleben.
Er zog aus seinem Wams ein in Stoff geschlagenes Bündel und legte es vor beiden aus. Es duftete köstlich nach Süßkuchen.
»Für dich. Ich habe ihn aus der Küche meines Onkels gemaust.«
»Du stiehlst Kuchen, um ihn ausgerechnet mir zu schenken. Warum?« Seine Stimme nahm einen unhörbar misstrauischen Klang an und so versuchte Arion ihm glaubhaft zu vermitteln, dass er seine Entschuldigung ehrlich meine und diese Tat für sich selbst einer Art selbstbefriedigenden Mutprobe diene.
Si'mon war gewillt ihm zu glauben, stets auf das Gute bedacht. Er griff zu, brach ein großes Stück und steckte es sich genüsslich in den Mund. Er bedeutete Arion es ihm gleich zu tun, doch dieser lehnte dankend ab. »Den habe ich nur für dich besorgt, sieh es als Wiedergutmachung«, meinte er lächelnd.
Kaum dass Si'mon den ersten Happen schluckte, wurde ihm komisch. Er fühlte einen unsagbaren Druck auf der Brust und ihm wurde schwindelig. Seine Augen verdrehten sich, bis nur noch das Weiß zu erkennen war und viel auf die Seite.
»Wiedergutmachung für dass, was du vorhin meiner Prinzessin angetan hast. Sie zu begatten ist allein mein.«
Er griff zu dem restlichen Kuchen, wickelte diesen in den vorherigen Stoff und verschwand, ohne sich nochmals herumzudrehen.
Piwik sprang von einem herabhängenden Ast, schnupperte am Gesicht seines Freundes und lief so schnell ihn seine kurzen Beinchen trugen Richtung Hain. Leises wimmerndes quicken war sein Begleiter.