»Rieche Mensch.«
Die Fackel wurde ihm vor dem Gesicht hin und her gewedelt und der Träger schlug ihm diese auf die bullige Brust. Der Troll grunzte, fasste sich mit der linken Hand schützend auf die getroffene Stelle und schlug mit der rechten seinem Begleiter die Fackel aus der Faust. Sie flog in Si'mons Richtung und kam nicht minder zwei Schritte vor seinem Versteck zum Liegen. Suchend musterte er das Umfeld, ehe er sich mahnend an seinen Schänder wand. »Noch einmal quälen und ich dich mache Tod.«
»Du nichtsnutziger Klumpen. Du riechst Mensch? Ich bin ein Mensch Grom und du? Mein Beschützer, mein Sklave.«
»Ich nur Sklave wegen dem da«, grollte Grom und zeigte unmissverständlich auf die Brust seines Gegenübers. »Verdammte Spinne geben dir Macht über mein Volk. Ohne diese ihr seid nichts.«
Si'mon überlegte, löste Mithrodin und hielt sich kampfbereit. Für den Nordnomaden galt kurzer Prozess.
Grom blieb an Ort und Stelle, als sein Begleiter sich herumdrehte, um sich der Fackel zu nähern. Er schüttelte den Kopf, beugte sich nieder und erstarrte mitten in der Bewegung.
Seine Augen. Als blicke man in tiefste Abgründe. Ein eisiger Schauer lief Si'mon zwischen den Schulterblättern hinab. Diese Augen spiegelten zwar das flackern der tanzenden Flamme, aber sie beinhalteten keinerlei Leben. Sie waren leer. Noch bevor seine Glieder sich rührten, zuckte Si'mons Rechte vor, zurück und abermals vor. Ungeachtet der Umstände zog er seine Klinge ohne spürbaren Widerstand abwärts zurück. Sein Gegenüber gurgelte unverständliche Laute und Blut rann aus seinem offen stehenden Mund. Es roch streng nach Kupfer.
Si'mon trat aus seinem Versteck und wartete, doch Grom blieb gelassen. Neugierig legte er seinen massigen Kopf zu Seite. »Nun er hat zwei kleine Schwengel.«
Si'mon blickte von Grom auf das erhobene Mithrodin hin zu dem Sterbenden. Blut tropfte in sämigen Fäden von der Schneide seines Schwertes. Der Nomade bewegte sich, er versuchte einen Schritt zu tun und in jenem Moment klaffte sein Körper beginnend dem Brustbein abwärts auseinander. Der Jungen fühlte eisige Kälte und bittere Galle sammelte sich unter seiner Zunge.
Blut, viel Blut, ergoss sich auf den Boden. Innereien klatschten aus beiden Hälften haltlos herab. Sein Gegner schloss nicht einmal mehr die Augen und fiel rücklings. Jenes Etwas, welches er erblickte, begann sich zu bewegen. Acht Beinchen zogen sich aus der Brust des Gefallenen. Ohne zu überlegen, sprang Si'mon vor und stach Mithrodin zielsicher in die belebte metallene Spinne.
Ein befreiender Laut entwich Groms Kehle. »Ich doch sagten, ich riechen Mensch.«
Unsicher hob er seine Waffe und hielt sie dem Troll entgegen. Ein belebtes Eichhörnchen gesellte sich zwischen seine Beine und fiepte.
Der Troll schien zu lachen. Es klang wie ein Glucksen. »Ich Grom. Dir nichts tun Menschenjunge, auch nicht dem kleinen Freund. Ich auf dich lange gewartet.«