Vierundfünfzig aus Ton bestehende Röhrchen lagen aufgereiht auf dem Tisch. Sechs gingen kaputt, als Jos sie aus der Halterung löste. Er brauchte mehrere Versuche, bis die vor ihnen liegende Resultate als annehmbar und vor allem brauchbar galten. Ebenso viele aus Holz geschnitzte Pfropfen lagen bereit.
Si'mon sah in aufmunternde Gesichter und schluckte. Helena, die Frau von Wolff und Mutter von Veit hielt selbigen schützend vor sich. Wolff hingegen saß links neben Si'mon und drückte ihm freundschaftlich die Schulter. Jos stand ihm mit einem Krug selbst gebrannten Alkohols gegenüber.
Tief atmete er ein und ebenso lang prustete er aus, ein geschärftes Messer in der Rechten, welches er besonnen zur Seite legte.
»Nein, nicht so.« Er schüttelte klagend den Kopf und fasste sich an die Stirn. »Wie konnte ich nur. Veit bitte geh und hole aus meinem Rucksack das kleine lederne Futteral.«
»Was hast du vor, Simon?« Verlangte Wolff zu erfahren.
»Ich wuchs bei den Lynken auf und diese nutzen Errungenschaften, die schmerzfreier sind, als dieses ...« sein Blick schweifte hinüber zum Messer. »... geschärfte Stück Metall.« Beschwichtigend fügte er bei: »Auch wenn ich deine Arbeiten zu schätzen weiß Wolff.«
Veit kam herein und legte das Gewünschte auf den Tisch. In seinem Inneren befanden sich feinst gearbeitete Utensilien. Filigran, scharf und beinahe chirurgisch gefertigt.
»Was bitte ist das?«
»Diese hier, Helena, nutzen wir um Vergiftung auszubluten oder aber sofern man es gelernt hat, kleinere körperliche Eingriffe vorzunehmen.«
Er griff zu einer einseitig geschliffenen Nadel. Sie war unfassbar sauber und filigran gearbeitet. Flackerndes Kerzenlicht brach sich auf seinen Rundungen. Wolff wollte ganz automatisch zugreifen und den Gegenstand untersuchen, besann sich jedoch. Si'mon hielt diese vor sein Auge und schielte in Richtung Kerze. Zufrieden mit dem Blick rückte er einen halbhohen Krug zurecht und hielt sein linkes Handgelenk darüber. Mehrmals ballte er die Hand zu Faust und führte die Nadel zu einer gut ersichtlichen Ader.
Tief atmete er ein und stach zu. Vorsichtig und mit geübten Fingern, so glaubten es zumindest die Zuschauer, schob er diese tiefer hinein. Augenblicklich rann das kostbare Lebensgut hervor.
Helena schloss die Augen und wankte. Jos und Wolff rückten näher heran. »Faszinierend«, sprachen beide zugleich.
Der Krug füllte sich und Si'mon wurde beim Anblick seines eigenen Blutes mulmig. Er zog die Nadel aus seinem Arm und presste sich ein sauberes Tuch auf die winzige kaum nachblutende Wunde.
Sogleich begann Wolff das gesammelte Blut in die Röhrchen zu geben und Jos verdünnte den Inhalt mit dem bereitgehaltenen Alkohol. Veit verschloss sie augenblicklich mit den daliegenden Pfropfen und Helena tropfte Kerzenwachs um den Rand, um sie endgültig zu versiegeln.
Wolff legte Si'mon väterlich die Hand auf die Schulter. »Morgen wissen wir, ob sie uns von Nutzen sein werden.«