Kertófu war in Aufruhr. Wo nur war er hin verschwunden? Der Diplomat der Snift war seit drei Tagen nicht mehr auffindbar. Am Hofe gab es außer ihm nur zwei weitere Katzenmenschen, ihn also aus Versehen zu übersehen, war ein Ding der Unmöglichkeit.
Außerdem war die Tochter des Hofdiplomaten Yamato – Sakura – auch seit geraumer Zeit nicht mehr bei ihrem Vater erschienen. Das Undenkbare zu denken verbot sich Yamato ganz kategorisch. So dumm war sie nicht, sich mit einem seiner Sorte einzulassen. Voller Unruhe ging der Diplomat in seiner Kammer auf und ab. Die Insignienkette um seinen Hals klimperte bei jedem Schritt, wenn sie sanft gegen seinen Orden schlug. Den Orden, den er vom König erhalten hatte für seine großen Dienste zum Wohle des Königreiches.
„Oh Sakura“, murmelte er in seinen braunen Bart, der sich trotz aller Bemühungen und Pflege widerspenstig in alle Richtungen strobelte. „Wo steckst du nur, wenn dein alter Herr dich braucht.“ Um sich abzulenken setzte er sich an den Arbeitstisch und brütete über ein paar Dokumenten, die er prüfen und dem König zur Unterzeichnung vorlegen sollte.
„Herr Diplomat Yamato, nehme ich an.“ Eine in dunkle Gewänder gehüllte Gestalt trat in das Arbeitszimmer. Yamato fuhr hoch.
„Ebendieser. Womit kann ich dienen? Und vor allem – wem?“ Wenngleich er höflich bei der Wortwahl blieb, war es doch offensichtlich, dass der Diplomat gereizt war und gerade eigentlich Niemandem in welcher Weise auch immer dienen wollte.
„Verzeihen Sie“, erwiderte der Störenfried gelassen. „Mir ist bekannt, dass ihre Tochter verschwunden ist und sie sich deswegen Sorgen machen. Aber genau darum bin ich hier.“ Yamato sah den unerwünschten Eindringling mit Argwohn an. Der Unbekannte sprach derweil unbeirrt weiter: „Sehen Sie, die Sache ist die, Ihre Tochter und der von den Snift geschickte Unterhändler sind zur gleichen Zeit verschwunden. Die Leute reden. Man munkelt und tuschelt. Ich bin deshalb gekommen, um Sie persönlich zu fragen, ob es möglich sein könnte, dass…“ „NEIN!“ Schon während der Fremde sprach, war der Kopf des Diplomaten immer dunkelroter geworden. „Nein, das ist es nicht. Um nicht zu sagen, es ist ganz und gar unmöglich!“ Polterte Yamato ungehalten. „So beruhigen Sie sich doch bitte.“ Versuchte der Andere ihn zu beschwichtigen. „Ich will mich aber nicht beruhigen! Wer sind Sie überhaupt?“ Der Diplomat hatte sich einen Moment vergessen und den Eindringling beim Kragen gepackt, ihn aber gleich wieder losgelassen, als ihm bewusst wurde, dass er weder Rang noch Namen des Anderen bisher kannte. „Mein Name ist Bert. Ich bin erst seit kurzem am Hof. Man hat mich holen lassen, um den Fall des verschwundenen Unterhändlers der Katzenmenschen zu untersuchen.“ Alle Farbe wich aus dem Gesicht des Diplomaten. „Und was hat das mit mir zu tun?“ Hauchte er voll böser Vorahnungen. Nahm man an, der Snift hätte ein Verbrechen begangen? Gar seine Tochter entführt oder noch Schlimmeres? „Bisher noch nichts“, antwortete der Gefragte. „Nun sagen Sie doch schon endlich, was Sie von mir wollen, Herr Untersuchungsbeauftragter.“ Die ganze Sache ging Yamato langsam auf die Nerven. Er hatte genug um die Ohren und keine Geduld sich mit diesem Bert herumzuärgern. „Im Grunde genommen, haben Sie meine Frage bereits beantwortet. Ich bin nur hier, um sicher zu gehen, dass es sich nicht um einen Skandal handelt. Aber da Sie so fest davon überzeugt sind, dass Ihre Tochter sich nicht mit einem Halbmenschen einlassen würde, kann ich diese Sorge wohl von meiner Liste streichen.“ Er wandte sich um und verließ den Raum. „Darauf können Sie Gift nehmen“, murmelte Sakuras Vater ihm nach.