»Du verfügst über eine herausragende Körperspannung und führst eine ruhige Hand. Aus dir kann wahrhaftig etwas brauchbares werden. Zumindest dies hat mein Blutsverwandter der Welt hinterlassen.«
»Was mag er damit gemeint haben?«
Rongard zuckte mit den Schultern. »Als wenn ich das wüsste. Meine Eltern machten stets ein Geheimnis, was die Familie betraf ... so auch über diesen vermeintlichen Onkel.«
»Aber er war euer Oheim, nicht wahr?«
»Vermutlich, beschwören hingegen, würde ich es nicht. Wenngleich ... er war zeitlebens weitestgehend gut zu mir. In seiner Art zweifelsfrei begnadet, obschon etwas verschroben.«
Die Insel, die sich bei näherer Betrachtung eher als eine nicht minder kleine Landmasse herausstellte, trug einen urigen Namen. Ausgerechnet jener Mann, der sich als sein Onkel darstellte und zu jedweder Frage eine Antwort parat hielt, forderte den Jungen auf, seiner Lösung selbst habhaft zu werden.
Die Insel würde sich ihm offenbaren, wenn er bereit dazu sei und in der Lage schien, geeignete Erkundigungen an eben den rechten Orten zu formulieren.
Woche um Woche verging und Monate folgten auf Monate. Der junge Rongard wuchs heran und beschäftigte sich mit Dingen, welche ihn Heutwährend ausmachen. Er wurde biegsam und gewandt, schnell wie ausdauernd.
Er erfreute sich an Kleinigkeiten geformt aus dem, was die Natur und ein wenig Magie ihm bot. Eigenst vermochte er keinen Zauber zu wirken oder verfügte auch nur ansatzweise über derlei Talente. Er. Er war die zu führende Klinge. Der Stahl gegen den Stahl.
Sein Onkel hingegen ... er schuf, gleichwohl wie hoch der Unglaube gar Unbill des Jungen schien, aus vermeintlich Toten etwas Lebendiges. Leben, welches sich auf ihn stürzte, um seines zu nehmen.
»Ser?« Der alte Schreiber schluckte jener Bilder, die sich in seinem Kopf manifestierten. »Maestro? Hat euch euer eigener Onkel etwa zum Kämpfen gezwungen?« Wiedererwartend erhielt er keinerlei erkenntliche Reaktion des Angesprochenen. Mehr noch, dieser schien sich von jeglichen äußeren Einflüssen abgesondert zu haben. Er beschrieb sein Heim, sein Leben, wie auch die Insel. Dem Schreiber blieb somit nichts anderes übrig, als weiterhin zu lauschen und zu notieren. Rongard nutzte die Situation aus, Weggesperrtes zu offenbaren. Offensichtlich trug dieser schmerzende Erinnerungen in sich, welche der Einmarsch der Winterdämonen, aus ihm herauslockten.
Die Notizen des Alten wuchsen an und so wurden aus anfänglich ersten einfachen Niederschriften und Zitaten kurze Anmerkungen und Stichpunkte. Beginnend der Unterredung verlief das Gespräch in einem angenehmen Dialog, jetzt hingegen blieb der Mann allenfalls ein stiller Zuhörer, der sich eilte, dem Monolog zu folgen.
Es war seltsam, sprach der Recken anfangs doch von seinem Onkel, als besäße dieser ein gütiges Wesen ...