Der Mann, eben jene Person, welche sich als Oheim Rongards ausgab oder vielmehr dafürgehalten wurde, war ein ... wie sagt man ... komischer Kauz.
Dieser gab sich dem Jungen fürsorglich und versuchte ihm das schmerzende Fehlen der Eltern bestmöglich zu ersetzen. Er ließ ihn Dinge tun, welche ihm der Vater als auch die Mutter nur widerwillig eingestanden. Zeigte ihm eben solche, die er bisweilen für Aberglaube gar Spinnerei abtat, obgleich jene oftmals für einiges an Übung sorgten.
Der Recken sprach in totaler Entrückung, so als sei er in einer Zeitschleife gefangen und beobachte sein Leben aus neutraler Sichtweise. Sein tonal erinnerte mehr an Gefühllosigkeit, wenngleich die Situation, die Gefahr, in welche der Knabe tagtäglich schwebte, schiere Belanglosigkeit glich. Der betagte Schreiber war sich seiner sicher, wenn nicht sogar darüber im klaren, dass dem jungen Rongard die Tragweite des damaligen Geschehens gänzlich abhanden ging.
Dieser ... Onkel oder was auch immer er zu sein vorgab ... er schien geschickt in seinem Tun hingen nicht ehrlich.
Er vollführte Dinge. Geschehnisse, die selbst der Maestro, der er heute ist, nicht rechtens erklären können würde.
Anfangs durfte der junge Mann ... man bedenke, dass auch dieser kampferprobte Recken, einst ein Jüngling war ... mit einem Stecken um sich hieben und behaupten, er kämpfe gegen Dämonen und Feinde des Landes.
Aus dem Stück biegsamen Holzes wurde eines Tages ein leicht zu handhabendes Schwert und aus unsichtbaren, imaginären Gegnern, handfeste Auseinandersetzungen.
Sein Onkel vollführte Kunststücke, die nicht anders als mit Zauberei einhergehen konnten. Vielleicht sogar ... ja, es liegt im Bereich des Möglichen, dass es sich hierbei schlussendlich um ... wahre Magie handelte. Doch, etwas war trüglich an dem Ganzen.
Obwohl Rongard immer wieder monoton lamentierte, dass es keine Zauberei gar Magie gäbe, waren die Umschreibungen mit nichts anderem zu erklären. Hand aufs Herz, wir alle leben auf Belletristica und fühlen, nein, erleben, Tag ein, Tag aus eben die wahre Existenz dessen, was mit solch schlichten wie einfachen Worten nicht ansatzweise umschrieben werden kann.
Die ersten Wesen, die dieser seltsame Kerl schuf, waren noch klein und hilflos. Wie aus dem Nichts erwuchsen sie aus nebeligen Schwaden, Pfützen oder lehmigen Schmodder.
Im Laufe der Zeit und mit wachsendem Alter wandelten sich gleichfalls seine Gegner ... und sein vermeidlich führsorgender Oheim.
Immer wieder lachte Rongard kläglich auf, so als ahme er eine kränkliche Ziege nach. »So ähnlich klang er, als neuerlich ein Wesen seiner Kunst mich anging«, erklärt er.
Es war erschreckend wie ernüchternd zugleich, als die wahre, tief greifende Verrücktheit des Onkels dem Schreiber offenbart wurde.
»Du wirst jemanden brauchen, mein Junge, der dir Aug' und Ohr ersetzt.«
Kaum das der Satz gesprochen wart, umhüllte undurchsichtiger Nebel den mittlerweile jungen Mann wie Watte. Die Luft zum Atmen wurde ihm schwer und seine Muskeln schienen ihm nicht weiter gehorchen zu wollen. Die Augen schlossen sich vor Müdigkeit.