Und plötzlich war sie wieder da, auch wenn es noch so unwirklich schien. Ich meine, sie ist gestorben, vor Monaten schon, aber plötzlich stand sie in meinem Zimmer. Ich war überwältigt, weil ich nie damit gerechnet hätte, dass ich sie je wiedersehen würde. Vielleicht war ich ja gestorben, vielleicht war das ja der Himmel? Ganz egal, sie war wieder da und schlagartig wurde mir bewusst, wie sehr ich sie vermisst habe, dass mir die ganze Zeit ein Teil meines Herzens, ein Puzzlestück zum Glücklichsein gefehlt hat. Jetzt war alles wieder komplett und ich konnte wieder ein ganzer Mensch sein. Sie stand einfach nur da und lächelte mich an. Einfach alles sah so aus wie früher: Ihre Kleidung war bis auf ein paar geflickte Stellen gepflegt, ihr Mund lächelte zwar, doch ihre Augen sahen so besorgt und traurig aus wie kurz vor ihrem Tod. Alles war so vertraut und gleichzeitig so befremdlich.
Ich wollte, dass sie lebt, doch musste sie begraben, ich wollte in die Vergangenheit zurückkehren, doch die Zukunft kam trotzdem, ich wollte irgendwie weiterleben, doch hatte nur mäßigen Erfolg damit. Zu groß war die Lücke, die sie hinterlassen hat und die sich jetzt ganz unverhofft wieder gefüllt hat. Nichts konnte uns jetzt noch zurückhalten und wir fielen uns in die Arme, als wollten uns niemals wieder loslassen. Dieses Gefühl, dieser Geruch, alles war so vertraut, dass es mir die Kehle zuschnürrte. "Ich dachte, du wärst tot.", flüsterte ich. Sie antwortete mit dieser sanften Stimme, die ich so vermisst hatte: "Nein, ich werde nicht so bald tot sein, denn ich lebe weiter. In euch, in euren Herzen und den Spuren, die ich in eurer Erinnerung hinterlassen habe." "Bitte lass mich nie wieder allein! Wir können nicht ohne dich sein. All diese Monate waren so schwer ohne dich.", bittete ich, wohl wissend, dass ich sie so schnell nicht wieder loslassen würde. Ich würde ihr folgen, egal wohin sie auch gehen sollte, denn ich war nicht bereit, sie nochmal zu verlieren. "Ich werde dich nie alleine lassen. Selbst wenn es anders aussieht, so bin ich doch immer bei dir. Ich hab dich so unendendlich lieb, dass selbst der Tod das nicht ändern wird", sagte sie und löste sich aus meiner Umarmung.
Ich schlug die Augen auf. Alles war nur ein Traum gewesen. Mit einem Lächeln im Gesicht und Tränen in den Augen hauchte ich ein: "Ich hab dich auch lieb" in die Dunkelheit...