Das erste Mal, dass ich mit dem Begriff "Enby" oder "Nonbinary" in Kontakt gekommen bin, dürfte 2016 gewesen sein. Ich sah mir zu der Zeit sehr gerne einen YouTuber an, der sich mit mentaler Gesundheit befasste und manchmal auch einige Videos zu queeren Themen veröffentlichte. Als er einmal über Enbys sprach, dachte ich mir: "Hm, das gefällt mir. Vielleicht bin ich das."
Vorerst behielt ich den Gedanken jedoch für mich. Er war noch zu frisch, ich mir zu unsicher, und ich sicher sein, dass ich das Label nicht nur für Aufmerksamkeit benutzen würde. Nach etwa drei Jahren wurde der Begriff wieder präsenter und mit ihm auch die Bedürfnisse und Wünsche, die ich hatte. Ich entschied mich also dazu, anderen zu erklären, wie ich behandelt werden möchte. Nicht als Frau oder als Mann. Ich bin, was die Geschlechtsidentität angeht, ein Mensch. Eine Person, nichts weiter.
Vielleicht sollte ich für die Leser, die mit der gesamten Thematik nur wenig bis gar nichts anfangen können, das Wichtigste noch einmal zusammenfassen. Die LGBT-Community (Was aufgedröselt für Lesbian-Gay-Bi-Trans steht) beschäftigt sich vor allem mit sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten. Unter den Orientierungen versteht man unter Anderem Homosexualität, Bisexualität, Asexualität; Es geht also darum, zu welchen Geschlechtern man sich sexuell oder romantisch hingezogen fühlt.
Bei den Geschlechtsidentitäten wird das ganze schon ein wenig komplizierter. Hier muss nämlich unterschieden werden zwischen dem biologischen (eng. sex) und dem sozialen Geschlecht (eng. gender). Das biologische Geschlecht ist von Geburt an festgelegt: Die Eltern halten nach der Geburt entweder einen kleinen Junge, ein kleines Mädchen, oder in seltenen Fällen auch ein intersexuelles Baby im Arm. Ein Neugeborenes ist mit unserem sozialen Konstrukt von Geschlecht noch gar nicht in Berührung gekommen, und es hat sowieso erst einmal ganz andere Probleme, also behandelt man das Baby in den meisten Fällen vorerst seinen Genitalien entsprechend. Inwiefern das gut oder schlecht ist, ist eine andere Frage.
Ab etwa dem sechsten Lebensjahr entwickelt sich das soziale Geschlecht. Das Kind wird sich bewusst von seinem eigenen Geschlecht und fängt selbst an, einen deutlichen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen zu machen. Viele Jugendliche können sich mit dem Geschlecht identifizieren, mit dem sie zur Welt gekommen sind, was man in der Fachsprache auch als Cisgender bezeichnet. Einige stellen fest, dass ihr Körper und die Art wie sie wahrgenommen werden nicht ganz zu ihnen passt, und dass sie sich in den Geschlechterrollen des anderen Geschlechts wohler fühlen. Das nennt sich Transgender.
Und dann gibt es noch Menschen wie mich, die sich weder als männlich noch als weiblich identifizieren und unter dem Überbegriff Nonbinär verordnet sind. Nonbinär bedeutet so viel wie "Nicht binär" und fasst sämtliche andere Geschlechtsidentitäten zusammen, wie zum Beispiel Genderfluid, Genderqueer oder Agender.
Ich hoffe, ich konnte alles soweit verständlich erklären, sodass du als Leser genügend Hintergrundwissen hast, um dich mit mir auf diese Reise zu machen.