Rettung
Als ich schlagartig in die Höhe fuhr, hörte ich, wie Harry schmerzverzerrt wimmerte und wild um sich trat, wodurch ich unsanft erwachte. Ich blickte rasch auf den schlafenden Harry, der anscheinenden in einer weniger schönen Traumvision gefangen zu sein schien und immer unkontrollierter um sich trat.
Er stöhnte und bettelte erbärmlich, ich bemerkte, dass es jetzt fast zwei Uhr in der Früh war und erkannte, dass Harrys unruhige und immer lauter werdende Geräusche die anderen Jungs aus ihrem Schlaf zu holen begann und da fasste ich einen Entschluss. Ich musste schnell handeln und so griff ich nach meinem Zauberstab, schwang mich fast auf Harry und saß nun mit gespreizten Beinen auf seinem Bauch, dabei blickte ich unsicher auf ihn nieder und sprach dann doch entschlossen „Dispicio“ und Harrys Augen klappten gezwungenermaßen auf und sie starrten mir blicklos entgegen, im Schlaf gefangen waren sie ein grausiger Anblick.
Nun zeigte ich weiter mit dem Stab auf ihn und sprach mir Mut zu, dass ich das schon schaffen würde und meinte “Legilimens“ und schon konnte ich diesmal spüren, wie es sich anfühlte, den Spruch selbst zu sprechen und in den Geist eines anderen Menschen gesaugt zu werden und das zu sehen und zu erleben, was vor dessen geistigem Auge ablief. Es war überwältigend, diese Macht zu besitzen aber auch schmerzhaft, ein dumpfes Pochen setzte sofort bei mir ein und ließ mich die Zähne fest aufeinanderbeißen.
Ich konnte mit verfolgen, wie wir in einem großen Raum oder eher einer kleinen Halle waren, die von der Art her Hogwarts glich. Es schien ein altes, aus großen, grauen Steinen erbautes Haus oder eher Schloss zu sein, so groß wie der Saal aussah. Die Fackeln an den Wänden flackerten unstet. Ich versuchte Harry zu beruhigen, auf dass er seine Angst verlor und Ruhe wiederfand.
Er schien meine Präsenz in seinem Geist zu bemerken und als er mich erkannte, schien Harry tatsächlich ruhiger zu werden, da sich seine panischen Atemzüge etwas erholten.
Ich erkannte, dass Harry alles was er sah, scheinbar durch die Augen einer anderen Person wahrnahm, das sagte mir sein Blickwinkel und da er bei seinem letzten Anfall eine Schlange gewesen war, die vom Dark Lord gelenkt worden war, ließ meine Kombinationsgabe nur einen sehr verstörenden und schrecklichen Schluss zu! Harry war unabsichtlich im Geist des Lords gelandet und erlebte gerade, was dieser sah, tat und sagte. Eine beängstigende Vorstellung, aber wie es schien, hatte dieser uns bis jetzt nicht bemerkt, ich blieb bei dieser Erkenntnis ruhig und besah mir neugierig die Szene vor mir, jetzt da Harry durch meine Unterstützung selbst ebenfalls gelassener geworden war.
Wir hörten die nicht zu fassende, nicht mehr menschlich klingende Stimme Voldemorts, sie hallte von den hohen Wänden das Saals wider, als er einen ältlichen, hässlichen Mann, dessen Gesicht von starken Pockennarben verunziert war, mit dem Namen Augustus Rookwood, klirrend kalt ansprach.
Ich erkannte ihn als einen der Death Eater wieder, der damals bei dem Massenausbruch von Askaban mit entkommen war und nahm mir vor, seine Vita nachzuschlagen.
Es war widerwärtig, dabei zuzusehen, wie sich der Angesprochene ohne Stolz vor die Füße des Lords schmiss und ihm getreulich Auskunft gab und da ging mir doch mein Mund auf, ich musste nicht mehr nachschlagen, nun erfuhr ich aus erster Hand, wer Rookwood war.
Er war mal ein „Unspeakable“ gewesen und stand dem Lord gerade Rede und Antwort und so informierte er ihn, dass dieser bisher falsch informiert gewesen sei, dass seine bisherigen Versuche irgendetwas aus der Mysteriumsabteilung, speziell eine Prophezeiung, herauszuholen nicht klappen konnten. Und dass der ermordete Bode die folgenschweren Schutzzauber gekannt und deshalb so erbittert gegen den von Malfoy ausgesprochenen Imperius gekämpft hatte.
Lucius also, das war ja so klar gewesen, hatte er ihn auch ermordet?
Ich konnte spüren, wie Harry immer unruhiger unter mir wurde, auch sein Stöhnen war wieder lauter, auf dass ich ihn nicht mehr beruhigen konnte, dann spürte ich, wie wir beide unsanft gerüttelt wurden und verließ widerwillig seinen Geist, schloss die Augen und löste den Fluch. Ich sackte augenblicklich kraftlos auf Harrys Brust zusammen, aufgrund der ungewohnten Belastung, die es doch bedeutete, in den Geist eines anderen einzudringen, auch dies war schmerzhaft und höllisch anstrengend, wie ich gerade am eigenen Leib erfahren hatte.
„Harry, wach auf!“, konnte ich Ron besorgt rufen hören.
„Hermione, was machst du da auf Harry? Geh doch runter!“, meinte jemand, ich glaube, es war Neville, und rüttelte an mir rum und ich winkte schwach ab.
„Ahhhhhh!“, stöhnte Harry auf und fasste sich hektisch an seine Narbe. „Hermione!“, ich ließ mich von den rüttelnden Händen von Ron und Neville, wie ich erkannte, nicht ablenken oder wegziehen, riss mich zusammen und robbte nun wieder höher, um in Harrys nun wache Augen zu blicken.
„Harry, geht es wieder?“, fragte ich besorgt.
„Hermione, du warst da, ich hab dich gespürt… ganz intensiv!“, flüsterte er heiser, bei seiner Wortwahl, sah ich aus den Augenwinkel, wie der ein oder andere Junge in dem nun komplett wachen Raum zusammenzuckte. Mann, die konnten auch nur an das Eine denken, pubertierende Jungs. Aber Harry machte es mit seinen nächsten Worten nicht besser. „Du warst so tief, wie er es noch nie geschafft hat, du hast es auch gefühlt, oder?“, fragte er und spielte mit seinem er auf Snape an und ich achtete nicht auf das erstaunte Luftholen der anderen, sondern sah ihn weiter eindringlich an und strich nun selbst über die Narbe. Unser Anblick musste herrlich sein, ich so auf Harrys Bauch sitzend, fast auf seiner Brust liegend.
„Harry, du musst stärker werden, alles was du gesehen hast war doch gar nicht so schlimm! Keinen Mord, keine Folter, gut, vielleicht war es diesmal weniger heftig, aber das musst du schaffen, verdammt“, beschwor ich ihn regelrecht ungehalten und packte nun grob seinen Kopf mit meinen Händen, hatte meinen Stab auf das Kissen geschmissen.
„Ja, ja, ich weiß, Hermione, ich weiß, es ist nur so schwer. Ich bin nicht so stark wie du! Mein Kopf tut so weh!“, jammerte er erschöpft. Ja, dachte er denn, meiner tat nicht weh? Aber gut, es war bestimmt nicht leicht, immer das zu haben, was Harry hatte, diese stete Verbindung.
„Ach, Unsinn, Harry, du bist stärker und wenn ich mit dir jetzt jeden Tag übe, mir egal, aber eines Tages wirst du es schaffen! Du musst lernen, es zu beherrschen, nicht dass es dich beherrscht“, ereiferte ich mich und schwor mir dies und wenn ich gar nicht mehr schlafen würde, wir würden das schaffen.
„Aber der andere… Lehrer sagt, dass ich nichts sehen darf! Es konsequent ausschließen soll!“, brachte er da Snape mit ein und biss sich unsicher auf die Unterlippe.
„Hast du jemals auf etwas gehört was dieser… Lehrer zu dir gesagt hat? Wenn du endlich diese Kunst beherrschen könntest, denke ich, wäre man doof, sie nicht für sich zu nützen, aber du kannst sie ja nicht!“, schrie ich nun sehr aufgebracht, da ich wusste, dass es gefährlich war, sollte der Lord spitz bekommen wie nah ihm Harry kommen konnte.
„Hast du eine Ahnung, was wir da gesehen haben? Oder von was die Reden?“, richtete er sich nun auf und ich rutschte von ihm runter und setzte mich neben ihn im Schneidersitz hin. Er zog sich hoch und lehnte nun erschöpft und verschwitzt am Kopfende, Ron reicht ihm fürsorglich ein Glas Wasser.
„Danke, Ron!“, sagte ich für Harry, der gierig trank. „Ja, jetzt haben wir die Bestätigung, dass sie Bode ermordet haben, weil er wieder das Sprechen erlernt hat!“, beantwortete ich Harrys Frage und strich mir meine wirre Haarpracht aus dem erhitzten Antlitz.
„Du hattest recht mit dem Fluch, der es unmöglich macht, Sachen von… dort zu entwenden und dass er davon keine Ahnung hatte, du weiß sogar Dinge, die er nicht weiß, … du bist unglaublich!“, kamen Harry so langsam die Zusammenhänge in den Sinn und er schüttelte wie betäubt den Kopf, seine Kopfweh mussten erbärmlich sein, es war wohl noch etwas anderes, seinen Geist mit jemandem zu teilen als nur mit Magie darin einzudringen.
„Ja toll, jetzt weiß er es aber auch, unser Vorteil ist weg!“, ärgerte ich mich gerade sehr und rief einen Kopfschmerztrank aus meinem Schlafraum zu uns und reichte ihn Harry resigniert.
„Ihr meint… du hattest wieder… eine Vision?“, stotterte Ron ehrfürchtig und fuhr sich furchtsam durch sein unordentliches, rotes Haar und zeigte ein ängstliches Gesicht in Erinnerung an die Geschehnisse von vor Weihnachten, als eine Vision von Harry seinen Vater gerettet hatte.
„Ja, Ron, hatte ich, aber ich bin aufgewacht als dieser Rookwood anfing von den verschiedenen Räumen zu reden… und dann nichts!“, erklärte er bereitwillig, mhm… dachte ich bei mir, wenn die wüssten, dass ich zumindest schon drei Räume kannte, schließlich war das ein sehr siegreicher Einbruch von mir gewesen. Hey, Jungs, ich bin Weihnachten im Ministerium erfolgreich eingestiegen und hab ein paar Unterlagen mitgehen lassen, ich bin eine Diebin, ja, genau, das sollte ich mal machen, die würden tot umfallen!
„Ähm, sorry, aber von was redet ihr da?“, meldete sich Dean nun zu Wort.
„Ja, das würde mich auch interessieren, was du da mit deinem Zauberstab in Harrys Gesicht gemacht hast?“, fragte nun auch Seamus nach und sah mich misstrauisch an.
„Ähm, tja?“, kam es linguistisch sehr einfallsreich von Harry und Ron.
„Nichts, Jungs, ihr müsst euch keine Sorgen machen, Harry geht es wieder gut! Das hat mit seiner „Außergewöhnlichkeit“ zu tun, danke dass ihr euch sorgt, aber geht ruhig wieder schlafen, morgen ist Schule und es tut uns schrecklich leid, dass wir euch aufgeweckt haben!“, sprach ich resolut und ging gar nicht auf die Fragen ein und so durfte ich erleben, wie ihre ungläubigen Augen auf mir lagen und sie auf meinen Pyjama starrten. Ich war kurz davor, meine verzweifelt zu verdrehen, pubertierende Jungs, die sahen noch nicht mal was, aber das Wissen, dass es mein Nachtgewand war, schien für die Jungs anregend zu sein.
„Ja, aber Hermione, du erklärst uns nicht, was Harry denn genau fehlt?“, bohrte Dean weiter. „Außerdem dürftest du gar nicht hier sein, wenn das McGonagall wüsste?“, was wollte das Bürschchen? Mir drohen? Mir drohten Leute wie Lucius oder Snape, da sollte ich vor einem Kind wie Dean Angst haben? Lächerlich, mein Lieber, ich könnte dich das Fürchten lehren.
„Ich denke nicht, dass ich deine Erlaubnis brauche, um in Harrys Bett zu schlafen! Eifersüchtig, dass kein Mädchen bei dir ins Bett mit reinkrabbeln möchte… oder ist es der Neid, dass Harry schon Erfahrungen sammelt, wo du noch feuchte Träume hast? Droh mir nicht, Dean, denn das, und das kann ich dir versprechen, geht nach hinten los!“, drohte ich eiskalt, oh, ich konnte so gut unter die Gürtellinie zielen, nicht umsonst gelang es mir, überzeugend die Nutte zu mimen. „Und euch sagen was Harry fehlt!? Das kann… das können wir auch nicht, da dies Professor Dumbledore nicht möchte!“, fiel mir die perfekte Ausrede für seine eigentliche Frage ein.
„Hermione!“, kreischte Ron bei meiner frivolen Ansprache und Harry starrte mich nur mit offenem Mund an. Neville sah aus, als würde er gleich implodieren, so tiefrot war sein Gesicht angelaufen, Seamus kratzte sich verlegen am Kopf und hüpfte von einem Bein auf das andere und Dean hatte so große Augen bekommen, dass das Weiß seiner Augen regelrecht aus seinem dunklen Gesicht heraus stach.
„Oh, verstehe, wenn’s dir wirklich wieder gut geht, Harry, dann gute Nacht!“, meinte da abrupt ein verschreckter Neville verständig und ging verlegen in seinem Besen-Pyjama zurück ins Bett, ja Besen, sie flogen wie wild auf dem Anzug hin und her, oh Mann! Wer kaufte ihm so etwas? Er war doch kein Kind mehr, armer Neville.
Mein Ruf in Gryffindor wurde augenscheinlich von Tag zu Tag besser, ich mochte gar nicht wissen, was Dean morgen unseren Kameraden erzählen würde.
„Es ist nett, dass ihr euch so Sorgen macht, aber mir geht’s wirklich wieder gut und leider könnt ihr mir dabei nicht helfen, sorry! Und danke, dass ihr Hermione bei mir schlafen lasst, das bedeutet mir viel, danke!“, schaltete sich nun doch noch Harry ein, der sich von seinem Schock erholt zu haben schien und wohl versuchte, die Lage zu retten, auf dass Dean nicht zu sauer war und Ron ließ sich geplättet auf die andere Seite von Harry auf die Matratze plumpsen, so dass wir nun zu dritt auf Harrys Bett saßen und die anderen sich alle in ihre Schlafkojen begaben.
Ich schuf, jetzt da ich Zeit hatte, die Schutzzauber und sorgte dafür, dass wir die anderen nicht mehr störten und in Ruhe, ohne belauscht zu werden, miteinander sprechen konnten.
„So, Hermione, was war das vorhin mit Harry? Was hast du getan, so wie du auf ihm gesessen bist, was war da los? Und was sollte das mit Dean, war das nicht ein bisschen sehr… anrüchig… ich meine, du willst doch von Harry nichts?“, wollte nun Ron entschieden wissen und ich knabberte an meiner Unterlippe, dass ich aber auch immer meinen Mund nicht halten konnte, manchmal, aber nur manchmal, konnte ich verstehen, dass Snape mir den Mund stopfen wollte, in Momenten wie diesen würde ich ihm dabei liebend gerne behilflich sein.
„Zuerst, nein, ich will nichts von Harry, aber die Anmache oder auch Drohung von Dean, dass ich nicht hier bei Harry sein darf, hat mich auf die Palme gebracht und da fiel mir nur der dumme Spruch ein! Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass die da jetzt denken, wir hätten was am Laufen?", blickte ich betreten zu Harry.
„Ja, aber so im unteren Niveau kennen wir dich gar nicht!“, meinte da Ron und auch Harry nickte und sah mich immer noch abwägend an, während ich den Schock verarbeitete, dass Ron das Wort „Niveau“ kannte.
„Nein, Hermione, es macht mir nichts aus, was die denken, ich habe schon lange aufgegeben, danach zu leben was die über mich denken könnten, dann würde ich wohl nie mehr im Leben glücklich werden können, aber du warst wirklich leicht vulgär, so kenne ich dich gar nicht. Ich hätte nie gedacht, dass du solche Sachen sagen könntest!“, nickten sich nun Harry und Ron einhellig zu.
Ich spielte mit meinen langen Haaren und rieb sie zwischen meinen Fingern, tja, wieder einmal ein bisschen die Hosen runter lassen.
„Nur weil ich sonst nicht so rede, warum sollte ich so etwas nicht sagen können, war doch nicht wirklich schlimm und Jungs nur ein Rat, ich kann viel! Begeht nicht den Fehler, mich zu unterschätzen und das ist keine Drohung wie bei Dean, das ist nur ein gutgemeinter Rat!“, entgegnete ich ruhig, aber zu mehr würde ich mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht hinreißen lassen, die Blicke der beiden waren schon überrumpelt genug und so griff ich Rons Frage wieder auf und sagte:
„Du weißt doch, dass ich Harry dabei unterstütze Okklumentik zu lernen?“, blickte ich Ron an und dieser nickte. „Nun, als ich bemerkte, dass er in der Vision gefangen ist, dachte ich, es wäre eine gute Idee, um diese Verbindung besser verstehen zu können, wenn ich mir das mal anschaue und hab den „Legilimens“ gesprochen!“, gab ich zu und Ron schaute nur geplättet aus der Wäsche.
„Ähähä“, war sein super Einwurf.
„Das ist der Spruch, Kumpel, den Snape immer verwendet um in meinen Geist einzudringen!“, erklärte ihm da Harry hilfreich.
„Oh, scheiße! Aber Harry, der tut dir doch immer so weh! Hermione, du hast Harry wehgetan!“, schaute er mich jetzt aufgebracht an und der versteckte Tadel kam durch.
„Halt, stopp, Ron. Nein, anders als bei Snape hat es mir nicht so wehgetan, sie hat mich eher beruhigt, warum hat es nicht wehgetan, Hermione?“, legte Harry seinen Kopf schief und sah mich interessiert an, das andere Thema schien erst mal abgehakt, Göttin sei Dank.
„Ich denke, da ich dir keine Erinnerungen oder dergleichen aus deinem Geist reißen wollte. Ich hab dich ja nur begleitet, bei dem was du gerade gesehen hast, ich habe keinen Druck aufgebaut, mich nur mit dir mit treiben lassen und dich zu nichts gezwungen, ich denke, das macht den Unterschied!“, versuchte ich die Vorgänge darzustellen.
„Mhh, ich denke, du hast recht, das hört sich für mich logisch an. Aber was sollen wir jetzt machen?“, fragte da Ron leicht überfordert, denn ihm schien es unheimlich, dass Harry diese stete Verbindung sein Eigen nannte.
„Nichts, Ron, was sollen wir tun? Harry muss noch härter an sich arbeiten!“
„Ja, ist ja schon gut, aber was will Voldemort, was!?“, rief da Harry sehr erregt und raufte sich verzweifelt die Haare.
„Eine Prophezeiung, in der es anscheinend um dich geht, denn sonst würde es doch das ganze Theater nicht geben und es ist mindestens schon ein Mensch dafür gestorben und Rons Dad wurde dafür schwer verletzt!“, zählte ich pragmatisch auf. „Und die sogenannten „Erwachsenen“ lassen uns völlig im Dunkeln!“, sprach ich verachtend.
„Das ist doch alles eine verdammte Scheiße, ich hasse das!“, rief Harry sehr wütend und Ron blickte ihn geschockt an bei seinem Ausbruch, aber so schnell wie Harry gerade auf 180 war, so schnell schlug seine Stimmung wieder um und er brach zweifelnd in sich zusammen. „Wenigstens weiß jetzt noch jemand, wie es ist, die Welt aus Voldemorts Perspektive zu sehen und zu erleben!“
Ron und ich warfen uns einen besorgten Blick zu, über Harrys plötzliche Resignation.
„Ja, Harry und das wird schon, wir halten immer zu dir und nun komm, wir müssen morgen früh raus, versuche noch ein bisschen zu schlafen“, bat ich leise und strich ihm beruhigend, aber auch aufbauend über den Arm.
„Ja, Kumpel, versuche es, du hast ja was zum Kuscheln!“, grinste Ron da ganz schön schelmisch und wackelte anzüglich mit den Augen, da hatte er auf einmal plötzlich eine unglaubliche Ähnlichkeit zu den Twins.
„Bleibst du denn, Hermione?“, fragte Harry da schüchtern.
„Natürlich, was denkst du denn?“, meinte ich betont fröhlich und schlüpfte wieder unter die Decke und Ron sagte: „Gute Nacht ihr zwei! Tut nichts was ich nicht auch tun würde und pass auf ihn auf!“, und ging zu seinem Bett, er schien meinen Ausbruch nicht wirklich tragisch zu finden.
„Wie bist du nur auf die Idee gekommen, zu mir… in mich rein zu kommen?“, wisperte Harry nach langer Zeit der Stille.
„Ich hab nicht nachgedacht, das war das Einzige was mir einfiel und ich war neugierig!“
„Ich glaub, ich kenne keinen, der freiwillig das sehen will, was ich sehe, du bist verrückt!?“, fragte er nach.
„Sind wir das nicht alle? Vergiss nicht, wir leben in verrückten Zeiten! Ich glaube, das war auch der Grund warum ich Dean so angegangen habe, ich bin nämlich froh, dass ich hier war und somit die Gelegenheit hatte dich zu begleiten“, versuchte ich mein Verhalten zu rechtfertigen.
„Mhmh, wo du recht hast, ich lasse mir nicht von Dean vorschreiben ob du bei mir sein darfst oder nicht! Also danke, schlaf gut! ... Ich freue mich auf ´s Laufen, echt!“, zog er mich an sich und kuschelte sich Schutz suchend ein. Armer Harry!
Und so fanden wir dann doch noch für ein paar Stunden den, nun erholsamen, Schlaf.
Der morgendliche Lauf tat uns beiden gut, denn so ungern ich es zugab, Legilimentik war nicht einfach und kein Kinderspiel. Ich hatte mich echt schwer getan, den Zauber aufrechtzuerhalten. Dieses ganze im Kopf wühlen schien mit einem gewissen Schmerz verbunden zu sein und so war es eine Erleichterung, die kühle und frische, morgendliche Luft einzuatmen und den Schrecken der Nacht zu vergessen.
Wir bekamen nun Frühling und wir konnten miterleben, wie die Natur begann zu neuem Leben zu erwachen. Die Blätter der Bäume zeigten die ersten Knospen und die Farben nahmen wieder einen satteren Ton an, auch die Tiere, die aus ihren Höhlen kamen und auch die kleinen Vögel, die nun morgens wieder ihr hohes Piepsen ausstießen, zeigten dass wir den Winter endlich hinter uns ließen.
Ich war dankbar, dass wir anscheinend Dean, Seamus und Neville vertrauen konnten oder dass meine Drohung so gut ankam und sie sich überlegten was sie erzählten, denn es ging zwar das Gerücht um, dass ich wieder bei Harry geschlafen hatte, was nicht überraschend war, da ja alle gesehen hatten wie ich ihn mit mir zum Schlafsaal zog, aber es gab kein Gerücht über die nächtliche Szene, die sich vor den Augen der Jungs abgespielt hatte. Und so waren wir froh, dass wir uns anscheinend auf die drei in dieser Hinsicht verlassen konnten und sie den Ernst der Lage begriffen hatten und lieber schwiegen.
Wir erhielten auch heute einen Haufen Briefe und die Resonanz war durchweg positiv. Ich war gespannt, wann oder wie der Dark Lord auf das Interview reagieren würde. Aufgrund dieser doch sehr guten Entwicklung konnte ich mir vorstellen, dass Lucius sehr eingebunden war, Fudge zu beruhigen, ja es war ein gelungener Coup und dies auch noch zur rechten Zeit, da ich, auch wenn ich das Schloss nicht verlassen sollte, es doch müssen würde, da ich noch wichtige Sachen zu erledigen hatte, die keinen Aufschub duldeten. Da konnte ich keinen gelangweilten Malfoy gebrauchen, der mich mit einem Wild verwechselte, das es zu jagen galt.
Natürlich ließen Draco die Gerüchte hellhörig werden und er benützte die Münze, um mir mitzuteilen, dass er mich vor meinem „Nachsitzen“ bei Snape kurz sprechen wollte, na, den Wunsch konnte ich ihm doch erfüllen.
Es war schön, Dracos drängenden Körper an meinem zu fühlen und wie er versuchte, mich in die Wand zu pressen, da er mich mit seinem Mund zu verschlingen suchte und wir uns küssten als würde es kein morgen geben. Seine Zunge machte mich wahnsinnig, wie sie mich neckte und liebkoste. Als er sich schweratmend und widerwillig von mir löste und mir die Haare aus dem Gesicht strich, um seine Hand zärtlich an meine Wange zu legen und mit seinem Daumen sanft über meine Haut zu streichen, so wollte ich am liebsten für immer bei ihm bleiben.
„Und wie ist Potter so im Bett?“, hauchte er rau und spielte auf die Gerüchte an.
„Unruhig!“, kam es frech von mir und ich grinste Draco diabolisch an.
„Mhmh, also sollte es nicht so erstrebenswert sein, in diesem zu landen, oder sehe ich das jetzt falsch?“, grinste er nicht weniger anzüglich zurück und lehnte sich weit vor.
„Vielleicht nicht so erstrebenswert wie in deinem, vom Spaßfaktor her betrachtet, aber um einiges informativer als in deinem zu landen!“, ärgerte ich ihn ein bisschen, aber ich hatte recht.
„Wie meinst du das?“, blickte er mich nun neugierig an.
„Harry hatte wieder eine Vision und ich bin per Legilimentik mit eingestiegen“, klärte ich ihn nun knapp auf.
„Hermione, weißt du, wie gefährlich das ist, wenn man das noch nie gemacht hat? Ach, was sage ich, ich spar mir den Atem… du hast natürlich alles gelesen!“, schüttelte er resigniert den Kopf und seine hellblonden Haare wehten um sein Gesicht.
„Genau, Draco und es ist ja alles gut gegangen und wie gesagt, es war sehr informativ“, stellte ich weiterhin von mir überzeugt fest.
„Warum bist du eigentlich wieder zu Potter gekrochen?“, ließ ihm das anscheinend keine Ruhe, da er versnobt nachfragte.
„Warum wohl? Der Artikel und die Reaktionen der Leute und unserer Schulkameraden haben ihm ganz schön zugesetzt. Er meinte, dass das doch alles verlogene Fahnen im Wind sind, er klang sehr verbittert“, erzählte ich rasch und schüttelte nun traurig meinen Kopf.
„Potter wird erwachsen, hätte ich ja nicht für möglich gehalten, dass er mal so eine realistische Sichtweise entwickelt!“, lobte er unwillig, was mich doch sehr erstaunte.
„Ja, es ist aber auch zu platt, was einige tun, erbärmlich!“, stimmte ich Draco zu.
„Kann ja nicht jeder so wie du sein, Liebling!“, schmeichelte er mir mit rauer Stimme und stützte sich nun mit der Hand an der Wand ab und rieb seinen harten Körper lustvoll an meinem, dabei hauchte er sanfte Küsse auf meinen Hals und begann, mich leicht zu beißen.
„Ohoho…“, entwich es mir lustvoll und ich hätte dem gerne nachgegeben, als sich die Gänsehaut über meinem gesamten Leib ausbreitete.
„Kommst du nach Severus zu mir? Ich hätte da so einige Visionen von dir, die ich gerne in die Tat umsetzen möchte!“, versuchte er mich schon mit seiner heiseren Stimme zu verführen.
„Jajaja, natürlich komme ich, sobald er mich lässt! Weiß du eigentlich schon, wie Lucius auf den gestrigen Artikel reagiert hat?“, fiel es mir noch siedend heiß ein, zu fragen.
„Nein, was wohl heißt, dass er im Stress ist, denn ich habe ihm sofort geschrieben und ihn informiert und eigentlich antwortet er mir immer umgehend, also ist deine Intrige voll aufgegangen!“ Er küsste mich stürmisch und ich erwiderte es genüsslich und freute mich über sein Lob, als er sich dennoch löste und weiter sprach. „Du musst los, sonst lässt er dich nie gehen und ich will heute Nacht noch ganz viel von dir!“, zog er meinen Kopf bestimmt zu sich und küsste meine Stirn zum Abschied, wandte sich ab und wurde von der Dunkelheit der Kerker verschluckt.
Ich atmete tief ein, schade, dass wir für uns immer nur so wenig Zeit hatten, aber nun gut und so kam ich im Büro des Professors an und fand es schon wieder leer vor, nur diesmal lagen auch keine Anweisungen für mich bereit, ich runzelte verwirrt die Stirn.
Was tun? Wenn ich ging ohne etwas getan zu haben, wollte ich die nächste Trainingsstunde nicht bei ihm haben, dort würde er mich höchstwahrscheinlich vor Wut zermalmen. Außerdem braute ich gerne für mich allein und so machte ich mich an die Arbeit, es machte mir nichts aus, extra Arbeit zu haben, dafür war ich mir nie fein genug gewesen.
So ging ich zu seinem Vorratsraum und bediente mich großzügig, dann setzte ich den Schlaftrank an und braute gekonnt vor mich hin. Die Minuten verstrichen, eine halbe Stunde, eine Stunde… es war nun fast zehn und er war noch immer nicht aufgetaucht. Dass dieses Mal wieder eine Lehrerkonferenz war, schloss ich aus. Das Einzige was mir dann einfiel war nicht wirklich die bessere Alternative und so hoffte ich, dass es beim Lord nicht schlecht lief, da er schon so lange weg war und der Ruf musste kurzfristig und unerwartet erfolgt sein, sonst hätte er für mich Vorkehrungen getroffen und ich sage es nicht gerne, aber ich fing an, mich zu Sorgen.
Wo blieb Snape?
Ich hatte mittlerweile längst den Schulumhang abgelegt und trug nun nur noch die Bluse mit dem Sweater und meinen Schulrock, während ich gewissenhaft vor mich hin hantierte, als ich plötzlich ein lautes Poltern hörte und wie die Tür nur Sekunden später lautstark aufsprang. Ich blickte erschreckt auf und erschrak. Eine Gestalt wankte unsicher herein und schien sich kaum noch auf den Füßen halten zu können, so wie sie sich hilfesuchend an der Wand abstützte, darauf bedacht, den Blick nur auf den Boden zu richten und auf diesem konnte ich nun mit ansehen, wie sich dunkelrotes Blut ausbreitete.
Ich konnte nicht zu hundert Prozent wissen, ob dies dort vor mir Professor Snape war, da diese finstere Gestalt vor mir in einen nachtschwarzen, langen Umhang gehüllt war, der aber nun in Fetzen von seinem Körper hing. Die Kapuze verdeckte alles von seinem Kopf und das Gesicht wurde schlussendlich von einer silbernen Maske verhüllt.
Bei seinem zerstörten Anblick sackte mir das Herz in die Hose, dieser stolze, kräftige und mächtige Mann sah so zerfetzt aus, war dies ein Sprengfluch gewesen?
„Professor!“, hauchte ich leise, geschockt und lief sofort zur Tür und schlug diese zu, nicht dass noch jemand sah wie er durch die Schule lief, er, ein Death Eater! Zum Glück kannte er meinen Geheimgang, man stelle sich vor, er wäre so zum Schlossportal herein marschiert, nein, ich stellte es mir besser nicht vor, da würde ich nur ein Magengeschwür bekommen!
„Mi… ss… wa…?“, stotterte er abgehakt nach Atem ringend. Okay, da war nicht viel zu erfahren und so packte ich nun schnell und entschlossen seinen Arm, hievte mir diesen über die Schulter und stützte ihn schwer, dabei war es mir egal, dass er mich vollblutete. So öffnete ich mit seiner dezenten Mithilfe die verborgene Tür zu seinen Gemächern und zog ihn mehr als dass ich ihn trug zum Schlafzimmer. War es normal, dass sich eine Schülerin so gut in den privaten Räumen ihres Lehrers auskannte? Nein, mit Sicherheit nicht, aber was lief schon bei mir normal?
„Legen Sie sich hin, Sir“, befahl ich und hoffte, dass er ein bisschen mithelfen würde oder könnte, aber in dieser Sekunde schien er endlich seinen Schmerzen nachzugeben und sein Bewusstsein zu verlieren und so landete er sehr unsanft und ungebremst auf der Matratze und riss mich rücksichtslos mit sich.
„Puh… Sir, Sie sind ganz schön schwer!“, schimpfte ich mich unter seinem Körper hervor, und zog ihn nun schwer in die Mitte des Bettes, dabei schwitzte ich fürchterlich, das war anstrengend. Aber nun lag er gut genug, damit ich mir in Ruhe ansehen konnte, was ihn ausgeknockt hatte. Je mehr ich sah, desto sicherer war ich, dass Eile geboten war, denn ein so kampferprobter und erfahrener Mann wie Snape, der Schmerzen und Verletzungen gewöhnt war, verlor nicht wegen einer Lappalie sein Bewusstsein. Ich schob alle Bedenken beiseite und hexte ihm rasch die zerstörte, verdreckte Bekleidung auf einmal weg und ließ sie auf dem Boden liegen.
Da überlegte ich nicht lange, nur die Ehre, ihn komplett nackt zu sehen hatte ich noch nie gehabt und was soll ich sagen, es interessierte mich erst mal zweitrangig, dass ich nun meinen Professor entblößt vor mir liegen hatte, da mir die tiefen, aufgerissenen, blutenden Fleischwunden auf seinem Oberkörper mehr Sorgen bereiteten.
Shit, wie hatte er es geschafft zu apparieren und sich hierher zu schleppen? Ich sah nur Blut und es floss einfach weiter unaufhörlich aus seinem Körper, er würde verbluten, wenn ich nicht schnell war.
Halt, er hatte einen eisernen Willen, wie ich schmunzelnd feststellte, trotz der bedrohlichen Situation und wofür war ich eine Hexe? Als erstes rief ich alle Tränke mit einem Accio zu mir und während diese auf mich zuflogen und auf dem Bett zum Liegen kamen, sprach ich schon einen starken Tergeo, um die Wunden zu reinigen und schickte einen Episkey hinterher und den ein oder anderen Heilzauber legte ich auch noch auf ihn.
Ich griff auf alles zurück was mir einfiel, als ich registrierte, dass ich bei einigen der kleineren Wunden schon Erfolge erzielte und die Blutungen stoppen konnte, kletterte ich entschlossen zu ihm auf das große Bett und entkorkte die Phiolen, robbte zu seinem Kopf und legte mir diesen auf meine Beine, um seinen Kopf anzuheben und ihm die unterschiedlichen Flüssigkeiten nach und nach in seinem bewusstlosen Zustand behutsam einzuflößen.
Aber erst musste diese verdammte Maske weg, ich versuchte, sie ihm abzunehmen, vergeblich, wie ich langsam, aber sicher verzweifelt feststellte! Sie rührte sich nicht von der Stelle und ich verstand nun den Sinn dieser Masken. Dass diese wohl helfen sollte, sie nicht zu enttarnen war klar, aber nur sie konnten die Masken abnehmen. Wie sollte ich ihm die Tränke einflößen, da ein schmales Gitter vor seinem Mund angebracht war und dieses mir so den Zugang zu seinem Mund verwehrte? Kein leichtes Unterfangen. Ich bekam leichte Panik und wurde schrecklich nervös. Dann rief ich mich eisern zur Ordnung und ließ Ruhe in meine Gedanken einkehren. Ich würde ihn nicht retten, wenn ich die Nerven verlor, ich musste meine Gedanken beisammen halten, bleib ruhig, Hermione!
Da kam mir ein brillanter Einfall und ich strich über seine offene, zerfetzte und blutbesudelte Brust, nahm das noch warme Blut auf, das noch immer aus einigen Wunden so schnell hervorsprudelte, verteilte es großzügig auf meiner Hand und murmelte einen kleinen schwarzen Spruch, Velare, der meine Identität kurz verschleiern sollte.
Ich hoffte, ich konnte damit den Zauber auf der Maske täuschen und vortäuschen, dass ich Snape war und legte nun meine mit seinem Blut benetzte Hand an die Seite der Maske und siehe da, es war so einfach wenn man nur den richtigen Einfall hatte, denn erstens veränderte sie sich direkt vor meinen ungläubigen Augen, waren die nicht alle silbern? Bei der Quidditch Weltmeisterschaft waren sie dies gewesen? Aber nein, er trug zwar auch noch immer eine Eisenmaske, nur war diese jetzt mattschwarz und rankende Verzierungen in einem hellen grün liefen um die Stirn, die Augen und das Kinn. Es waren durch die Augenschlitze die soeben kurz geöffneten Augen zu sehen, die mich in ihrer dunklen Intensität fiebrig anglitzerten, bevor sie ihm wieder zufielen.
Aber zweitens und das war das Wichtigere löste sie sich endlich und gab das darunter liegende, fahle und extrem blasse, fast schon blutleere Gesicht des Professors frei, das vor Schweiß ungesund glänzte. Ich schmiss die Maske in einer fließenden Bewegung durch den Raum und das Metall landete geräuschvoll scheppernd auf dem Boden.
Er hatte seine Augen geschlossen aber seine Lider zuckten unruhig, auch atmete er langsam und schwer und so hob ich eilig die erste Phiole an seinen Mund und flößte ihm die Flüssigkeit langsam und vorsichtig ein, damit nichts von den heilenden Tränken verloren ging. Nur auf den Schmerz- und Schlaftrank verzichtete ich, da ich noch wusste, wie der Professor bei meinem Verarzten immer darauf hinwies, dass dies der schnellen Heilung hinderlich wäre und ich war mir sicher, so wie ich, ertrug er lieber die Schmerzen, kam dafür aber schneller auf die Beine.
Als ich endlich fertig war sprang ich rasch auf und sprach nochmal einen starken Heilzauber, aber leider schlossen sich immer noch nicht alle Wunden, zwei klaffende, eklig tiefe Risse auf der Vorderseite wollten sich nicht schließen. Es sah aus als hätte etwas die Haut gesprengt und sein Fleisch tief eingerissen, das Gewebe hing in Fetzen, zum Glück schienen aber keine Organe betroffen. Zum Glück, nur leider verlor er stetig Blut und durch den hohen Verlust dieses lebenswichtigen Bestandteiles war er bewusstlos, was wohl auch besser war, denn ich würde bei dem was ich tun musste auch nicht wach sein wollen und so beschwor ich mir ohne langes nachdenken Nadel und Faden.
Ich musste schnell sein, musste mich beeilen, denn der von mir verabreichte Blutbildungstrank war kein Wundertrank und würde ihn nicht ewig am Leben erhalten.
Tja, in meiner Vergangenheit, als ich noch ein Schulmädchen war und Handarbeit sein musste, hätte ich nicht der Stoff, den ich bearbeitete, sein wollen. Es war ein Trauerspiel ohne gleichen, nur meine praktischen Künste in Kräuterkunde konnten da mithalten. Ich konnte viel, fast alles, aber hier hatte ich spektakulär versagt, aufgrund dieses Wissens zitterten meine Hände etwas, da dies hier die Haut eines Menschen war und kein Stoff, den man danach, nach versauter Arbeit, wegschmeißen konnte.
Scheiße, das war Professor Snape, er würde mich umbringen, wenn ich nicht gute Arbeit an ihm leistete und so schloss ich, bei aller gebotenen Eile, kurz die Augen und versuchte mich zu fassen und atmete tief ein.
Aber ich wäre nicht ich, wenn ich diesen kleinen Anflug von Nervosität nicht erfolgreich verscheuchte und mich an das Vernähen machen würde, ich setzte an und stach zu, das Gefühl durch elastische Haut zu stechen war ungewohnt. Es ging erstaunlich leicht und so hielt ich die auseinandergerissenen, ungleichen Hautlappen aneinander und tat Stich um Stich und hoffte, die Naht würde nicht zu grausam aussehen, wie gut, dass mir nicht so leicht schlecht wurde, während er sich nicht rührte, selbst ein Stöhnen oder Wimmern versagte er sich in seiner Ohnmacht, etwas was ich bewunderungswürdig fand.
Die Wunden waren riesig, wie ich fand und mir kam es vor als würde ich gar nicht mehr fertig werden, obwohl ich so schnell agierte wie ich konnte. Der Schweiß lief mir herab, so konzentriert war ich, schnell und genau zu arbeiten. Als ich den letzten Stich tat und den Faden verknotete, sprach ich nun nochmal einen Heilspruch und konnte erleben, dass sich meine Bemühungen gelohnt hatten und sich die Wunden nun verheilend schlossen und nicht wieder aufklappten. Er hatte sich kein einziges Mal bei der ruppigen Behandlung gerührt, sollte ich mich freuen, oder noch mehr sorgen?
Ich erlaubte mir nun, erleichtert aufzuatmen und nach einen Ratzeputz war auch zu sehen, dass die Brust fast wiederhergestellt und auch als solche wieder erkennbar war. Ich strich mir mit dem blutigen Ärmel über die schweißnasse Stirn, stöhnte auf und wagte mich nun an die Rückseite. Mit ein wenig magischer Hilfe gelang es mir, den Professor in seiner nackten Pracht zu drehen und am liebsten hätte ich angefangen zu weinen, wenn ich denn so etwas tun würde aber eine Hermione Granger tat so etwas nicht, als ich erkannte, wie sein Rücken aussah. Er war wie eine einzige offene und schwärende Wunde, ein grausamer Anblick, dem ich mich hier stellte. Nur gut, dass ich schon so viel gesehen hatte, sonst müsste ich jetzt kotzen, aber mit Boles offener Kehle konnte es halt doch nicht mithalten.
Und so begann ich hier genauso wie vorne. Reinigen, Heilsprüche, reinigen und schauen was sich nicht schloss, es mussten zwei Flüche gewesen sein, die ihn getroffen hatten. Der an der Brust war eindeutig ein bösartiger Schneidefluch bzw. Rissfluch gewesen und der im Rücken erinnerte eher an einen Explosions-, Spreng- oder Feuerfluch, den er mit dem Rücken abgefangen hatte aber so genau konnte ich das nicht sagen. Eindeutig, hier würde ich eine Diptam- und Murtlapessenz benötigen und so rief ich das Gewünschte mit dem Accio, die Essenzen würde ich auch noch vorne für die Nähte benötigen.
Als ich meine Hände in die Salben tauchen wollte, bemerkte ich, dass diese über und über mit dem Blut des Professors verdreckt waren und reinigte sie erst gründlich.
So kniete ich nun über dem geschundenen Leib des Professors und rieb großzügig beide Salben über seinen ganzen Rücken und konnte wieder einmal das Wirken der Magie in Reinform beobachten und dabei zusehen, wie diese einzige, fleischige, blutende Wunde, die dieser Rücken gewesen war, vor meinen Augen langsam zu heilen begann, natürlich wirkten auch die Tränke unterstützend von innen heraus. Ich schloss wieder kurz erschöpft die Augen, ich agierte, wie ein Roboter es tun würde.
Während ich ihm immer wieder über den Rücken rieb, fühlte ich, wie ausgelaugt ich war, das war ganz schön anstrengend. Heilmagie an sich war schon eine verteufelt schwere Angelegenheit und sie lag mir nicht gar so gut wie viele andere Gebiete, ich konnte es, es war nötig, wichtig, wie man gerade sah lebenswichtig, aber ich war hierbei kein Genie. Aber auch die aufwendige Heilung zehrte an den Kräften, zuerst das Nähen hatte Konzentration gekostet und nun kostete das Verreiben der Salben Kraft. Auch flaute nun mein Adrenalin ab, das seit dem Anblick von Snapes verletzter Person durch meinen Kreislauf geschossen war und ich war so auf den Verletzten fokussiert, dass ich die rufende Stimme gar nicht wahrnahm. Erst als jemand im Lichtschein der Eingangstür zum Schlafzimmer stand und mir so das Licht nahm, knurrte ich unwillig auf, da meine Sicht dadurch zu schlecht war.
„Was geht hier vor sich, Hermione?“, hörte ich eine argwöhnische, abwägend fragende Stimme.
„Hermione, ich rede mit dir?“, kam es fordernd, als ich nicht reagierte.
„Keine Zeit“, rief ich Draco entnervt zu und rutschte etwas zurück, um den bewusstlosen Snape nun wieder durch Schwerstarbeit umzudrehen, um auch die Nähte an der Brust mit der Essenz einzureiben.
„Was ist mit ihm?“, klang er nun besorgt und eilte auf mich zu und half mir ungefragt, den Bewusstlosen umzudrehen.
„Später, sprich bitte auf ihn nochmal einen starken Episkey…“, bat ich in müdem Ton, dabei rieb ich die Salbe akribisch auf die Brust und den Bauch. Draco stellte nun bei diesem Anblick keine Fragen mehr und tat, wie von mir befohlen und heilte den Professor weiter. Später saßen wir beide nun neben dem nackten, noch immer in tiefer Bewusstlosigkeit gefangenen Mann, der, wenn er dies wüsste, wie eine Rakete in die Luft gehen würde.
Ich entkorkte somit die nächste Ration Blutbildungstrank und flößte ihm diesen ein und dann erhob ich mich mit schmerzendem Rücken und reckte mich.
„Gut, mehr fällt mir jetzt auch nicht mehr ein!“, meinte ich erschöpft und blickte betroffen auf Snape hinab.
„Was ist passiert? Ich habe Blutspuren im Kerker gefunden!“, meinte Draco aufgeregt aber er achtete darauf zu flüstern.
„Was? Du musst die Spuren verschwinden lassen, keiner darf von dem Geheimgang wissen! … Warum bist du überhaupt hier?“, fragte ich da konfus und Draco blickte zu mir auf.
„Es ist jetzt fast ein Uhr, ich wollte sehen, wo du bleibst!“, ging er nur auf meine zweite Frage ein.
„Was schon so spät? Dann hat das länger gedauert als angenommen!“, rieb ich mir erschöpft über das Gesicht. Ich versuchte somit seit fast 3 Stunden, den Professor zu retten, was waren das für Flüche gewesen, die mir das Leben so schwer gemacht und ihm seines beinahe genommen hatten, wer hatte diese gegen ihn gesprochen? Wer hatte das getan?
„Erzählst du mir, was geschehen ist?“, erbat Draco und trat plötzlich nah an mich heran und reichte mir ein Glas, was mich erstaunt aufblicken ließ, war er kurz im Wohnzimmer gewesen? Hatte er die Spuren beseitigt? Anscheinend, ich musste wohl etwas neben mir stehen, Konzentration, rief ich mich selbst zur Ordnung.
„Danke!“, und trank erst mal einen großen Schluck von dem brennenden Alkohol, der mir in einem Schub doch wahrlich wieder die Lebensgeister zurückbrachte, als ich keuchte. „Ich kam an und er war nicht da und da ich ihn kenne, habe ich einfach angefangen einen Schlaftrank zu brauen… er kam und kam nicht… ich hab schon angefangen, mir Sorgen zu machen, da ich so eine Vermutung hatte… und dann kam er rein… mehr taumelnd, ich hab ihm dann geholfen, ihn gestützt und dann ist er ohnmächtig geworden! Der Blutverlust… muss zu hoch gewesen sein, er wäre beinah verblutet…“, erzählte ich stockend, als ich abrupt abbrach, denn ich konnte dabei zusehen, wie Draco begann, den nackten Körper fürsorglich mit der Decke zu bedecken und Snape in einer besorgten Geste seine Haare sanft aus dem Gesicht strich.
„Danke dir, Hermione, du scheinst ihm das Leben gerettet zu haben! Was würden wir nur ohne dich tun?“, meinte er ehrlich bewegt, mit belegter Stimme und lächelte mich verhalten an, bevor er wieder sorgenvoll auf das leichenblasse Gesicht seines Onkels blickte.
„Sag ihm das bloß nicht, ich habe ihm nur die gleiche Freundlichkeit angedeihen lassen, die er immer die Güte hatte mir zu geben, auch ich verdanke ihm mein Leben, wir sollten aus dieser Selbstverständlichkeit nichts Großes machen!“, wehrte ich rasch ab und da hörte ich, wie Draco leise und verhalten auflachte.
„Hermione, ihr beide könnt euch in einigen Dingen so ähnlich sein, das ist unglaublich. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wenn du nicht da gewesen wärst, jeder andere, der gesehen hätte, dass er nicht da ist, wäre abgehauen und du stellst dich hin und braust freiwillig einen Trank! Ich wette, du hättest die ganze Nacht ausgeharrt und wenn du ein ganzes Buch hättest brauen müssen. Ich möchte dir noch einmal danken, dass du dir solche Sorgen um meine Familie machst!“, entgegnete er nun ernst und blickte noch immer auf den komatös schlafenden Snape und nun trat ich zu Draco und legte ihm meine Hand auf den Arm
„Ich dachte, ich gehöre mittlerweile zu deiner Familie und Familie hält zusammen?“, flüsterte ich leise.
„Oh, das tust du! Aber ich war mir nicht sicher, wie du zu dem Ganzen stehst und ob du dich schon als Teil dieser Familie siehst!“, meinte er abwägend und überlegt.
„Natürlich sehe ich mich als Teil davon, ich habe mich mit den Gegebenheiten abgefunden, aber ich hätte Snape so oder so geholfen!“, meinte ich hitzig.
„Das weiß ich doch, du hast ein gutes Herz! Was glaubst du ist passiert? Ich glaube nicht, dass es der Lord war, das passt nicht?“, fragte er besorgt nach und klang müde.
„Warum?“, fragte ich überrumpelt nach, dass sich Draco hier so sicher war.
„Der Lord ist nicht dumm, das war er nie und wird es nie sein! Er foltert nicht seine besten Männer und bringt sie fast um, er straft vielleicht mal… aber eigentlich nie Vater und Severus. Niemals bisher, verstehst du? Auch dem Rest des Inneren Zirkels tut er so was nicht oft an. Ich denke, da ist was bei einem Auftrag schiefgelaufen…“
„Ja, du hast recht, der Lord wäre dumm, seine eigenen Leute so zuzurichten, wir werden warten müssen, bis er es uns erzählt!“, versuchte ich Draco Trost zu bieten.
„Ja, braucht er Aufsicht?“
„Ja.“
„Gut, dann übernehme ich die ersten zwei Stunden, du bist ganz erschöpft vom Heilen, leg dich auf die Couch und schlaf, muss ich was beachten?“, fragte er und ich kam gar nicht dazu es ihm zu erklären, als er mich noch einmal von oben bis unten Maß.
„Bevor du dich hinlegst geh ins Bad und wasch dich, du bist über und über mit Blut besudelt, du hast es dir selbst ins Gesicht gewischt, nimm aus seinem Schrank ein Hemd, seine Größe dürfte für dich fast ein Nachtgewand sein!“, wies er an. Sah ich so derangiert aus? Ich eilte zum Schrank und gab Draco Anweisungen.
„Ich denke, du solltest ihm diese vier Phiolen noch einmal in einer Stunde geben, dann sollte er sich sehr gut erholen“, sprach ich müde und schlurfte eilig in das große Badezimmer, das in schwarz gekachelt war, ein Fenster zeigte den Blick auf den See und ließ alles leicht grünlich schimmern. Wow, so ein düsteres Bad hatte ich noch nie gesehen, die Akzente wurden von grünen und silbernen Schlangen und Ranken gegeben, auch die Armaturen glänzten in Silber, selbst die Wanne war aus schimmerndem, glänzendem Schwarz und die flackernden Fackeln an den Wänden verpassten der Umgebung eine mystische Atmosphäre.
Die Schönheit des Ganzen ging in meinem umnebelten Hirn leicht unter und ich ließ meine Sachen zu Boden gleiten und blickte in mein dreckiges Gesicht, das mir blass und übernächtigt unter dem getrockneten rostroten Blut entgegensah.
Ich trat unter die Dusche und wusch mich schnell, reinigte nur meinen Slip und zog das stark nach Kräutern duftende, weiße Hemd von Snape an, das mir bis auf die Oberschenkel fiel und meine Hände verdeckte. Ich sah aus wie ein kleines Mädchen, war mir gerade egal, stieg über meine verdreckte Kleidung hinweg und trocknete im Gehen mein Haar magisch und ging unter den aufmerksamen Blicken von Draco, der es sich neben Snape auf dessen Bett bequem gemacht hatte, wie eine Schlafwandlerin in das Wohnzimmer, ohne es richtig wahrzunehmen.