SÜNDER
Ich konnte dem Druck, auf dem Fernsehsessel zu sitzen, nicht mehr lange standhalten, hegte also das Vorhaben, ihn zu verlassen, als ich mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen musste, dass sich ein Hund vor Meiner befindet... Der Hund meiner Schwester...
Ich versuchte, den Passanten zu, nun ja, im Nachhinein ist mir diese Situation peinlich, über ihn hinfort zu springen. Doch ich scheiterte kläglich. Ich konnte mein Vorhaben nicht durchsetzen, aus Angst, meiner Schwester Hund bei der Landung Schaden zuzufügen. Es war riskant... aber vielleicht doch einen Versuch wert?
Nach einigen dieser Versuchen, die ich noch während der Gelegenheit, abzuspringen unter grässlicher Sprungangst abbrechen musste, stellte ich frustriert fest: "I trau mi ned über'n Hund springa."
Als ich schließlich all meinen Mut zusammen nahm, zum endgültigen Absprung ansetzte, ertönte es, beinahe aus dem Nichts, von Mutters Seite: "Du soist a ned über'n Hund springa!"
...Doch es war zu spät. Ich sprang, und es gab nichts, das mich aufhielt. Beinahe war es, als würde ich fliegen! Schweben. Als würde alles um mich herum in Zeitlupe geschehen. Ich dachte über Mutters weise Worte nach. Sie hatte recht. Du sollst nicht springen über deiner Schwester Hund. Es war die Wahrheit. Es war wie eine Erscheinung, eine Erleuchtung! Wie... das elfte Gebot.
Ich landete. Unversehrt, gleich meiner Schwester Hund. Doch nach alledem stürzte ich dennoch erschüttert zu Grunde. Erschüttert, über die unfassbare Unverschämtheit, die ich noch vor wenigen Augenblicken besaß. So liege ich dort. Am Boden. Dort wo ich hingehöre... Ich bin ein Sünder... EIN SÜNDER!!!
Gewidmet meiner über alles geliebten Schwester. Nun ist mein einst jungfräuliches Gewissen beschmutzt. Ich hoffe, du kannst mir meine Schandtat verzeihen... Und auch Gott.
Fortsetzung folgt